11.05.2020, 20:35
Eine Bewegung am Rande seines Sichtfelds ließ ihn den Kopf ein winziges Stückchen heben. Eine stink normale Katze, grau getigert, auf dem Weg in eines dieser sich-wichtig-fühlenden Häuser. Passte ganz wundervoll hierher, das Tier. Genauso hochnäsig empfand er die kleinen Räuber wie das Gesindel an Mensch, dass in dieser Gegend wohnte. Es wurde Zeit, dass er hier wieder weg kam, zurück zu seinem Zuhause. Auch, wenn das weniger viele Stockwerke, oder gar Räume, oder gar Türen hatte.
Seine Augen folgten dem Weg der Katze zu seinem Ursprung, um eine Gestalt zu entdecken, die eine andere Gestalt am Ärmel packte und auf ihn aufmerksam machte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, gut abgeschirmt von seinem immer noch gesenktem Kopf und dem noch als gestutzt zählendem Bart.
"Heute nicht, mein Schöner", raunte er dem Inhalt des Fläschens zu. Seine Lippen streiften dabei über die Ränder, sodass, nachdem er mit der Zunge genüsslich über sie gefahren war, sich die Erinnerung an den Geschmack des Gebräus in seinem Mund drehte und wendete, bis er ihn hinunter schluckte. Dabei hob er eine Hand und streckte sie nach den Männern aus, als wolle er, wie konnte es anders sein, Geld erbetteln. Aber seine Finger zuckten und winkten sie heran.
Aik war sich sicher, dass diese beiden Kauze sicher nicht zufällig hier vorbeitollten. Nicht, dass sie ausgesehen hätten wie Piraten. Oder besser, wie Aik sich Piraten vorstellte. Aber Menschen trugen selten eine Aufschrift ihrer Berufung auf der Stirn - und wenn, hätte die kauernde Gestalt am Straßenrand sie auch nicht lesen können. Aber diese beiden, die sahen nicht aus, wie die anderen, die ihn tagtäglich ignorierten. Zum einen, natürlich, waren sie auf ihn aufmerksam geworden, ja, hielten doch sogar gerade Inne auf ihrem Weg wer weiß wo hin, nur weil sie ihn entdeckt hatten. Entdeckt. Pah. Gesucht! Sie hatten ihn gesucht, ganz recht. Weil er hier verdammt wichtig war. Um in dieses Haus zu kommen. Und diesem Sack vom Adel sein süßen, ruhigen Schlaf zu vermiesen.
Aik grinste nun breit und hob den Kopf, um die beiden Männer genauer zu betrachten. Warum nur zwei? Nicht, dass er sich mit solchen Unternehmungen auskannte. Er hätte ja nun auch keine ganze Piratencrew erwartet. Aber zwei? Mit ihm dann nur drei? Wenn etwas schief ging... würde er die Biege machen. Als aller erster.
"Ein paar Münzen für einen armen Mann?", gluckste er. Ganz sicher war er, dass diese Männer es waren, auf die er warten sollte, und doch war er noch nicht bereit, gänzlich alle Vorsicht fallen zu lassen. Wenn sie's nicht waren, würden sie ihn für einen dummen Bettler halten. Und wenn sie ihm böses wollten, dann würde er sie anspucken. Edelmänner fanden das ganz und gar zum flüchten, wie er in den letzten paar Tagen gelernt hatte, in denen er in dieser verfluchten Gegend gewartet hatte.