14.06.2016, 18:08
Der Vampirverschnitt war so schnell wieder weg, wie er gekommen war. Nicht ohne sich vorher an Talin vorbei zu drängeln und einige Worte in seinen Kragen zu murmeln. Aus reinem Protest blieb Aspen stehen wo er war, anstatt einen Schritt zur Seite zu weichen. Mit misstrauisch verengten Augen verfolgte er den dunkel gekleideten Mann, bis dieser sich in die Taverne drängte und in der Masse verschwand. Welcher Schwachkopf hatte eigentlich vorgeschlagen, dass sie genau hier arbeitstüchtige Leute finden sollten? Darüber konnte der Blondschopf nur mit dem Kopf schütteln, bevor er die Tür los ließ und ebenfalls hinaus treten wollte – allerdings kam er nicht umhin noch einmal inne zu halten und die Tür abermals kurz vor dem Schloss aufzufangen, damit kein kleiner Rattenschwanz - pardón - Katzenschwanz eingeklemmt wurde. Mit einem Seufzen ließ er das versiffte Holz endgültig los und folgte die wenigen Schritte hin zu seinen beiden Begleitern, von denen Einer sehr belustigt drein blickte und sich sofort wieder hinsetzte und der Andere ebenso irritiert wie Aspen selbst wirkte.
Als Talin anfing zu quatschen war Aspen wieder danach tadelnd den Kopf zu schütteln. Waren sie nicht hier um Shanaya zu suchen und ihren Manschaftsplan auf Gefilde mit anspruchsvollerem Potenzial auszuweiten? Allerdings verkniff er sich dies. So lange sie nicht wieder die gleiche übertrieben Show wie innerhalb der Taverne abzog, wollte er dem Katzenfreund kein weiteres Material zum zweifeln liefern. Pf, das bisherige war schließlich reichlich genug. Daher begnügte er sich nur damit missmutig die Brauen anzuheben um zu zeigen wie wenig ihm die Entwicklung ihrer Wanderung gefiel.
„Ich geh den kleinen Raben suchen, bevor sie von der lockenden Schlägerei Wind bekommt.“
Ein letzter warnender Blick galt dem Katzenfreund - auch wenn der Blondschopf ihn kaum als linkischen Mann einordnete - dass dieser nicht auf Dummheiten kommen sollte, bevor Aspen sich abwandte und die kleine Gasse bis zur Hauptstraße entlang folgte. Dabei wich er gekonnt am Boden liegenden Schnapsleichen, vergnügten Freiern und willigen Huren aus. Bei allen Welten, er hatte an Deck fast vergessen, dass die Hafenstraßen ebenso befüllt waren wie ein kleines Schiff. Ohne sich noch einmal umzudrehen zu seinen vorherigen Begleitern bog er um die Ecke zum Haupteingang der Taverne ein und blieb für den Moment stehen um nach Shanaya Ausschau zu halten. Trotz dem Lärm innerhalb der Kneipe war draußen nicht so viel los, als dass er die schwarzen Haare nicht erkannt hätte. Mist. Sie war wahrscheinlich wirklich schon mitten drin. Um Abstand zu wahren öffnete er die schwere Holztür mit der Stiefelspitze und hielt die Luft kurz an, als ihm sowohl der Gestank nach Schweiß und Erbrochenem, als auch die Lautstärke mehrere Märkte entgegenschlug.
Entgegen der Erwartung nun den kompletten Raum absuchen zu müssen, fand er die Dunkelhaarige beinahe beim ersten Blick: Mitten auf einem Tisch, den Blick abschätzig nach unten. Entnervtes Seufzen ließ sich nicht unterdrücken. Wo war er denn hier bitte gelandet?! An Deck war es einfacher gewesen das Alter der beiden Mädchen zu ignorieren. Doch dieser Abend zeigte ihm ziemlich deutlich, dass es noch richtig schwierig werden konnte. Zielstrebig nahm er den Gang wieder auf, durch seine Größe im Vorteil um die Angetrunkenen bei Seite zu schieben. Mit wem sprach sie denn da...?
„Dem Kapitän hast du gerade den Geldbeutel abgeluchst, du schlaues Kerlchen.“, brummte er – die Stimme voller abwertendem Sarkasmus - dem schwarz gekleideten Vampir von vorhin in den Nacken, während Aspen hinter ihm stehen blieb.
Nunja, immerhin besaß der Fremde ein Gesicht. Das war mehr als Aspen erwartet hatte. Beunruhigend war eher, dass er die Besatzung der Sphinx suchte und sich ihr vielleicht anschließen wollte. Verdammt. Hätte der Blonde gewusst, dass solche Halunken sich melden würden, hätte er sein Budget eher für Trennwände in der Kajüte als für einen Hühnerstall ausgegeben. In der Hoffnung den dunkel gekleideten Mann durch pure Ignoranz abzuwimmeln sah er zu Shanaya hoch und verzog die Lippen zu einem erzwungenem Lächeln – eher einer Grimasse gleich. Er wollte hier raus. Das war schon zuvor sein Plan gewesen und wäre Shanaya nicht auf irgendwelchen unerfindlichen Wegen wieder hier drin gelandet, hätte er sich auch mit der frischen Luft draußen weiter vergnügt. Hätte, hätte, hätte. Denn jetzt musste er sogar die Stimme heben um durch den Lautstärkepegel ansprechen zu können.
„Wir sind vor dem Hinterausgang, falls du uns bereits vermisst hast, kleiner Rabe.“ Beiläufig deutete er auf das Katzengetier, das sich lieber einmal bei ihm bedanken sollte, dass sein Schwanz nicht eingeklemmt worden war. „Unser neuer Katzenflüsterer macht sich schon Sorgen um seinen einzigen Freund." Oder war das Tier eher eine Freundin?
Zwar war es viel zu voll um einzelne Gesichter in der Menge erkennen zu können, allerdings stach das eines ziemlich großen dunkelhaairgen Mannes in direkter Nähe hervor. Überrascht verengte Aspen die Augen, überlegte kurz, bevor er den Händler vom Vortag einzuordnen wusste. Na, da brauchte er wohl doch einen neuen Job? Ohne es zu wollen wurde der verbissene Zug um seine Lippen freundlicher, wenn nicht sogar schon erfreut über den Anblick des Großen.
(Erst am Hinterausgang mit Tally & Liam, später in der Taverne bei Shanny, Ryan, Sineca und Greo)