25.03.2020, 23:36
Irgendein Geräusch, vielleicht auch Stimmen, hatten Shanayas kurzzeitig geweckt. Sie war nicht wirklich anwesend, wusste in diesem Moment nicht einmal wo sie war – und schlief genauso schnell auch wieder ein. Auch wenn sie die letzten Tage so viel wie noch nie in ihrem Leben geschlafen hatte, sehnte sich ihr Körper nach dieser Erholung. Nach Vergessen, was alles geschehen war. Gut, nicht alles davon, aber die Begegnung mit ihrem Bruder und seinen Schergen gehörte definitiv dazu. Aber der Schlaf brachte ihr Ablenkung, beruhigte sie und brachte ihr ihre alten Kräfte zurück. Auch, wenn das sicher noch ein wenig dauern würde.
Ihr Schlaf wurde nicht noch einmal so tief wie zuvor, trotzdem reichte es, dass sie regungslos da lag, die Welt um sich herum einfach passieren ließ. Nicht einmal das Bewusstsein, an was für einem Ort sie sich befand, drang zu ihr durch. Es war einfach still, so still wie schon lange nicht mehr. Auch ohne Schlaf träumte die junge Frau ein wenig vor sich hin, ließ in diesem Moment jedoch nur Platz für Gedanken, die ihr Herz in einem sanften Takt etwas schneller voran trieben. Die sie hätten lächeln lassen, wäre sie nicht kurz davor gewesen, wieder einzuschlafen. Sie war so müde, trotz des vielen Schlafes. Aber immerhin wurden ihre Nächte nicht mehr von Albträumen geprägt, die sie für Stunden wach hielten und nicht zur Ruhe kommen ließen. Sie war auf dem Weg der Besserung. Auch wenn ihr Körper noch immer nicht das tun wollte, was sie wollte. Aber auch das war nur eine Frage der Zeit.
Es verging einige Zeit, bevor der Schlaf wieder aus ihren Gliedern wich und wieder konnte sie nicht genau ausmachen, was sie weckte. War es das Geräusch der Tür? Irgendwelche Stimmen? Oder hatte ihr Körper einfach für den Moment genug. Ein leises Klirren zwang die Schwarzhaarige dann dazu, die hellen Augen zu öffnen. Zuerst blinzelte sie nur, gab ein leises Brummen von sich. Nicht unzufrieden, es klang mehr einfach nur verwirrt. Sie erkannte eine Gestalt, die bei ihr im Zimmer stand – und der wichtigste Gedanke galt dem, dass dort keine Frau stand. Ihre Welt wurde langsam klarer, das Bild deutlicher.
„Liam?“
Ihre Stimme klang noch geschwächt, das Gesicht war noch von leichtem Fieber gezeichnet.
„Was machst du hier?“
Wie spät war es? Ohne sich aufzurichten blieb Shanaya in ihre Decke gekuschelt, hob den Kopf ein wenig an um den Lockenkopf anzusehen. Was er dabei hatte fiel ihr im ersten Moment nicht auf. Suchend ließ sie den Blick schweifen, stellte einen Moment überrascht fest, dass sie allein waren. Hatte sie etwas verpasst? Einfach nur vergessen? Oder war irgendetwas geplant gewesen, worüber sie nicht informiert war?
„Wo sind die Anderen?“
Ihr Kopf sank zurück auf das Kissen. Nur einen Moment noch, dann konnte sie immernoch aufstehen. Irgendetwas sinnvolleres tun als nur herum zu liegen. Und wenn sie nur den Flur auf und ab lief.
„Wie spät ist es?“
[Liam | Im Zimmer im Bordell]