08.06.2020, 11:58
Sollten nun all' die Wochen in denen er sich so bedeckt wie irgend Möglich gehalten hatte vergebens gewesen sein? Jonah hatte gewusst das dieses Treffen mit Nhoj von Anfang an riskant werden würde - aber wie sich die ganze Sache entwickelte war völlig abstrus und so langsam viel es dem jungen Deserteur schwierig den Geschehnissen folge zu leisten.
Ein toter Kamerad - eine schreiende Frau - eine neuartige Bekanntschaft - Beschuldigungen - viel zu viele Augen die viel zu viel gesehen hatten und jetzt - ein zitterndes Kind. Was zur Hölle war hier los?! Man konnte die Situation durchaus als chaotisch beschreiben und das war etwas, das Jonah ganz und gar nicht lag. Er mochte es geradlinig.. Aber wie geradlinig konnte das Leben eines desertierenden Jüngling schon sein? Sein ganzes Leben war in den letzten Wochen aus den Fugen geraten und mit jedem Moment der verstrich hatte er das Gefühl das es bald das Fass zum überlaufen brachte.
Und trotz dem Chaos in seinem Inneren rotierten seine Gedanken auf die selbe kalte und logische Art wie eh und je.
Nicht einmal jetzt, als der Werftinhaber kundtat das man weder der Marine noch den Tarlenns bescheid geben wolle regte sich etwas in den Gesichtszügen des jungen Mannes. Erleichterung? Ja - er war erleichtert, auch wenn man es ihm nicht ansah. Schlussendlich stand er immer noch regungslos im Kreis des kleinen Grüppchens, wenngleich er nichts zu sagen hatte. Natürlich könnte er erwähnen das er vielleicht seit einer Viertel Stunde in der Werft war.. Er hatte Nhoj am Boden entdeckt, sich über ihn gebeugt in der abgwegigen Hoffnung noch etwas Leben in ihm festzustellen nur um dann von den Schreien der Frau aufgeschreckt zu werden. Und das... War es dann auch schon gewesen. Was die Meisten versammelten wohl nicht über den guten Mann wussten, war das der Kerl ebenfalls für die Marine arbeitete. Oder gearbeitet hatte. Und auch wenn es gegen alles ging was Jonah verkörperte, so wollte er sich darauf einlassen den Kerl dafür zu bezahlen um ein gutes Wort für ihn einzulegen. Das Wort eines Marinespions bei ihrem nächst höheren Offiziers. Die letzte Hoffnung dafür zurück zu können und die Suche nach seinem Captain fortzusetzen.
Eine Hoffnung die nun Tot am Boden lag.
Doch so abstrus wie die ganze Situation auch war, das die dunkelhaarige Frau nun ein Kind in ihre Mitte schob, macht es nur noch bizarrer.
"Ein Kind würde wohl kaum einen erwachsenen Mann mit einem Hammer niederstrecken können. Ich dachte wirklich euch wäre mittlerweile klar, wie viel Kraft man dafür hätte aufbringen müssen." ,kommentierte der junge Mann einmal wieder völlig nüchtern. "Seidern.. Es war ein versehen."
Wieso er sich plötzlich wieder einmischte? Keine Ahnung. Es war eigentlich ganz und gar nicht seine Art... Andererseits... Außergewöhnliche Situationen erfordern bekanntlich außergewöhnliche Maßnahmen. Und wenn diese ganze Situation nicht außergewöhnlich war, dann war er der Weltenwind höchstpersönlich.
Das sich dann die junge, blonde Frau mit zwei ihrer Crewmitglieder wieder aus dem Staub mache und niemand etwas dagegen zu haben schien, empfand Jonah zwar ebenfalls als seltsam, doch waren sie es ja nicht die verdächtigt wurden. Dann allerdings fragte sich der Lockenkopf was genau das alles bringen sollte? Was wollten sie tun, wenn sie einen Sündenbock für den toten Nhoj gefunden hatten? Ihn in reiner Selbstjustiz niederstrecken?
Da erweckte etwas anderes seine Aufmerksamkeit - diese gänzlich unscheinbare, leise Handbewegung von Alex - der kurze Blickwechseln zwischen ihm und der jungen Frau welche die Bewegung genauso bemerkt hatte wie Jonah, mit dem unterschied dass er nicht gesehen hatte was genau Alex vom Boden klaubte. Sollte er etwas sagen? Irgendwas in ihm sträubte sich jedoch dagegen, ein Gefühl dass er nicht in Worte zu fassen vermochte. War es.. Sympathie? Bevor die Dunkelhaarige etwas sagen konnte, ergriff der junge Mann also erneut das Wort.
"Was genau macht Nhoj's Frau eigentlich hier? Nhoj erzählte mir das seine Frau Bäckerin ist. Müssten Sie nicht...Nunja.. Arbeiten um diese Uhrzeit?" Eigentlich diente diese Aussage nur dazu, von Alex abzulenken. Aber wenn er nun so darüber nachdachte kam ihm etwas in den Sinn:
Hatten Bäckerinnen nicht ordentlich Kraft in den Armen vom ganzen Teig verarbeiten? Außerdem schob sie Jonah ohne Grund die Schuld in die Schuhe. Vielleicht dachte sie ja, Nhoj treffe sich hier mit einer Affäre und sie handelte vor lauter Eifersucht? Doch Mutmaßungen würde Jonah keinesfalls einfach so in den Raum werfen.
- Alex & Skadi | Werft -