14.06.2020, 22:07
Rúnar zuckte zusammen, als hinter ihm das Chaos anfing auszubrechen. Eine Tür schlug auf, eine Frau schrie und beschwerte sich über Bisse und Bezahlungen. Rúnar drehte sich um. Sie stand in der Lobby, versuchte sich mehr oder minder erfolgreich mit einem fadenscheinigen Tuch zu bedecken, und schonte ihr Bein. Ein ebenso wenig bedeckter Mann folgte ihr.
Rúnar starrte erst sie an, dann ihn - er steckte ungeschickt in seinem Hemd - dann auf den Boden. Ein erneuter Aufschrei der Frau ließen Rúnar ein weiteres Mal zusammenzucken. Er presste sich die Handfläche aufs Herz -- Himmelgötter.
Es dauerte eine Sekunde, bis Rúnar realisierte, dass Tarón irgendwie zu dem Aufruhr dazugehörte -- aber auch nur, weil aus dem offenen Zimmer die bunte Echse watschelte, die Rúnar normalerweise auf Taróns Schulter sitzen sah. (So ergab auch der Biss Sinn. Obwohl er nie auf die Idee kommen würde jemandes spezifische Präferenzen zu bewerten. Mit Einwilligung jedweder Beteiligter, natürlich, denn das schien hier nicht der Fall zu sein.)
Rúnar wusste sofort, was gerade vor sich ging. Er sah es in Calwahs Körperhaltung und den fokussierten Blicken, die er und Tarón austauschten. Mit Pferden war es genau gleich. Und Rúnar wusste auch, was das beste Gegengift für Zaunbrecher war: Neugier. Er sah sich kurz um, suchte nach einer Idee und erspähte das silberne Buttermesser auf Gregorys Tablett, das dieser bisher noch nicht benutzt hatte. "Entschuldige bitte", murmelte Rúnar und griff sich das Messer. In dem Moment, in dem Rúnar in die Hocke ging, versuchte Tarón sich die Echse zu schnappen, die sofort auf dem Absatz kehrt machte und mit vollem Elan kehrt machte. Oh ja, Rúnar kannte diese Spielchen zu gut. Er pfiff einmal laut durch die Zähne und wackelte das Messer hin und her, um Lichtreflexionen zu erzeugen.
{ an der Bar | mit Tarón, Isala und Calwah | mit Gregory, einer Prostituierten, einem Freier }