06.05.2019, 22:43
Shanaya drehte den Dolch noch ein wenig in der Hand herum. Wirklich hübsch war der nicht... aber einen Dolch hatte sie, das reicht. Luciens Behauptung, die Waffe würde gut zu Liam passen, ließ die Schwarzhaarige leise auflachen. „Du Unmensch hast doch wohl etwa Nichts gegen süße, kleine Kätzchen?“ Ihr lag noch etwas auf der Zunge, was sie jedoch herunter schluckte. Er würde ihr nach dem, was hier eben vor sich gegangen war das 'süße, kleine Kätzchen' das sie war nicht mehr abnehmen. Der Mann wandte sich wieder den Waffen zu, während Shanaya den Dolch selbst wieder ablegte, Lucien kurz beobachtete, wie er einen Dolch in seinen Stiefel sinken ließ, einen zweiten bereits in der Hand hatte. Als er sich dann wieder an sie wandte, wurde ihr Lächeln wieder einen Hauch breiter. „Ich sage es gern noch einmal, ich mag, wie du denkst.“ Einige Herzschläge ruhten die blauen Augen noch auf dem Mann, ehe sie sich abwandte, wieder zum Zelt trat, in dem der regungslose Körper noch immer herum lag. Nicht sein Tag heute. Aber die Schwarzhaarige kümmerte sich nicht um ihn, ließ den Blick nur schweifen, auf der Suche nach etwas, das möglichst unauffällig aussah. Ein Weidenkorb mit einem Haufen Tücher darin. Mit den Schultern zuckend griff sie danach. Mit den Tüchern konnte man den Inhalt des Korbes verdecken und einzelne Waffen umwickeln, damit sie nicht laut aneinander schlugen. Ihre Tasche wurde langsam schwer von der ganzen Diebesbeute. Aber... hier sollte noch einiges hinein passen. Also machte sie sich wieder auf den Weg nach draußen und gerade, als sie durch die Öffnung der Planen getreten war, hörte sie hinter sich ein leises, schmerzverzerrtes Stöhnen. Sie wartete also nicht lang, ließ den Korb neben Lucien auf den Boden sinken, nahm die Tücher daraus und machte sich selbst daran, möglichst teuer aussehende Waffen zu finden. „Wir sollten uns beeilen. Unser Freund könnte sonst jeden Moment etwas ungehalten werden...“
Ein vielsagendes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er wusste, worauf sie anspielte. „Wenn sie sich nützlich machen?“ Dann und nur dann hatte er kein Problem mit süßen, kleinen Kätzchen. Doch er richtete seine Aufmerksamkeit bereits wieder auf die Waffen, stieß auf ihren Zuspruch hin nur ein leises, hörbar gut gelauntes Lachen aus und griff bereits nach einer der Pistolen, die fein säuberlich auf der Auslage aufgereiht lagen. Sie hatte ein gutes Gewicht, lag ordentlich in der Hand. Aber er würde üben müssen, um sich mit ihren Eigenheiten vertraut zu machen. Bestenfalls noch auf der Insel und nicht zwangsweise auf dem Schiff. Das Meer trug Geräusche sehr weit. Er schob sich die Waffe in den Gürtel, lauschte beiläufig auf die Geräusche hinter sich, die Shanayas Suche nach einer Transportmöglichkeit begleiteten und wollte sich gerade zu ihr umwenden, als sein Blick zwei ungewöhnlich geformte Dolche streifte. Zwillinge, offenbar, denn sie sahen absolut identisch aus und teilten sich das samtbezogene Podest, auf dem sie zur Schau gestellt wurden. Ihre Klingen waren hauchdünn, beinahe wie Nadeln – soweit bei einem Dolch überhaupt möglich – und ihre Parierstangen wölbten sich parallel zur Klinge wie die Hörner eines Stiers. Er zögerte kurz, dann griff er sich die beiden Dolche, schnitt mit einem den Samt von seinem Podest und wickelte beide darin ein. Dann schob er sie mit der Klinge voran so weit möglich in seine Gürteltasche. Sie lugten ein wenig darüber hinaus, aber das machte nichts. Halten würden sie. Lucien hatte die Schnalle gerade verschlossen, als Shanaya zurück kehrte. Ihre Miene sagte ihm bereits genug, sodass er nur nickte und sich ohne lange zu überlegen wieder der Auslage zuwandte. Sämtliche Pistolen wanderten in den Korb, den sie aufgetrieben hatte – begonnen mit denen, deren exponierte Zurschaustellung ihren Wert anpriesen. Dann fing er an, die Degen nach Schmuck und Tauglichkeit durchzugehen. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr.
Lucien sagte Nichts, auch als Shanaya neben ihm an der Auslage zum stehen kam. Beinahe ein wenig skeptisch hob sie leicht eine Augenbraue, warf dem Dunkelhaarigen einen kurzen Blick zu. Er schien vollkommen auf die Waffen konzentriert zu sein, damit, was er mitnahm und was nicht. Ein kurzes Nicken hatte er ihr gegolten, dann war er schon wieder mit den Gedanken bei den Waffen. Shanaya selbst wandte den blauen Blick von ihm ab, ließ ihn schweifen, suchend. Als sie schließlich gefunden hatte, was sie suchte, griff sie nach zwei teuer aussehenden Dolchen, mit denen sie sich auf die Knie fallen ließ und begann, manche der Waffen in kleine Tücher zu packen. Wenn sie laufen mussten, war es wichtig nicht gehört zu werden. „Hinter dem Stand rechts von uns ist eine kleine Gasse. Von da kommen Menschen, es kann also keine Sackgasse sein.“ Kurz hob sie den Blick zu ihrem Captain. Er würde schon verstehen. Die zwei Dolche, die sie kurz neben den Korb gelegt hatte, wickelte sie nun auch ein, ehe ein Geräusch sie ablenkte. Wieder ein schmerzvolles Stöhnen, eine Stimme, die scheinbar mit sich selbst sprach. „Hast du alles? Ich denke, wir kriegen gleich Besuch.“ Und an der Öffnung des Zeltes regte sich etwas. Aber über diese Ausbeute konnten sie sich nicht beklagen, sodass Shanaya das größte Tuch locke über den Korb zog, jedoch noch einmal prüfend zu Lucien blickte, ob er ihr noch etwas reichte.
Lucien richtete seine gesamte Aufmerksamkeit darauf, die Degen durchzugehen. Für reden war dabei keine Zeit. Er hatte ohnehin zu viel davon verschwendet, um die beiden Dolche einzupacken, auch wenn es an dieser Stelle nichts zu bereuen gab. Als die Schwarzhaarige ihn erneut ansprach, reichte er ihr im gleichen Moment ein halbes Dutzend der wertvollsten Degen, damit sie sie im Korb verstaute. Ihre Klingen würden über dessen Umfang hinaus ragen, aber wenn sie sie geschickt umhüllte, könnten es auch Baguettes sein. Wieder galt ihr ein kurzes, diesmal zustimmendes Nicken. Er war froh, sie in diesem Moment dabei zu haben – scheinbar hatte sie ein verdammt gutes Auge für Fluchtwege. Selbst dann, wenn sie grade mit anderen Dingen beschäftigt zu sein schien. Faszinierende Eigenschaft. „Wir gehen langsam. Wenn wir nicht rennen müssen, rennen wir nicht.“ Er löste die nächsten drei Klingen aus ihren Halterungen, gerade als Shanaya ihre Warnung aussprach. Unwillkürlich huschte sein Blick zu der Öffnung im Zelt. Geräusche dahinter verrieten, dass jemand sich schwerfällig drehte. „Dann mal los.“ Lucien reichte der Schwarzhaarigen die restlichen Degen, konnte sich ein kleines, adrenalingetränktes Grinsen dabei nicht verkneifen und schlüpfte an der Seite aus dem Verkaufsstand. Sein erster Blick galt der Hauptstraße. Keine Soldaten. Dann wandte er sich um und wartete auf Shanaya. „Wir können.“
Shanaya nahm die Degen entgegen, die der Dunkelhaarige ihr reichte, überlegte einen Moment, ehe sie jeweils zwei in größere Tücher wickelte. So legte sie die versteckten Klingen auf den Korb, nickte auf Luciens Worte ruhig und schob die Klingen ein wenig zusammen, um etwas mehr Platz zu machen. Rennen würde so oder so schwer werden... aber vielleicht hielt man sie wirklich einfach für gewöhnliche Leute, die ihr Abendessen besorgt hatten. Es gab hier sicher genug Tavernen, weit würde ihr Weg also nicht sein. Und wenn sie im dunklen zurück zur Sphinx gingen, würde man sie so oder so nicht beachten. Der Mann, Thoran, schien langsam zu sich zu kommen, die Degen, die Lucien ihr reichte waren also die letzten. Sie hatten einiges zusammen, Geld sowie Waffen. Es hatte sich bisher auf jeden Fall gelohnt. Das Grinsen des Älteren erwiderte sie mit genau dem gleichen Ausdruck, umwickelte dann die letzten Degen und schob sie zu den anderen. Ein letzter Blick, aber von außen ließ sich kein Metall erkennen. Die Schwarzhaarige schob die Tasche ein wenig nach hinten, erhob sich dann und wartete, bis Lucien ihren Weg geprüft hatte, ehe sie auch nach dem Korb griff, die Schlaufe über ihren Arm hing, sodass sie ihn schräg vor sich tragen konnte.Er war ziemlich schwer, aber es würde schon irgendwie gehen. Damit folgte sie dem Dunkelhaarigen, mit einem gut gelaunten Ausdruck auf ihren Zügen. „Hast du noch Wünsche für das Abendessen? Ansonsten reicht das denke ich...“ Sie hob leicht eine Augenbraue, warf dem Dunkelhaarigen einen vielsagenden Blick zu. „Aber jetzt habe ich ganz schön Durst.“
Lucien wartete, bis die Schwarzhaarige sich samt des schwer bepackten Korbes durch den Seiteneingang des Standes geschoben hatte, und setzte sich dann ohne zu zögern wieder in Bewegung. Die Art, wie sie ging, verriet überdeutlich, was ihre Ausbeute wiegen musste. Noch dazu war auch ihre Umhängetasche voll mit Diebesgut. Ohne lange darüber nachzudenken, streckte der Dunkelhaarige die Hand nach dem Korb aus, griff aber noch nicht zu, falls sie darauf bestand, ihren Einkauf selbst zu schleppen. „Lass mich das tragen, mein Herz. Deine Tasche ist schon schwer genug.“ Für einen Moment musste er darum kämpfen, das Lachen aus seiner Stimme heraus zu halten und halbwegs ernsthaft zu klingen. Nur in den tiefgrünen Augen blitzte der Schalk auf, als er ohne langes Nachdenken in die nächste Scharade einstieg. Immerhin war ja genau das zuvor noch sein Gedanke gewesen: Mit dem Tuch darüber sah ihre Beute aus, wie ein paar Baguettes. Oder Gurken. Was auch immer. „Und um deine Frage zu beantworten: Ich denke, das reicht völlig“, fügte er grinsend an. „Ich kenne übrigens ein hübsches kleines Wirtshaus nicht weit von hier. Mit 'nem netten Biergarten im Hinterhof. Wie wäre es damit?“ Vordereingang und Hinterhof bot zumindest gute Fluchtmöglichkeiten. Im Falle des Falles. Auch wenn er optimistisch war, als er in die Seitengasse einbog, auf die Shanaya kurz zuvor hingewiesen hatte. Bis dahin jedenfalls hatten noch keine panischen Rufe die Aufmerksamkeit der Soldaten auf den Waffenstand gelenkt und sie sahen aus wie ein junges Pärchen auf dem Weg nach Hause.
Shanaya hielt den Arm angespannt, um den Korb nicht zu verlieren. Da Ziehen war jedoch deutlich zu spüren. Aber nur ein lautloses Seufzen darüber kam ihr über die Lippen. Von so etwas ließ sie sich gewiss nicht aufhalten. Aber gerade hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, als sie blinzelte, weil Lucien die Hand ausstreckte. Und mit seinen Worten musste sie dann plötzlich laut loslachen. Sein Herz. Natürlich. Sie lachte, atmete dann seufzend aus und schüttelte den Kopf, ehe sie eine leidende Miene aufsetzte. Sie rutschte ein wenig an den Dunkelhaarigen heran, sodass ihre Arme sich berührten, sodass sie ihm ein vielsagendes Zwinkern zuwerfen konnte. „Danke, mein Liebster. Was würde ich nur ohne dich tun?“ Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, reichte ihm dann den Korb, darauf bedacht, dass nichts davon rutschte. Sie hätte ihn auch selbst getragen, aber so konnte sie auf ihre Tasche aufpassen – und außerdem gefiel ihr diese kleine Geste, auch wenn das nur ein weiteres, kleines Spiel war. In ihrer Dankbarkeit hatte jedenfalls auch ein kleiner Wahrheit gelegen. „Daraus kann man bestimmt etwas leckeres zaubern!“ Sie hätte schon wieder etwas zu Essen vertragen können... allerdings musste das wohl noch einen Moment warten. „Das klingt gut. Ausnahmsweise darfst du mir also Mal den Weg zeigen.“ Ein warmes Grinsen galt dem Dunkelhaarigen, ehe sie ihre Tasche ein wenig nach vorn zog, um sie besser unter Kontrolle zu haben.
„Naja, das wüsste ich manchmal auch gerne.“, konterte er auf ihre Frage mit einem amüsiert-spöttischen Blick von der Seite, der an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten war. Ihre Nähe nahm er vollkommen gelassen auf, griff nach dem Korb, den sie ihm mühsam reichte und übernahm das Tragen. In diesem Moment war er froh, längst wieder mit den Arbeiten auf dem Schiff begonnen zu haben. Andernfalls hätte er die plötzliche Last wahrscheinlich fallen lassen und nicht mehr aufheben können. Immer wieder musste er sich daran erinnern, dass die Flucht von der Morgenwind und damit drei Jahre Gefangenschaft noch nicht einmal einen ganzen Monat zurück lagen. So viel, wie er aß und sich bewegte, regenerierte er sich schnell. Doch er war noch lange nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und seine Rippen zeichneten sich nach wie vor deutlich unter der Haut ab. Doch all das lag unter seiner frisch erstandenen Kleidung verborgen und er hütete sich davor, das allzu offensichtlich zu machen. Dafür war er dann doch ein Stück zu stolz. „Dort vorne müssen wir abbiegen. Und dann gehen wir einfach durch den Hinterhof.“ Er hob den freien Arm und deutete auf eine Gasse, die etwa zwanzig Meter entfernt von ihnen nach rechts abbog. Dabei warf er seiner Begleiterin einen kurzen, fast amüsierten Seitenblick zu und hängte mit gedämpfter Stimme an: „Sehen wir zu, dass wir von der Straße runter kommen.“
Vielleicht hätte sie es nicht zu gegeben, aber die fehlende last des Korbes tat ihr gut. Ihre Tasche zog zu einer Seite, der Korb hätte sie noch ganz anders belastet. Aber sie hatte ja zum Glück ihren Liebsten dabei, der sich so sehr um sie sorgte! Er nahm ihr den Korb ab und die Schwarzhaarige griff sich in einer dramatischeb Geste ergriffen an die Brust. "Jetzt bist du ja zum Glück da!" Ein erneutes, warmes Lächeln galt dem Dunkelhaarigen. Davon abgesehen, dass sie ohne ihn nichz on dieser Situation wäre. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Luciens Deuten folgte sie kurz mit wachsamen Augen, nickte, ehe sie diesem Weg folgte.
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Sie hatten sich schnell darauf geeinigt, dass es das beste wäre, wenn sie sich ein zimmer nahmen. Mit zwei, drei Beuteln wäre es kein Problem gewesen... aber ein Korb voller gestohlener Waffen war nicht einfach zu verstecken. Ein Zimmer, in dem sie ihre Ruhe hatten, in dem sie niemand stören würde. Zumindest hatte Shanaya dem Wirt dies mit einem Zwinkern vermittelt - wohl wissend, was er nun dachte. Ein paar Stunden zu zweit... was sollte man da auch sonst tun außer übereinander her zu fallen...? Also hatten sie das Zimmer die Treppe hoch und am ende des Flures bekommen. In diesem Moment betrat Shanaya den recht großen Raum, betrachtete kurz das verdreckte Fenster, ehe sie sich mit einem leisen Seufzen die Tasche von der Schulter nahm und sie auf dem Tisch abstellte, der sich zentral im Raum stand. Dazu stellte sie die Flasche Wein, ehe sie den hellen Blick auf Lucien richtete. "Wenn wir so etwas öfter machen, könnten wir uns bald einfach ein neues Schiff besorgen..." nicht, dass sie das wollte...
Die Nacht in der Stadt zu verbringen, war das beste, was sie im Augenblick tun konnten. Bis dahin würde sich der Trubel um den ausgeraubten Waffenhändler längst gelegt, ihre Gesichter in den Erinnerungen verblasst sein (wenn auch nicht in denen des Standbesitzers, dann zumindest in denen aller anderen). Außerdem war der Weg zurück zur Sphinx weit und Lucien, das musste er sich wohl oder übel eingestehen, merklich erschöpft. Zumindest spürte er es, als er den Korb ans Fußende des schmalen Doppelbetts auf dem Boden abstellte und sich rücklings auf die Matratze fallen ließ. Das Gestell gab ein Quietschen von sich, das dem Dunkelhaarigen ein Schmunzeln entlockte, dann richtete er den Blick mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf Shanaya, die gerade Tasche und Wein auf dem Tisch abstellte. „Oh, ich glaube, damit tun wir Talin keinen Gefallen. Sie hängt sehr an der Sphinx.“ Das Schmunzeln auf seinen Lippen vertiefte sich noch etwas. „Aber stell dir vor, wir hätten ein zweites Schiff. Eine hübsche kleine Flotte. Und so gut, wie das gerade geklappt hat...“ Er setzte sich schwungvoll auf. „... Schaffen wir es zu zweit, sie komplett mit Waffen zu versorgen.“ In den tiefgrünen Augen erschien zufriedene Anerkennung.
Kaum hatte Shanaya die Tasche abgelegt, erholte sich ihr rücken wieder, das ziehen ließ nach. Damit ließ sie den bellen Blick noch einmal schweifen, während Lucien sich aufs Bett fallen ließ. Ob er sie damit einladen wollte? Vielleicht. Sie grinste über seine Worte, während sie den Inhalt ihrer Tasche komplett auf dem Tisch entleerte. Ein paar klimpernede Beutel, ein Kompass, ein Nadeldöschen... und alles, was keine Beute war, wanderte direkt zurück in die Tasche. Bis die Säckchen allein auf dem Tisch lagen. "Nein, da hast du vollkommen recht. Mir geht es allerdings nicht anders." Auch wenn Talin schon ein wenig länger unter roten Segeln segelte. "Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel." Mit einem lockeren Zwinkern beantwortete sie die Worte des Mannes? Sie waren ein gutes Team, das musste sie zugeben. Und eine eigene Flotte wäre sicher gut fürs Ego. Die Schwarzhaarige griff nun nach den Beuteln, der Flasche Wein und trat selbst ans Bett, reichte dem Dunkelhaarigen die Flasche und ließ sich direkt neben ihn im Schneidersitz auf das Bett sinken. Auf ihren Beinen die Beutel, von denen sie nun das erste öffnete. Einige Münzen klimperten vor sich hin, was Shanaya lächeln ließ. "Sie verfluchen uns. Wenn wir ihnen nochmal begegnen, foltern sie uns ganz bestimmt..."
Mit mildem Interesse beobachtete Lucien die Schwarzhaarige dabei, wie sie ihre eigenen Gegenstände zurück in die Tasche packte. Einen Blick auf ihren Kompass erhaschte er dabei und auf ein kleines Döschen, dessen Inhalt jedoch ein Geheimnis blieb. Es war allerdings auch nicht so, dass er allzu neugierig darauf war. Viel mehr interessierten ihn dann doch die kleinen Beutel, die ein vielversprechendes Klimpern von sich gaben. Sie waren tatsächlich ein verdammt gutes Team. „Dann behalten wir die Sphinx. Und holen uns ein zweites Schiff dazu.“ Das ein nur halb scherzhaftes, beschließendes Nicken seine Worte begleitete, verriet, wie sehr ihm das kleine Gedankenspiel tatsächlich gefiel. Und hey, warum denn auch nicht nach Größerem streben? Die tiefgrünen Augen folgten Shanaya, die nun ihre Beute und die Flasche Wein ergriff und zu ihm hinüber kam. Mit einem stummen Dank in den Augen nahm er ihr das Getränk ab und setzte die Flasche kurzerhand an die Lippen, während sie sich neben ihm auf das Bett sinken ließ und den ersten Beutel öffnete. Ihre Worte daraufhin entlockten dem Dunkelhaarigen ein Grinsen. „Dann sehen wir besser zu...“ Er hielt kurz inne, während er sich wieder rücklings auf das Bett sinken ließ, bewusst darauf achtend, von dem Wein nichts zu verschütten, und dann das Gesicht in ihre Richtung wandte. „... Dass wir ihnen nicht nochmal begegnen. Was ist in dem anderen?“, fragte er nach und deutete mit der ihr zugewandten Hand auf den zweiten, größeren Beutel.
Shanaya fragte sich still, ob, sollten sie sich ein zweites Schiff besorgen, auch solch eine Crew zusammen kommen würde. Vermutlich. Sie lachte. „Zwei Captains, zwei Schiffe. Nur fair, nicht wahr?“ Nun saß sie jedoch neben ihm, während er sich direkt etwas von dem Wein gönnte, inspizierte sie noch den ersten Beutel. Keine Unmengen an Geld, aber immerhin. Lucien ließ sich wieder zurück auf das Bett fallen, und einen Moment lang musste die Schwarzhaarige grinsen. Es wäre jetzt so einfach... Stattdessen nickte sie nur auf seine Worte hin, erwiderte seinen Blick. „Als ob die uns irgendetwas könnten!“ Was schon einmal so einfach geklappt hatte... Damit ließ sie den ersten Beutel neben sich auf das Bett sinken, griff nach dem zweiten und öffnete ihn mit neugierigem Blick. Der änderte sich, als sie den Inhalt sah. Sie blinzelte, hob ihn dann leicht vor ihren Mund, um Lucien beinahe verschwörerisch darüber hinweg anzublicken. „Unendlicher Reichtum!“ Sie grinste ein wenig breiter, warf den zweiten Beutel dann auch neben sich und zuckte leicht mit den Schultern. „Ein Haufen Gürtelschnallen. Man könnte sie als 'frisch aus der zweiten Welt importiert' verkaufen. Dafür findet sich sicher jemand.“ Damit nahm sie den dritten Beutel in die Hand, öffnete ihn und betrachtete auch hier kurz den Inhalt, der aus Geld bestand. Eine gute Ausbeute. Der dritte landete bei den anderen Säckchen und Shanaya konnte endlich die Stiefel ausziehen und den Schneidersitz lösen um die Beine auszustrecken. Dumm nur, dass sie die Beine damit auf Luciens ablegte. Mental zuckte sie mit den Schultern, lehnte sich etwas nach hinten und stützte sich mit einer Hand ab, griff dann nach dem Wein und prostete Lucien zu, ehe sie selbst die Flasche an die Lippen setzte. „DARAN könnte ich mich wirklich gewöhnen...“
Ein vielsagendes Lächeln erschien auf seinen Lippen. Er wusste, worauf sie anspielte. „Wenn sie sich nützlich machen?“ Dann und nur dann hatte er kein Problem mit süßen, kleinen Kätzchen. Doch er richtete seine Aufmerksamkeit bereits wieder auf die Waffen, stieß auf ihren Zuspruch hin nur ein leises, hörbar gut gelauntes Lachen aus und griff bereits nach einer der Pistolen, die fein säuberlich auf der Auslage aufgereiht lagen. Sie hatte ein gutes Gewicht, lag ordentlich in der Hand. Aber er würde üben müssen, um sich mit ihren Eigenheiten vertraut zu machen. Bestenfalls noch auf der Insel und nicht zwangsweise auf dem Schiff. Das Meer trug Geräusche sehr weit. Er schob sich die Waffe in den Gürtel, lauschte beiläufig auf die Geräusche hinter sich, die Shanayas Suche nach einer Transportmöglichkeit begleiteten und wollte sich gerade zu ihr umwenden, als sein Blick zwei ungewöhnlich geformte Dolche streifte. Zwillinge, offenbar, denn sie sahen absolut identisch aus und teilten sich das samtbezogene Podest, auf dem sie zur Schau gestellt wurden. Ihre Klingen waren hauchdünn, beinahe wie Nadeln – soweit bei einem Dolch überhaupt möglich – und ihre Parierstangen wölbten sich parallel zur Klinge wie die Hörner eines Stiers. Er zögerte kurz, dann griff er sich die beiden Dolche, schnitt mit einem den Samt von seinem Podest und wickelte beide darin ein. Dann schob er sie mit der Klinge voran so weit möglich in seine Gürteltasche. Sie lugten ein wenig darüber hinaus, aber das machte nichts. Halten würden sie. Lucien hatte die Schnalle gerade verschlossen, als Shanaya zurück kehrte. Ihre Miene sagte ihm bereits genug, sodass er nur nickte und sich ohne lange zu überlegen wieder der Auslage zuwandte. Sämtliche Pistolen wanderten in den Korb, den sie aufgetrieben hatte – begonnen mit denen, deren exponierte Zurschaustellung ihren Wert anpriesen. Dann fing er an, die Degen nach Schmuck und Tauglichkeit durchzugehen. Viel Zeit blieb ihnen nicht mehr.
Lucien sagte Nichts, auch als Shanaya neben ihm an der Auslage zum stehen kam. Beinahe ein wenig skeptisch hob sie leicht eine Augenbraue, warf dem Dunkelhaarigen einen kurzen Blick zu. Er schien vollkommen auf die Waffen konzentriert zu sein, damit, was er mitnahm und was nicht. Ein kurzes Nicken hatte er ihr gegolten, dann war er schon wieder mit den Gedanken bei den Waffen. Shanaya selbst wandte den blauen Blick von ihm ab, ließ ihn schweifen, suchend. Als sie schließlich gefunden hatte, was sie suchte, griff sie nach zwei teuer aussehenden Dolchen, mit denen sie sich auf die Knie fallen ließ und begann, manche der Waffen in kleine Tücher zu packen. Wenn sie laufen mussten, war es wichtig nicht gehört zu werden. „Hinter dem Stand rechts von uns ist eine kleine Gasse. Von da kommen Menschen, es kann also keine Sackgasse sein.“ Kurz hob sie den Blick zu ihrem Captain. Er würde schon verstehen. Die zwei Dolche, die sie kurz neben den Korb gelegt hatte, wickelte sie nun auch ein, ehe ein Geräusch sie ablenkte. Wieder ein schmerzvolles Stöhnen, eine Stimme, die scheinbar mit sich selbst sprach. „Hast du alles? Ich denke, wir kriegen gleich Besuch.“ Und an der Öffnung des Zeltes regte sich etwas. Aber über diese Ausbeute konnten sie sich nicht beklagen, sodass Shanaya das größte Tuch locke über den Korb zog, jedoch noch einmal prüfend zu Lucien blickte, ob er ihr noch etwas reichte.
Lucien richtete seine gesamte Aufmerksamkeit darauf, die Degen durchzugehen. Für reden war dabei keine Zeit. Er hatte ohnehin zu viel davon verschwendet, um die beiden Dolche einzupacken, auch wenn es an dieser Stelle nichts zu bereuen gab. Als die Schwarzhaarige ihn erneut ansprach, reichte er ihr im gleichen Moment ein halbes Dutzend der wertvollsten Degen, damit sie sie im Korb verstaute. Ihre Klingen würden über dessen Umfang hinaus ragen, aber wenn sie sie geschickt umhüllte, könnten es auch Baguettes sein. Wieder galt ihr ein kurzes, diesmal zustimmendes Nicken. Er war froh, sie in diesem Moment dabei zu haben – scheinbar hatte sie ein verdammt gutes Auge für Fluchtwege. Selbst dann, wenn sie grade mit anderen Dingen beschäftigt zu sein schien. Faszinierende Eigenschaft. „Wir gehen langsam. Wenn wir nicht rennen müssen, rennen wir nicht.“ Er löste die nächsten drei Klingen aus ihren Halterungen, gerade als Shanaya ihre Warnung aussprach. Unwillkürlich huschte sein Blick zu der Öffnung im Zelt. Geräusche dahinter verrieten, dass jemand sich schwerfällig drehte. „Dann mal los.“ Lucien reichte der Schwarzhaarigen die restlichen Degen, konnte sich ein kleines, adrenalingetränktes Grinsen dabei nicht verkneifen und schlüpfte an der Seite aus dem Verkaufsstand. Sein erster Blick galt der Hauptstraße. Keine Soldaten. Dann wandte er sich um und wartete auf Shanaya. „Wir können.“
Shanaya nahm die Degen entgegen, die der Dunkelhaarige ihr reichte, überlegte einen Moment, ehe sie jeweils zwei in größere Tücher wickelte. So legte sie die versteckten Klingen auf den Korb, nickte auf Luciens Worte ruhig und schob die Klingen ein wenig zusammen, um etwas mehr Platz zu machen. Rennen würde so oder so schwer werden... aber vielleicht hielt man sie wirklich einfach für gewöhnliche Leute, die ihr Abendessen besorgt hatten. Es gab hier sicher genug Tavernen, weit würde ihr Weg also nicht sein. Und wenn sie im dunklen zurück zur Sphinx gingen, würde man sie so oder so nicht beachten. Der Mann, Thoran, schien langsam zu sich zu kommen, die Degen, die Lucien ihr reichte waren also die letzten. Sie hatten einiges zusammen, Geld sowie Waffen. Es hatte sich bisher auf jeden Fall gelohnt. Das Grinsen des Älteren erwiderte sie mit genau dem gleichen Ausdruck, umwickelte dann die letzten Degen und schob sie zu den anderen. Ein letzter Blick, aber von außen ließ sich kein Metall erkennen. Die Schwarzhaarige schob die Tasche ein wenig nach hinten, erhob sich dann und wartete, bis Lucien ihren Weg geprüft hatte, ehe sie auch nach dem Korb griff, die Schlaufe über ihren Arm hing, sodass sie ihn schräg vor sich tragen konnte.Er war ziemlich schwer, aber es würde schon irgendwie gehen. Damit folgte sie dem Dunkelhaarigen, mit einem gut gelaunten Ausdruck auf ihren Zügen. „Hast du noch Wünsche für das Abendessen? Ansonsten reicht das denke ich...“ Sie hob leicht eine Augenbraue, warf dem Dunkelhaarigen einen vielsagenden Blick zu. „Aber jetzt habe ich ganz schön Durst.“
Lucien wartete, bis die Schwarzhaarige sich samt des schwer bepackten Korbes durch den Seiteneingang des Standes geschoben hatte, und setzte sich dann ohne zu zögern wieder in Bewegung. Die Art, wie sie ging, verriet überdeutlich, was ihre Ausbeute wiegen musste. Noch dazu war auch ihre Umhängetasche voll mit Diebesgut. Ohne lange darüber nachzudenken, streckte der Dunkelhaarige die Hand nach dem Korb aus, griff aber noch nicht zu, falls sie darauf bestand, ihren Einkauf selbst zu schleppen. „Lass mich das tragen, mein Herz. Deine Tasche ist schon schwer genug.“ Für einen Moment musste er darum kämpfen, das Lachen aus seiner Stimme heraus zu halten und halbwegs ernsthaft zu klingen. Nur in den tiefgrünen Augen blitzte der Schalk auf, als er ohne langes Nachdenken in die nächste Scharade einstieg. Immerhin war ja genau das zuvor noch sein Gedanke gewesen: Mit dem Tuch darüber sah ihre Beute aus, wie ein paar Baguettes. Oder Gurken. Was auch immer. „Und um deine Frage zu beantworten: Ich denke, das reicht völlig“, fügte er grinsend an. „Ich kenne übrigens ein hübsches kleines Wirtshaus nicht weit von hier. Mit 'nem netten Biergarten im Hinterhof. Wie wäre es damit?“ Vordereingang und Hinterhof bot zumindest gute Fluchtmöglichkeiten. Im Falle des Falles. Auch wenn er optimistisch war, als er in die Seitengasse einbog, auf die Shanaya kurz zuvor hingewiesen hatte. Bis dahin jedenfalls hatten noch keine panischen Rufe die Aufmerksamkeit der Soldaten auf den Waffenstand gelenkt und sie sahen aus wie ein junges Pärchen auf dem Weg nach Hause.
Shanaya hielt den Arm angespannt, um den Korb nicht zu verlieren. Da Ziehen war jedoch deutlich zu spüren. Aber nur ein lautloses Seufzen darüber kam ihr über die Lippen. Von so etwas ließ sie sich gewiss nicht aufhalten. Aber gerade hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, als sie blinzelte, weil Lucien die Hand ausstreckte. Und mit seinen Worten musste sie dann plötzlich laut loslachen. Sein Herz. Natürlich. Sie lachte, atmete dann seufzend aus und schüttelte den Kopf, ehe sie eine leidende Miene aufsetzte. Sie rutschte ein wenig an den Dunkelhaarigen heran, sodass ihre Arme sich berührten, sodass sie ihm ein vielsagendes Zwinkern zuwerfen konnte. „Danke, mein Liebster. Was würde ich nur ohne dich tun?“ Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, reichte ihm dann den Korb, darauf bedacht, dass nichts davon rutschte. Sie hätte ihn auch selbst getragen, aber so konnte sie auf ihre Tasche aufpassen – und außerdem gefiel ihr diese kleine Geste, auch wenn das nur ein weiteres, kleines Spiel war. In ihrer Dankbarkeit hatte jedenfalls auch ein kleiner Wahrheit gelegen. „Daraus kann man bestimmt etwas leckeres zaubern!“ Sie hätte schon wieder etwas zu Essen vertragen können... allerdings musste das wohl noch einen Moment warten. „Das klingt gut. Ausnahmsweise darfst du mir also Mal den Weg zeigen.“ Ein warmes Grinsen galt dem Dunkelhaarigen, ehe sie ihre Tasche ein wenig nach vorn zog, um sie besser unter Kontrolle zu haben.
„Naja, das wüsste ich manchmal auch gerne.“, konterte er auf ihre Frage mit einem amüsiert-spöttischen Blick von der Seite, der an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten war. Ihre Nähe nahm er vollkommen gelassen auf, griff nach dem Korb, den sie ihm mühsam reichte und übernahm das Tragen. In diesem Moment war er froh, längst wieder mit den Arbeiten auf dem Schiff begonnen zu haben. Andernfalls hätte er die plötzliche Last wahrscheinlich fallen lassen und nicht mehr aufheben können. Immer wieder musste er sich daran erinnern, dass die Flucht von der Morgenwind und damit drei Jahre Gefangenschaft noch nicht einmal einen ganzen Monat zurück lagen. So viel, wie er aß und sich bewegte, regenerierte er sich schnell. Doch er war noch lange nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und seine Rippen zeichneten sich nach wie vor deutlich unter der Haut ab. Doch all das lag unter seiner frisch erstandenen Kleidung verborgen und er hütete sich davor, das allzu offensichtlich zu machen. Dafür war er dann doch ein Stück zu stolz. „Dort vorne müssen wir abbiegen. Und dann gehen wir einfach durch den Hinterhof.“ Er hob den freien Arm und deutete auf eine Gasse, die etwa zwanzig Meter entfernt von ihnen nach rechts abbog. Dabei warf er seiner Begleiterin einen kurzen, fast amüsierten Seitenblick zu und hängte mit gedämpfter Stimme an: „Sehen wir zu, dass wir von der Straße runter kommen.“
Vielleicht hätte sie es nicht zu gegeben, aber die fehlende last des Korbes tat ihr gut. Ihre Tasche zog zu einer Seite, der Korb hätte sie noch ganz anders belastet. Aber sie hatte ja zum Glück ihren Liebsten dabei, der sich so sehr um sie sorgte! Er nahm ihr den Korb ab und die Schwarzhaarige griff sich in einer dramatischeb Geste ergriffen an die Brust. "Jetzt bist du ja zum Glück da!" Ein erneutes, warmes Lächeln galt dem Dunkelhaarigen. Davon abgesehen, dass sie ohne ihn nichz on dieser Situation wäre. Zumindest nicht in diesem Ausmaß. Luciens Deuten folgte sie kurz mit wachsamen Augen, nickte, ehe sie diesem Weg folgte.
Sie hatten sich schnell darauf geeinigt, dass es das beste wäre, wenn sie sich ein zimmer nahmen. Mit zwei, drei Beuteln wäre es kein Problem gewesen... aber ein Korb voller gestohlener Waffen war nicht einfach zu verstecken. Ein Zimmer, in dem sie ihre Ruhe hatten, in dem sie niemand stören würde. Zumindest hatte Shanaya dem Wirt dies mit einem Zwinkern vermittelt - wohl wissend, was er nun dachte. Ein paar Stunden zu zweit... was sollte man da auch sonst tun außer übereinander her zu fallen...? Also hatten sie das Zimmer die Treppe hoch und am ende des Flures bekommen. In diesem Moment betrat Shanaya den recht großen Raum, betrachtete kurz das verdreckte Fenster, ehe sie sich mit einem leisen Seufzen die Tasche von der Schulter nahm und sie auf dem Tisch abstellte, der sich zentral im Raum stand. Dazu stellte sie die Flasche Wein, ehe sie den hellen Blick auf Lucien richtete. "Wenn wir so etwas öfter machen, könnten wir uns bald einfach ein neues Schiff besorgen..." nicht, dass sie das wollte...
Die Nacht in der Stadt zu verbringen, war das beste, was sie im Augenblick tun konnten. Bis dahin würde sich der Trubel um den ausgeraubten Waffenhändler längst gelegt, ihre Gesichter in den Erinnerungen verblasst sein (wenn auch nicht in denen des Standbesitzers, dann zumindest in denen aller anderen). Außerdem war der Weg zurück zur Sphinx weit und Lucien, das musste er sich wohl oder übel eingestehen, merklich erschöpft. Zumindest spürte er es, als er den Korb ans Fußende des schmalen Doppelbetts auf dem Boden abstellte und sich rücklings auf die Matratze fallen ließ. Das Gestell gab ein Quietschen von sich, das dem Dunkelhaarigen ein Schmunzeln entlockte, dann richtete er den Blick mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf Shanaya, die gerade Tasche und Wein auf dem Tisch abstellte. „Oh, ich glaube, damit tun wir Talin keinen Gefallen. Sie hängt sehr an der Sphinx.“ Das Schmunzeln auf seinen Lippen vertiefte sich noch etwas. „Aber stell dir vor, wir hätten ein zweites Schiff. Eine hübsche kleine Flotte. Und so gut, wie das gerade geklappt hat...“ Er setzte sich schwungvoll auf. „... Schaffen wir es zu zweit, sie komplett mit Waffen zu versorgen.“ In den tiefgrünen Augen erschien zufriedene Anerkennung.
Kaum hatte Shanaya die Tasche abgelegt, erholte sich ihr rücken wieder, das ziehen ließ nach. Damit ließ sie den bellen Blick noch einmal schweifen, während Lucien sich aufs Bett fallen ließ. Ob er sie damit einladen wollte? Vielleicht. Sie grinste über seine Worte, während sie den Inhalt ihrer Tasche komplett auf dem Tisch entleerte. Ein paar klimpernede Beutel, ein Kompass, ein Nadeldöschen... und alles, was keine Beute war, wanderte direkt zurück in die Tasche. Bis die Säckchen allein auf dem Tisch lagen. "Nein, da hast du vollkommen recht. Mir geht es allerdings nicht anders." Auch wenn Talin schon ein wenig länger unter roten Segeln segelte. "Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel." Mit einem lockeren Zwinkern beantwortete sie die Worte des Mannes? Sie waren ein gutes Team, das musste sie zugeben. Und eine eigene Flotte wäre sicher gut fürs Ego. Die Schwarzhaarige griff nun nach den Beuteln, der Flasche Wein und trat selbst ans Bett, reichte dem Dunkelhaarigen die Flasche und ließ sich direkt neben ihn im Schneidersitz auf das Bett sinken. Auf ihren Beinen die Beutel, von denen sie nun das erste öffnete. Einige Münzen klimperten vor sich hin, was Shanaya lächeln ließ. "Sie verfluchen uns. Wenn wir ihnen nochmal begegnen, foltern sie uns ganz bestimmt..."
Mit mildem Interesse beobachtete Lucien die Schwarzhaarige dabei, wie sie ihre eigenen Gegenstände zurück in die Tasche packte. Einen Blick auf ihren Kompass erhaschte er dabei und auf ein kleines Döschen, dessen Inhalt jedoch ein Geheimnis blieb. Es war allerdings auch nicht so, dass er allzu neugierig darauf war. Viel mehr interessierten ihn dann doch die kleinen Beutel, die ein vielversprechendes Klimpern von sich gaben. Sie waren tatsächlich ein verdammt gutes Team. „Dann behalten wir die Sphinx. Und holen uns ein zweites Schiff dazu.“ Das ein nur halb scherzhaftes, beschließendes Nicken seine Worte begleitete, verriet, wie sehr ihm das kleine Gedankenspiel tatsächlich gefiel. Und hey, warum denn auch nicht nach Größerem streben? Die tiefgrünen Augen folgten Shanaya, die nun ihre Beute und die Flasche Wein ergriff und zu ihm hinüber kam. Mit einem stummen Dank in den Augen nahm er ihr das Getränk ab und setzte die Flasche kurzerhand an die Lippen, während sie sich neben ihm auf das Bett sinken ließ und den ersten Beutel öffnete. Ihre Worte daraufhin entlockten dem Dunkelhaarigen ein Grinsen. „Dann sehen wir besser zu...“ Er hielt kurz inne, während er sich wieder rücklings auf das Bett sinken ließ, bewusst darauf achtend, von dem Wein nichts zu verschütten, und dann das Gesicht in ihre Richtung wandte. „... Dass wir ihnen nicht nochmal begegnen. Was ist in dem anderen?“, fragte er nach und deutete mit der ihr zugewandten Hand auf den zweiten, größeren Beutel.
Shanaya fragte sich still, ob, sollten sie sich ein zweites Schiff besorgen, auch solch eine Crew zusammen kommen würde. Vermutlich. Sie lachte. „Zwei Captains, zwei Schiffe. Nur fair, nicht wahr?“ Nun saß sie jedoch neben ihm, während er sich direkt etwas von dem Wein gönnte, inspizierte sie noch den ersten Beutel. Keine Unmengen an Geld, aber immerhin. Lucien ließ sich wieder zurück auf das Bett fallen, und einen Moment lang musste die Schwarzhaarige grinsen. Es wäre jetzt so einfach... Stattdessen nickte sie nur auf seine Worte hin, erwiderte seinen Blick. „Als ob die uns irgendetwas könnten!“ Was schon einmal so einfach geklappt hatte... Damit ließ sie den ersten Beutel neben sich auf das Bett sinken, griff nach dem zweiten und öffnete ihn mit neugierigem Blick. Der änderte sich, als sie den Inhalt sah. Sie blinzelte, hob ihn dann leicht vor ihren Mund, um Lucien beinahe verschwörerisch darüber hinweg anzublicken. „Unendlicher Reichtum!“ Sie grinste ein wenig breiter, warf den zweiten Beutel dann auch neben sich und zuckte leicht mit den Schultern. „Ein Haufen Gürtelschnallen. Man könnte sie als 'frisch aus der zweiten Welt importiert' verkaufen. Dafür findet sich sicher jemand.“ Damit nahm sie den dritten Beutel in die Hand, öffnete ihn und betrachtete auch hier kurz den Inhalt, der aus Geld bestand. Eine gute Ausbeute. Der dritte landete bei den anderen Säckchen und Shanaya konnte endlich die Stiefel ausziehen und den Schneidersitz lösen um die Beine auszustrecken. Dumm nur, dass sie die Beine damit auf Luciens ablegte. Mental zuckte sie mit den Schultern, lehnte sich etwas nach hinten und stützte sich mit einer Hand ab, griff dann nach dem Wein und prostete Lucien zu, ehe sie selbst die Flasche an die Lippen setzte. „DARAN könnte ich mich wirklich gewöhnen...“