Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Delikatessen des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#3
Wie von selbst wanderte Liams Blick wieder zurück auf das Phantombild vor seiner Nase, während er schweigend ein weiters Stück seines Apfels kaute. „Was, wenn er es wirklich nicht war? Ich meine – was hat man auf einem Schiff wie unserem zu verheimlichen.“ Er zuckte unschlüssig mit der Schulter. Er konnte all dieser Geheimniskrämerei nicht wirklich etwas abgewinnen, besonders nicht, wenn man mit solch einer Tat mit Sicherheit nicht der einzige auf der Sphinx war. Etwas getan zu haben, bedeutete ja noch lange nicht, es auch gewollt zu haben. Allerdings hatte er bislang zu wenig mit Aspen zu tun gehabt, um den Blondschopf wirklich einschätzen zu können. Oder gar sagen zu können, dass er es wirklich vehement abstritt oder nicht doch bereits zugegeben hatte. Ihn interessierte dieses Thema herzlich wenig. „Ach komm schon. Hat nicht jeder eine Chance verdient?“, warf er der Schwarzhaarigen wie gerufen eine Weisheit um die Ohren und grinste vielsagend, sodass sie verstehen konnte, wie er es meinte. Die Vorstellung eines Schiffes voller Musiker gefiel ihm da weitaus besser. „Eigentlich wäre das wirklich eine Überlegung wert…“, meinte er und nickte langsam. „Wenn mir irgendwann genug Gold bleibt, mir wieder ein eigenes Instrument zuzulegen, versprech‘ ich dir, die Flauten etwas amüsanter zu gestalten.“

Shanaya lachte auf die Worte des Lockenkopfes hin. Tja, was, wenn er es wirklich nicht war? „Dann sollte er wirklich an seiner Überzeugungskraft arbeiten. Das, was er sagt, würde selbst der größte Hohlkopf als Lüge enttarnen. Aber mir soll es Recht sein, das ist nicht mein Problem.“ Sie biss von ihrem Apfel ab, genoss diesen wunderbaren Geschmack, ehe sie schluckte und Liam auf seine nächsten Worte ein eindeutiges Grinsen zuwarf. „Die hatte er. Hat er vertan.“ Wie so viele andere auch. Die Vorstellung, einen Haufen Musiker an Bord zu haben, amüsierte sie dann aber doch. „Ich stecke voller guter Ideen, sage ich doch. Aber ja, da bin ich ganz stark für. Ich werde dich dran erinnern.“ Und noch einmal biss sie in den Apfel, der fast komplett verspeist war.

Er hatte bislang tatsächlich nur wenige Gedanken daran verschwendet, ob Aspen nun die Wahrheit sagte oder nicht. Es betraf ihn schlicht und einfach nicht. Mit dem Blondschopf hatte er nicht allzu viel zu tun, dementsprechend konnte er sein oder nicht sein was er wollte. Im Ernstfall nämlich würde er alleine damit umgehen müssen, wenn man ihn fasste, weil er frei durch die Gegend marschierte. Demnach waren sich die Schwarzhaarige und er einig – es war sein Problem und nicht ihres. Jedenfalls so lange, wie Aspen es nicht zu ihrem machte. Das Lächeln auf seinen Zügen wirkte ehrlich fasziniert von der Vorstellung. Das klang wie ein Traum, den er bisher nicht zu träumen gewagt hatte. Abwesend verspeiste er das letzte Stück seines gebackenen Apfels, als Shanaya ihm versicherte, ihn an sein Versprechen zu erinnern, wenn die Zeit dazu gekommen war. Er bezweifelte stark, dass es nötig werden würde. „Aber nur, wenn du mir dann auch deine Stimme leihst.“, entschied er fröhlich und ließ den Blick bereits wieder über die nächsten Stände schweifen, die mit Essbarem lockten. „Wie sieht’s aus? Bereit für die nächste Runde?“

Das Thema Aspen war auf eine absurde Weise unendlich ermüdend. Sie war sich allem, was sie gesagt hatte, vollkommen sicher. Aspen war niemand, der schwer zu durchschauen war. Was auch immer er für Gründe hatte... es interessierte sie aber auch nicht sonderlich. Der Blonde gehörte definitiv zu denen, mit denen sie zusammen arbeiten konnte – mehr musste sie jedoch auch nicht mit ihm zu tun haben. Sie war also froh, als dieses Thema vom Tisch war. Als Liam jedoch mit dem nächsten fortfuhr, musste sie noch ein wenig breiter lächeln. „Du kannst jederzeit auf mich zählen.“ So wurden sie auch noch ein Partyschiff ohne dass er einen seiner neu gewonnen Freunde aufgriff. Den letzten Bissen ihres Apfels in den Mund schiebend, nickte sie auf die weitere Frage des Lockenkopfs, sparte sich jedoch erst einmal die Antwort. Mit vollem Mund sprach man immerhin nicht. Also kaute sie, schluckte und grinste dann. „Immer. Was schwebt dir vor?“

Das war wiederum etwas, woran er sie gewiss erinnern würde und er freute sich auf den Moment, wenn sie wirklich Gelegenheit dazu haben würden. Nicht, dass er nicht selbst ein großer Freund davon war, mitzugröhlen, doch manchmal – meistens – war eine schöne, kräftige Stimme im Vordergrund doch Gold wert. Und mit einer Geige in der Hand beispielsweise ließ es nicht einmal annähernd so gut singen wie ohne. „Hm. Da vorne gäbe es Champignons, wenn ich mich nicht täusche.“, sagte er und wies nach links vorne. Danach wies sein Finger auf einen Stand, der etwas näher an ihnen lag. „Und das hier sieht aus wie Fleischspieße. Und für den langen Weg vom einen zum nächsten Stand könnten wir uns dort gebrannte Mandeln holen.“ So musste sich eine Made im Speck fühlen. Und es war zudem einer der wenigen Momente, in denen Liam sich keine Sorgen um seine finanzielle Lage machen musste. Außerdem schien ihn sein vorheriges Abenteuer hungriger gemacht zu haben als gedacht. Die Grundlage für diesen Abend würde sich jedenfalls ziemlich üppig gestalten.

Shanayas Blick glitt mit Liams Worten ganz automatisch über die Stände in ihrer Nähe. Alles, was er sagte, und was deutlich in der Luft lag, lockte sie an. Ihr Grinsen wurde noch einen Hauch breiter, als ihr Blick sich wieder auf den Lockenkopf legte. „So etwas sollten wir jetzt auf jeder Insel machen. Durch die kulinarische Vielfalt jedes Dorfes probieren.“ Und für sie war das wirklich eine Möglichkeit, die sie in Betracht zog. Jetzt, wo sie die Chance dazu hatte, zu tun, was sie wollte. Sie setzte sich also in Bewegung, erst einmal auf den Stand mit den Fleischpießen zu. „Von den Mandeln nehme ich auf jeden Fall ein paar mit... als Proviant...“ Ansonsten waren sie sicher leer, bevor sie die Sphinx überhaupt erreicht hatten.

Abermals war Shanayas Idee ziemlich erstrebenswert. Liam nickte langsam, aber überzeugt, während das Lächeln auf seinem Gesicht nach und nach etwas breiter wurde. „Ich wäre direkt dabei. Wir können uns ja über die Zeit auf See eine Imbiskasse zulegen, die wir auf den Inseln dann jeweils auf den Kopf hauen, um uns durch die einheimische Küche zu schlemmen.“, lautete sein Vorschlag. Er war nicht daran interessiert, sich von Shanaya aushalten zu lassen und wenn sie gemeinsam Geld sparten, welches explizit dafür vorgesehen war, würde man es ziemlich fair gestalten können. Ihre Entscheidung bezüglich des nächsten Ganges hingegen wunderte ihn überhaupt nicht. Schmunzelnd nahm er ihre Proviantwahl entgegen. „Dann besorg‘ du den Proviant und ich besorge uns den nächsten Gang.“ Damit drängelte er sich in die Schlange hinein, die am Stand mit den Spießen ebenfalls etwas ergattern wollten, erstand zwei der Fleisch-Gemüse-Spieße und kehrte zu dem Punkt zurück, an dem sie sich getrennt hatten. Die Champignons konnten sie danach probieren .

Liam war ohne zu zögern bei ihrem Plan dabei und auch wenn Shanaya kein Problem damit hatte, dem alleine nachzugehen... mit dem Lockenkopf konnte das ja nur spannend werden. Und bei zwei Nasen war das Risiko etwas Wichtiges zu übersehen deutlich geringer. „Alle werden uns beneiden.“ Sie nickte vielsagend, grinste dabei aber deutlich amüsiert. Die nächsten Worte des Mannes kommentierte sie dann nur mit einem Nicken, machte sich auf den Weg zu dem Stand mit den Mandeln – und kam mit großer Ausbeute zurück. Zwei Beutel in ihrer Tasche, einen in der Hand, aus der sie fröhlich Mandeln naschte. Liam kam beinahe zeitgleich zurück, sodass sie den Beutel zusammen knüllte und zu den anderen in ihre Tasche packte. Die waren für später. Also nahm sie den Spieß entgegen, zog das erste Stück Fleisch ab und kaute darauf herum, schluckte, bevor sie wieder sprach. „Ich habe wohl einiges auf solchen Festen verpasst.“ Immerhin war dies das erste, das sie ohne Zwang erleben konnte.

Vermutlich würden sie das tun. Aber vielleicht war es auch schlauer, es als kleines Geheimnis zu behandeln. Am Schluss würden sie sich noch allesamt zu ihren kleinen Touren einladen und ihr ‚Fress-dich-durch-die-Welt‘ würde mit der Menge einiges an Reiz verlieren, befürchtete er. Zwei Geschmäcker unter einen Hut zu bringen, war eben auch einfacher als bei einer ganzen Crew. Liam schmunzelte, als er Shanaya bereits aus der Entfernung sah, wie sie mit einer Tüte Mandeln in der Hand zurück zu ihrem Treffpunkt kam und sich munter die Nüsse in den Mund schob, bis sie ihn erblickte. Als er den einen Fleischspieß abgetreten hatte, probierte er seinen eigenen und konnte sich gewiss nicht beschweren. „Was meinst du? Erzähl mir nicht, dass das dein erstes Fest ist.“, belächelte er ihre Aussage ungläubig.

Shanaya kaute zufrieden auf dem Fleisch herum, während die andere Hand die Tüte mit Mandeln in ihre Tasche wandern ließ. Sie fand wirklich Gefallen an diesem Durcheinander, hoffte damit, dass ihnen auf den nächsten Inseln diese Möglichkeit auch so geboten wurde. Kauend ließ sie den hellen Blick schweifen, auf der Suche nach etwas neuem, ehe sie schluckte und sich zu Liam herum wandte, dessen Frage sie leise schnaufen ließ. „Je nach Definition...“ Sie verzog die Lippen zu einem etwas schrägen Grinsen. „... vermutlich schon. Zumindest das erste auf dem ich tun kann, was ich will.“ Sonst hatte sie immer nur in der Nähe ihrer Eltern gesessen, darauf gewartet, dass sie endlich erlöst wurde.

Zufrieden kauend ließ sein Blick von Shanaya ab und wanderte kurz über die restlichen Menschen um sie herum. Es faszinierte ihn, wie viele unterschiedliche Menschen bei solchen Anlässen zusammenkamen, die unterschiedlichsten Geschichten erzählten allein mit ihrem Auftreten. Die Händler allein, die manchmal sonderbare Kleidung trugen und bei denen nicht nur die Waren aus einer anderen Welt stammen mussten. Shanayas indirekte Offenbarung nahm er noch immer nicht für voll, nicht einmal, als sie sie abermals bestätigte und seinen Blick wieder skeptisch zurück auf ihre Züge lenkte. Mit zusammengeschobenen Augenbrauen bedachte er sie, doch das, was sie sagte, schien sie vollkommen ernst zu meinen. „Wirklich?“ Sein Unglaube hatte sich mittlerweile in Überraschung verwandelt. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass dich irgendetwas oder irgendjemand davon abhalten könnte, das zu tun, was du willst.“, fuhr er ehrlich fort. Wenn er bei jemandem davon ausging, dass er mit dem Kopf durch jede Wand kam, wenn er nur wollte, dann war es definitiv Shanaya. Und dafür musste am anderen Ende nicht einmal etwas warten, was sie um alles in der Welt erreichen wollte – manchmal, so vermutete Liam, reichte ihr schlicht die Tatsache, zu beweisen, dass sie es konnte. Ob nun sich oder anderen. „Dann war das früher anders, ja?“ Seine Frage bedurfte keiner Antwort, keiner jedenfalls, die über ein vielsagendes Lächeln hinaus ging. Stattdessen wandte er sich wieder um, um allmählich wieder im Strom der Menschen unterzugehen, die wie sie über die Straße schlenderten und die Stände begutachteten. „Ich weiß gar nicht mehr, ob ich damals als Kind mit Erlaubnis über die Feste gestromert bin oder nicht. Irgendwann war ich vermutlich einfach immer weg und bin plötzlich wieder aufgetaucht.“ Und das nicht, weil er sich mit aller Kraft hatte davonschleichen wollen. Wenn man nicht aufpasste, verlor man die eigene Gruppe recht schnell in der Menge.

Liam schien ihr nicht glauben zu wollen, was sie ihm irgendwie nicht verübeln konnte. So wie der Lockenkopf sie kannte, war es vermutlich schwierig sich vorzustellen, dass sie sich von irgendetwas einschränken ließ. Das, was seine Antwort im nächsten Moment in Worte fassten. Tja... Sie hatte damals schon an ihrem Leben gehangen... und... „Sagen wir, es hätte mich eh niemand an seinem Stand sehen wollen.“ Ein kurzes Zucken der Schultern, jedoch schwang keinerlei Verbitterung in ihrer Stimme mit. „Genießen hätte ich es also so oder so nicht können.“ Seine nächste Frage beantwortete sie nur mit einem leisen, amüsierten Schnauben. Was das anging, ihren Willen zu tun, was SIE wollte, hatte sie sich nicht verändert. Aber heute stand auch niemand mehr vor ihr und verprügelte sie für ihren Ungehorsam. Liams kleine Ausführung aus seiner eigenen Vergangenheit entlockte der Schwarzhaarigen ein Lachen. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Vermutlich hast du nicht einmal bemerkt, wenn du plötzlich allein warst?“ Ein neckisches Grinsen galt dem Älteren.

Er war definitiv nicht derart behütet aufgewachsen, als dass ihm Gewalt in der Erziehung etwas Unbekanntes gewesen wäre. Er hatte es zwar nicht selbst erlebt, aber immer mal wieder mit Schrecken feststellen müssen, wie andere Kinder gemaßregelt wurden. Trotzdem – diese Art des Umgangs war ein dunkler Bereich in seinen Gedanken, den er kaum auf dem Schirm hatte. Allein schon, weil ihm derartiges Handeln nie in den Sinn gekommen wäre. Umso weniger kam er auf die Idee, dass es Shanaya so ergangen war – vielleicht ganz gut, denn so blieb die ausgelassene Stimmung erhalten, die sich zwischen ihnen und den kulinarischen Köstlichkeiten ausgebreitet hatte. Liam gluckste belustigt bei ihrer Selbstreflexion und zuckte unbeeindruckt mit einer Schulter. „Dann wird’s wohl Zeit, dass wir das demnächst alles mal nachholen.“, schlug er verheißungsvoll aber wenig präzise vor. Allerdings würde das auch bedeuten, dass sie nicht an jedem Stand etwas mitgehen lassen durfte. „Sagen wir, es war nicht immer einfach, sie dann wiederzufinden.“ Keine genaue Antwort auf ihre Frage, aber wohl genau genug, dass Shanaya erahnen konnte, dass sie genau ins Schwarze getroffen hatte. Ein schuldbewusstes Grinsen galt ihr, während sie sich weiterhin der Feststimmung hingaben und bereits den nächsten Stand für den Abend ins Auge fassten – der nämlich war noch lange nicht vorüber.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Delikatessen des Frühlings - von Shanaya Árashi - 30.06.2019, 17:06

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste