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Spiel mit dem Feuer
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#36
"Dann hätten wir uns das Zimmer eigentlich auch sparen können", konterte er mit einem Hauch gespielter Empörung in der Stimme. Doch der belustigte Ausdruck in den grünen Augen verriet, dass er das nicht ernst meinte. Immerhin hatten sie das Zimmer hauptsächlich deshalb genommen, weil sie einen Korb voller Waffen nicht so einfach aus der Stadt schaffen konnten, wenn die Straßen leerer und die Soldaten wachsamer wurden. Aber das zwanglose Hin und Her gefiel ihm. Ebenso wie der Ausdruck, der in Shanayas Augen lag, als sie seinem Blick begegnete. Die sanfte Wärme darin sollte ihn eigentlich wachsamer machen. Doch er vertraute darauf, auch bei ihr zu erkennen, ab wann es für ihn unangenehm wurde. Und rechtzeitig den Schlussstrich zu ziehen. Im Moment war es ja noch genau das, was er der Schwarzhaarigen zu beweisen gedachte. Das hinter ihrer harten Hülle doch nur eine Frau wie jede andere steckte. Und mit ihm nicht so leicht zu spielen war, wie mit allen anderen Männern, die ihr bisher offenbar begegnet waren. Und wer weiß. Vielleicht mochte er sie irgendwann so sehr, dass er doch darauf verzichtete, ihr das Herz zu brechen. Seine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Lächeln. "Na schön, das reicht mir erst Mal." Damit ließ er die Sache mit den Ängsten auf sich beruhen. Es war ironisch genug, dass er sich vor der Dunkelheit fürchtete. In die grünen Augen trat ein Hauch amüsierter Erwartung. "Warum hörst du auf? Meinetwegen kannst du gerne weiter machen."

Der Gedanke, sich jetzt mit Lucien auf den Boden zu legen und auf das Bett zu pfeifen, amüsierte die Schwarzhaarige auf eine gewisse Art und Weise. Irgendwie hätte das zu ihnen gepasst. So regte sich die junge Frau aber erst einmal nicht. "Gäbe es hier einen Kamin und ein Bärenfell..." Das gab es beides bedauerlicherweise nicht. Oder... vielleicht auch zu ihrem Glück. Was Lucien in diesem Moment dachte, konnte Shanaya nicht erahnen. Sie ließ nur den Blick auf ihm ruhen, unwissend, dass ihnen ziemlich genau der gleiche Gedanke durch den Kopf ging. All das hier blieb für sie als was es angefangen hatte. Ein kleines Spiel, das sie in vollen Zügen genoss. Er gab sich geschlagen, fragte nicht weiter nach und genau das rechnete sie ihm hoch an. "Vielleicht findest du es ja noch selbst heraus..." Seine nächsten Worte ließen sie leise auflachen, womit sie die Beine zu sich zog, um so noch ein Stück näher zu ihm zu kommen, sodass ihre Beine eng an seinen lagen und ihre Körper sich fast berührten. "Wenn du so darauf bestehst..." sie warf ihm noch einen vielsagenden Blick zu, ihre Hand kraulte weiter zärtlich durch seine Haare,  während sie selbst die Augen schloss und alles an diesem Moment einfach nur in vollen Zügen genoss.

Ein kleines, fast freches Schmunzeln umspielte auf ihr sanftes Lachen hin seine Mundwinkel. Doch im ersten Moment antwortete er nicht, sondern beobachtete sie schlicht dabei, wie sie ihre Position veränderte und die Beine anzog, sodass sie automatisch noch ein Stück näher rückte. Er blieb liegen, wo er war, sah ihr nur amüsiert und wissend dabei zu, bis sie die Augen schloss und ihre Finger die Bewegung wieder aufnahmen, die sie zwischenzeitlich unterbrochen hatten. Sie wirkte friedlich, wie sie da so vor ihm lag. Entspannt, beinahe. Sein Blick wanderte über die Konturen ihres Gesichts, über den Schwung ihrer Brauen nach unten. Die Form ihrer Wangenknochen, die gerade Linie ihrer Nase und die weiche Wölbung ihrer Lippen. Sie war tatsächlich unglaublich schön – und sie wusste es. Der Gedanke ließ ihn wieder schmunzeln. Wenn er jetzt die Hand nach ihr ausstreckte, sie berührte, wusste er, was geschehen würde. Doch er tat es nicht, obwohl der Drang danach unglaublich stark war. Stattdessen antwortete er mit gedämpfter Stimme. „Das werde ich noch, keine Sorge.“ Nicht, weil er plante, es gegen sie zu verwenden. Sondern einfach, weil ihn interessierte, wovor eine Frau wie sie sich fürchtete. „Vielleicht morgen. Was hältst du davon, wenn wir uns bis dahin ein bisschen ausruhen und jetzt schlafen?“

Alles in ihrem Inneren kam zur Ruhe, als sie die Augen schloss, sachte durch die Haares Mannes fuhr. Die Aufregung des Tages war vergessen, jetzt spürte sie langsam aber sicher die Müdigkeit, die in ihre Glieder kroch. Aber sie riss sich zusammen, nicht sofort einzuschlafen. Als Luciens Stimme noch einmal an ihre Ohren drang, öffnete sie ruhig ein Auge, warf dem Mann damit einen vielsagenden Blick zu. Sie war gespannt, ob er all das wirklich heraus finden würde. Es war nicht unmöglich... aber sie würde es ja sehen. Auf seine Worte hin nickte sie noch einmal kraulte noch einige Herzschläge durch seine Haare, ehe sie von ihm abließ, nun mit beiden Augen einen Blick in seine warf und sich dann leicht zurück schob, bis sie sich umdrehen und aufstehen konnte. Während sie zur Tür trat, streckte sie sich leicht, gähnte dann, ehe sie die Tür zu diesem Zimmer abschloss. „Ich traue dem Ganzen hier nicht...“ Damit wandte sie sich wieder um, trat zu dem Stuhl, der am Tisch stand und zog sich die Hose aus, die im nächsten Moment über dem Stuhl hing. Erst dann richtete sie sich wieder zum Bett, krabbelte unter die Decke und hielt dieses Mal etwas Abstand zu dem Dunkelhaarigen. „Wenn du schnarchst, beiße ich dich.“ Ein verspielt mahnender Blick galt Lucien, trotz allem lächelte sie.

Die Schwarzhaarige riss sich nicht sofort von ihm los, ließ noch ein, zwei, drei Herzschläge verstreichen, in denen ihre Finger sanft durch sein Haar kraulten und Lucien den Augenblick schlicht genoss. Sich beinahe entspannte. Am Ende löste sie sich jedoch, unterbrach damit wohl oder übel den Frieden des Augenblicks und mit ihr setzte auch der Dunkelhaarige sich wieder auf. Stieß dabei ein leises, fast wehmütiges Seufzen aus. Nur kurz folgte er ihr mit dem Blick und nickte. „Da stimme ich dir voll und ganz zu...“ Während Shanaya sich auszog, ließ der 21-Jährige den Beutel am Fußende des Bettes zu Boden fallen – er würde sich dessen Inhalt morgen ansehen – und stellte auch die Weinflasche daneben. Dann machte er sich daran, seine Stiefel auszuziehen und den Waffengurt von seiner Hüfte zu lösen. Den Rest seiner ohnehin sehr leichten Kleidung behielt er an, hob schließlich den Blick, als die Schwarzhaarige zurück zum Bett kam – mit nicht mehr bekleidet, als der hellen Bluse, die gerade das Nötigste verbarg. Er hätte tatsächlich auf dem Boden geschlafen, dachte sogar kurz darüber nach, es doch noch zu tun. Aber wenn keiner von ihnen etwas gegen die Gesellschaft des anderen einzuwenden hatte – warum dann die Umstände? Nur die Bettdecke überließ er ihr, weil er im Grunde keine brauchte und als Shanaya sich darunter gekuschelt hatte, streckte er sich auf der Matratze neben ihr aus. Auf der Seite liegend, den Arm unter dem Kopf angewinkelt und mit einem flüchtigen Lächeln auf den Lippen. „Auch nicht die schlechteste Art, geweckt zu werden.“, versicherte er ihr amüsiert. In seinen Augen lag ein ruhiger, entspannter Ausdruck. „Dann schlaf gut, Shanaya. Und keine Sorge. Bis morgen versuche ich, mich zu benehmen.“

Shanaya blieb neugierig, was der Mann nun tun würde. Blieb er auf dem Bett oder legte er sich tatsächlich auf den Boden? Sie konnte es nicht einschätzen, beobachtete nur ruhig, wie er sich den Waffengürtel abnahm – und dabei keine Anstalten machte, sich vom Bett zu entfernen. Sie blieb dabei, ihr war es vollkommen egal, wer neben ihr lag. „Gut zu wissen, dann weiß ich ja, wie ich dich demnächst wach bekomme.“ Die Schwarzhaarige erwiderte das Lächeln des Mannes, seine letzten Worte entlockten ihr dann ein warmes Lachen. „Das rate ich dir auch, ich weiß immerhin wo ein ganzer Korb mit Waffen steht.“ Damit schloss sie die Augen, ließ das Erlebte noch einmal an sich vorbei ziehen, während sie langsam einschlief.
_______________


Er träumte, wie er es jede Nacht tat. Nur die ersten beiden Nächte nach der Flucht von der Morgenwind hatten ihn die Bilder nicht verfolgt, weil er zu erschöpft und zu schwach gewesen war, um etwas anderes als tief und traumlos zu schlafen. Doch nach und nach kamen sie zurück, in all ihren Einzelheiten. In all ihren Facetten. Diese Bilder, die seine Erinnerungen waren. Um ihn herum herrschte diffuses Dämmerlicht. Der Gestank nach abgestandenem Meerwasser, fauligem Fisch und menschlichen Ausscheidungen drang in seine Nase, brannte in der Kehle. Er hörte das Quietschen der Luke, die zu dem Deck über ihm führte – laut und deutlich zwischen dem Rauschen der Wellen und dem Knarzen des Schiffes. Sein Atem beschleunigte sich, sein Herz schlug schnell, viel zu schnell. Wie das eines Tieres, das um die Jäger wusste, die es in die Ecke drängten. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder brachten sie ihm essen... oder sie kamen, um ihn nach oben zu bringen. Im Schlaf stieß Lucien ein unwilliges Seufzen aus. Atmete flach und schnell. Kalter Schweiß ließ sein Haar an Stirn und Nacken kleben. Zwei Soldaten kamen nacheinander die Stufen hinunter. Er erkannte sie und wusste, dass sie ihm kein Essen brachten. Eisige Kälte quoll durch seine Adern. Er wollte flüchten, wenigstens zurück weichen. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Er konnte nicht einmal einen Finger bewegen. Sein Traum verdammte ihn dazu, auszuharren. Unruhig drehte sich der Dunkelhaarige im Bett auf den Rücken, sodass es unter der plötzlichen Bewegung ein protestierendes Quietschen von sich gab. Es reichte allerdings nicht, um ihn zu wecken.

Shanaya hatte keinerlei Probleme damit gehabt, einzuschlafen. Das Schwanken des Schiffes fehlte, das hätte sie nicht leugnen können. Aber der Tag war aufregend genug gewesen, um sie diese kleine Tatsache ausnahmsweise vergessen zu lassen. Auch der Mann neben ihr änderte daran Nichts. Sie war es gewohnt, mit vielen Menschen in einem Raum zu schlafen... und es war genug Abstand zwischen ihnen. Zumindest so lang, bis irgendetwas sie weckte. Sie schreckte nicht auf, wirkte aber auch nicht wirklich wach. Es waren Bewegungen neben ihr, Geräusche. Irgendetwas, was reichte, um ihren Körper in Alarmbereitschaft zu versetzen, ihr Bewusstsein jedoch nicht wirklich erreichte. Es reichte so weit, dass sie die Quelle dieser Unruhe neben sich ausmachte. Dort, wo jemand neben ihr eingeschlafen war. Ihr Körper funktionierte, war darauf bedacht, diese Störung abzustellen, um weiter zu schlafen. Ganz automatisch rutschte sie also etwas näher, hob die Hand und kraulte Lucien durch die Haare, wie sie es wenige Stunden zuvor getan hatte. Während dieser sachten Berührung schloss die junge Frau wieder die Augen. Vielleicht half  ihm das ja schon.

Die Bilder verschwammen. Lösten sich in Dunkelheit auf. Zurück blieb nur die wage Ahnung an eine Erinnerung. Wie die beiden Männer die Tür zu seiner Zelle aufschlossen, ihn auf die Beine zerrten. Dann nichts mehr. Er hörte auf, sich im Bett hin und her zu wälzen, blieb auf der Seite liegen, das Gesicht einer selbst noch halb schlafenden Shanaya zugewandt und die Stirn leicht in Falten gelegt. Aber noch immer wachte er nicht auf. Sein Traum hatte sich aufgelöst, ließ ihn zunächst in Frieden, doch nun schwebte Lucien dicht unter der Oberfläche und von einem Herzschlag auf den nächsten, wie es schien, spürte sein Körper die Berührung in seinem Haar, sandte diesen Impuls an sein Bewusstsein und riss ihn mit einer eisigen Ladung Adrenalin aus dem Schlaf. Der Dunkelhaarige zuckte reflexartig zusammen, so heftig, dass das Bett erneut protestierend quietschte, und schlug die tiefgrünen Augen auf. Mit einem Mal war er wach. Trotzdem brauchte er einen Augenblick, um sich zu orientieren, um festzustellen, dass er nicht auf einem Schiff, nicht in einer Zelle festsaß, sondern im Bett eines Wirtshauses auf Mîlui lag. Ohne Ketten, ohne Gitter, ohne Soldaten. Nur Shanaya, die die Hand ausgestreckt und in seinem Haar vergraben hatte. Er blinzelte, schüttelte damit die letzten Bildfetzen ab und zwang sich, ruhig zu atmen, um seinen Herzschlag wieder in geordnete Bahnen zu lenken und die Schwarzhaarige nicht weiter aufzuschrecken. Irgendwie half es, sie dabei einfach anzusehen. Sie hatte die Augen geschlossen, war aber offensichtlich wach, denn ihre Finger bewegten sich, kraulten ihm beständig durch das dunkle Haar und hielten seinen Drang unter Kontrolle, aufzustehen und im Raum auf und ab zu laufen. Er blieb liegen, rührte sich nicht, bis er sich plötzlich dazu hinreißen ließ, die Hand auszustrecken und sanft über ihre Wange zu streicheln. Warum auch immer ihn dieses Verlangen plötzlich überkam.

Shanayas Verstand blieb dämmrig, ganz hatte sie noch nicht realisiert, was hier vor sich ging. Aber auch wenn ihre Bewegungen langsamer wurden, hielt sie nicht inne. Irgendwo in ihrem Unterbewusstsein glaubte sie zu spüren, dass er ruhiger wurde. Sie hielt dennoch nicht inne, beruhigte sich selbst mit diesen Berührungen, sodass sie beinahe wieder einschlief. Erst eine Berührung riss sie wieder aus diesem Zustand. Shanaya öffnete die Augen nicht, ihre Hand kraulte weiter durch seine Haare, während sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen zog. Die Wärme seiner Berührung jagte ihr einen sachten Schauer durch ihren Körper, der ihr Herz leicht antrieb.

Ihre Augen blieben geschlossen, doch Lucien erahnte in der matten Dunkelheit des Zimmers ihr Lächeln, das ihn zu der gleichen Regung verleitete. Der Ausdruck in den grünen Augen wurde sanfter. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne des dunklen Haars hinters Ohr, ließ die Fingerspitzen noch einmal über ihre Wange gleiten, bevor er die Hand langsam wieder zurück zog. Für einen Moment noch ruhte sein Blick auf ihren weichen, entspannten Zügen. Er fragte sich, weshalb sie das tat. Weshalb sie sich die Mühe machte, ihn zu beruhigen. Es hätte ihr egal sein können, wenn er schlecht träumte und am Ende nicht mehr einschlafen konnte. Aber sie hörte nicht auf, zumindest nicht, solange noch ein Fünkchen Bewusstsein in ihr wach war. Auch wenn er an ihren Bewegungen spürte, dass es bereits wieder schwand. Also schloss er die Augen wieder, konzentrierte sie nur auf ihre Hand, die ihn an Land, in diesem Wirtshaus, auf Milûi hielt, bevor seine Gedanken auf die Idee kommen konnten, zu ganz anderen Orten zurück zu kehren. Er wusste nicht, ob er noch einmal würde einschlafen können. Aber er würde es versuchen.

Der Schleier der Müdigkeit hielt sie fest im Griff, verpackte alles um sie herum ein wenig in Watte. Geräusche waren gedämpft, einzig und allein die Berührung an ihrer Wange nahm sie irgendwie wahr. Lucien strich ihr sanft eine Strähne hinter ihr Ohr, und selbst diese Berührung weckte sie nicht aus diesem Dämmerzustand. Aber noch immer nahm sie ihre Hand nicht weg, ließ nicht von dem Dunkelhaarigen ab. Auch, als er seine Hand zurück zog, verharrte sie, jedoch wurden ihre Bewegungen deutlich langsamer, bis sie schließlich ganz aufhörten, die Hand noch immer bei Lucien und auch das sanfte Lächeln wich erst von ihren Lippen, als sie wieder einschlief.
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Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 20.06.2018, 12:04
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