23.04.2020, 21:55
We're still wasting our time chasing dreams
Vormittag des 09. Mai 1822Liam Casey & Shanaya Arashí
Der Umstände wegen hatte er sich dazu entschlossen, nicht allzu schwer bepackt loszuziehen. Dementsprechend blieben die Zeichensachen bis auf ein zusammengefaltetes Pergament und einem Bleistift an Bord der Sphinx zurück, ebenso wie der Proviant, den sie – hoffentlich – irgendwo unterwegs aufsammeln konnten, wenn Shanaya nichts mitnahm. Die lederne Trickflasche hatte er an seinem Gürtel befestigt, ebenso wie einen Dolch und den Degen, den er im Augenblick allerdings nur schwer handhaben konnte. Und trotzdem beruhigte es das ungute Gefühl in seiner Magengegend etwas, welches ihn seit dem Vorfall mit den Kopfgeldjägern nicht mehr losließ. Er hatte die Seite gewechselt, denn sein rechter Arm war der Schmerzen sei Dank noch immer größtenteils unnütz. Ein weiterer Grund, weshalb er davon absah, seinen Seesack wie üblich zu füllen. Er würde genügend Probleme damit haben, in unwegsamem Gelände voranzukommen, denn brav auf dem Weg bleiben – das kam ihm selbst in diesem angeschlagenen Zustand nicht in den Sinn. Wie dem auch war – sie hatten eine kleine Wanderung geplant, keine über mehrere Tage wie er es eigentlich gewohnt war. Feuerstein hatte er bei solchen Ausflügen meistens in der Tasche, eine provisorische Angel war schnell gebastelt und im Notfall würden Shanaya und er eben mal einen Mittag ohne Essen auskommen müssen. Ein unscheinbares Lächeln huschte über seine Züge, als er sich ausmalte, wie anstrengend die Schwarzhaarige werden würde, wenn sie ausgehungert vom Laufen nach Proviant flehte. Aber er hatte ein dickes Fell. Er hatte schon schlimmeres erlebt als eine hungrige, quengelige Shanaya.
„So, bist du soweit?“, fragte er, als er sich aus seiner gebückten Haltung erhob und all die Sachen ans einem Gürtel zurecht schob. Langsam ließ er den Deckel seiner Kiste wieder zufallen. „Dann könnten wir aufbrechen. Kommst du bis heute Abend ohne was zu Naschen aus?“