18.06.2020, 17:12
Schnapp. Geräuschvoll waren die feinen Metallzähne seiner Scharade ineinander gefahren und hinterließen nichts außer einer dunklen Spur stillschweigender Verachtung. Er hatte ihn getroffen. Nicht tief genug, um ihn anzufahren und augenscheinlich doch in dem Maße, dass er für eine ungesunde Anzahl an Sekunden jegliche Luft in seinen Lungen sammelte. Das breite Lächeln auf Ceallaghs Lippen wurde beim Ansturm der Welle aus Missmut und Bestürzung eine Spur breiter. Fast schon, als bereite ihm diese Stichelei mehr Spaß, als sie sollte.
“So?“, gab er spöttisch von sich, die hellen Brauen erstaunt gen Haaransatz gezogen. Den Oberkörper soweit voraus gebeugt, dass er einen Blick auf die mürrische Miene des Alten erspähen konnte, bis Trevor die Straße überquerte und seinen hitzigen Körper neben ihm parkte. Instinktiv zog sich Ceallagh zurück, den Arm erneut in seinem Rück verschränkt, als gäbe es just in diesem Moment keinen besseren Verwendung mehr für ihn. Überließ damit dem quirligen Wirbelwind das Feld und behielt stattdessen mit unauffälligen Bewegungen die Straße im Blick. Er fragte sich wo Lucien und Zairym abgeblieben waren. Allzu weit konnte ihr Weg nicht gewesen sein, wenn bereits der Trevors um tausende Hausecken und Umwege nur 5 Minuten in Anspruch genommen hatte. Oder gab es noch etwas, dass der junge Kapitän mit dem Söldner allein zu klären hatte?
Wie ein sengender Schmerz fuhr das metallene Klimpern der Münze gegen sein Trommelfell und riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Die grünblauen Augen herumfahrend, während die Miene noch immer die Straße hinab gerichtet blieb. Offensichtlich hatte er sich nicht in der Stellung des Scovells in dieser Konstellation geirrt – seine Aufgabe schien so simpel wie einleuchtend. Er war das Zeichen. Nicht mehr, nicht weniger. Wie schön.
“Es…“
Die Worte des Hünen gingen in der jähen Bewegung des Alten unter, der die Hand hob und nur wenige Zentimeter vor seinem Ziel zum Stehen kam. Als habe er sich an der plötzliche Hitze verbrannt, zuckten die vernarbten Finger zurück und hinterließen auf Cealls Miene einen Ausdruck unbändiger Belustigung. Sie einer an. Da kann sich jemand bewegen. Erstaunlich wozu Trevor in der Lage war, was ihm wohl erst in den nächsten Minuten gelungen wäre. Spätestens jetzt war klar (auch dem letzten verirrten Geist), dass sie für eine gemeinsame Sache zusammengerufen worden waren. Und dem Schock des Kontaktmannes nach zu urteilen, erschien es ihm nicht als allzu sinnvoll, wortwörtlich mit der Tür ins Haus zu fallen.
“Das hier ist kein guter Ort, um zu warten. Richtig?“
Was er sagte, war offensichtlich. Was er nicht sagte, so hoffte er, zumindest für den Bettler verständlich, dessen grobe Züge Ceall in jenem Moment umriss. Nicht, dass er davon ausging, dass sie bisher sonderlich unauffällig gewesen wären. Mit Trevor an seiner Seite konnte er auch unsichtbar sein und binnen weniger Sekunden auffallen. Doch manchmal tarnte man sich eben dort am besten, wo es am offensichtlichsten war, oder nicht?
[mit Trevor direkt vor Aik auf dem Gehweg | Villenviertel]