17.04.2020, 16:50
Die leichte Anspannung und Neugierde in seinem Rücken sagten ihm, dass er recht gehabt hatte. Die anderen beiden Männer interessierten sich genau so für den Grund, der sie hierher gebracht hatte. Wie könnte es auch anders sein? Quasi mitten in der Nacht loszuziehen, um im Reichenviertel eines Ortes Zeit zu verbringen, schrie geradezu nach einem Verbrechen.
Als Lucien schließlich auf seine Frage antworte, zog Rym überrascht beide Augenbrauen hoch. Eine Besorgung für eine der Herzogsfamilien? So wie der Man es ausdrückte, klang es fast so, als wäre es das einfachste der Welt. Aber wann war ein Verbrechen jemals leicht? Vor allem, wenn man bedachte, was der Captain eben nicht gesagt hatte. Wenn es nur ein kleiner Diebstahl wäre, dann würde es reichen, wenn die Tarlenn ihre eigenen Leute losschickten und nicht eine Gruppe unerfahrener Piraten von außen. Egal wie man es drehte und wendete, es warf zu viele Fragen auf. Das Ceallagh und Trevor so gelassen die Geheimmission annahmen, überraschte Zairym daher. Er selbst hatte nichts gegen ein kleines Abenteuer, aber so vollkommen unvorbereitet? Nun ja, so schien diese Crew ja am besten zu arbeiten. Immerhin hatten sie ohne jeglichen Plan und mit viel Glück auch den Kopfgeldjägerclan überlebt. Trevor, dessen Aufregung sofort über die einigermaßen leere Straße hallte, erschien ihm das beste Beispiel dafür. Seine Frage über den Einbruch in ein Haus schien fast ein wenig durchdacht, als er dann aber über irgendwelche Teepartys plapperte, schaltete Rym auf Durchzug. Wie konnte der Kerl den Schuss einfach so oft überhören und trotzdem immer noch leben? Wie hatte er es überhaupt in die Tarlennfamilie geschafft? Ja, das Tattoo an seinem Unterarm, war dem Mann keineswegs entgangen. Er fand es einfach nur nicht weiter erwähnenswert. Bis jetzt zumindest. Aber würde es ihnen wirklich den Arsch retten, wenn sie den Chaoten dabei hatten? Ob Tarlenn oder nicht? Wenn etwas schief lief, dann würden dank Trevor die Tarlenn doch in Verdacht geraten, nicht wahr?
Rym ließ seine freie Schulter kreisen, das einzige Zeichen einer inneren Anspannung und Unzufriedenheit. Auf seinem Gesicht blieb einfach das lockere Grinsen bestehen, als er die Arme hinterm Kopf verschränkte und in den Himmel hinauf sah. Leichte Wolken zogen dahin, versprachen einen ruhigen Tag – nur nicht für ihn. Als er schließlich auf Luciens Worte antwortete, sah er immer noch hinauf.
„Das klingt ja alles ganz nett, Commodore, aber – auch wenn das nicht oft vorkommt – bin ich ein bisschen besorgt. Ich bin ja bereit mit dir durch jede Hölle zu gehen und so weiter und so weiter, aber ohne jegliche Informationen über das Gebäude oder das, was wir stehlen sollen, wird es schwierig. Oder haben sie dir durch Zauberhand alles Wichtige auch zukommen lassen? Du weißt, wie viele Männer dort sind, um was-auch-immer zu bewachen? Ob da überhaupt jemand ist?“
Sein Blick glitt von den dahinziehenden Wolken wieder zurück und fragend sah er seinen neuen Chef an.
[im Reichenviertel | mit Ceallag, Lucien und Trevor]