31.03.2020, 15:49
[Im Bordell – erst im Zimmer, dann auf dem Gang bei Isala]Entgegen seiner normalen Gewohnheit hatte Tarón die Ruhe genossen, die ihm der frühe Aufbruch seiner drei Zimmergenossen beschert hatte und war lange in dem improvisierten Lager aus Fellen und Decken liegen geblieben, das man ihnen hier bereitet hatte. Wohin die drei zusammen mit Trevor aufgebrochen waren hatte er nicht hinterfragt – wenn Lucien es für richtig befunden hätte ihn einzuweihen hätte er es getan und so beschäftigte er sich vorerst nicht weiter mit Gedanken daran. Stattdessen ließ er sie frei wandern, während das frühe Morgenlicht sanft durch das Fenster des Raumes schien und Calwah sich in seinem Schein für den Tag aufwärmte.
Dies war mit Sicherheit eines der luxuriösesten Etablissements, in denen er je untergekommen war – und über den Anblick der leicht bekleideten Damen konnte er sich auch nicht beschweren.
‘Black Tooth, alter Junge… das wäre was für dich gewesen.‘
Der Gedanke an den Piraten ließ ihn schmunzeln, auch wenn er mit sich die Melancholie vergangener Tage trug.
Wie die Würfel des Schicksals doch manchmal spielten.
Die groß angelegte Fahndung nach seinen neuen Freunden stellte natürlich ein Problem dar, eines, das mit weit mehr Aufmerksamkeit verbunden war, als Tarón lieb gewesen wäre. Im Grunde jedoch machte es auch keinen Unterschied mehr: verfolgt musste sich der Falke schon seit weit längerer Zeit fühlen. Und vielleicht hielt die Jagd der Marine Malcára und seine Crew davon ab ihm wegen der Echse weiter nachzustellen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Pirat scharf darauf sein würde im Kreuzfeuer zu landen, um am Ende selbst von der Marine versenkt zu werden. Andererseits hatte der Mann bisher ein absolut unnatürlich großes Interesse an Calwah gezeigt und schien zu buchstäblich Allem bereit, um ihn in seine Finger zu bekommen. Und Tarón hatte noch immer keinen Schimmer warum das so war.
„Was ist das nur mit dir, du dummes Schuppentier? ...Calwah?“
Sein Blick unter einem halb geöffneten Augenglied war zu dem Platz geglitten, auf dem die Echse eben noch am Fenster gesessen hatte, … nur, dass Calwah inzwischen nicht mehr dort war. Tarón richtete sich auf und suchte misstrauisch den Raum nach dem Untier ab, das sicher wieder irgendetwas tat, was es nicht tun sollte…und tatsächlich…
„Calwah! Nein! Bleib! Ich warne dich!“
Wenn er auch schlau wie ein ziemlich kluger Hund war – das Temperament hatte er von einer Katze. Einer sehr sturen, absolut dreisten Katze.
Calwah sah ihn an. Seine Zunge züngelte hervor. Dann drückte er die Türklinke herunter, auf die er seinen Fuß von einer nahen Kommode aus gesetzt hatte.
Tarón sprang fluchend auf die Beine – Calwah raste durch den Türschlitz.
Sich jetzt noch etwas anzuziehen kam nicht in Frage, also setzte er der Echse nur mit der Hose bekleidet hinterher, die er heute Morgen schon angezogen hatte. Weit kam er jedoch nicht.
Noch immer fluchend stieß er die Tür auf – und prallte nach einem Schritt und einen letzten Blick auf die den Flur entlang rasende Echse mit einer Frau zusammen, die gerade den Gang hinab in Richtung des Aufenthaltsraumes ging.