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We're still wasting our time chasing dreams - Liam Casey - 23.04.2020

We're still wasting our time chasing dreams
Vormittag des 09. Mai 1822
Liam Casey & Shanaya Arashí


Der Umstände wegen hatte er sich dazu entschlossen, nicht allzu schwer bepackt loszuziehen. Dementsprechend blieben die Zeichensachen bis auf ein zusammengefaltetes Pergament und einem Bleistift an Bord der Sphinx zurück, ebenso wie der Proviant, den sie – hoffentlich – irgendwo unterwegs aufsammeln konnten, wenn Shanaya nichts mitnahm. Die lederne Trickflasche hatte er an seinem Gürtel befestigt, ebenso wie einen Dolch und den Degen, den er im Augenblick allerdings nur schwer handhaben konnte. Und trotzdem beruhigte es das ungute Gefühl in seiner Magengegend etwas, welches ihn seit dem Vorfall mit den Kopfgeldjägern nicht mehr losließ. Er hatte die Seite gewechselt, denn sein rechter Arm war der Schmerzen sei Dank noch immer größtenteils unnütz. Ein weiterer Grund, weshalb er davon absah, seinen Seesack wie üblich zu füllen. Er würde genügend Probleme damit haben, in unwegsamem Gelände voranzukommen, denn brav auf dem Weg bleiben – das kam ihm selbst in diesem angeschlagenen Zustand nicht in den Sinn. Wie dem auch war – sie hatten eine kleine Wanderung geplant, keine über mehrere Tage wie er es eigentlich gewohnt war. Feuerstein hatte er bei solchen Ausflügen meistens in der Tasche, eine provisorische Angel war schnell gebastelt und im Notfall würden Shanaya und er eben mal einen Mittag ohne Essen auskommen müssen. Ein unscheinbares Lächeln huschte über seine Züge, als er sich ausmalte, wie anstrengend die Schwarzhaarige werden würde, wenn sie ausgehungert vom Laufen nach Proviant flehte. Aber er hatte ein dickes Fell. Er hatte schon schlimmeres erlebt als eine hungrige, quengelige Shanaya.

„So, bist du soweit?“, fragte er, als er sich aus seiner gebückten Haltung erhob und all die Sachen ans einem Gürtel zurecht schob. Langsam ließ er den Deckel seiner Kiste wieder zufallen. „Dann könnten wir aufbrechen. Kommst du bis heute Abend ohne was zu Naschen aus?“



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Shanaya Árashi - 24.04.2020

Shanaya freut sich auf den kleinen Ausflug gemeinsam mit Liam, auch wenn sie nicht länger als diesen Tag unterwegs sein würden. Auch in so kurzer Zeit würde es bestimmt genug zu entdecken geben, also hatte die junge Frau hochmotiviert alles zusammen gepackt, was sie für solch einen Ausflug brauchte. Ihr Degen, der Dolch und eine Trinkflasche hingen an ihrem Gürtel, der Rest war in der Tasche verstaut, die sie wie immer bei sich trug. Sie rechnete nicht wirklich mit etwas Gefährlichem – außer vielleicht einer giftigen Pflanze – aber gerade nach den Erlebnissen der letzten Insel ging sie lieber auf Nummer sicher. Man wusste ja nicht, was alles so hinter dem nächsten Baum lauerte.
Als der Lockenkopf sich erkundigte, ob sie bereit war, nickte Shanaya mit einem munteren Ausdruck auf dem Gesicht. Eine Hand hatte sie auf dem Knauf ihres Degens abgelegt, während ihre blauen Augen ruhig auf Liam lagen.

Also wirklich, Liam. Ich bin enttäuscht. Meinst du wirklich, ich würde ohne etwas zu 'naschen' aufbrechen? Ich habe natürlich genug dabei!“

Auch wenn es sich dabei jetzt nur um zwei Äpfel und ein wenig Dörrfleisch handelte. Aber vielleicht fanden sie unterwegs ja noch ein paar Bäume, an denen frische Früchte und Obst hingen. Dann würde der Lockenkopf vielleicht auch nicht verhungern.

Und sonst vernasche ich halt dich.“

Sie zwinkerte dem Mann zu, wandte sich dann zum Gehen, wartete jedoch noch geduldig auf Liam.



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Liam Casey - 24.04.2020

Sein Gesichtsausdruck verriet eindeutig, dass er nicht geglaubt hatte, dass sie ohne etwas Essbares aufbrach. Ein wissendes Schmunzeln zog sich über seine Lippen, während er amüsiert den Kopf schüttelte, sich damit aber genau das bewahrheitete, weshalb Proviant das letzte war, worauf er viel Wert gelegt hatte. Wenn es jemanden gab, der fast immer etwas Essbares aus der Tasche ziehen konnte, dann Shanaya. Und im Augenblick war er recht dankbar darum, dass zumindest einer von ihnen fit genug war, ein wenig Ballast zu tragen. Vielleicht war es also auch gar nicht so verkehrt, dass er ausnahmsweise nicht alleine loszog, um sich die Natur der Insel ein wenig näher zu bringen.

„Deinen Stoffwechsel hätte ich wirklich gern.“, brummte er gespielt beleidigt, obwohl er sich eigentlich gar nicht beschweren konnte.

Zur Zeit hatte er sogar weniger auf den Rippen als üblich. Schmerz und Hunger vertrugen sich nur selten und dementsprechend war sein Appetit momentan ohnehin etwas, womit er auf Kriegsfuß stand. Er hoffte, dass der Ausflug ihn auf andere Gedanken brachte. Ein weiterer Grund, weshalb es gar nicht so verkehrt war, mit seinen Gedanken alleine zu sein – Ablenkung hatte er mehr als nötig. Als Shanaya ihren Notfallplan verkündete, lachte Liam kurz auf und hob ihrer Entscheidung wegen skeptisch eine Braue, während er sich ihr nach gen Deck bewegte.

„Da gäbe es aber mit Sicherheit den ein oder anderen, mit dem du länger über die Runden kämst als mit mir. Und ein gutes Stück Bauchspeck kann ich dir auch nicht bieten.“

Er zuckte mit der linken Schulter, schonte die Rechte und klang recht glücklich darüber, dass es war, wie es war. Er hatte schon immer unter Strom gestanden, war nirgends zuhause gewesen, um zu rasten, sondern meistens unterwegs. Es hielt fitter als man glaubte. Besser als manches gezieltes Training.

„Hoffen wir also einfach für uns beide, dass wir nicht derart ausgehungert aus der Sache herausgehen, dass Kannibalismus zum Thema wird, hm?“

Er zwinkerte, hielt ihr die Tür zum Deck offen und steuerte auf die Holzplanke zu, die sie vom Schiff führte.



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Shanaya Árashi - 25.04.2020

Shanaya rückte den Gurt ihrer Tasche ein wenig zurecht, ehe sie über Liams beleidigte Worte lachte. Sie verstand den Witz dahinter, aber... sie konnte eben auch nicht aus ihrer Haut.

Ich bin mir sicher, dass ist nicht das einzige, was du gern von mir hättest.“

Ein vielsagender Blick galt dem Lockenkopf, ließ ihm vollkommen offen, wie sie diese Worte nun meinte. Aber sie war sich sicher, dass er schon verstehen würde, sie hatten genug Zeit miteinander verbracht, dass Liam sicher wenigstens einiges verstand, was sie von sich gab. Wenn auch nicht alles... aber das tat vermutlich niemand. Sie setzte sich also erst einmal in Bewegung, gab bei den Worten dem sie folgte, ein leises, grüblerisches Brummen von sich. Schließlich lachte sie, zuckte leicht mit den Schultern.

Ich bin eine Genießerin, ich ziehe etwas qualitativ Gutes dem vor, was mich länger satt macht.“ Ein kurzes Zögern. „Ich denke, das kannst du als Kompliment nehmen.“

Auch wenn das ein wirklich merkwürdiges Kompliment war. Eines, worüber sie sich erst einmal keine Gedanken mehr machen wollte, woraufhin sie also kurz den Kopf schüttelte, um ihn zu vertreiben. Was Liam dann jedoch sagte entlockte ihr ein erneutes Lachen.Nun neigte die Schwarzhaarige in einer kurzen, dankenden Geste den Kopf, als Liam ihr die Tür aufhielt und trat an Deck, ehe sie antwortete.

Du weißt doch, Frauen und Kinder zuerst. Ich komme also auf jeden Fall zurück.“

Sie atmete die frische Meerluft ein und bewegte sich dann ebenfalls in die Richtung der Holzplanke.

Was meinst du? Gibt es auf dieser Insel etwas gefährliches... einen Tiger oder so?“



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Liam Casey - 25.04.2020

Liam wog den Kopf zur Seite, beiläufig zwar, aber mit einem vielsagenden Schmunzeln in den Mundwinkeln, während er sich keine weiteren Gedanken darüber machte. Das Gute an Shanaya war, dass sie sich auch mit unausgesprochenen Dingen oftmals zufrieden gab, die auf beiden Seiten Platz für Interpretation ließen. Und dennoch wussten sie beide, wo sie am anderen waren. Er für seinen Teil ging jedenfalls davon aus, selbst wenn manche ihrer beider Aussagen durchaus anderes vermuten ließen – warum aber auch nicht? Einem anderen Schmeicheln hatte noch niemandem geschadet und er war der letzte, der mehr darin sehen wollte, als es war. Inzwischen bildete er sich auch ein, sie gut genug zu kennen, um zu sagen, dass es andersherum nicht anders war. Sie war provokant mit ihren Aussagen denen gegenüber, die danach riefen. Und sie war ehrlich denen gegenüber, die sie mit Lockerheit zu nehmen wussten und zurückgeben konnten, ohne sich groß Chancen ausmalen zu müssen. Dementsprechend geschmeichelt strahlte auch das gutgelaunte Grinsen von seinem Gesicht, als sie ihn dem ein oder anderen vorzog. Und selbst, wenn sie ihm nicht explizit die Erlaubnis dazu gegeben hätte – er hätte es voraussichtlich so oder so als ein solches genommen

„Touché.“

An ihm vorbei drückte sich die Dunkelhaarige an Deck. Liam ließ die Tür hinter sich wieder zufallen und überschaute kurz das Treiben an Deck, ohne sich davon von seinem eigentlichen Ziel abbringen zu lassen. Ihr hinterher machte er einen kleinen Satz auf die Planke und verließ die Sphinx mit einem kurzen Lachen. Schön – Frauen und Kinder zuerst, während er entweder als Kanonenfutter oder Köder zurückbleiben durfte? Wobei – er schätzte Shanaya gnädig genug ein, ihm noch ein Stück seines eigenen Beines anzubieten, bevor sie ihm zwangsweise gänzlich die Lichter auspustete. Grotesk und ein Gedanke, an dem er sich nicht länger aufhalten wollte als nötig.

„Einen bloß? Klingt ziemlich einsam.“, bemerkte er trocken mit einem Seitenblick in die Richtung der Jüngeren, ehe er mit den Augen das zu überblicken versuchte, was sich an Flora und Fauner von hier erkennen ließ. „Aber möglich wäre es. Das Dorf ist nicht groß und außerhalb der erschlossenen Obstwiesen schien die Natur unberührt. Wenn keine Tiger, dann vielleicht Panther oder Jaguare. Warum? Willst du einen mitnehmen? Damit würde zumindest niemand rechnen, wenn man versucht, uns zu überfallen.“



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Shanaya Árashi - 26.04.2020

Shanaya Lächeln wurde noch einen Hauch breiter, als Liam ihr ohne Widerworte zustimmte. Sie warf dem Lockenkopf einen vielsagenden Blick zu, richtete den Blick dann auf den Hafen, der sich vor ihnen erstreckte. Mit einer ruhigen Geste breitete die Schwarzhaarige die Arme aus, während ihre Schritte sie die Planke hinab führten, bis ihre Füße auf sicherem Stein standen und sie die Arme mit einem zufriedenen Atemzug wieder sinken ließ. Die Stadt war nicht sonderlich groß, sie würden also nicht lang brauchen, bis sie fernab der Zivilisation waren. Und was hinter der Stadt auf sie warten würde... Shanaya brannte darauf, es endlich heraus zu finden.
Dass das Leben für einen Tiger allein laut Liam sehr einsam sein sollte, entlockte ihr ein zustimmendes Nicken. Gut... aber hatte sie Lust, einer Horde an Tigern zu begegnen? Da war ihr doch der einsame Tiger am liebsten. Aber sie hing sich nicht lang bei diesem Gedanken auf, sie überlegte schon, was sie dem Dunkelhaarigen antworten konnte. Vielleicht hatten sie ja Glück und fanden wirklich eines dieser Tiere. Und dann?

Ich bekomme so schon genug Aufmerksamkeit... und auch wenn eine Raubkatze an meiner Seite mir sicher stehen würde... ich glaube, das Leben auf einem Schiff wäre Nichts für sie.“

Bedauern schwang in der Stimme der jungen Frau mit, ein gespielt trauriger Blick galt ihrer Begleitung.

Und ich glaube, Sineca und die anderen Tiere wären nicht so glücklich damit...“

Jetzt schmunzelte sie wieder bei dem Gedanken, dass die kleineren Tiere eine Armee gegen eine Raubkatze bildeten. Trotzdem gefiel ihr der romantisierte Gedanke, sich in ihrer Hängematte an eine große, brummige Katze kuscheln zu können. Der Platz war dabei nicht weiter wichtig. Und bei ihren letzten Worten fiel ihr etwas ein, von dem sie glaubte, es Liam nie gefragt zu haben. Mit einem ehrlich interessierten Blick richteten sich die blauen Augen also auf den Mann, den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, während ihr Weg sie trotzdem zielsicher weiter führte.

Woher kommt Sineca eigentlich? Hast du sie auch im Dschungel aufgegriffen?“



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Liam Casey - 26.04.2020

Wenn er sich recht entsann, waren Tiger Einzelgänger. Das hatte jedenfalls Alex behauptet, der sich diesbezüglich ein wenig besser auskannte als er. Einem ausgewachsenen, wilden Exemplar war er bislang allerdings nicht begegnet, aber er kannte Geschichten von Raubkatzen, die fernab der ersten Welt an Stricken geführt wurden und als Machtdemonstration dienten. Fast zeitgleich mit diesem Gedanken erreichte ihn Shanayas Antwort und deckte sich überraschend gut mit dem Bild, welches er ohnehin gerade im Kopf gehabt hatte – Eine in leichte Seiden gehüllte, dunkelhaarige Dame, deren Eleganz von der ihres gestreiften Begleiters nur noch untermalt wurde. Eine Königin vielleicht, irgendwo in einer der sieben Welten, deren Gesellschaft sich von alle dem, was sie bislang kannten, unterschied.

„Ob du’s glaubst oder nicht, Sineca zählt tatsächlich auch zu den Raubkatzen.“, eröffnete er ihr und musste unweigerlich grinsen, als sein Kopf die kleine Schleichkatze zwangsläufig mit einem ausgewachsenen Tiger vergleichen musste. „Aber ich fürchte, ein Tiger würde sich nicht damit begnügen, unsere Hand voll Geflügel im Schiffsbauch zu beobachten oder Möwen an Deck nachzustellen.“

Vermutlich nicht. Und wenn er die Hühner dem Erdboden gleichgemacht hätte, wären sie vermutlich die nächsten. Vielleicht hatte also sogar die Crew mehr was davon, wenn sie keinen Tiger mit an Bord brachten, als das Tier selbst. Shanaya kam zum gleichen Punkt, womit sie offensichtlich stillschweigend beschlossen, die hierlebende Fauna an Ort und Stelle zu belassen. Er sah ein wenig überrascht drein, als die Dunkelhaarige ihm offenbarte, die Geschichte um Sineca noch gar nicht zu kennen, lächelte aber alsbald wieder und schüttelte den Kopf.

„Dann hätte ich sie vermutlich da gelassen, wo sie hingehört.“, stellte er richtig. „Ein Freund und ich haben sie mitgenommen, als wir über ein Schmugglernest von Pelzhändlern gestolpert sind. Haben die eingepferchten Tiere freigelassen und sie damit vermutlich um ein gutes Sümmchen Gold gebracht. Sin war zu der Zeit vielleicht ein paar Wochen alt. Lange hätte sie jedenfalls nicht überlebt. Deshalb haben wir uns ihrer angenommen.“

Er pausierte kurz und besah sich beiläufig die kleinen Häuser an der Promenade, die sie entlangschlenderten.

„Bisher habe ich noch nicht herausgefunden, wo man Ginsterkatzen findet. Würde mich natürlich freuen, wenn ich sie zu ihren Artgenossen bringen könnte. Wobei sie die Sphinx wohl erstmal nicht verlassen will seit… des kleinen Abenteuers auf der letzten Insel.“

Wer konnte es ihr verübeln? Spätestens das Knallen der gepanzerten Kanonen hatte sie derart in Panik versetzt, dass es ihn ohnehin überrascht hatte, dass sie rechtzeitig zurück an Bord gewesen war. Ansonsten wäre das hier für ihn im Zusammenhang mit der Sphinx wohl Endstation gewesen. Er hätte sie nicht einfach zurückgelassen. Auch, wenn es vermutlich Selbstmord bedeutet hätte, eine Mitfahrgelegenheit zurück zu dieser Insel zu suchen.



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Shanaya Árashi - 27.04.2020

Sind nicht alle Katzen irgendwie... Raubkatzen?“

Das letzte Wort wurde von einem leisen Auflachen begleitet, aber die Umschreibung gefiel ihr einfach zu gut. Sie hatte oft die Katzen auf den Straßen beobachtete, die sich um die Ratten und Mäuse kümmerten. Nicht zu vergleichen mit einem Tiger, aber immerhin war ihre Beute auch kleiner als die einer solch großen Katze.

Aber wir hätten immer einen sehr natürlichen Weg, unliebsame Crewmitglieder los zu werden.“

Und das war nicht einmal so abwegig. Auch wenn es vermutlich eine ziemliche Sauerei hinterlassen würde. Ein Gedanke, den sie mit nur einem kurzen Zucken der Schultern abtat. Der überraschte Blick des Lockenkopfes ließ sie den Kopf kurz zur Seite neigen, sie schluckte die Frage, die ihr auf der Zunge lag, jedoch herunter und lauschte seiner Erzählung. Und mit jedem Wort wurde ihr Grinsen ein wenig breiter.

Soso... Liam der gute Samariter. Und die Schmuggler haben euch nicht verfolgt, um euch anstelle der Tiere zu häuten und zu verkaufen?“

Sie schauderte kurz über diese Vorstellung, der Gedanke an eine erst ein paar Wochen alte Sineca ließ sie dann wieder lächeln. Genau wie das Bild von Liam, der sich aufopfernd um das kleine Knäuel kümmerte. Irgendwie passte er in diese Rolle. Vielleicht brauchten sie also gar keinen ausgewachsenen Tiger, sondern einfach einen Babytiger.
Sie folgte dem Blick ihres Begleiters, erkannte jedoch Nichts spannendes und hörte also ruhig zu, was er als nächstes zu sagen hatte, während ihr Blick sich wieder nach vorn wandte.

Du würdest sie also bei ihren Artgenossen lassen, wenn du welche treffen würdest? Meinst du, sie würde von seiner Seite weichen?“

Auch wenn sie jetzt erst einmal verschreckt nicht vom Schiff wollte, konnte die Schwarzhaarige sich nicht vorstellen, dass sie einfach so von Liams Schulter sprang und im tiefen Dschungel verschwand, nur weil da etwas lebte, was aussah wie sie. Grob gesagt. Auch wenn die Katze manchmal etwas garstig wirkte, hatte Shanaya nicht das Gefühl, als wolle sie ohne den Lockenkopf in irgendeinem Dschungel hausen.



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Liam Casey - 27.04.2020

Er wog den Kopf in Unwissenheit und verzog die Lippen zu einem nachdenklichen Ausdruck. Auf Anhieb fiel ihm kein katzenartiges Tier ein, welches sich rein vegetarisch ernährte – und das war es doch, was sie von Raubtieren unterschieden hätte, oder? Aber er war sich bewusst, dass er bei weitem noch nicht alles gesehen oder gehört hatte, was auf diesem Planeten so kreuchte und fleuchte. Das Lächeln auf seinen Lippen verblasste unscheinbar, als Shanaya seinen Gedanken bezüglich eines genügsamen Tigers präzisierte. Vermutlich zu beiläufig, als dass es der Dunkelhaarigen wirklich auffiel, aber bewusst genug, dass er für sich selbst merkte, dass ihre Aussage einen bitteren Nachgeschmack beibehielt. Ganz automatisch wanderte seine linke Hand zu der Stelle seines Hemdes, unter dem der Verband die Schusswunde versteckte, die er davongetragen hatte. Wenn man ihn loswerden wollte – er wäre ziemlich dankbar über eine einfache Bemerkung diesbezüglich gewesen. Eine einfache Bitte oder einen Hinweis, dass getrennte Wege wohl für alle Beteiligten besser waren. Er wusste – oder hoffte, zu wissen – dass Shanaya es im Scherz gesagt hatte, ahnte aber auch nach all den Kommentaren bezüglich Aspen, dass es nicht schadete, einen Funken Bereitschaft und Wahrheit hineinzuinterpretieren. Er rang sich also dennoch ein Lächeln ab und hoffte insgeheim, dass sie einfach nie herausfinden würden, wie weit Shanaya im Ernstfall gehen würde. Die Geschichte bezüglich Sineca stellte dabei eine gute Ablenkung dar.

Er lachte leise auf, als man ihn als Samariter bezeichnete. Das traf es nicht ganz, obwohl er vermutlich am ehesten die Kriterien dafür erfüllte, wenn man sich den Rest der Mannschaft ansah. Abgesehen von Elian vielleicht, der seit dem Tod seines Bruders und ihres gemeinsamen Freundes allerdings mehr wie ein Schatten seiner Selbst wirkte. Aus Selbstschutzgründen verfolgte er den Gedankengang gar nicht weiter – Shanaya gab ihm auch genügend andere Dinge, über die er sich Gedanken machen konnte. Dinge, an die er sich gerne zurückerinnerte, auch wenn sie das Heimweh wieder etwas mehr schürten.

„Hätten sie vermutlich getan, wenn sie gewusst hätten, wer’s war. Wir hatten uns im Schutz der Dunkelheit angeschlichen und einen nach dem anderen ausgeschaltet.“

Er wusste, dass das mit Nichten nach ihm klang. Dementsprechend galt der Dunkelhaarigen ein neugieriger Seitenblick, wie glaubhaft sie diese Info einstufte. Dass seine Interpretation von ‚ausschalten‘ sich nicht ganz mit dem deckte, was Shanaya eigentlich so bezeichnete, ließ er geflissentlich außer Acht.

„Mit Schleudern wohlbemerkt.“, gab er nun das – in seinen Augen – amüsanteste dieser Geschichte preis und grinste wie ein kleiner Junge, der besonders stolz auf seine selbstgebastelte ‚Waffe‘ war. „Und einer ordentlichen Portion Glück.“

Mit etwas Übung waren sie gar nicht mal so ungenau, wie Alex und er anfänglich erwartet hatten. Es hatte jedenfalls gereicht, um sie entweder mit einem gezielten Schuss ins Reich des unfreiwilligen Schlafes zu befördern, oder sie genügend abzulenken, um sie nach und nach niederzuschlagen. Liam wusste, dass er hier alles andere als den Ruf eines Raufbolds hatte. Er war weder ein Schläger noch ein bereitwilliger Mörder. In erster Linie lag sein Problem bei all den sinnlosen Morden. Die Möglichkeit, bei einer guten, harmlosen Kneipenschlägerei seine Wetten abzugeben, hatte er bislang selten abgeschlagen. Oder eben der Infiltration eines Schmugglernestes, bei dem kein wirklich großer Schaden entstand. Abgesehen von den finanziellen Dingen natürlich, aber das Gold hatte ohnehin keinem von denen je gehört. Abgesehen davon: Alex konnte sehr mitreißend sein, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Bei ihrer nächsten Frage zuckte er etwas ratlos mit der Schulter.

„Ich weiß es nicht. Ich sehe sie nicht als Haustier oder sowas. Es steht ihr jederzeit frei zu gehen. Ich wüsste nicht mal, wie ich sie halten sollte, wenn ich es denn wollte. Und sie zu retten, um sie wieder einzusperren, ist eine ganz miese Doppelmoral finde ich.“

Shanaya wusste, dass die Ginsterkatze oftmals alleine unterwegs kam. Aber sie kam stets zurück. Von sich aus.

„Vielleicht geht sie eines Tages ihren eigenen Weg. Vielleicht auch nicht. Ich lasse es auf mich zu kommen.“



RE: We're still wasting our time chasing dreams - Shanaya Árashi - 28.04.2020

Shanaya warf Liam nur einen kurzen Seitenblick zu, richtete die Augen dann aber wieder nach vorne, als sie die grüblerische Miene des Mannes erkannte. So bekam sie auch nicht die Veränderungen auf seinem Gesicht mit, sondern konzentrierte sich einzig um ihre Umgebung. Erst, als sie ein Lachen seinerseits vernahm, wandte sie sich ihm wieder zu, schmunzelte darüber selbst. Dennoch hob sie eine Augenbraue bei seiner Antwort, musterte den Mann fast anerkennend, während sie sich versuchte vorzustellen, wie Liam sich im Schutz der Dunkelheit an Käfige heran schlich, ein paar Männer ausschaltete und schließlich mit triumphierender Miene die Tiere frei ließ – von denen sich eines auf seine Schulter schlich und von nun an seinen Retter verehrte. Was der Lockenkopf dann noch anfügte, ließ die junge Frau dann noch einmal auflachen und sie schüttelte beinahe resigniert den Kopf. Natürlich.

Wow, Liam. Du warst also Mal ein richtiger Draufgänger, hm?“

Mit freundschaftlichem Spott in der Stimme stubste sie ihm mit der Faust gegen die Schulter. Er war eben wie er war. Und manche Dinge änderten sich nie. Auch wenn sie glaubte, dass er aus sich heraus kommen würde, sollte jemand, der ihm nahe stand, in Gefahr sein. Während sie bei manch anderem eher erwartet hätte, dass er buchstäblich den Schwanz einzog und davon eilte. Und wäre Liam einer dieser Vertreter, wäre sie nun sicher nicht mit ihm unterwegs.
Die Antwort auf ihre nächste Frage legte sie den Kopf etwas zur Seite, wandte den Blick kurz auf den Weg vor ihnen, der langsam steiniger und unebener wurde. Lange würde es nicht mehr dauern, bis sie fernab der Zivilisation waren. Und die Ruhe der Natur war in diesem Moment umso verlockender.

Sie wirkt eher so, als wolle sie freiwillig bei dir bleiben, ohne 'Haltung' und Zwang.“

Immerhin war es auch stets Liam, zu dem sie eilte – solange ihr niemand eine Nuss vor die Nase hielt. Und was das Essen anging, hatten die Katze und Shanaya wirklich etwas gemeinsam. Mit diesem Gedanken und Liams Worten kam ihr jedoch eine andere Frage, die sie selbst kurz durchdachte. Erst dann wandte sie den hellen Blick zu dem Dunkelhaarigen herum.

Hattest du schon mal ein Haustier?“

Neugierde lag in den Augen der jungen Frau.