11.06.2019, 18:00
Irgendwie ließ sich dieser Fund kaum anders ertragen, als mit einer Prise trockenen Galgenhumors, der Lucien bei der Vorstellung von gammeligem Fleisch und Obst, garniert mit ein paar Rattenkadavern teils angeekelt, teils belustigt schmunzeln ließ. Er nickte jedoch lediglich zustimmend und trat vom Kran zurück, während Greo den Bauch der Sphinx Richtung Oberdeck verließ, um die Kiste ans Tageslicht zu befördern. Wenn sie hier unten fertig waren, konnten sie sie beschweren und versenken. Für etwas anderes taugte sie ohnehin nicht mehr.
Als sich der Kran schließlich in Bewegung setzte, warf Lucien noch einen kurzen Blick hoch in das Viereck von Himmel, zu dem er sich erhob und wandte sich dann wieder seinem letzten Fund zu. Der alte Hammer begründete einen neuen Haufen für durchaus noch brauchbares Werkzeug, blieb dort aber vorerst allein. Denn so lange, bis Greo in den Frachtraum zurück kehrte, fand der Dunkelhaarige nichts weiter nützliches, als eine große und sehr leere Kiste, der ein Brett fehlte – sie gesellte sich zu dem Sack mit Netzen, die eventuell einer Reparatur bedurften – und zwei Säcke mit muffigem Segeltuch, die dort ebenfalls landeten.
„Hier wartet ein ganzer Arsch voll Arbeit auf uns...“, brummte er vor sich hin, während er sich die Hände abklopfte und den Blick über ihre bisherigen Stapel wandern ließ. Im Moment sortierten sie nur. Aber das war nur der erste Schritt.
„Mal sehen, ob ich noch weiß, wie man Netze anständig flickt.“, meinte er mit einem Hauch Selbstironie und wandte sich zu den Schritten herum, die Greos Rückkehr ankündigten.
Auf dessen Frage hin zuckte Lucien nur leicht mit der Schulter.
„So viel ich weiß... hat sie unter dem ehemaligen Captain gemeutert und das Schiff einfach übernommen. Hätte alles so geklappt, wie es geplant war...“ Er hielt für einen Moment inne, in dem er sich der nächsten Kiste zuwendete, die neben dem Durchgang Richtung Heck auf ein paar Fässern stand, und deren Deckel zur Seite schob. „...hätten wir die Mytillus genommen. Das Schiff unseres Vaters.“ Er stieß ein Seufzen aus, das jedoch wenig von den Gefühlen verriet, die mit diesen Erinnerungen verbunden waren. Lediglich einen leisen Anflug von Frust.
„Sagen wir einfach, es ist nicht nach Plan gelaufen. Und Talin musste improvisieren. Na sieh mal einer an...“
Der letzte Satz galt dem, was er zwischen einer dicken Schicht Stroh im Inneren der Kiste fand. Mehrere zwar inzwischen stumpfe, aber schön gearbeitete Messer, die mit Sicherheit nützlich sein konnten.