18.04.2020, 00:06
[Bordell | Im Zimmer mit Isala]„Mir tut es auch Leid. Ich weiß, dass ich euch im Stich gelassen habe. Aber eine Entschuldigung ändert nichts daran. Wir alle müssen damit leben, dass die Dinge gelaufen sind, wie sie gelaufen sind.“
Er erwiderte ihr Lächeln sanft
„Es ist ok, wenn du wütend auf mich bist.“
Tarón hielt ihrem Blick eine Weile stand, dachte darüber nach ob und was er erzählen sollte.
Wie Black Tooth Jack am Ende verraten worden war, er, der treuste aller an Board der Oceans Hangman – bis zuletzt. Oder von Aylah, der Sonne und dem Wind…und von dem roten Sand, auf dem sie ihren letzten Atemzug aushauchte.
Was brachte es schon? Sie waren fort. Nur noch Geister, die er mit Worten heraufbeschwören, aber nicht ins Leben zurückholen konnte.
Er schüttelte nur den Kopf.
„Sie sind tot – das ist alles, was du wissen musst.“
Erneut machte er eine Pause, atmete einmal durch, um das Gefühl loszuwerden, etwas würde seinen Brustkorb zusammendrücken.
„Aber Aylah hat mir etwas hinterlassen, als sie starb…“
Er sah sie an, zögerte erneut einen Augenblick. Auch das hatte er nie jemandem erzählt. Nie die ganze Geschichte. Nie die wahre Geschichte. Doch Isala konnte er vertrauen…
‚Kannst du das?‘
fragte die Stimme in seinem Hinterkopf.
‚12 Jahre, Falke… die Welt dreht sich sehr weit in 12 Jahren…‘
Doch wenn nicht ihr, wem dann? Und es war so lange her, dass er sich danach sehnte offen sprechen zu können.
Die Mannschaft der Aurora waren seine Freunde gewesen. Und doch hatte er selbst sie nicht in all das wenige eingeweiht, dass er wusste… oder vielmehr nicht wusste. Und hätte er es getan, lägen seine Geheimnisse nun mit ihren Knochen am Grund des Meeres.
„Sie hat mir ein Tier hinterlassen… deshalb bin ich eben so aus dem Zimmer gestürmt. Eine Echse, Calwah. Ich weiß das klingt völlig absurd und ich … ich hab selbst keine Ahnung warum und was mit ihm ist, aber Aylah wurde wegen ihm getötet. Ihre Mörder wollten dieses dumme bunte Vieh mit seinen albernen Flügelchen.“
Mittlerweile war er sich da sicher…Er schüttelte erneut den Kopf, als der Druck auf seine Brust zunahm.
Tatsächlich war er zu Anfang oft versucht gewesen die Echse einfach zu erschlagen. Das Tier, das an allem Schuld schien, dessen Existenz verantwortlich dafür war, dass er die Sonne seines Kosmos verloren hatte ... und in der Folge noch mehr als das.
„Ich musste ihr schwören, dass ich auf ihn aufpasse…egal was passiert. Ich habe keine Ahnung woher sie ihn überhaupt hatte. Bis…ich habe erst erfahren, dass es ihn gibt, als Aylah starb. Sie hat ihn selbst vor mir versteckt. Warum er so wichtig ist weiß ich nicht, aber offenbar weiß niemand in der ersten Welt was er überhaupt genau ist - niemand außer denjenigen, die ihn haben wollen. Zumindest muss er wertvoll genug sein, dass man über Leichen geht, um ihn in die Finger zu bekommen…“
Und damit tat sich die nächste Schlucht an Schuld und Verlust vor ihm auf.
„Ich bin nach der Oceans Hangman eine ganze Zeit mit einem Schiff namens ‚Aurora‘ gesegelt. Gute Crew…Freunde.“
‚Freunde, die du in den Tod geführt hast…‘
Er verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln.
„Ich hatte etwas rumgeforscht. Dachte ich hätte einen guten Plan ausgetüftelt endlich etwas über diese dumme Echse rauszufinden.“
‚Du hast sie überredet in ihr Unglück zu segeln…‘
„Das Glück war uns nicht hold… wir sind mitten in einen Hinterhalt geraten. Ein Pirat namens Malcára hat uns versenkt… Ob er an… Aylahs Tod schuld war…“
er zuckte resignierend die Achseln
„Aber der Hinterhalt galt der Echse. Ich hab den Mistkerl vorher schon getroffen und es ging ihm nur um dieses dumme Vieh. Wie auch immer… irgendwie hab ichs überlebt. Tja und dann hab ich vor kurzem die bunt gemischte Crew getroffen, mit der ich nun unterwegs bin. Und so bin ich hier gelandet.“
Er lachte leise auf und streifte damit zumindest einen Teil der bleiernden Bitterkeit ab, die ihn bei der Erzählung seiner Geschichte befallen hatte.
„Und hier stolpere ich von allen Menschen in der ersten Welt genau über dich! Vielleicht kehrt mein Glück doch noch zu mir zurück! Aber ich sollte es nutzen, um die Echse einzufangen… das Mistvieh hat sich dünn gemacht und will sich wohl mal umsehen.“