05.04.2020, 20:49
Der Tag hatte einfach nicht einer ihrer besten werden können. Die Nacht war zu kurz gewesen und der wenige Schlaf, der sich einstellen wollte, rief nur Alpträume hervor. Natürlich machte sie sich Sorgen, um Luciens Auftrag, den er heute ausführen wollte, aber das sorgte nicht für diese Art von Träumen. Und nicht schon seit mehreren Nächten. Es war die Nähe zu ihrer Vergangenheit, die sie einholte und die ihr den Schlaf raubte. Dennoch hatte sie es die letzten Tage gut verkraftet. Nur heute schien der Wurm drin zu sein. Nachdem sie eine Ewigkeit gebraucht hatte, um fertig zu werden, war sie zu spät zum Frühstück gekommen. Eine Kleinigkeit hatte sie immerhin noch essen können, bevor sie auch schon aufbrachen. Aber sie hatte keinen Kaffee gehabt. Dementsprechend schlecht gelaunt kam sie auch bei dem Treffen mit dem Werftinhaber an. Er konnte absolut nichts für ihre Stimmung und sie versuchte wirklich nett und freundlich zu sein, auch wenn es ihr verdammt schwer fiel, bis dieser Schrei ertönte. Quasi der Höhepunkt des Tages. Mit den anderen folgte sie dem Mann um die Maschinen herum und sah zuerst zwei rangelnde Männer, dann eine schreiende Frau und schließlich den leblosen am Boden.
Talin fluchte herzhaft, bevor sie langsam mit Skadi auf das Geschehen zu hielt. Enrique mischte sofort mit, beruhigte die Frau, die von der Blonden nur eine Ohrfeige geerntet hätte, damit sie mit diesem Geschrei aufhörte. Ihr Blick wanderte zu den beiden Kämpfenden, die schließlich im festhalten desjenigen bestand, der anscheinend die Leiche gefunden hatte. Talin sah auf das Opfer hinunter, der ganz offensichtlich von einem Hammer erschlagen worden war. Wie lange er aber schon tot war...
„Red keinen Unsinn, Fremder. Ich selbst bin hier erst vor 15 Minuten lang gekommen. Da lag hier noch niemand. “
Die Stimme des Werftinhabers trug durch die Halle, übertönte zum Glück auch das Schluchzen der Frau, die sie in dem Moment an Enrique klammerte. Talin seufzte leise und trat dann näher ans Geschehen ran und hielt dem Mann am Boden vorsichtshalber zwei Finger vor die Nase. Sie spürte nichts vom den stetigen warmen Atem, der eigentlich gegen ihre Haut streichen müsste. Sie sah zum Inhaber hoch und schüttelte den Kopf. Diesmal war es an ihm zu fluchen. Was also jetzt tun? Die Marine rufen? Das kam wohl gar nicht in Frage. Jemand von der Tarlennfamilie? Eine bessere Idee, aber immer noch nicht perfekt.
Die Entscheidung wurde ihr schließlich abgenommen, als die Frau in Enriques Armen sich von ihm losriss und wie eine Furie auf den gefangenen Mann losging.
„Es ist doch ganz klar, dass er ihn umgebracht hat! Ich hab ganz klar gesehen, wie er neben ihm kniete, den Hammer noch in der Hand und gegrinst hat er!“
Der Inhaber der Wert, der sich zu Talin neben das Opfer gekniet hatte, um es umzudrehen und zu sehen, wer es war, stand schnell wieder auf und hielt die Frau ab, dem Gefangenen die Augen auszukratzen.
„Beruhig dich, Lilly.“ Die Frau schniefte wieder. „Wie soll ich mich beruhigen? Es ist mein Nhoj“
Wie hatte die Frau bei der echt ekligen Verletzung erkennen können, wer das Opfer war? Talins Kopf fing in dem Moment an, eine Idee nach der anderen zu überschlagen und wieder zu verwerfen. Vielleicht war dieser Mord nicht so einfach, wie er auf den ersten Blick wirkte? Wenn ja...dann würde das hier wirklich ein sehr, sehr furchtbarer Tag werden.
[in der Werft | Alex, Enrique, Greo, Jonah, Skadi]