18.07.2020, 12:33
Shanayas Plan stand fest – und sie würde sich nicht so einfach davon abbringen lassen. Und wenn sie den ganzen Tag hier draußen verbringen musste… sie hatte nichts bestimmtes vor, also konnte sie ihre Suche nach dem Dieb auch mit einem – mehr oder weniger – gemütlichen Spaziergang verbringen. Dabei hatte sie zwar noch ein Anhängsel, einen… Wachhund, der sowieso nicht viel sagte. Also konnte sie ihn auch hervorragend ausblenden. Bis die Stimme des Mannes doch erklang und sie auf eine Gruppe Kinder hinwies. Die junge Frau hob leicht eine Augenbraue, betrachtete den Dunkelhaarigen mit skeptischer Miene. Er wollte tatsächlich die Kinder einspannen, um an mehr Informationen zu kommen. Eine Horde Kinder, die vermutlich ALLES sagen würden, wenn die Bezahlung stimmte. In diesem Fall würde vermutlich schon eine Hand mit einem Haufen Süßem drin genügen. Mit einem Seufzen richtete sie ihre Aufmerksamkeit also wieder von den Kindern auf Josiah, ihr Grinsen wurde bei seinen Worten noch ein wenig breiter. Sie lauschte nur halbherzig dem Treiben in ihrer Nähe, an den Geräuschen, die nach Poltern und aufgeschreckten Tieren klangen.
„Glaub mir, ich bin weit davon entfernt, zu stolz zu sein, um Hilfe anzunehmen. Ich nehme sie nur nicht an, wenn ich sie nicht brauche. Vielleicht sollten wir...“
Viel weiter kam die Schwarzhaarige nicht, denn das Gepolter kam in diesem Moment direkt auf sie zu. Ein kurzer, verwirrter Blick galt noch Josiah, als sie auch schon von etwas Schwerem getroffen wurde. Einen Moment lang wurde Shanaya schwarz vor Augen, der Schmerz weckte jedoch wieder all ihre Sinne, als sie auf dem Boden aufkam. Für wenige Herzschläge war sie benommen, die klebrige Wärme an ihrem Bein ließ sie blinzeln. Ein Schrei drang in ihr Bewusstsein, dann war da eine männliche Stimme.
Shanaya blinzelte noch einige Male, setzte sich dann auf. Erst jetzt drang der Schmerz wirklich durch ihren benommenen Verstand, die Geräusche blieben noch etwas dumpf. Ganz automatisch legte die Schwarzhaarige ihre Hand auf die Wunde, spürte die Wärme des Blutes. Ihr Herz schlug einige Takte schneller, auch als sie sich die Worte des Mannes noch einmal ins Gedächtnis rief. Ein Medicus? Die junge Frau kniff die Augen zusammen, blickte den Alten dann direkt an.
„Ich brauche keinen Medicus, nur ein bisschen Alkohol.“
Ihre Stimme klang bestimmt, während sie den Druck auf ihr Bein ein wenig verstärkte. Ihre andere Hand, ihre rechte, zog ihre Tasche näher zu sich, kramte darin nach dem Stück Holz und dem kleinen Nadeldöschen. Ihre Atmung ging deutlich schneller, Wut kam in ihrem Inneren auf. Auf den Mann, dem sie diese Wunden verdankte, wenn auch nicht durch seine Hand. Trotzdem überwog in diesem Moment der Gedanke daran, dass sie ganz gewiss nicht irgendeinen Scharlatan an ihre Verletzung lassen würde! Ihre Finger zitterten, trotzdem ließ sie das Stück Holz und das Döschen neben ihr Bein fallen, tastete sich zu ihrem Dolch vor. Sie lenkte sich einfach mit dem Gedanken ab, dass sie jetzt schon wieder eine neue Hose organisieren musste, ab. Denn diese würde mit der nächsten Bewegung ein großes Loch aufweisen.
[Nähe des Bordells | Josiah und einige Passanten]