23.06.2016, 20:57
Einen kurzen Augenblick lag ihm ein 'Im Grunde nichts anderes' auf den Lippen, doch davon blieb nur das geplante Schulterzucken übrig, welches er Talin zu bieten hatte. Tatsächlich unterschied es sich kaum von dem, was er sonst tat, denn wirklich lukrativ war seine Beschäftigung nicht. Aber das kümmerte ihn auch nicht. Er lebte gern so, wie er lebte – ständig auf Reisen und so, dass er überleben konnte. Mehr brauchte Liam nicht, solange er tun konnte, was er wollte. Solange er frei war und dorthin gehen konnte, wo er hin wollte.
„Ich bin sozusagen ein reisender Künstler. Ich zeichne, schreibe Bücher, mache Musik und komme in der Welt herum.“, entgegnete er ohne lange Pause und vollkommen zufrieden.
Die Tatsache, dass er dabei zwangsläufig auf Schiffen anheuerte, um von A nach B zu kommen, ließ er aus. Das war reine Nebensache für ihn – ein willkommener Nebenerwerb, um für die Reisen nicht groß aufkommen zu müssen. Außerdem boten diese Reisen sehr oft gute Grundlagen für das, was er zeichnete und niederschrieb; und natürlich nicht zuletzt unersetzbare Freundschaften, die einer zweiten Familie gleich kamen. Wo sich die Eternal Ocean wohl herumtrieb und räuberte? Talin ahnte es wahrscheinlich nicht, dass er auch bereits mit Freibeutern in Kontakt getreten war – Freibeuter, die alle ehrlichen Männer in Menschlichkeit übertroffen hatten. Und er wünschte ihnen alles Gute bis sie sich wiedertrafen.
Sein Blick war für einen Moment zurück zur Taverne gewandert, ehe die junge Blonde auf seine Begegnung mit Sineca antwortete. Natürlich hatten ihm die Tierchen leidgetan, aber in erster Linie hatte er gehofft, dass die Männer es selbst bereuen würden, sobald sie den eingesperrten Bestien ohne Gitter entgegen blicken würden. Außerdem waren sie verstohlene, falsche Diebe gewesen, die von Grund auf einfach nicht zu dem Schlag Mensch gehört hatten, mit denen er sich nicht anlegte. Diesbezüglich war sein Plan allerdings schiefgegangen. Alleine gegen eine Gruppe anzutreten, war auch nicht unbedingt das schlauste gewesen. Aber immerhin war alles gut gegangen im Endeffekt. Er schmunzelte etwas schräg.
„Sagen wir, ich hab die Begegnung etwa drei Tage in den Knochen gespürt. Die allerdings genauso.“
Abermals ein Schulterzucken. Seiner Stimme hörte man an, dass es für ihn offenbar Entschädigung genug gewesen war, den Kerlen genauso eine mitzugeben, wie sie es mit ihm getan hatten. Letztendlich hatte er gewonnen – die erbeuteten Pelze waren nämlich in sämtliche Himmelsrichtungen verstreut gewesen. Als sie fortfuhr und auf die Frage antwortete, die er bereits in der Taverne gestellt hatte, lauschte er interessiert und verstand.
„Einige Männer haben damit glaub' ich ziemliche Probleme.“, bemerkte er mit einem leisen Hauch von Zweideutigkeit in der Stimme. Ihre Worte erklärten allerdings auch, warum sie so jung war. Ein junges Ding bei dem Versuch, ihren Bruder zu retten. Fast hätte sie ihm leidgetan, aber sie schien recht zielstrebig und sicher bei dem, was sie tat. Außerdem hatte er da noch eine Ergänzung zu ihrer Liste der gesuchten Gegenstände. „Und Frauen?“ Er schmunzelte, blickte dann zurück zur Straße, um zu erkennen, ob sich von dort vielleicht jemand nährte, der zu ihnen wollte oder gehörte.
Ihre Frage kam überraschend. Auf der anderen Seite hatte er allerdings doch schon irgendwie damit gerechnet. Deshalb antwortete seine Stimme auch bereits, bevor er ganz registriert hatte, was er damit entschied.
„Ich wollte ohnehin in zwei bis drei Tagen aufbrechen. Warum also eine Mitfahrgelegenheit in den Wind schießen, wenn man sie schon angeboten bekommt?“
Damit hatte er auch sich selbst überzeugt. Spätestens in drei Tagen würde er sonst sowieso am Hafen stehen und wie ein Hund darauf lauern, dass man ihn mitnahm. Zum Glück war ihm das meist recht egal, sonst hätten sich seine Reisen bereits erledigt. Bevor etwas folgen konnte, ging die Hintertür der Taverne auf und zwei Gestalten traten heraus. Aspen und - … Nicht die, nach der er gesucht hatte, wenn er sich recht erinnerte. Er sah auf und folgte ihren Schritten, als sie zu ihnen traten und Aspen begann, den anderen Mann vorzustellen.
„So gut hörst du also zu, huw?“, lachte er, ließ es aber bleiben, sich dem Blondschopf abermals vorzustellen. So wichtig sollte er sich gar nicht fühlen. „Hast du deine Prinzessin eingetauscht, Prinz Eisenherz?“
Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich dem Neuen zu. Er hatte im Gegensatz eine Vorstellung verdient. Vielleicht blitzte sogar ein wenig Stolz mit in seinem Blick – so 'ne ausgewachsene Schlägerei war ja dann doch eine recht akzeptable Leistung. Selbst, wenn der Ruhm eigentlich Sineca gebührte.
„Liam.“
Damit streckte er ihm die Hand entgegen.