Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Delikatessen des Frühlings
Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#1
Delikatessen des Frühlings
bespielt von    Liam Casey   Skadi Nordskov
04.04.1822
Delikatessen des Frühlings
Nachmittag des 04. April 1822
Liam Casey & Shanaya Árashi

Liam hatte sich nur eine kurze Pause an Board der Sphinx gegönnt, ehe es ihn bereits wieder zum Festland gezogen hatte. Die Strecke vom Schiff zurück zum Fest kannte er wohl mittlerweile nicht nur betrunken sondern auch fast im Schlaf. Die ausgelassene Stimmung hing ihm noch immer nach, während er leichtfüßig über die rauen Steine sprang, um dem abendlichen Treiben in Milui beizuwohnen. Die letzten Tage des Festes standen an, selbst wenn der Lockenschopf heute vermutlich früher als die letzten Abende aufgeben würde. Der Tag war aufregender gewesen als erwartet.

Shanaya wusste nicht, wie spät es war. Sie war mit Lucien und Talin zurück zur Sphinx gegangen, bevor sie das Schiff erreicht hatten, war ihr jedoch noch etwas eingefallen. Sie hatte noch etwas besorgen wollen – das hatte sie hiermit getan. Das kleine in Papier verpackte Päckchen ruhte nun in ihrer Tasche, während Shanaya mit ausgelassenen Schritten am Rande der Massen entlang schritt. Manchmal glitt sie hinter die Stände, zwängte sich an Mauern vorbei, um nicht durch die Menschen laufen zu müssen. Sie summte dabei leise, ließ den hellen Blick halbherzig schweifen. Gerade schob sie sich zwischen zwei Ständen wieder auf die belebtere Straße, als ihr ein verlockender Duft in die Nase stieg. Verdammt. Sie wollte nach der Quelle suchen, erblickte aber nur ein bekanntes Gesicht, als sie den Blick hob. Gespannt neigte sich eine Augenbraue in die Luft, abwartend, ob Liam sie entdecken würde.

Inzwischen kannte er die Abfolge der Stände fast auswendig, wenn er die Straße entlang lief, die schließlich irgendwann am großen Brunnen endete. Speisen aller Art, Kleidungsstücke und Leder, Schmuck, Krüge und Gebilde, die angeblich böse Geister von einem fernhielten. Trotz seines eigentlichen Zieles ließ er sich die Zeit nicht nehmen, sich die Leute anzusehen, die an den jeweiligen Ständen zum Halten kamen. Die Frauen, die sich nach neuem Geschirr umsahen und Männer, die zu ihrem stetigem Bierpegel noch die richtige Speise suchten, um den Rausch etwas zu beruhigen. Und zwischen all der Bürger blitzte schließlich ein dunkler Haarschopf heraus, der ihm wohl bekannt war und ihn bereits entdeckt zu haben schien. Mit einem lockeren Lächeln auf den Lippen und den Händen in den mittlerweile wieder geleerten Hosentaschen schritt er auf sie zu und besah sich, kaum dass er sie erreicht hatte, den Stand, an dem sie vermeintlich zum Stehen gekommen war. „Na? Hast du was entdeckt, was dir gefällt?“

Shanaya musste ein wenig breiter schmunzeln, als sie in Liams Gesicht den Ausdruck des Erkennens erkannte. Manchmal wirkte der Ältere etwas... in seiner Welt verloren. Diesmal schien er aber anwesend zu sein. Er kam auf sie zu, sprach sie an und die junge Frau ließ kurz den Blick schweifen, zu dem Stand, der direkt hinter ihr lag. Ein Haufen Kerzen, was den Geruch, der in der Luft lag, erklärte. Mit einem amüsierten Blick richteten sich die blauen Augen wieder auf Liam, suchten kurz die Umgebung nach seiner Begleitung ab. „Eigentlich habe ich nur Wege gesucht, damit ich nicht... da durch muss.“ Mit ihren Worten deutete sie auf die belebte Straße, auf der immer wieder kleine Grüppchen zum Stehen kamen und den Weg versperrten. „Aber so kommt man sich ja fast kriminell vor...“

Liam folgte ihrer Geste und besah sich die kleine Menschenmenge, durch die er sich eben ganz automatisch geschoben hatte. Es war wie ein Trott, der einen mit sich trieb und dazu brachte, sich automatisch der Geschwindigkeit der Menge anzupassen. Ihm machte das nur wenig aus. Er hatte es eher selten eilig, irgendwo hinzukommen. Trotzdem war ihm klar, dass die schlendernden Passanten durchaus hinderlich sein konnten, wenn man selbst nur wenig an den Ständen interessiert war. „Aber dann verpasst du doch all die Stände und ihre Auslagen.“, bemerkte er und besah sich kurz die Kerzen in ihrem Rücken. Okay, so schön anzusehen sie auch waren, Liam hatte eher weniger Verwendung für die hübsch verzierten Minifackeln. Leuchten musste sie. Im Dunkeln blieb einem ihr Aussehen ohnehin verborgen. Dass er seine Worte nicht ganz so ernst gemeint hatte, hörte man ihm aber durchaus an. „Wobei du schätzungsweise auch schon genug Zeit hattest, die Abfolge der Waren auswendig zu lernen, was?“ Immerhin hatte es jeden von ihnen diesen Weg schon des Öfteren hin und her geführt.

Shanaya gab ein leises amüsiertes Schnaufen von sich, als Liam sie darauf aufmerksam machte, dass was sie alles verpassen würde. Sie hob leicht eine Schulter an. Aber bevor sie antworten konnte, hing der Lockenkopf noch einen Satz dran, mit dem sie schließlich leicht nickte. „Exakt. Die Stände, die etwas haben, was mich interessiert, umgehe ich nicht, aber...“ sie richtete den blauen Blick noch einmal zu den Kerzen, dann zu dem Stand daneben, der verzierte Teller und Krüge anbot. „... ich bin da eher auf den Nutzen aus. So... hübsche Teller überleben sicher nicht lange. Vor allem, wenn Trevor sie in die Hand bekommt.“ Wieder richtete sich ihr Blick auf den Mann. „Wo hast du Sineca gelassen?“

Liam hatte es sich denken können. Besonders um diese Uhrzeit reizten auch ihn mehr die Stände, deren verführerischer Duft über die Straße wehte und einen für einen Augenblick den Schweißgeruch vergessen ließ, der mit der Menschenmenge wanderte. Ansonsten hatte er sich ausgesprochen zurückhaltend gezeigt und mehr Wert darauf gelegt, seine Sachen zu verkaufen, um die finanzielle Lage der Sphinx wieder etwas aufzubessern. Federn und Tinte würde warten müssen, bis sein letzter Vorrat wohl gänzlich verbraucht sein würde. Er schmunzelte amüsiert bei der Vorstellung von Trevor, der einen Teller nach dem anderen aus Versehen zu Bruch gehen ließ, doch es hatte auch eine positive Seite, wie er fand. „Naja, andererseits könnte man ihn dann mit Mosaikbildern beschäftigen.“ Ein Vorschlag, der den junggebliebenen Piraten vielleicht wirklich über längeren Zeitraum fesseln können würde, wenn man es nur geschickt anstellte. Als Shanaya sich nach Sineca erkundigte, hob er die Hand und wies über seine Schulter zurück in die Richtung des Stadtrandes. „Ihr wird das Fest allmählich zu viel. Sie vertreibt sich die Zeit lieber vor der Stadt.“

Shanaya verzog für einen Moment das Gesicht zu einer nachdenklichen Miene, ehe sie über das Bild vor ihrem inneren Auge lachte. „Du hast Recht, wir sollten einen ganzen Stapel mitnehmen und immer, wenn ihm langweilig wird, darf er einen davon zertrümmern und wieder zusammen setzen...“ Das klang nach einem ultimativen Plan – nur leider befürchtete die Schwarzhaarige, dass er nicht aufhören würde, bevor er fertig war. Egal, ob der Rest der Crew schlafen wollte. Vielleicht schnitten sie sich damit ins eigene Fleisch... Kurz folgte der Blick der jungen Frau dem Deuten des Mannes, nickte dann verstehend. Sie konnte das absolut nachempfinden. Mit dem nächsten Atemzug setzte sie sich jedoch wieder in Bewegung. „Das verstehe ich absolut. Hast du noch etwas vor, sonst können wir den Weg zusammen gehen. Sonst geht es mir noch wie Sineca...“ Sie hatte zwar Nichts bestimmtes mehr, was sie erledigen wollte... aber vielleicht bot sich ihnen ja irgendeine Chance, die man nutzen musste.

Liam dachte tatsächlich einen Augenblick darüber nach, zumindest einen kleinen Stapel Porzellan einzupacken. Als Test sozusagen und wenn es sich bewährte, konnte man Nachschub besorgen. „Wir könnten ihn auch Konfetti basteln lassen.“ Etwas, was vielleicht nicht ganz so zeitaufwendig war, ihm aber bestimmt genauso viel Spaß und Beschäftigung bieten würde. „Du willst so früh schon verschwinden? Dabei geht das Fest abends doch erst richtig los.“, seufzte er mit harmloser Verständnislosigkeit, ehe er den Blick gen Himmel hob, um die Zeit ein wenig abzuschätzen. Er freute sich auf den Abend, so wie er es bislang jeden Abend getan hatte. Heute fühlte er sich vielleicht nur sogar noch etwas freier als zuvor. „Aber ich denke, meine Verabredung kann auch noch ein bisschen warten.“ Bereitwillig wandte er sich um und schlenderte neben der Schwarzhaarigen den Weg zurück.

Shanayas Grinsen wurde mit den Worten des Lockenmannes noch ein wenig breiter. Konfetti... damit konnten sie ihn lang genug beschäftigen, das konnte er auch irgendwie allein machen. Notfalls nachts auf dem Deck. Dann hatten sie ihre Ruhe. „Wir sind wirklich gut... wir sollten unsere Tipps an die anderen verkaufen.“ Es gab sicher den ein oder anderen, der Mal einen Moment Ruhe vor dem Kindskopf haben wollte. „Nein nein, noch nicht. Aber ich kenne genug Gassen, um schneller an andere Ziele als die gewöhnlichen zu kommen. Und abends kommen doch sowieso nur die ganzen Säufer raus.“ Ein erneutes Zucken der Schultern – dafür musste sie nicht auf einem Fest rumlaufen. „Deine Verabredung?“ Sichtlich neugierig drehte Shanaya den Kopf ein wenig zur Seite, musterte das Profil des Mannes.

Liam wog überlegend den Kopf, nicht unbedingt abgeneigt von ihrem Vorschlag, Trevor-Abwehrtipps für ein bisschen Gold unter die Crew zu bringen. Es gab bestimmt noch einiges, wie man ihn beschäftigen konnte und wenn man so wollte, profitierten ja beide Seiten davon, oder nicht? War nur die Frage, was er am Ende mit all dem Konfetti anzufangen wissen würde. „Ah, ich verstehe. Und wohin zieht es eine Shanaya?“, fragte er und musste zugeben, dass es ihn freute, dass sie nicht direkt wieder zur Sphinx verschwinden wollte. Unweigerlich kam ihm der Anblick des Waffenstandes in den Sinn, doch er blinzelte ihn weg und war ganz froh, sich nun seinerseits ‚rechtfertigen‘ zu müssen. Ein wissendes Grinsen trat auf seine Züge. Wissend, was sie vermutlich dachte. „Ich muss dich leider enttäuschen. Nicht diese Art von Verabredung.“, bedauerte er für sie. „Abends trifft sich immer eine Gruppe Musiker am Brunnenplatz. Ich wurde sozusagen adoptiert.“

Shanaya behielt die Idee mit der Trevor-Beschäftigung im Hinterkopf, lachte jedoch leise bei Liams Frage. Tja, wohin zog es sie? „Da ich alles, was ich mir besorgen wollte, schon zusammen habe...“ Sie deutete auf den neuen Degen, der an ihrem Gürtel baumelte. „... zu keinem bestimmten Ort. Aber heute morgen habe ich da ein paar Stände gesehen, die ich mir noch nicht genauer angesehen habe. Vielleicht ist da ja etwas bei, was meine Aufmerksamkeit sofort auf sich zieht.“ Möglich war es. Sein Grinsen ließ sie kurz eine Augenbraue heben, ehe sie bei seinen Worten ein leises 'Arww' von sich gab. Adoptiert? „Hauptsache, sie entführen ihren neuen Sohn nicht, wenn das Fest vorbei ist.“

Liam überflog ihre neuen Besitz und nickte zufrieden mit dem, was sie sich da beschafft hatte. Trotzdem wünschte er sich insgeheim, er würde nicht abermals daran erinnern, was sie sich sonst noch an besagtem Waffenstand geangelt hatte. Wäre es richtig gewesen, ihr zu sagen, dass er davon wusste, oder sollte er sich doch lieber in Schweigen hüllen und so lange so tun, als hätte er nichts gesehen, bis er es tatsächlich vergessen hatte? Eigentlich konnte man sich ja für sie freuen, selbst wenn es mehr wie zwei Teenager gewirkt hatte, die nicht von einander ablassen konnten. Aber wenn es das war, was sie wollten? Innerlich zuckte Liam mit den Schultern. „Ich bin dabei.“, entschloss er und lachte bei ihrer Sorge kurz auf. Seine Stimme hatte allerdings etwas deutlich Vorwurfsvolles. „Soso. Im Dschungel hättest du mich einfach zurückgelassen. Aber hier, unter Menschen, würdest du das nicht.“

Shanaya verengte ein wenig skeptisch die Augen, während man Liam ansah, dass er über irgendetwas nachdachte. Was genau blieb sein Geheimnis. Und da die Schwarzhaarige sich nicht vorstellen konnte, dass dieses Geheimnis mit ihr zu tun hatte... Er würde schon wissen, wieso er Nichts sagte. „Nichts anderes habe ich erwartet.“ Liam war auch nicht der Typ, der einfach seiner Wege ging, ohne eine Chance zu ergreifen, wenn er sie sah. Bei seinen nächsten Worten setzte sie eine gespielt getroffene Miene auf. „Im Dschungel hast du nur mit wilden Tieren zu tun – da bist du sicherer als an solch einem Ort!“ Ihr war ein Tiger, der sie in Stücke reißen wollte, lieber als diese ganzen Fest-wütigen Horden.

Liam hob skeptisch eine seiner Augenbrauen, als er über Shanayas Versuch nachdachte, sich aus der Affäre zu ziehen. Er wartete, ob sie noch etwas zuzufügen hatte, ehe nachdenklich das Gesicht verzog und in seinen Worten zusammenfasste, wie man ihre Ausrede verstehen konnte. „Du meinst also, ich hätte mehr Chancen zu überleben, wenn mich ein Rudel Wölfe adoptiert als unter einer Scharr nutzloser Musiker?“ Er meinte es nicht wörtlich, aber die Schwarzhaarige kannte ihn wohl mittlerweile gut genug, um nichts, was er sagte, für bare Münze zu nehmen. Dass er sich am Mittag gar nicht mal so schlecht angestellt hatte als ‚wildes Tier‘ konnte sie dabei nicht wissen.

Shanaya drehte bei Liams Nachfrage den Kopf ein wenig zur Seite, überlegte und nickte dann mit einem warmen Grinsen auf den Lippen. „Ganz genau. Also... nicht wegen der Musiker, die sind vielleicht harmlos...“ Sie legte die Handfläche an ihren Mundwinkel, neigte sich ein wenig zu dem Dunkelhaarigen, als müsse sie ihre Worte vor denen verstecken, die zufällig zuhören konnten. „Aber der ganze große Rest... Vor denen musst du dich wirklich in Acht nehmen.“ Um ihren Worten noch einmal mehr Nachdruck zu verliehen, nickte die Schwarzhaarige. Und mit dem nächsten Herzschlag packte sie Liams Arm und zog ihn mit sich, auf einen der Stände zu. „Was hälst du von überbackenem Brot? Ich bin ganz schwer für einen kleinen Zwischenstopp!“ Und wieder trat das begeisterte Funkeln in ihre blauen Augen.

Liam senkte den Kopf ein wenig, als Shanaya leiser wurde, als würden sie plötzlich beobachtet. Mit schmalen Augen begutachtete er die Meute, auf die die Schwarzhaarige anspielte. Ein Ausdruck, als hätte sie ihm plötzlich die Augen geöffnet trat auf seine Züge, ehe er verstehend nickte. „… Dann sollte ich für deine Fürsorge wohl ehrlich dankbar sein.“, murmelte er fast schon entschuldigend. Im Grunde hatte sie ja sogar recht – war er es nicht gewesen, der am Vormittag noch von einer Scharr Kinder bestohlen worden war? Wo die sich eigentlich verkrochen hatten? Etwas unvorbereitet, da er von seinen Gedanken abgelenkt gewesen war, spürte er plötzlich einen Ruck, der ihn zur Seite zog. Als er sich umsah, erkannte er den Stand, an dem er bereits heute Mittag mit Skadi gehalten hatte. „Öh, klar, dazu sage ich nicht nein.“ Schließlich begann er, seine Geldbörse herauszuholen, um der Jüngeren ein bisschen des ergatterten Goldes in die Hand zu legen.v

Shanaya nickte eindeutig auf die Worte des Lockenkopfes hin und grinste ihm dabei vielsagend entgegen. „Solltest du. Vielleicht habe ich dir ja das Leben gerettet!“ Heute war sie wirklich wieder sehr dramatisch, das kam davon, dass sie so viel Zeit mit dem Brummbären verbracht hatte. Da konnte man ja nur dramatisch denken. Aber immerhin ließ Liam sich ohne Gegenwehr mitziehen, auch wenn er einen Moment verwirrt zu sein schien. Als er sein Geld zücken wollte, patschte sie ihm mit der freien Hand auf seine. Sie war in Spendierlaune... Zumindest, wenn sie in der richtigen Gesellschaft war. Bei dem Stand kam sie zum stehen, strahlte dem Verkäufer entgegen und bestellte zwei von den Broten. Erst, als sie bezahlt hatte und sie in den Händen hielt, drehte sie sich mit gut gelauntem Grinsen zu Liam um, hielt ihm seinen Anteil entgegen. „Das gehört zu dem, was ich noch nicht probiert habe. Wenn ich mich ran halte, habe ich mich durch das ganze Fest probiert...“

Liam schmunzelte amüsiert, fügte ihrer Annahme allerdings nichts mehr hinzu, sondern ließ sich schlicht bereitwillig in die Nähe des Standes zerren. Bevor Liam Shanaya erklären konnte, dass es nicht unbedingt sein Geld war, welches er ihr zur Verfügung gestellt hätte, war sie schon mit einer eindeutigen Geste verschwunden und kam wenige Augenblicke mit zwei der gefüllten Brote zu ihm zurück. Liam nahm es dankbar entgegen. „Oh, die sind gut.“, versicherte er ihr und nahm schließlich einen Bissen. „Endlich mal jemand, der das Fest doch zu schätzen weiß und nicht nur hier ist, um anderen die Taschen zu leeren.“, seufzte er glücklich darüber, dass auch die Schwarzhaarige einen anderen Sinn darin sah, als sich stur am Geld anderer zu bereichern. Dabei hatte dieses Fest so viele Möglichkeiten, sich von den vergangenen Strapazen zu erholen. „Was hast du sonst schon durch? Vielleicht kann ich dir noch etwas empfehlen.“

Shanaya s Augen leuchteten dem Dunkelhaarigen begeistert entgegen, als er ihr versicherte, dass sie die richtige Wahl getroffen hatte. Im nächsten Moment tat sie es ihm gleich, kaute auf dem Brot herum und schluckte schließlich, als Liam wieder zu sprechen begann. „Du hast Recht, die sind wirklich gut!“ Über seine nächsten Worte musste sie schmunzeln. „Das habe ich so nebenbei erledigt...“ Die Schwarzhaarige bewegte die Hüfte ein wenig, sodass der Degen leicht klirrte. „Aber Geld für die Sphinx habe ich auch schon besorgt. Aber... das geht alles gleichzeitig.“ Wenn man sich richtig anstellte. „Hmm... ich hatte glaube ich noch Nichts Süßes...“ Überlegend biss sie noch einen Haps vom Brot ab.

Liam wog zustimmend den Kopf. Es kam ganz darauf an, wie man die Sachen anging und dass Geldbesorgen auch Spaß machen konnte, musste man ihm nicht zweimal sagen. „Bin mal gespannt, wie viel letztendlich zusammengekommen ist.“, überlegte er laut, während er weiter seinen Brotlaib verspeiste. „Wonach wäre dir? Obst oder eher Teigware?“ Ein Fest war immerhin nicht alle Tage, da musste man sich auch schon während der Hauptspeise über den Nachtisch Gedanken machen, wenn man – wie sie – alles probieren wollte. „In der Parallelstraße gibt es in Teig gebackene Äpfel. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Shanaya nickte ruhig nach den Worten des Lockenkopfs, kaute dabei auf einem weiteren Bisschen des Brotes und schluckte. „Hoffentlich genug, damit die Sphinx bald wieder auf dem Damm ist.“ Sie hatte es wirklich nötig, und wirklich richtig in See stechen konnten sie erst, wenn sie nicht mehr Sorge haben mussten, dass ihnen das Schiff durchbrach. Die Frage des Mannes hätte sie beinahe mit einem automatischen 'Beides' beantwortet, aber er hing selbst noch eine Möglichkeit dran, die erneut dazu führte, dass ihre Augen in seine Richtung leuchteten. „Ich nehme drei.“ Wäre sie nicht am Essen gewesen, wäre ihr wahrscheinlich das Wasser im Mund zusammen gelaufen.

Liam nickte. Und gleichzeitig mussten sie noch zusehen, nicht doch noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, als gut für sie war. „Immerhin die Crew scheint inzwischen größer zu sein als am Anfang. Da sollte uns der Rest doch auch noch gelingen.“ Er war zuversichtlich, dass alles schon irgendwie funktionieren würde. Sie hatten bislang so viel mehr Glück als Verstand gehabt – da standen die Chancen gut, dass sie auch weiterhin von Glück gesegnet waren. Die Aussicht auf Nachtisch schien bei Shanaya auch nicht unwillkommen zu sein. Der Lockenkopf lachte. „Aber wehe es bleibt etwas übrig.“ Eine Zeit lang verspeiste er einfach schweigend sein Brot, hatte sich allmählich wieder in Bewegung gesetzt, um langsam aber stetig dem Teigstand näher zu kommen. „Wenn du das nächste Ziel bestimmen könntest – wohin würde es gehen?“, fragte er schließlich nachdenklich und besah sich die junge Frau neben sich neugierig.

Shanaya nickte nur noch auf die Worte des Mannes hin, während sie schon wieder auf dem nächsten Bissen herum kaute. Wenn sie an den Anfang dachte... Aspen, Talin und sie. Dazu dann Greo, Liam selbst und der olle Dieb. Mit dem Zuwachs war es deutlicher, das Schiff unter Kontrolle zu halten und andere Arbeiten zu erledigen... Ein weiterer, großer Bissen, mit dem sie den hellen Blick kurz überlegend schweifen ließ, ehe sich ein ruhiges Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie hatte sich längst entschieden, ihre Wahl war auf diese Crew gefallen. Auch, wenn manch einer davon wohl auf dem Grund des Meeres besser aufgehoben gewesen wäre. Aber dann gab es immerhin so jemanden wie Liam. Vertrauen war eine Sache, aber die junge Frau glaubte, dass man sich im Notfall auf ihn verlassen konnte. „Ich würde dir den ganzen Stand leer essen, wenn ich nicht noch Platz für anderes lassen müsste!“ Wenn sie Pech hatte, wurde ihr eben schlecht. Das wäre es ihr allemal wert. „Das nächste Ziel... hmmm...“ ein wenig grüblerisch hob sie den Blick zum blauen Himmel. „Die östlichen Inseln der ersten Welt habe ich noch nicht bereist, das wäre sicher einen Ausflug wert.“

Liam hatte keine genauen Vorstellung bezüglich der Ziele, die Shanaya wohl verfolgte. Hatte sie überhaupt welche, die sich auf Örtlichkeiten beschränkten? Wie es schien, würde sie den Osten wählen. Er nickte langsam bei diesem Gedanken. Ihm war es ziemlich egal, wohin die Reise ging. Ob Osten oder Westen, Süden oder Norden. Abenteuer waren mit dieser Crew wohl vorprogrammiert. An diesem Abend fühlte es sich sogar richtiger als sonst an, sich als Teil davon zu sehen. „Um deine Sammlung weiterzubringen?“, fragte er interessiert und dachte an die Karten, die die Jüngere akribisch von jeder Insel anfertigte und aufbewahrte.

Shanaya dachte an die Reisen, die sie unfreiwillig hinter sich gebracht hatte. Egal, ob auf einem Schiff ihrer Eltern – oder die Zeit bei ihrem Bruder. Sie hatte diese Reisen nie wirklich genießen können, es hatte sich immer angefühlt, als ob unsichtbare Fesseln sie gehalten hatten. Umso mehr genoss sie nun die Freiheit, tun und lassen zu können, was sie wollte. Und selbst wenn ihr die Route vorgegeben wurde... es blieb ein unbeschreibliches Gefühl. Auf Liams Frage nickte sie. „Zum einen das... aber ich will auch einfach dort gewesen sein. Was bringen mir tausende Karten der ersten Welt, wenn ich den Ort, den sie darstellen, nicht genossen habe? Deswegen habe ich damit auch erst angefangen, als ich auf die Sphinx gekommen bin.“

Liam lächelte verständnisvoll. „Das ist eine gesunde Einstellung.“, stimmte er ihr zu. Wer die Natur einer Insel nicht genießen konnte, würde niemals einen Ort finden, an dem er sich wohl fühlte. Er selbst war zwar ständig auf reisen, doch er vermisste nichts, weil er sich an jedem Ort wohlfühlen konnte, solange er dort war. Er wusste den Wäldern etwas abzugewinnen, schroffen Klippen und von Flüssen gegrabenen Gräben. Wenn man ständig nur die Zukunft im Blick hatte, vergaß man, die Gegenwart zu schätzen. „Das klingt, als wüsstest du auch noch nicht, wohin es danach geht.“, schlussfolgerte er schließlich frei heraus.

Mit diesen Gedanken wurde Shanaya fast ein wenig sentimental. Es war nun schon ein paar Wochen her, dass sie diese neue Freiheit erlangt hatte... und es erfüllte sie noch immer mit einer unglaublichen Zufriedenheit. Sie bekam, was sie wollte. Und wenn es 'nur' ihr eigener Weg war. Es war ein unglaublich gutes Gefühl. Aber... wohin es nach Milúi ging? Shanaya grinste. „Dazu setze ich mich bald mit den Captains zusammen. Vielleicht haben sie ja schon einen Plan...“ Möglich wäre es. Aber langsam konnten sie sich an eine neue Route setzen... „Ich merke auch, dass ich langsam genug Landgang hatte...“ Das war Nichts für sie, nicht mehr, seit sie seit einiger Zeit immer von den Wellen in den Schlaf geschaukelt wurde. Ein weiterer, kleiner Biss vom Brot, das sich mehr und mehr dem Ende zuneigte.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Delikatessen des Frühlings - von Shanaya Árashi - 04.05.2019, 18:49

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste