24.07.2020, 22:40
William Bennett.
Der Name sagte Nathan gar nichts. Allerdings sagte Nathans Unwissenheit natürlich nichts darüber aus, wie gefürchtet dieser Bennett war. Schließlich hatte sich der Dieb hier noch nicht allzu lange herumgetrieben, um wirklich zu wissen, welche Namen auf dieser Insel ausschlaggebend waren. Aber Nathan speicherte diesen Namen in seinem Hirn ab, vielleicht würde er sich später noch nützlich erweisen. Wenn es für sie noch ein Später gab.
Wenigstens gab es Hoffnung darauf, dass Liam früher oder später gesucht werden würde. Das war eine positive Nachricht, da möglicherweise seine Freunde eher auftauchen würden als Flint. Dann hatten sie gute Karten und, wenn Liam für ihn ein gutes Wort einlegen würde, hätte auch er für eine Flucht gute Chancen. In diesem Fall durfte er sich nur nicht mehr erwischen lassen und die Stadt möglichst schnell verlassen. Er könnte sich auch auf ein Schiff schmuggeln als Blinder Passagier.
Ein wenig erschrocken war Nathan darüber, dass Liam erwog, sich gegen Flint zur Wehr setzen zu wollen. Der Dieb glaubte nicht daran, dass Flint ihnen nur das leiseste Quäntchen an Möglichkeit geben würde, sich mit ihm schlagen zu können. Am ehesten würde er seine Affen losschicken, aber das hätte er doch gleich haben können, oder? Er kam einfach nicht darauf, was Flint vorhatte. Wenn er allerdings die Wahl hätte zwischen die Lösung dieses Rätsels zu erhalten oder das Weite suchen zu können, so würde er Letzteres wählen. Liam tastete seine Taschen nach Waffen ab, und offensichtlich wurde er fündig. War sich Flint seiner Sache so dermaßen sicher?
Gerade wollte Nathan eine entsprechende Bemerkung machen, da hörten sie draußen gedämpfte Stimmen. Beide, Liam wie Nathan schienen die Luft anzuhalten. Da die beiden Wachen über Geld sprachen, witterte Nathan seine Chance. “Hey!“, rief er laut. “Ihr da draußen!“
Er sprang von seinem Platz herunter und ging auf die Tür zu. Er brachte sein Gesicht nah an das verwitterte Holz, um besser die Antwort hören zu können. Die kam selbstverständlich auch prompt. “Schnauze, da drin!“, kam es recht rüpelhaft zurück. Aber Nathan, dem eine Idee gekommen war, fuhr fort: “Ihr müsst es doch Leid sein, ständig nur die Drecksarbeit machen zu müssen, aber nichts zu kassieren. Wir können das än…“
“Du sollst die Schnauze halten, sonst bereust du es“ Ein dumpfer, wütender Schlag gegen die Holzbohlen sollten den Worten des Mannes Nachdruck verleihen, doch Nate ließ sich nicht beirren. “Wir können das sofort ändern, wenn ihr uns rauslasst, können wir euch…“ Er zählte kurz nach und nannte dann die beträchtliche Summe, die sich in seinem Beutel befanden. “Das Dreifache können wir euch später besorgen.“
Draußen war es still geworden, Nate warf Liam einen fragenden Blick zu. Vielleicht dachten die Affen wirklich darüber nach. Der Dieb beschloss, die Stille für sich zu nutzen und meinte: “Wir könnten es so machen: Ihr lasst uns raus, und bekommt den ersten Anteil. Wir sperren euch hier ein, und ihr behauptet einfach, dass unsere Mannschaft mit brennenden Fackeln aufgetaucht wäre und euch gedroht hätte, alles zu verbrennen, wenn ihr uns nicht freilassen würdet. Da die Stoffe mehr wert sind als wir Nichtsnutze…“, dieses Mal war Nathans Blick an Liam eindeutig entschuldigend. “….habt ihr uns freilassen müssen und wir haben euch dann hier eingesperrt. Flint wird euch dankbar sein und ihr habt nebenher eine Stange Geld verdient. Wir treffen uns heute Abend am Hafen, dann bekommt ihr den versprochenen Rest. Na, wie klingt das für euch?“
Nathans Stimme klang ermutigend und auffordernd, trotzdem war es hinter der Tür immer noch sehr still. Angespannt warteten sie auf die Antwort von draußen.
[mit Liam in einer Lagerhalle]