17.05.2019, 08:10
„Vermutlich.“, gab er zurück und war sich eigentlich ziemlich sicher. „Planlos steht Talin einfach nicht.“ Bezüglich des Landganges war Liam allerdings wieder recht meinungslos. Er zuckte nichtssagend mit der Schulter, lächelte aber wieder wenn er daran dachte, wie viel ihm die letzten Tage zurückgegeben hatten. Er hatte das Musizieren wahrlich vermisst. „Aber es war mal nötig.“, umriss er, ohne weiter darauf einzugehen. Allein schon, um sich einfach mal aus dem Weg zu gehen – oder sich näher zu kommen, ganz wie man’s nahm. „Zwei Tage geht das Fest glaube ich noch. Wir sind also bald wieder auf See. Solange kannst du dich noch durch sämtliche Buden probieren.“ Damit streckte er den Arm aus und wies auf eine Ecke, die in eine Seitengasse hineinführte und schließlich auf der Parallelstraße münden würde – dort, wo der Stand mit den frittierten Früchten war.
Das Schmunzeln auf Shanayas Lippen wurde mit Liams Worten noch ein wenig breiter. Er hatte absolut Recht, Talin wirkte wie jemand, der lieber einen Plan hatte. Die Schwarzhaarige war froh darüber, dass sie wusste, das Talin genauso improvisieren und ihre Pläne ändern konnte. Jemand, der nur strickt nach Plan arbeitete... das wurde auf Dauer so eintönig und langweilig. Sie schnaufte leise über die zwei Tage, die Liam erwähnte. „Das halte ich auch nur noch aus, indem ich mich durch das ganze Fest probiere. Und notfalls... fange ich einfach von vorne an.“ Ihr blauer Blick folgte kurz seinem Deuten, ehe sie sich auch in diese Richtung wandte. „Was machst du eigentlich bei den Musikern? Kannst du ein Instrument spielen?“
„Ich wüsste nichts, was dagegen spricht. Klingt eigentlich nach einem ziemlich guten Vorhaben.“, überlegte er laut und grinste der Jüngeren entgegen. Shanaya sah eigentlich gar nicht so aus, als würde sie alles vertilgen, was ihr vor die Nase kam. Vielleicht war es allein die Gelegenheit, die sie nun lockte, auf der Sphinx hatten sie allerdings auch nicht genügend Vorräte, um hier und da ständig am Essen zu sein. Als sie nach dem Hintergrund seiner abendlichen Treffen fragte, zuckte er bloß beiläufig mit den Schultern. „Ich habe als Kind gelernt, Klavier zu spielen.“, berichtete er schließlich und erinnerte sich an all die Nachmittage, die er bereits früh an den hellen Tasten hatte verbringen müssen, um die Harmonien der Musik überhaupt erst einmal begreifen zu können. „… Danach kamen dann Gitarre und Geige dazu.“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort.
„Siehst du.“ Shanaya neigte den Kopf ein wenig, ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen. Wer wäre sie, sich diese Chance entgegen zu lassen? Und auch wenn manch einer behauptete, man würde es ihr an ihrem dicken Hintern ansehen... selbst wenn. Dann gab es eben mehr von ihr. Als Liam ihr erklärte, welche Instrumente er beherrschte, neigte die Schwarzhaarige den Kopf in einem fast anerkennenden Nicken. Das gehörte zu den Dingen, in denen in ihrer Ausbildung kein Wert gelegt worden war. Aber dafür gab es ja Leute wie Liam. „Wieso habe ich dann noch nie etwas von dir gehört?“ Ein Klavier aufzutreiben war sicher nicht ganz so einfach, zumindest es auf ein Schiff zu befördern und dafür zu sorgen, dass es nicht nur eine Woche überstand. Aber... eine Geige und eine Gitarre waren da schon einfacher. Während sie auf eine Antwort wartete, reckte sie leicht den Kopf, schnupperte interessiert, was hier alles in der Luft hing.
Liam fand zunehmend Gefallen an der Idee, auch die restlichen Stände mit Nahrungsmitteln auszuprobieren. Besonders jetzt, wo er sich mit seinem frisch gefüllten Geldbeutel keine Gedanken um das Finanzielle machen musste. Die Welt der Leckereien stand ihm offen. „Tja. Du warst wohl immer zur richtigen Zeit am falschen Ort.“, mutmaßte er mit einem Grinsen und sah zu ihr hinüber. „Du hättest mich jeden Abend am Brunnenplatz hören können. Dahin war ich auch gerade eigentlich unterwegs.“ Es stand ihr nun offen, dieses Angebot anzunehmen oder nicht. Wer wusste schon, wie ihre Pläne für den Abend sonst noch so aussahen. Vielleicht verirrten sich ja tatsächlich mehrere am letzten Abend zum Treffpunkt der Musik.
Shanaya verzog mit einer gespielt beleidigten Miene leicht das Gesicht. Auch die Erwähnung des Ortes, an dem er sich wohl jeden Abend herum getrieben hatte, machte das Ganze nicht besser. „Du hättest mich darauf hinweisen können! Stattdessen lässt du zu, dass mir so eine Chance entgeht! Ich bin enttäuscht!“ Also wirklich! Mit so etwas rückte er erst jetzt heraus! „Dann muss ich mich wohl selbst davon überzeugen, was du den ganzen Abend so treibst. Allerdings...“ Das Grinsen auf ihren Lippen wurde noch einen Hauch breiter, würde ihm allein schon verraten, was ihr in diesem Moment durch den Kopf schwirrt. „... wollen wir deinen Freunden mich in hungrigem Zustand doch nicht zumuten!“
Liam lachte, als Shanaya sich darüber beschwerte, dass sie bislang noch keinen Wind davon bekommen hatte. Er war definitiv nicht der Typ, jedem unter die Nase zu reiben, was er die Tage und Nächte über trieb – er war immerhin ebenso wenig bei den anderen daran interessiert. Ihm stand diese Art von Selbstbeweihräucherung einfach nicht. Er spielte, um Spaß zu haben und nicht, um von möglichst vielen bejubelt zu werden. Wer Freude daran hatte, würde den Weg von ganz alleine dorthin finden. Liam neigte den Kopf nicht unbedingt abgeneigt auf ihre Abendplanänderung, lachte dann aber abermals. „Dann sollten wir uns beeilen. Ich fürchte, wir haben noch einige Stände vor uns. Du hast kein Problem mit Durcheinander, oder?“ Damit wies er abermals nach rechts auf einen Stand, der in der Menge etwas unterging – dort aber würden sie gewiss einen Apfel im Teig erstehen können.
Shanaya hätte sich von den verschiedenen Gerüchen in alle möglichen Richtungen locken lassen können. Es roch einfach überall so verlockend. Aber sie riss sich zusammen, lachte dann leise über die Worte des Dunkelhaarigen. „Nein, absolut nicht. Dann würde ich öfter in irgendeiner Ecke hängen und mir mein Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen...“ Sie zuckte leicht mit den Schultern. Seinem Deuten folgte sie dann aber mit neugieriger Miene, schlug auch diesen Weg ein. „So etwas kann keine Sünde sein...“ Damit blieb sie direkt vor dem Stand stehen, von dem es leicht süßlich duftete.
Liam drängte sich an der Seite der Schwarzhaarigen durch die Menge, die sich vor dem Stand versammelt hatte. Der Standwirt tunkte gerade einen Apfel am Spieß in eine Teigmischung, um ihn danach in siedendem Öl zu rösten. „Zucker? Zimt?“, fragte Liam an Shanaya gewandt, während er die ausgeschriebene Menge an Achtern aus seinem ledernen Geldbeutel fischte. Der Duft war wirklich verführerisch und versprach eine würdige Nachspeise zu ihrem überbackenen Brot. Schließlich drängte er sich weiter nach vorne, um kurz darauf mit ihrer Bestellung zurückzukehren und sich wieder aus dem Menschenpulk herauszubewegen.
Shanaya warf nur kurz einen Blick zur Seite, als Liam neben sie trat, ehe sie sich wieder dem Stand zu wandte. Der Trubel um sie herum war ihr für den Moment egal, sie antwortete dem Lockenkopf nur mit einem schlichten „Beides?“ Der Mann machte sich auf den Weg, die Schwarzhaarige selbst wartete an diesem Platz – so sehr danach, sich in die Masse zu schmeißen war ihr dann doch nicht. Aber Liam war nicht lang weg – und wurde mit erwartungsvollem Blick erwartet. „Du bist ein Held. Wenn ich das verpasst hätte...“ Wobei sie daran zweifelte, sie hatte ja noch genug Zeit, um sich den Rest des Festes anzusehen. Sie nahm ihren Teil also entgegen, bewegte sich in Liams Gesellschaft wieder in eine andere Richtung und biss munter etwas von dem Apfel ab. „Wirklich nicht schlecht...“ Sie musste doch für immer hier bleiben und sich durch das Fest futtern.
Liam drängte sich mit zwei gespießten Teigäpfeln zurück zur Jüngeren und reichte ihr einen der beiden mit Zucker und Zimt bestreuten Nachspeisen. „Besser als erwartet sogar.“, stimmte er ihr gut gelaunt zu, sah sich aber, von Shanaya angesteckt, bereits nach den nächsten Ständen um, die mit kulinarischen Speisen lockten. „Habt ihr noch etwas anderes für die Sphinx besorgt als Waffen?“, fragte er schließlich gewillt, einen kleinen Plausch einzugehen.
Shanaya schluckte den ersten Bissen herunter und richtete die blauen Augen dann auf den Lockenkopf. „Absolut richtig.“ Damit biss sie erneut ab und kaute nachdenklich auf dem Apfel herum. Liams nächste Frage ließ sie dann leise auflachen, sie schluckte jedoch zuerst, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „Einiges an Geld... und...“ Sie senkte die Stimme ein wenig, als müsse sie ein riesiges Geheimnis bewahren. „Einen Beutel voll mit Gürtelschnallen. Frisch aus der zweiten Welt importiert. Sehr seltene Sammlerstücke. Wenn du eins erwerben willst, sie sind fast ausverkauft!“ Ihre Stimme würde ihm nur zu gut verraten, dass sie flunkerte. „Zumindest lassen sie sich so besser zu Geld machen. Ich glaube, mit Gürtelschnallen kann ein Schiff wenig anfangen.“
Liam sah geschäftig drein, während er den Kopf etwas senkte, als würde er verhindern wollen, dass die Umstehenden mehr mitbekamen, als ihnen lieb war. Er nickte verstehend, biss dann ein weiters Stück von seinem Apfel ab und schluckte, ehe er etwas entgegnete. „Hast du Aspen schon gefragt, ob er ein paar davon haben will? Wäre doch fies, wenn sie ausverkauft wären, bevor er die Möglichkeit hatte, eine zu erstehen. Für ihn würde ich sogar verzichten.“ Eine kurze Pause entstand, ehe er fortfuhr. „Bin mal gespannt, wie fit wir die Sphinx bekommen.“
Shanaya hatte keinen Zweifel daran gehabt, dass Liam sofort auf diese kleine Geschichte einsteigen würde. Was er dann vorschlug, entlockte der Schwarzhaarigen ein herzhaftes Lachen. „Verdammt, du hast Recht. Vielleicht kann er mit solch einer wertvollen Errungenschaft sein gekränktes Ego etwas aufpolieren. Bei Zeiten werde ich ihm ein Angebot machen...“ Sie nickte, kaute im nächsten Moment schon wieder auf einem Stück Apfel herum. „Da mache ich mir keine Gedanken, wir hatten jetzt ja endlich die Chance, wirklich etwas für sie zusammen zu sammeln. Jetzt geht das gewiss sehr schnell.“
Liam nickte langsam. Es blieb zu hoffen, dass Shanaya Recht hatte und dass sie auch weiterhin so viel Glück hatten, unentdeckt in andere Gewässer gelangen zu können, bevor die Marine auf sie aufmerksam wurde. Im Vorbeigehen erkannte er eines der Plakate, von denen ihnen Aspens Gesicht grimmig entgegenblickte. „Wenn man vom Teufel spricht.“, murmelte er, trat an die Wand heran und löste es unsauber von der Wand. „… Meinst du nicht, es wäre sicherer, ihm nachts heimlich die Haarpracht zu kürzen?“
Shanaya hob leicht eine Augenbraue, als Liam etwas sagte und sich zu einem Wand wandte. Die junge Frau blinzelte, ehe ihr Lächeln einen leicht gehässigen Zug annahm. „Immer wieder ironisch, wo er doch so felsenfest seine Schuld verneint...“ Wobei es so offensichtlich war... tja. Wieso erwartete sie auch, dass er vielleicht doch etwas mehr als heiße Luft in der Hose hatte? „Meinst du, das können wir ihm antun? Kleine Mädchen wachen davon sicher auf. Das Geschrei will ich mir nicht antun...“
Liams Blick ruhte weiterhin auf dem scharfkantig gezeichneten Gesicht ihres Komplizen, doch Shanaya trieb ihm abermals ein amüsiertes Schmunzeln auf die Züge, ehe er ungläubig die Stirn runzelte. „Sag mir nicht, du weißt nicht, wie man jemanden daran hindert, zu schreien.“, Dabei gab es so viele Möglichkeiten! „Davon abgesehen. Auf hoher See interessiert es sowieso niemanden. Da kann er schreien, so viel er will. Immerhin läuft er dann nicht mehr Gefahr, alle zehn Meter erkannt zu werden.“
Shanaya biss erneut in den Apfel und gluckste dann leise bei Liams nächsten Worten. „Wenn wir ihn dauerhaft vom schreien abhalten wollen, ist es weniger Aufwand, ihn einfach nachts ins Meer zu werfen. Dann wäre wenigstens für immer Stille.“ Ihn zu knebeln, bis der Verlust seiner tollen, blonden Mähne überstanden war...“Vielleicht kannst du ja einen deiner Musikerfreunde als Ersatz für ihn anheuern.“ Auch wenn sie die Männer – und Frauen? - nicht kannte... schlimmer konnte es wohl kaum werden.
Liam unterdrückte ein Glucksen, obwohl im klar war, dass Shanaya ihre Worte ernster meinte, als ihm lieb war. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie die erste sein würde, die diese Idee in die Tat umsetzen würde, sobald nur jemand ernsthaft dazu aufrief. „Du hast ihn wirklich gefressen, was?“, lachte er leise. „Dann wären wir bald vermutlich eher ein Partyschiff als das, was wir jetzt sind.“ Nicht, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, aber das lag bestimmt nicht in Talins und Luciens Sinn.
Shanaya hätte bei Liams Gedanken vermutlich nur noch ein wenig gehässiger gegrinst, so biss sie nur in ihren Apfel und grinste dabei amüsiert. „Tja... ich konnte Menschen noch nie ausstehen, die nicht zu dem stehen, was sie getan haben. Und die mich bevormunden und glauben, sie müssten mich herum kommandieren und mir ungefragt Lebensweisheiten um Ohren hauen.“ Erneutes Zucken ihrer Schultern. „Na und? Dann könnte da niemand etwas gegen unternehmen! Und wenn eine Flaute kommt... was will man mehr?“
Das Schmunzeln auf Shanayas Lippen wurde mit Liams Worten noch ein wenig breiter. Er hatte absolut Recht, Talin wirkte wie jemand, der lieber einen Plan hatte. Die Schwarzhaarige war froh darüber, dass sie wusste, das Talin genauso improvisieren und ihre Pläne ändern konnte. Jemand, der nur strickt nach Plan arbeitete... das wurde auf Dauer so eintönig und langweilig. Sie schnaufte leise über die zwei Tage, die Liam erwähnte. „Das halte ich auch nur noch aus, indem ich mich durch das ganze Fest probiere. Und notfalls... fange ich einfach von vorne an.“ Ihr blauer Blick folgte kurz seinem Deuten, ehe sie sich auch in diese Richtung wandte. „Was machst du eigentlich bei den Musikern? Kannst du ein Instrument spielen?“
„Ich wüsste nichts, was dagegen spricht. Klingt eigentlich nach einem ziemlich guten Vorhaben.“, überlegte er laut und grinste der Jüngeren entgegen. Shanaya sah eigentlich gar nicht so aus, als würde sie alles vertilgen, was ihr vor die Nase kam. Vielleicht war es allein die Gelegenheit, die sie nun lockte, auf der Sphinx hatten sie allerdings auch nicht genügend Vorräte, um hier und da ständig am Essen zu sein. Als sie nach dem Hintergrund seiner abendlichen Treffen fragte, zuckte er bloß beiläufig mit den Schultern. „Ich habe als Kind gelernt, Klavier zu spielen.“, berichtete er schließlich und erinnerte sich an all die Nachmittage, die er bereits früh an den hellen Tasten hatte verbringen müssen, um die Harmonien der Musik überhaupt erst einmal begreifen zu können. „… Danach kamen dann Gitarre und Geige dazu.“, fuhr er nach einer kurzen Pause fort.
„Siehst du.“ Shanaya neigte den Kopf ein wenig, ein vielsagendes Lächeln auf den Lippen. Wer wäre sie, sich diese Chance entgegen zu lassen? Und auch wenn manch einer behauptete, man würde es ihr an ihrem dicken Hintern ansehen... selbst wenn. Dann gab es eben mehr von ihr. Als Liam ihr erklärte, welche Instrumente er beherrschte, neigte die Schwarzhaarige den Kopf in einem fast anerkennenden Nicken. Das gehörte zu den Dingen, in denen in ihrer Ausbildung kein Wert gelegt worden war. Aber dafür gab es ja Leute wie Liam. „Wieso habe ich dann noch nie etwas von dir gehört?“ Ein Klavier aufzutreiben war sicher nicht ganz so einfach, zumindest es auf ein Schiff zu befördern und dafür zu sorgen, dass es nicht nur eine Woche überstand. Aber... eine Geige und eine Gitarre waren da schon einfacher. Während sie auf eine Antwort wartete, reckte sie leicht den Kopf, schnupperte interessiert, was hier alles in der Luft hing.
Liam fand zunehmend Gefallen an der Idee, auch die restlichen Stände mit Nahrungsmitteln auszuprobieren. Besonders jetzt, wo er sich mit seinem frisch gefüllten Geldbeutel keine Gedanken um das Finanzielle machen musste. Die Welt der Leckereien stand ihm offen. „Tja. Du warst wohl immer zur richtigen Zeit am falschen Ort.“, mutmaßte er mit einem Grinsen und sah zu ihr hinüber. „Du hättest mich jeden Abend am Brunnenplatz hören können. Dahin war ich auch gerade eigentlich unterwegs.“ Es stand ihr nun offen, dieses Angebot anzunehmen oder nicht. Wer wusste schon, wie ihre Pläne für den Abend sonst noch so aussahen. Vielleicht verirrten sich ja tatsächlich mehrere am letzten Abend zum Treffpunkt der Musik.
Shanaya verzog mit einer gespielt beleidigten Miene leicht das Gesicht. Auch die Erwähnung des Ortes, an dem er sich wohl jeden Abend herum getrieben hatte, machte das Ganze nicht besser. „Du hättest mich darauf hinweisen können! Stattdessen lässt du zu, dass mir so eine Chance entgeht! Ich bin enttäuscht!“ Also wirklich! Mit so etwas rückte er erst jetzt heraus! „Dann muss ich mich wohl selbst davon überzeugen, was du den ganzen Abend so treibst. Allerdings...“ Das Grinsen auf ihren Lippen wurde noch einen Hauch breiter, würde ihm allein schon verraten, was ihr in diesem Moment durch den Kopf schwirrt. „... wollen wir deinen Freunden mich in hungrigem Zustand doch nicht zumuten!“
Liam lachte, als Shanaya sich darüber beschwerte, dass sie bislang noch keinen Wind davon bekommen hatte. Er war definitiv nicht der Typ, jedem unter die Nase zu reiben, was er die Tage und Nächte über trieb – er war immerhin ebenso wenig bei den anderen daran interessiert. Ihm stand diese Art von Selbstbeweihräucherung einfach nicht. Er spielte, um Spaß zu haben und nicht, um von möglichst vielen bejubelt zu werden. Wer Freude daran hatte, würde den Weg von ganz alleine dorthin finden. Liam neigte den Kopf nicht unbedingt abgeneigt auf ihre Abendplanänderung, lachte dann aber abermals. „Dann sollten wir uns beeilen. Ich fürchte, wir haben noch einige Stände vor uns. Du hast kein Problem mit Durcheinander, oder?“ Damit wies er abermals nach rechts auf einen Stand, der in der Menge etwas unterging – dort aber würden sie gewiss einen Apfel im Teig erstehen können.
Shanaya hätte sich von den verschiedenen Gerüchen in alle möglichen Richtungen locken lassen können. Es roch einfach überall so verlockend. Aber sie riss sich zusammen, lachte dann leise über die Worte des Dunkelhaarigen. „Nein, absolut nicht. Dann würde ich öfter in irgendeiner Ecke hängen und mir mein Essen nochmal durch den Kopf gehen lassen...“ Sie zuckte leicht mit den Schultern. Seinem Deuten folgte sie dann aber mit neugieriger Miene, schlug auch diesen Weg ein. „So etwas kann keine Sünde sein...“ Damit blieb sie direkt vor dem Stand stehen, von dem es leicht süßlich duftete.
Liam drängte sich an der Seite der Schwarzhaarigen durch die Menge, die sich vor dem Stand versammelt hatte. Der Standwirt tunkte gerade einen Apfel am Spieß in eine Teigmischung, um ihn danach in siedendem Öl zu rösten. „Zucker? Zimt?“, fragte Liam an Shanaya gewandt, während er die ausgeschriebene Menge an Achtern aus seinem ledernen Geldbeutel fischte. Der Duft war wirklich verführerisch und versprach eine würdige Nachspeise zu ihrem überbackenen Brot. Schließlich drängte er sich weiter nach vorne, um kurz darauf mit ihrer Bestellung zurückzukehren und sich wieder aus dem Menschenpulk herauszubewegen.
Shanaya warf nur kurz einen Blick zur Seite, als Liam neben sie trat, ehe sie sich wieder dem Stand zu wandte. Der Trubel um sie herum war ihr für den Moment egal, sie antwortete dem Lockenkopf nur mit einem schlichten „Beides?“ Der Mann machte sich auf den Weg, die Schwarzhaarige selbst wartete an diesem Platz – so sehr danach, sich in die Masse zu schmeißen war ihr dann doch nicht. Aber Liam war nicht lang weg – und wurde mit erwartungsvollem Blick erwartet. „Du bist ein Held. Wenn ich das verpasst hätte...“ Wobei sie daran zweifelte, sie hatte ja noch genug Zeit, um sich den Rest des Festes anzusehen. Sie nahm ihren Teil also entgegen, bewegte sich in Liams Gesellschaft wieder in eine andere Richtung und biss munter etwas von dem Apfel ab. „Wirklich nicht schlecht...“ Sie musste doch für immer hier bleiben und sich durch das Fest futtern.
Liam drängte sich mit zwei gespießten Teigäpfeln zurück zur Jüngeren und reichte ihr einen der beiden mit Zucker und Zimt bestreuten Nachspeisen. „Besser als erwartet sogar.“, stimmte er ihr gut gelaunt zu, sah sich aber, von Shanaya angesteckt, bereits nach den nächsten Ständen um, die mit kulinarischen Speisen lockten. „Habt ihr noch etwas anderes für die Sphinx besorgt als Waffen?“, fragte er schließlich gewillt, einen kleinen Plausch einzugehen.
Shanaya schluckte den ersten Bissen herunter und richtete die blauen Augen dann auf den Lockenkopf. „Absolut richtig.“ Damit biss sie erneut ab und kaute nachdenklich auf dem Apfel herum. Liams nächste Frage ließ sie dann leise auflachen, sie schluckte jedoch zuerst, bevor sie zu einer Antwort ansetzte. „Einiges an Geld... und...“ Sie senkte die Stimme ein wenig, als müsse sie ein riesiges Geheimnis bewahren. „Einen Beutel voll mit Gürtelschnallen. Frisch aus der zweiten Welt importiert. Sehr seltene Sammlerstücke. Wenn du eins erwerben willst, sie sind fast ausverkauft!“ Ihre Stimme würde ihm nur zu gut verraten, dass sie flunkerte. „Zumindest lassen sie sich so besser zu Geld machen. Ich glaube, mit Gürtelschnallen kann ein Schiff wenig anfangen.“
Liam sah geschäftig drein, während er den Kopf etwas senkte, als würde er verhindern wollen, dass die Umstehenden mehr mitbekamen, als ihnen lieb war. Er nickte verstehend, biss dann ein weiters Stück von seinem Apfel ab und schluckte, ehe er etwas entgegnete. „Hast du Aspen schon gefragt, ob er ein paar davon haben will? Wäre doch fies, wenn sie ausverkauft wären, bevor er die Möglichkeit hatte, eine zu erstehen. Für ihn würde ich sogar verzichten.“ Eine kurze Pause entstand, ehe er fortfuhr. „Bin mal gespannt, wie fit wir die Sphinx bekommen.“
Shanaya hatte keinen Zweifel daran gehabt, dass Liam sofort auf diese kleine Geschichte einsteigen würde. Was er dann vorschlug, entlockte der Schwarzhaarigen ein herzhaftes Lachen. „Verdammt, du hast Recht. Vielleicht kann er mit solch einer wertvollen Errungenschaft sein gekränktes Ego etwas aufpolieren. Bei Zeiten werde ich ihm ein Angebot machen...“ Sie nickte, kaute im nächsten Moment schon wieder auf einem Stück Apfel herum. „Da mache ich mir keine Gedanken, wir hatten jetzt ja endlich die Chance, wirklich etwas für sie zusammen zu sammeln. Jetzt geht das gewiss sehr schnell.“
Liam nickte langsam. Es blieb zu hoffen, dass Shanaya Recht hatte und dass sie auch weiterhin so viel Glück hatten, unentdeckt in andere Gewässer gelangen zu können, bevor die Marine auf sie aufmerksam wurde. Im Vorbeigehen erkannte er eines der Plakate, von denen ihnen Aspens Gesicht grimmig entgegenblickte. „Wenn man vom Teufel spricht.“, murmelte er, trat an die Wand heran und löste es unsauber von der Wand. „… Meinst du nicht, es wäre sicherer, ihm nachts heimlich die Haarpracht zu kürzen?“
Shanaya hob leicht eine Augenbraue, als Liam etwas sagte und sich zu einem Wand wandte. Die junge Frau blinzelte, ehe ihr Lächeln einen leicht gehässigen Zug annahm. „Immer wieder ironisch, wo er doch so felsenfest seine Schuld verneint...“ Wobei es so offensichtlich war... tja. Wieso erwartete sie auch, dass er vielleicht doch etwas mehr als heiße Luft in der Hose hatte? „Meinst du, das können wir ihm antun? Kleine Mädchen wachen davon sicher auf. Das Geschrei will ich mir nicht antun...“
Liams Blick ruhte weiterhin auf dem scharfkantig gezeichneten Gesicht ihres Komplizen, doch Shanaya trieb ihm abermals ein amüsiertes Schmunzeln auf die Züge, ehe er ungläubig die Stirn runzelte. „Sag mir nicht, du weißt nicht, wie man jemanden daran hindert, zu schreien.“, Dabei gab es so viele Möglichkeiten! „Davon abgesehen. Auf hoher See interessiert es sowieso niemanden. Da kann er schreien, so viel er will. Immerhin läuft er dann nicht mehr Gefahr, alle zehn Meter erkannt zu werden.“
Shanaya biss erneut in den Apfel und gluckste dann leise bei Liams nächsten Worten. „Wenn wir ihn dauerhaft vom schreien abhalten wollen, ist es weniger Aufwand, ihn einfach nachts ins Meer zu werfen. Dann wäre wenigstens für immer Stille.“ Ihn zu knebeln, bis der Verlust seiner tollen, blonden Mähne überstanden war...“Vielleicht kannst du ja einen deiner Musikerfreunde als Ersatz für ihn anheuern.“ Auch wenn sie die Männer – und Frauen? - nicht kannte... schlimmer konnte es wohl kaum werden.
Liam unterdrückte ein Glucksen, obwohl im klar war, dass Shanaya ihre Worte ernster meinte, als ihm lieb war. Er zweifelte keinen Augenblick daran, dass sie die erste sein würde, die diese Idee in die Tat umsetzen würde, sobald nur jemand ernsthaft dazu aufrief. „Du hast ihn wirklich gefressen, was?“, lachte er leise. „Dann wären wir bald vermutlich eher ein Partyschiff als das, was wir jetzt sind.“ Nicht, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, aber das lag bestimmt nicht in Talins und Luciens Sinn.
Shanaya hätte bei Liams Gedanken vermutlich nur noch ein wenig gehässiger gegrinst, so biss sie nur in ihren Apfel und grinste dabei amüsiert. „Tja... ich konnte Menschen noch nie ausstehen, die nicht zu dem stehen, was sie getan haben. Und die mich bevormunden und glauben, sie müssten mich herum kommandieren und mir ungefragt Lebensweisheiten um Ohren hauen.“ Erneutes Zucken ihrer Schultern. „Na und? Dann könnte da niemand etwas gegen unternehmen! Und wenn eine Flaute kommt... was will man mehr?“