21.06.2016, 19:04
Sie hatte ihn nicht vermisst? Damit war zu rechnen gewesen, daher hielt Aspen sich nicht weiter damit auf Shanayas Dialog zu folgen. Stattdessen beobachtete er lieber den dunkel gekleideten Mann vor sich, der anscheinend verunsichert einen Schritt zur Seite trat und sich zu ihm umdrehte. Missmutig verzogen sich des Montrose' Lippen, als er endlich das Gesicht des Nachtschwärmers sehen konnte: Hui. So wie der Kerl aussah, streunte er wahrscheinlich des Öfteren durch Kneipenschlägereien und bestahl bei seinen Streifzügen die falschen Leute. Genau so wie heute. Die lasche Beleidigung ließ Aspen den Mund noch ein wenig mehr verziehen: Da war das alte Thema wieder um das sie nicht herum kamen. Allerdings würde er jetzt keine Grundsatzdiskussion mit einem Mann beginnen, der zwar schlich wie die fauchende Katze neben Shanaya, jedoch gekleidet war wie ein bunter Hund.
Während der Hutträger ihn wenig herzlich begrüßte und Anstalten machte nun ebenfalls zur Hintertür hinaus zu wollen, kam der Blondschopf nicht dazu es ihm gleich zu tun und die Situation kurzer Hand aufzuklären. Wenn das Glück auf seiner Seite war, hätte er die restliche Nacht Zeit dazu nicht nur sich ordnungsgemäß vorzustellen, sondern auch Tally und die Sphinx. Ohne dem Dunkelhaarigen mit den Augen zu folgen oder sich auch nur zu ihm umzudrehen, nickte Aspen dessen Worte ab: Ja, er wollte auch wieder raus, jetzt da er sowohl den kleinen Raben, als auch die Katze gefunden hatte und seinen Wanderzoo komplettieren konnte.
Für den Moment ließ er Shanaya in ihrem zweiten Monolog aufgehen, ließ sie strahlen und von ihrem Podest klettern. Vielleicht tat ihr der Auftritt gut genug, um ihr kleines Ego wieder von seinem hohem Ross zu hieven. Erst als der Nachtschwärmer in dem Versuch war einige Schritte zurückzutreten, langte Aspen hemmungslos auffällig nach dem fliegendem Umhang und griff nach einem Geldbeutel – nicht sicher, ob es wirklich Talins oder der des Schwärmers war. Zumindest wog er schwer in seiner Hand. Der vernarbte Kerl war sowieso von Shanayas Worten gefesselt. Fließend in der Bewegung drehte nun auch er sich sichtlich entnervt um, nicht ohne etwas von „Versteckspiel“ und „Schwachsinn“ zu murmeln.
„Oder Möglichkeit drei: Gib' der Dirne ihren Lohn." Die Absicht bewusst und heimlich zu stehlen fehlte sichtlich als Absicht.
Das ganze Theater war ihm irgendwie zu lächerlich. In dieser Taverne gab es mehr als ein Dutzend betrunkene Männer, die Taschen voller Gold das sowieso nur in der Kasse des Wirts landete. Und die beiden stritten sich um ein paar Münzen, anstatt sich an den Börsen der Anderen zu bedienen. Sicherheitshalber fasste sich Aspen im gehen selbst an seine versteckten Ersparnisse, ging sicher, dass sie noch da waren und bekam nur aus dem Augenwinkel mit, dass der Nachtschwärmer Shanaya im Regen stehen ließ und den Vorderausgang bereits ansteuerte. Während Aspen selbst dem Hutträger kopfschüttelnd entgegen lief, hob er in dem Versuch ihm auffordernd die Hand auf den Rücken zu legen den Arm, entsann sich jedoch eines Besseren und wiederholte dessen Kopfnicken in Richtung Tür. Mist. Das Zusammensein mit den beiden Mädchen hatte eindeutig abgefärbt und ihn im Mann-zu-Mann-Kontakt abgestumpft.
„Am Hafen wäre es sicherlich einfacher gewesen uns zu finden.“, brummelte er in dem Versuch die vorherige Situation nicht nur selbst zu tilgen, sondern auch komplett ausradieren zu können. „Ich stell dir jetzt unseren Kapitän vor, wenn das ganze Gehabe dich noch nicht abgeschreckt hat.“ Die gerade umschriebene Dirne.
Na, wenn das keine respekthaschende Kurzvorstellung war! Da sollte Tally sich gleich mal ein bisschen Mühe geben den ersten Eindruck zu revidieren. Vielleicht gelang ihr das ja bereits bei dem Katzenflüsterer vor der Tür. Da der Hutträger zwar Anstalten machte zur Tür zu gehen, allerdings nicht mehr als einen Schritt wagte, ging Aspen selbst voran und setzte voraus, dass der Dunkelhaarige ihm schon folgen würde. Während die Menschenmassen an ihm abprallten – oder Aspen den einzelnen Personen auswich – atmete er einmal tief durch, um seine Nerven wieder ein wenig zu beruhigen.
„Ist dein Chef dahinter gekommen, warum so viel Ware für so wenig Geld verschwand?“, versuchte er die Konversation aufrecht zu erhalten, wenn auch schleppend. Zumindest war es eine gute Ablenkung um nicht bei jedem Passanten erraten zu müssen, wie lange dieser schon nicht mehr baden gewesen war.
Als er die Hintertür erreichte öffnete er diese sichtlich froh die Taverne verlassen zu können und hielt sie dem Hutträger offen. Da schon alleine die frische morsche Luft seine Gehirnzellen wieder arbeiten ließ, hielt er ihm gleichzeitig die offnene Hand zum Handschlag hin. Machte das ein Pirat überhaupt? Nun... Er ab heute schon.
„Aspen."
(Erst Shanaya/Ryan/Sineca, dann mit Greo (?) bei Talin und Liam)