30.04.2020, 10:03
Mit den Worten des Lockenkopfs wechselte sich auch das Bild in Shanayas Kopf. Jetzt lag Greo schützend über den Hühnern, gerade so viel Platz zwischen ihnen, dass er sie nicht zerquetschte. Und beide Bilder passten irgendwie erschreckend zu dem Mann mit dem Hut. Aber mit einem sachten Schütteln ihres Kopfes und einem sanftem Lächeln auf den Lippen, ließ sie dieses Thema ruhen, widmete sich stattdessen Liam, der geduldig antwortete. Er lachte und auch Shanaya musste etwas breiter schmunzeln, auch wenn ihr in diesem Moment der Gedanke kam, dass sie Liam noch nie von seiner Mutter hatte sprechen hören. Sie grübelte nur einen Moment.
„Ich glaube, du hast noch nie etwas von ihr erzählt. Also... von deiner Mutter.“
Ob das gut oder schlecht war überließ sie ganz dem Mann, immerhin wären Geschichten von ihrer eigenen Mutter mehr langweilig als alles andere. Und wie sie eben war, machte sie sich auch keinerlei Gedanken darum, ob ihm diese Feststellung irgendwie unangenehm sein würde. Wenn, würde er es sie schon wissen lassen. Seine Züge ließen sie jedoch vorerst nicht darauf schließen. Also verzog sie nur leicht das Gesicht zu einer berührten Miene, als er von Kälbern der gelockten Kühe sprach. Vielleicht brauchten sie doch das ein oder andere Tier auf der Sphinx. Wobei eine ausgewachsene Kuh, dazu eine Kuh allein... Erstmal gab sie sich also mit den Hühnern und mit den Tieren der einzelnen Crewmitglieder zufrieden.
Geduldig lauschte sie den Worten des Mannes, neigte dann leicht den Kopf zur Seite, als er geendet hatte.
„Soso. Willst du uns jetzt etwa vorwerfen, wir hätten euch eurer munteren Wandergemeinschaft beraubt?“
Ihr Lächeln sprach Bände, würde dem Dunkelhaarigen genau zeigen, wie ernst sie diese Worte meinte. Er war jederzeit frei zu gehen, wohin er wollte. Auch jetzt hätte er sie einfach allein zurück lassen können – wobei die meisten seiner Sachen noch auf der Sphinx waren. Es wäre also keine so kluge Entscheidung gewesen. Seine Frage ließ sie dann leise brummen, ein überlegender Ton darunter, der deutlich machte, dass sie darüber sinnierte, wie sie das am besten formulieren sollte.
„Ich habe sehr viel Zeit damit verbracht, meine Privatlehrer in den Wahnsinn zu treiben. Auf viele verschiedene Arten. Und mich mit Dingen zu befassen, die absolut nichts für kleine Mädchen sind, die eigentlich nach der Pfeife ihrer Eltern tanzen sollte...“ Sie grinste amüsiert. „Zum Beispiel meine Nase in Bücher zu stecken, aus denen ich mein Wissen über die Navigation habe. Oder über andere Welten...“