22.06.2016, 23:07
Nicht euer Ernst war das Einzige, was ihm einfiel, während er ungerührt die Szene verfolgte und sich dann gedanklich ausklinkte. Er hatte nichts beizutragen, also hielt er die Goschen.
Seine träge Aufmerksamkeit richtete sich auf das Tier. So etwas hatte er noch nie gesehen. Hatte da ein Marder mitgemischt? Da, wo her herkam, gab es merkwürdiges Vier-Zwei- und Keinbeiniges. Katzenartige lebten jedoch nur in den Städten. So etwas wie dieses Tier war ihm noch nicht untergekommen.
Er vermied es das Ding anzustarren. Die meisten Tiere, die er kannte, mochten das nicht sonderlich leiden. So dümpelte sein Blick ruhig zwischen den Anwesenden herum.
Seine Mimik war dabei glatt – das war sie oft, wenn man sich die Zeit nahm ihn eine Weile zu beobachten. Er hatte etwas Gelassenes an sich, allerdings konnte er sein Unbehagen jetzt nur schwer unterdrücken. Noch immer war ihm die Taverne ein Gräuel und er verbot es sich zu tief Luft zu holen. Widerlich, fuhr ihm durch den Kopf. Er stammte von einer Farm mit allerlei Getiers, das mit Hinterlassenschaften nicht geizte. Daran störte er sich nicht, aber menschliche Ausdünstungen machten ihm ernstlich zu schaffen. Das war übrigens etwas, das ihm an der Seefahrt nicht gefiel. Unter Deck konnte er derlei unschönen Überraschungen nicht aus dem Weg gehen.
Netterweise bot sich jetzt allerdings eine Gelegenheit zur Flucht. Aus Gewohnheit tippte er sich an die Krempe, als die Hupfdohle ritterlich verkündete, die Sache selbst zu regeln. Er traute ihr das ohne Hinterfragen zu. Greo wendete sich ab und streifte das Bleichgesicht mit einem gleichmütigen Blick. Ob der wusste, was ihm blühte?
Offensichtlich schon, denn er kratzte ziemlich schnell die Kurve. Greo registrierte das nur aus dem Augenwinkel, hatte aber keinen Impuls ihm zu nachzurennen, weil das Bedürfnis nach offenem Himmel größer war.
Anscheinend erging es dem Blondschopf nicht anders. Etwas irritiert registrierte Greo dessen unbeholfene Geste, überging sie jedoch und folgte einfach seinem Wink zur Tür. Dass die Katze ihn zwischendurch als Sprungbrett missbrauchte, fiel ihm nicht einmal richtig auf.
„Danke.“, sagte er und verzog einen Mundwinkel zu einem kleinen schrägen Lächeln, während er sich hinter ihm herschob. „Ah… nein, ich hab ihnen nicht zugehört.“
Irgendwo zwischen Dirne und Möglichkeiten war er abgedriftet. Das war vermutlich besser so. Er wollte sich lieber selbst einen Eindruck von dieser Talin machen. Mal sehen, was sie zu ihrer Person zu sagen hatte.
Wahrscheinlich entsprach sie so gar nicht seinem Fantasiegebilde (es konnte auch nur zu ihren Gunsten ausfallen). Wie auch immer, hoffte er lediglich, dass sie etwas auf dem Kasten hatte und sie nicht ins Verderben führte, sollte er sich ihnen anschließen.
„Und ist deine Chefin dahinter gekommen, warum so wenig Ware für so viel Geld auftauchte?“
Lose griff er den Gesprächsfaden auf. Eigentlich hatte er kein Problem damit, sich gegenseitig anzuschweigen. Aber er wollte nicht negativ auffallen, indem er sich unkommunikativ gab, zumal sie sich bereits getroffen und rumgeplänkelt hatten.
Mit dem Ellbogen die Tür unnötigerweise auf Abstand haltend, sog er erleichtert die Luft zwischen den Zähnen ein, kaum, dass er sich unter der Zarge hindurch nach draußen gebückt hatte. Seine Lunge schrie Halleluja und sein Brustkorb lockerte sich. Er war einfach nicht für Menschenmengen gemacht.
Mit gesundem Druck schlug er in die Hand des Blondschopfes ein.
„Greo.“
Das Freut mich, das ihm auf der Zunge lag, verschluckte er schnell. Irgendwie dünkte ihm, dass Abtrünnige so etwas nicht sagten.
Stattdessen erfasste er wachsam die Umgebung und sah Aspen dann fragend an, eine wage Geste zu den beiden Personen machend, die beieinander standen.
„Gehören sie zu der Mannschaft?“
[Hintereingang der Taverne | näher an Aspen als an Talin & Liam]