28.03.2020, 19:11
Es herrschte diese eklige Ruhe, die in so frühen Morgenstunden jeden Ort fest im Griff hatte. Die Welt war im Begriff aufzuwachen, zögerte aber noch die Nacht völlig von sich zu streifen. Zairym mochte diese Momente meistens. Das lag aber eher an der Stille, als an den Menschen denen man in diesen Augenblicken begegnen konnte. Manche von denen sprühten selbst um diese Uhrzeit nur so vor Munterkeit und hörten gar nicht auf zu reden, andere schienen die ganze Welt zu verabscheuen. Rym selbst...nun er tänzelte jetzt nicht durch die Straßen auf dem Weg wohin auch immer, aber er konnte es sich nicht verkneifen ziemlich falsch vor sich hin zu pfeifen, nur unterbrochen von seinem gelegentlichen Bissen in sein Brötchen. Genau so hatte er den Großteil der Strecke verbracht, während seine Gedanken gleichzeitig immer wieder um die Ereignisse der letzten Tage gekreist waren. Er konnte selbst noch nicht ganz begreifen, warum er sich dazu entschieden hatte, zu bleiben.
Nachdem sie auf sehr dramatische Art und Weise von der Insel mit seinen vorherigen Kollegen verschwunden waren, hatte er das Gespräch mit den beiden Captains gesucht. Eigentlich hatte er auf der nächsten Insel gleich wieder verschwinden wollen, aber nachdem er mit den beiden gesprochen hatte...konnte er sich doch nicht dazu entschließen zu gehen. Die beiden gefielen ihm. Gut, bei der jungen Blonden überraschte das sicher niemanden, aber er mochte auch ihren Bruder – was sonst selten vorkam. Dieser machte ihm keine falschen Versprechen und ließ ihn einfach sein Ding machen, so lange er so eine Art Gemeinschaftssinn für die Crew zeigte. Das würde Rym sicher irgendwie hinbekommen. Er bekam alle Freiheiten, die er wollte, wenn auch weit weniger Geld als vorher. Aber für den Moment konnte er damit schon leben. Mit der Mannschaft selbst musste er erst noch warm werden. Bei allen handelte es sich um sehr eigene Persönlichkeiten, mit größeren und kleineren Macken. Und nachdem er jetzt mehrere Tage mit ihnen verbracht hatte, konnte er ganz gut damit leben. Auf dem Schiff konnte er zwar niemandem groß ausweichen, weil man sich immer irgendwie über den Weg lief, aber jetzt auf der Insel, ja, da gefiel es ihm zu der Crew zu gehören. In einem der besten Bordelle im Gebiet der Tarlenn unter zu kommen, schien es ihm wert zu sein, die Carta unterschrieben zu haben.
Aber egal wie er es drehte und wendete, jetzt war es so, wie es eben war. Fürs erste wäre er als Pirat – ohne Ahnung von Schiffen zu haben – unterwegs und folgte seinem einem Captain ins Nobelviertel der Insel. Nicht gerade die Ecke, in denen er sich oft aufhielt.
Rym unterbrach sein Pfeifen, schob sich den letzten Bissen in den Mund und schlenderte dann näher zu Lucien. Obwohl er sich selbst gesagt hatte, er würde dem Mann ohne jede Fragen folgen – denn es musste ja einen Grund geben, warum er dabei sein sollte – konnte er die Neugierde doch nicht mehr unterdrücken, nachdem es sich anfühlte, als hätten sie ihr Ziel bald erreicht.
„Sag mal, Commodore, wohin genau entführst du uns eigentlich? Nicht, dass mir eine schöner Morgenspaziergang nur mit Kerlen nicht gefällt, aber warum sollte ich meine Hübsche mitnehmen?“
Er tätschelte liebevoll sein in Tuch gewickeltes Gewehr und sah von Lucien zu den beiden anderen, die nahe genug waren, um seine Frage gehört zu haben. Er verkniff es sich, seine Vermutungen zu äußern. Denn wenn er so darüber nachdachte, dann würde das hier vermutlich ein Auftrag werden. Ein Auftrag, der für jemanden ein Gefallen war. Was bedeutete, dass da höchstwahrscheinlich kein Geld bei rausspringen würde.
[Auf den Straßen | mit Ceallagh, Lucien und Trevor]