07.01.2020, 17:11
Shanayas Blick sagte ihm schon alles. Ihre Worte bestätigten danach nur, woran er ohnehin selbst dachte und das düstere Schmunzeln, das in diesem Moment um seine Mundwinkel spielte, ließ ahnen, dass er sich schon fast auf eine weitere Begegnung freute. Sollte sie nur kommen.
Doch die beschwichtigenden Worte seiner kleinen Schwester verdrängten den Gedanken, lenkten seine Aufmerksamkeit wieder zu ihr zurück und dieses Mal runzelte er die Stirn. Eine erneute Welle aus Ärger breitete sich in ihm aus und merklich kühler, als einen Moment zuvor, begegnete er ihrem Blick.
„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, ja.“,
erwiderte er deutlich schärfer, als es bei ihrem sanften Ton wahrscheinlich angemessen gewesen wäre. Aber sie reizte ihn – weil gerade sie es besser wissen müsste. Als ob er nun Hals über Kopf einen neuen Kurs eingeschlagen hätte, nur weil er sich gerade mal für irgendetwas begeisterte. Ausgerechnet er. Warum der ganzen Sache also jetzt einen Dämpfer verpassen?
Doch Lucien wollte keinen neuerlichen Streit vom Zaun brechen. Ihre Beziehung, ihr Umgang miteinander, glich ohnehin einem Balanceakt und ihm fehlte die Geduld, das jetzt ein weiteres Mal auszuloten. Auch wenn er es war, der damit begonnen hatte.
„Wer sagt, dass wir keinen Umweg nehmen können? Wir haben doch sonst nichts anderes vor, oder? Wir bleiben bei unserem Plan, setzen Kurs ins Herzogtum Tarlenn und bringen die Sphinx ins Trockendock. Dann umschiffen wir Asanu im Osten und nehmen von dort aus Kurs nach Andalónia. Wo ist das Problem?“
Nach wie vor schwang Ärger in seiner Stimme mit, doch der Dunkelhaarige dämpfte das Gefühl zumindest so weit, dass es eher nach einem etwas angriffslustigen Kompromiss klang. Besser bekam er es beim besten Willen nicht hin.