11.06.2016, 10:00
Er schenkte Aspen ein freudloses Lächeln auf sein Kommentar hin, entgegnete aber nichts weiter. Offenbar waren die Reihen innerhalb der kleinen Crew noch nicht einmal richtig klar und da suchten sie bereits nach neuen Männern (– und Frauen)? Für wahr, eine Frau als Captain war unüblich, aber Liam nicht der Typ, der es in Frage stellte. Er hielt nicht viel von dieser üblichen Rollenverteilung, vielleicht auch deshalb, weil er selbst nicht so richtig hineinpassen wollte. Er passte nicht in irgendeine Schublade, in die man ihn stecken wollte, genauso wenig, wie er andere hineinschob. Aber vielleicht war es doch sinnvoller, erst eine klare Struktur zu haben, die neuen, gierigen Männern Stand hielt, ehe man sich nach einer Besatzung umsah. Das Leben auf der See war rau und die meisten auf ihr eigenes Wohl bedacht. Wenn da jemand witterte, dass der Platz des Captain leicht zu stürzen war, würde er nichts scheuen, um ihn zu erreichen. Natürlich gab es auch noch die altertümliche Freundschaft, aber das war sehr, sehr selten geworden. Zu selten, als das man auf einem Schiff damit rechnen sollte. Aber das betraf ihn alles nicht. Er nahm war, er urteilte nicht.
Ein kurzes Nicken galt Talin, ehe er irritiert aufsah, als Aspen zum einen zu Stehenbleiben gezwungen wurde und auch Talin sich keinen Schritt mehr bewegte. Die Tür hatte er schon aus der Hand fallen lassen, um sie dem Blondschopf zu übergeben, der sie anders als eigentlich geplant auffing und ebenfalls irritiert aufsah. Es war ein merkwürdiger Kauz – selbst für diese Lokalität und Liam hatte ihn bisher noch nicht gesehen. Eigentlich hatte er – wenn er ehrlich war – noch nie so einen komischen Kauz gesehen. Kaputze ins Gesicht gezogen und auch sonst erkannte man nicht viel von ihm, als hätte er es darauf angelegt. Wenn er verfolgt wurde, war eine Taverne wohl der denkbar schlechteste Ort, um sich zu verstecken – jedenfalls in diesem Outfit. Und wenn er verfolgte, würde er ebenso damit auffallen. Auf den Kommentar von Prinz Eisenherz hin gluckste er so leise wie möglich und warf ihm einen anerkennenden Seitenblick zu, ehe er zur Seite trat, um Talin Platz zu machen. Sein Blick blieb jedoch auf den Fremden gerichtet, dem er ein freundliches Lächeln schenkte.
„Musst dir auch keine Sorgen machen – das Klientel da drin hat sicherlich kein Geld für Silbergeschosse. Und wenn doch, sind sie nicht mehr in der Lage zu treffen.“
Er nickte kurz in die Richtung der Taverne, ehe er auf Aspen wartete, damit sie zur Straße laufen konnten.
{ aspen, talin und ryan am hinterausgang }