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Frühlingsgruß
Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#26
Ob die anderen nachtragend waren oder nicht, konnte sie kaum beurteilen. Insgesamt war die Crew ein unbeschriebenes Blatt, das sich nur mit großen Lücken füllen ließ. Ein Umstand, der nicht zwingend schlecht war, doch Skadis andauernde Unruhe und Vorsicht milderte es keineswegs. Sie zuckte somit als Antwort nur mit den Schultern, verzog dabei den Mundwinkel abwägend und trat voraus. Wandte sich erst wieder herum, als das Gebüsch zu ihrer Seite zu rascheln begann und einen winzigen Körper Preis gab. Mit buschigem Schwanz und spitzen Ohren, die zielstrebig auf Liam zusteuerten. Für einen Moment durchfuhr Skadi ein eiskalter Schauer, der sich deutlich als kribbelnde Gänsehaut auf Arme und Nacken schob. Diese Katzen waren unheimliche Wesen. Fast augenblicklich wandte sich der dunkle Haarschopf wieder herum und lief einen Schritt schneller und steifer voraus. Stolperte sogar in eine Erdmulde, die sie gefährlich ins Wanken brachte. Leise fluchend tänzelte die Nordskov im Halbbogen weiter und schnaubte. Streifte ungewollt erneut den Anblick des Musikers und seinem tierischen Begleiter und konnte das Schütteln ihrer Glieder nicht unterdrücken, als Sineca zu ihr hinüber sah. Gruseliges Tier. „Eine Münze für deine Gedanken.“, raunte sie, mehr an sich selbst als Liam gewandt.
Seine Frage hätte das Potential zu einem ernsten Gespräch gehabt, auf das er es gar nicht abgesehen gehabt hätte. Zum Glück aber war nicht nur er zu gut gelaunt und zu angetrunken, um sich darauf einzulassen. Oder Skadi nutzte seinen Zustand schlicht geistesgegenwärtig aus, um drum herum zu schiffen. Wie dem auch war, der Lockenkopf hatte den roten Faden ihres Gesprächs ohnehin verloren, kaum dass Sineca mit skeptischen Augen aus der Dunkelheit zu ihnen herüber funkelte. In dem Moment, in dem er den Blick wieder hob, stellte er fest, dass Skadi längst weitergelaufen war. Und - scheinbar - bahnte sich der Alkohol allmählich gänzlich den Weg zu seinem Gehirn oder Skadi hatte tatsächlich einen Zahn zugelegt. Mit raschen Schritten setzte er sich wieder in Bewegung, um den Anschluss nicht zu verlieren. Und im Dunkeln war es gar nicht so einfach, den leicht wankenden Tücken des Waldbodens entgegenzuwirken. Von vorne erklang ein leises Raunen, dessen eigentlichen Worte ihn gar nicht erreichten, während er über eine oberirdische Wurzel stieg, bis er Skadi schließlich wieder eingeholt hatte. „Hm? Was ist los? Ein Tier mit zu vielen Beinen gesehen?“ Er lächelte verständnisvoll, denn bekannter Weise war die Beziehung von Frauen zu Insekten eher schwierig. Und die Wahrscheinlichkeit, im Dunkeln auf einen zu großen Tausendfüssler zu stoßen, war in diesen Breitengraden gar nicht so gering. Auf die Idee, saß Sineca ihr eigentlicher Nemesis war - wer hätte das schon ahnen sollen.
Sie sollte den Göttern dafür danken, dass der Lockenkopf von all dem, was vor ihm geschah, wie auf Kommando den Blick abwandte. Somit waren keine Erklärungen oder tadelnde Blicke notwendig, die ihm wortlos zu verstehen haben, darüber Stillschweigen zu bewahren. Nicht dass er noch auf die dumme Idee kam, dass sie Angst vor irgendetwas besaß. Das war... lächerlich? Blinzelnd wandte sich der dunkle Schopf herum und brauchte einige Augenblicke ehe das vom Alkohol manipulierte Sehvermögen die Schleier entfernte und Liams Züge schärfte. Hatte er etwa doch ihren ungelenken Sinkflug beobachtet? Skadi musste gerade stark an sich halten, um ihm nicht mit einem abfälligen Schnauben zu antworten. Getroffene Hunde bellten ja, so sagte man, richtig? Somit zeugten nur ihre hinauf schnellenden Augenbrauen von Sinecas Einfluss. Ihr Tempo verlangsamte die Jägerin jedoch keineswegs. „Hast du etwa Lust mir heldenhaft zur Hilfe zu eilen? “ Skadi gluckste einen Moment, tänzelte über eine Reihe Wurzeln hinweg... und übersah mit abgewandtem Blick zurück den letzten Ausläufer. Ein unangenehmes Ziehen durchfuhr ihr Fußgelenk. Der Körper kippte, vom Alkohol entschleunigt in Zeitlupe voraus. Oder kam es nur ihr so vor, dass Liams Gesicht gleich dem Tempo einer Schildkröte vor ihr davon rauschte?
Schlagfertig, das musste man ihr lassen. Das Lächeln auf seinen Zügen wuchs zu einen flüchtigen Grinsen heran, obwohl er sich darüber bewusst war, dass er diese Hoffnung wohl zerstören musste. Liam war vieles, aber weder jemand, der sich als etwas ausgab, was er nicht war, noch einer dieser Männer, die sich heldenhaft aufspielen mussten - oder wollten - um daraus Anerkennung zu ziehen. Beides nichts, womit er sich wohlfühlte. „Fürchte, damit bist du bei mir an der falschen -“ Sein Bewusstsein hatte einen Moment gebraucht, um zu realisieren, dass sich Skadis Oberkörper gerade schneller von ihm entfernte als ihre Beine - und zudem noch erstaunlich zielstrebig gen Boden. Und obwohl er unterbewusst wusste, dass er sie unmöglich rechtzeitig erreichen konnte, bevor ihr unfreiwilliger Sturz ein Ende nahm, machte er einen Ausfallschritt nach vorne, um wenigstens versucht zu haben, sie vor einem Sturz zu bewahren. Seine Erwartungen erfüllten sich allerdings und er kam neben Skadi zum Stehen, kaum dass sie ihren Fall beendet hatte. „War wohl nichts mit der heldenhaften Rettung. “ Entschuldigend ging er neben ihr in die Knie. Himmel, dass es immer so schwer war, das Gleichgewicht zu halten, kaum das Alkohol im Spiel war. In der Hocke kam ihm das Geschwanke fast noch schlimmer vor. „Hast du dich verletzt? “ Er hielt ihr die Hand hin, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Oder sich selbst weiter auf den Boden, je nachdem, wofür sich dein Gleichgewichtssinn entscheiden würde.
Dieser Nachthimmel funkelte wie die Diamantenhalskette einer Königin. Er war fast schon viel zu schön, um sich dem Schmerz hinzugeben, der sich über ihre. Steiß in ihren Körper bahnte. IhrSinkflug war zielstrebig und schnell gewesen. Skadi hatte nicht einmal Zeit für einen tiefen Atemzug, geschweige denn einen klaren Gedanken gehabt. Sah erst aus den Augenwinkeln das zottelig, lockige Haar des Älteren, ehe sie den Kopf hinab senkte und seine Miene mit einem erschütterten Gesichtsausdruck musterte. Was dann jedoch aus ihr heraus trat war ein herzhaftes Lachen, das ihr ganzen Körper durchfuhr. „Scheiße bin ich betrunken, was? “ Es gab doch nichts besseres, als sich den Schmerz davon zu lachen, oder? Vor allem wenn sie wie ein aufgescheuchtes Huhn vor einer Katze davon flitzte. „Aber bin ja eh keine Dame... also ist’s auch egal. “ Mit diesen Worten ergriff sie Liams Hand und half sich mit ihm auf die Beine. Klopfte sich dann mit beiden Händen die Erde vom Hintern ab.
Betrunkene und Kinder verletzten sich ja bekanntlich nie. Sein Glück in manchen Fällen und wie es aussah dieses Mal auch Skadis. Bis auf die Wurzeln, die ihren Pfad durchzogen, federte der Waldboden vermutlich ganz gut ab und verhinderte ernsthafte Verletzungen. Das Gelächter, in das sie ausbrach, war jedenfalls Antwort genug. Liam hätte sich wirklich anstrengen müssen, um nicht einfach selbst ins Lachen miteinzusteigen. „Du bist nicht allein. “, gestand er lachend seinen eigenen Zustand und zog sie derweil zumindest in die Hocke. Nicht jedoch, ohne sich dabei selbst mit der freien Hand nach hinten abstützen zu müssen, um nicht auch gänzlich auf dem Waldboden zu landen. Die nächste Aussage ihrerseits quittierte er mit einem kurzen Stirnrunzeln, während er sie flüchtig musterte. Keine Dame, so? Der Lockenkopf war zu angetrunken, um sich genauere Gedanken über ihre Wortwahl zu machen und kannte sie ohnehin nicht gut genug, um irgendetwas hineininterpretieren zu können. „Warum? Ist‘s Damen verboten, Spaß zu haben? “ In erster Linie spielte er darauf an, dass er rein gar nichts verwerfliches daran fand. Gleichzeitig stellte er fest, dass er sich angenehm nah am Boden befand und es weitaus bequemer war, zu sitzen als zu hocken. „Dann bin ich auch keine Dame. “ Ein bübisches Feixen schlich sich auf seine Züge, gefolgt von einem unbeeindruckten Schulterzucken. Man konnte ja nicht alles sein im Leben.
Liam hockte. Nein. Es wirkte von ihrem erhöhten Standpunkt aus, als säße er fast auf dem moosigen Untergrund. War wohl bequemer als auf einer Stelle vor und zurück zu schwanken und ob des stärker werdenden Schwindels die Lippen aufeinander zu pressen. „Damen haben sich immer vorbildlich zu benehmen und vor allem nicht mit fremden Männern allein durch Wälder zu streifen...glaube ich. “ Nicht, dass sie das überhaupt beurteilen konnte. Aber diese Tatsache war ohnehin ein offenes Geheimnis der Gesellschaft. „Taha... dabei hättest du viel Potential um ein wunderhübsches Fräulein abzugeben. “ Sofern man den Bart entfernte und seinen dichten Locken eine intensive Wäsche gönnte. „Und ich würde sogar, Kavalier wie ich wäre, gut auf dich aufpassen. “ Ein breites Grinsen zierte ihre Lippen. Wirkte süffisant und über alle Maßen zweideutig. Doch Skadi wandte sich bereits herum, noch ehe der Musiker sie lange betrachten konnte, hielt nach dem Katzentier Ausschau und streckte nun ihrerseits eine helfende Hand hinab. „Komm Prinzessin... hier wird nicht im Wald gepennt.“ Es war verlockend und tausendfach weicher. Doch ob er sich unter giftigen Tieren auf dem Boden zusammenrollen und den Gefahren ausliefern wollte, war fraglich.
Neugierig folgte er Skadis Beschreibung der oberen Gesellschaft. Jedenfalls hatte das Wort „Dame“ einen dahingehenden Beigeschmack in ihrem jetzigen Gespräch und die Vorstellung, die die Dunkelhaarige umriss, traf genau jenes Bild. Seine Mundwinkel zuckten kurz, als sie beteuerte, Damen dürften nicht mit fremden Männern durch den Wald laufen. „Einige von Ihnen machen es trotzdem. “, bemerkte er rein informativ und kam nicht mal im Ansatz auf die Idee, dass manch anderer mit derartigem Wissen zu prahlen versucht hätte. Vielleicht, weil er absolut nicht drauf aus war, sich in irgendein Licht zu rücken. Aber ihr Gespräch ging ohnehin wieder in eine absurdere Richtung . Es machte Skadi sympathisch, dass sie sich durchaus auf derartige Gedankenspiele einlassen konnte und nicht den Todernsten mimen musste. „Findest du, ja? “, lachte er und probierte sich an einem kurzen Augenaufschlag, ehe er amüsiert den Kopf schüttelte. „Vielleicht sollten wir bei Gleichberechtigung bleiben und jeder passt auf den anderen auf, hm? “  Sein Angebot war er ernst gemeint und daran änderte auch die freundliche Stichelei nichts, die sie kurz darauf an ihn herantrug. Skeptisch, aber belustigt legte sich seine Stirn in Falten, während er bereitwillig die angebotene Hand entgegennahm. „Spielverderber. “, lautete seine Entgegnung, obwohl er in keinem Moment vorgehabt hatte, draußen zu übernachten. „Dabei wäre es hier weitaus ruhiger als auf dem Schiff. Noch nie probiert? “ Natürlich nicht einfach irgendwo auf dem Boden, aber einen halbwegs sicheren Schlafplatz hätte er schon noch geschustert bekommen. Sineca beobachtete das Ganze aus der Entfernung. Sie schien Skadi nicht zu trauen.
Gleichberechtigung. Skadi musste unweigerlich schmunzeln. Oft war ihr dieser Begriff nicht außerhalb ihrer Heimat begegnet. Sie wusste, allein durch ihre Arbeit bei der Marine, dass diese Denkweise bei weitem nicht in alle Länder vorgedrungen war. Und ob Liam nur so tat, als wäre er ganz anders als der Großteil seiner „Artgenossen“. Zumindest für den Augenblick nahm es die Nordskov wortlos hin und klopfte ihm freundschaftlich gegen die Brust, kaum dass er sicher auf zwei Beinen stand. „Ich glaube was das angeht, kann ich dir nichtmal widersprechen. “ Die dunklen Augen ruhten eine Weile prüfend auf Liam Zügen. Dann wandte sich die Dunkelhaarige mit schnalzender Zunge herum und trottete den Weg weiter hinab. Froh darüber, dass das Katzentier im Verborgenen oder respektvollem Abstand blieb. „Und ich köpfe lieber eine Schlange, als einen schnarchenden Hünen aus seiner Hängematte zu schupsen.“
Sein Verstand war gar nicht in der Lage dazu, Dinge zu seinen Gunsten auszulegen – ganz davon abgesehen, dass er (leider?) eher der ehrliche Typ war statt der, der sich ins rechte Licht zu rücken versuchte. Der Umgang, den er meistens pflegte, hatte ihm ohnehin schon längst bewiesen, dass jeder seine Stärken und Schwächen hatte – ganz egal ob Männlein oder Weiblein. Die Gleichberechtigung meinte er also mehr als ernst, hinterfragte in diesem Augenblick nicht einmal die Selbstverständlichkeit, die sie für ihn darstellte und hätte sich wohl über den Ausdruck von Überraschung auf Skadis Zügen gewundert. Zum Glück blieb ihm dies zumindest an diesem Abend erspart. Stattdessen schmunzelte er zufrieden darüber, dass sein Vorschlag offenbar doch Anklang fand, kaum dass er wieder auf den Beinen stand. Ihren prüfenden Blick nahm er gar nicht mal als prüfend wahr, sodass er ihr gut gelaunt weiter über den Pfad durch den Wald folgte und letztlich die Arme locker verschränkte. Erst, als sie fortfuhr, musterte er ihren Hinterkopf mit einem überraschten Laut. Ihre Zustimmung hätte auch eine einfache Floskel sein können, doch sie konkretisierte ihre Aussage, woraufhin der Lockenkopf in ihrem Rücken anerkennend nickte. „Solange du nicht darüber nachdenkst, den nächsten Schnarchenden zu köpfen.“, überlegte er laut, aber ohne Ernst in der Stimme. „Wäre ein bisschen zu viel des Guten.“ Jedenfalls in seiner Welt, aber dass das nicht unbedingt viel zu bedeuten hatte, wusste er. Er schwieg kurz, musterte weiterhin die Schemen ihres Hinterkopfs in der Dunkelheit, ehe sich wieder ein lockeres Lächeln in seinen Mundwinkeln einnistete. „Du bist ziemlich vielseitig, hm? Und gleichzeitig genügsam.“, stellte er wertungsfrei fest.
Sie schenkte ihm ein kurzes, vernehmbares Glucksen auf seine Worte. Stimmte den Worten des Lockenkopfes zu, selbst wenn ihre Beweggründe wohl gänzlich andere waren, als die seinen. Sie würde niemanden auf diesem Schiff köpfen, so er denn sein Glück nicht herausforderte. Eine Carta war nun einmal selbst unter Piraten ein heiliges Schriftstück – ihr nicht zu folgen hieße, Enrique und ihre Mission in Gefahr zu bringen. Dass sie DAS definitiv nicht zulassen würde und konnte, blieb außer Frage. Beinahe hätte sich die Nordskov in ihrem leichten Vollrausch in diese Gedankenwelt hinab gleiten lassen, wäre die wohlige Stimme des Älteren nicht durch ihr Bewusstsein geschossen wie eine Pistolenkugel. Etwas perplex vertrat sie sich für einen Moment und umging – was für ein grandioser Zufall – eine aufschauende Wurzelschlinge. Stand nun mit dem Gesicht zu ihm gewandt inmitten des Waldes und wusste nicht so recht wohin mit den langen Armen, die zuvor noch entspannt in ihrem Nacken verkeilt gewesen waren. Irgendwie fühlte sie sich an wie unnütze, schwere Pfeiler. „Mh… genügsam… das klingt fast wie die Umschreibung eines netten Menschen.“ Ein verschmitztes Lächeln schob sich jäh auf die Miene der Dunkelhaarigen. „Aber danke für das Kompliment… sofern es eines war.“ Wieder stob ein unterdrücktes Glucksen zwischen ihren Lippen hervor. Fühlte sie sich gerade etwa geschmeichelt? Allerdings. Denn es war lange her, dass jemand solch ernst gemeinte Worte ausgesprochen und nicht sofort wieder zurückgenommen hatte. Eine Weile blieb die Nordskov wie angewurzelt stehen und umriss die Silhouette des Lockenkopfes, als suchte sie nach irgendetwas bestimmten. Schnalzte wenig später mit der Zunge und wandte sich mit schüttelndem Kopf zum Gehen. „Man man man… vor dir muss man sich wirklich in Acht nehmen.“ Etwas Spott klang in ihrer Stimme mit. Gerade so viel, dass ihre darauffolgenden Worte ihren Humor kaum verloren und doch mit einer Prise Ernsthaftigkeit gespickt waren. „Du bist diese gefährliche Sorte Mann, die so unfassbar charmant und entwaffnend sein kann, dass man nicht genug auf sich aufpasst.“ Augenblicklich strahlte ein breites Grinsen über die schmale Schulter, direkt auf Liam zu, dessen Miene für einen Augenblick im Lichtstrahl des Mondes aufleuchtete. „Dafür müsstest du nicht einmal den Mund aufmachen.“
Bildete er es sich bloß ein oder klang Skadi tatsächlich ein wenig überrascht darüber, dass jemand nette Worte über sie verlor? Und ja, in Liams Welt war es wirklich etwas positives, genügsam zu sein, auch wenn er niemandem einen Strick daraus drehte, der es nicht war. Er wurde langsamer, kaum dass sich die Nordskov wieder zu ihm herumdrehte, bis er letztlich stehen blieb und ihre Vermutung mit einem Neigen des Kopfes, gepaart mit einem kurzen Zucken der Schultern bestätigte. Ihre Skepsis wandte sich schließlich zum Guten und der Musiker erwiderte ihr Lächeln zufrieden, ohne ihr zu widersprechen. Sie konnte es gerne als Kompliment nehmen, dagegen hatte er absolut nichts einzuwenden, sah aber auch nicht die Notwendigkeit, ihr dies explizit noch einmal zu bestätigen. Immerhin hegte er damit keinerlei Absichten – selbst wenn Skadi ihm offensichtlich bereits wenige Herzschläge später etwas ganz anderes unterstellte. Hätte sie Recht gehabt, wäre es jetzt wohl an der Zeit gewesen, ihr des vermeintlichen Erfolges wegen selbstzufrieden entgegenzuschmunzeln. Das Ihre Worte aber eher das Gegenteil bewirkten und für einen kurzen Augenblick das Lächeln aus den Zügen wischten, sprach vermutlich Bände. Liam wirkte ehrlich erstaunt, dass man ausgerechnet ihm derartige Berechnung nachzusagen schien. Die Kurzhaarige wandte sich um und der Lockenkopf konnte nicht anders, als ungläubig und hörbar über den Eindruck zu schmunzeln, den sie von ihm gewann. Gefährlich konnte war mit Abstand eines der letzten Worte, die er in einer Autobiographie über sich selbst genutzt hätte, ganz gleich in welchem Zusammenhang. Und trotzdem entging ihm das indirekte Kompliment ihrerseits nicht. Schade fast, dass er sie enttäuschen musste. „Ich fürchte, da lässt dich deine Intuition ein bisschen im Stich.“, gestand er. Ein bisschen verlegen klang er schon, aber in erster Linie überwog das Amüsement. „Ich glaube, ich bin der letzte, vor dem man sich in Acht nehmen muss.“

Besonders auf einem Schiff voller Piraten, von denen nicht wenige – oder alle - bereits einige Leben auf dem Gewissen hatten. Liam war harmlos, verträumt und eher selbstlos als derart selbstverliebt, dass er problemlos mit den Gefühlen anderer spielen könnte. Was er tat, meinte er ehrlich. Und er war, wer er war – kein Arzt, kein Offizier, kein Adliger. In erster Linie also ein mittelloser Mann, der sich mit Musik und Kunst über Wasser hielt und daraus kein Geheimnis machte. Also nicht unbedingt das, was man sich als Frau aussuchen würde, um eine Zukunft aufzubauen. Was ihm wiederum gelegenen kam, aber das war eine andere Geschichte. „Aber auch ich danke für das Kompliment, auch wenn es bei einem anderen vermutlich besser aufgehoben wäre.“ In der Ferne blitzte das Mondlicht zwischen den Bäumen hindurch, die den Rand zum Strand säumten. Und Liam dachte noch immer darüber nach, wie Skadi auf die Idee kam, man müsse sich vor ihm in Acht nehmen. Absurd.
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Frühlingsgruß - von Liam Casey - 29.11.2018, 13:03
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 02.12.2018, 21:22
Frühlingsgruß - von Liam Casey - 05.12.2018, 19:35
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 13.12.2018, 01:31
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RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 28.04.2019, 15:17
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 30.04.2019, 08:54
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 30.04.2019, 23:05
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 01.05.2019, 01:05
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 01.05.2019, 18:30
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 09.05.2019, 21:44
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 09.03.2020, 22:00
RE: Frühlingsgruß - von Liam Casey - 09.03.2020, 22:28
RE: Frühlingsgruß - von Skadi Nordskov - 09.03.2020, 22:50

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