Dieses Forum nutzt Cookies
Dieses Forum verwendet Cookies, um deine Login-Informationen zu speichern, wenn du registriert bist, und deinen letzten Besuch, wenn du es nicht bist. Cookies sind kleine Textdokumente, die auf deinem Computer gespeichert sind; Die von diesem Forum gesetzten Cookies düfen nur auf dieser Website verwendet werden und stellen kein Sicherheitsrisiko dar. Cookies auf diesem Forum speichern auch die spezifischen Themen, die du gelesen hast und wann du zum letzten Mal gelesen hast. Bitte bestätige, ob du diese Cookies akzeptierst oder ablehnst.

Ein Cookie wird in deinem Browser unabhängig von der Wahl gespeichert, um zu verhindern, dass dir diese Frage erneut gestellt wird. Du kannst deine Cookie-Einstellungen jederzeit über den Link in der Fußzeile ändern.


Spiel mit dem Feuer
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#33
Shanaya musste ein wenig zufrieden schmunzeln, als Lucien loslachte. Sie teilten den gleichen Humor, vermutlich einer der Gründe, wieso sie mit dem Dunkelhaarigen so gut zurecht kam. Die Schwarzhaarige kaut also nur munter auf ihrem Fleisch herum, hob den Blick dann wieder zu dem Mann, der sich nun etwas zu ihr neigte. Erwartungsvoll erwiderte sie seinen Blick, hob selbst leicht eine Augenbraue. Sie sollte abwarten. Bis sie eine dunkle Ecke gefunden hatten. „Na, ob ich es so lange aushalte... Da platze ich ja vorher vor Neugierde.“ Ein vielsagender Ausdruck lag in den blauen Augen. Sie war doch so ungeduldig! Seine nächste Frage ließ sie dann locker mit den Schultern zucken, ehe sie munter antwortete. „Naja, nicht wirklich. Bei Trevor hat man eher das Gefühl, er vergisst, welche Hand er benutzt. Und sonst... meine Mitmenschen haben mich bisher nie groß interessiert, ich wusste ja eh, dass ich nie mit ihnen zusammen arbeiten muss. Jetzt aber...“ Sie beendete den Satz nicht, ihr Blick würde dem Mann jedoch genug verraten.

Der Ausdruck, der jetzt auf seinen Zügen erschien, ließ sich mit nichts anderem als ehrlicher Belustigung und echter guter Laune beschreiben. Ihre Antwort war einfach verdammt gut und er konnte wirklich nicht anders, als angemessen darauf zu reagieren: „Wir können das Warten auch abkürzen, wenn du es nicht mehr aushältst. Jederzeit, Shanaya. Jederzeit.“ Er klang dabei ausgesprochen amüsiert, ließ aber gleichzeitig keine Zweifel daran, dass er es genau so meinte, wie er es sagte. Wieder biss er ein großes Stückchen von seinem Fleisch ab, warf ihr dabei einen kurzen Seitenblick zu und in den tiefgrünen Augen flackerte reinste Selbstzufriedenheit auf. „Jetzt allerdings interessiert dich doch mal jemand?“, half er gelassen nach. Und obwohl er es als Frage formulierte, war das etwas, das keiner weiteren Antwort bedurfte. „Sagen wir, arbeiten kann ich besser mit links. Aber wenn ich jemanden erschießen will, spielt es keine Rolle. Hilft dir das weiter?“

Shanaya verengte bei den Worten des Mannes leicht die blauen Augen, als müsse sie in diesem Moment wirklich darüber nachdenken, ob sie diesem Angebot einfach nachging. „Vielleicht wenn ich aufgegessen habe. Sonst bin ich doch viel zu schwach und kann dir Nichts bieten.“ Ein fast trauriger Zug schlich sich in ihr Gesicht, der mit dem nächsten Herzschlag aber schon wieder verschwunden war. „Tja, ich muss halt wissen, mit wem ich es zu tun habe. Vor allem muss ich wissen, auf welche Hand meines Captains ich achten muss, wenn er mir an die Wäsche will.“ Sie grinste ihm entgegen, bis dann selbst von dem Fleisch ab und seufzte leise über die nächsten Worte Luciens. „Gut zu wissen, also muss ich einfach auf deine beiden Hände aufpassen.“

Lucien ließ es sich nicht nehmen, mit sichtbarer Belustigung den Ausdruck auf ihren Zügen zu beobachten. Dass sie die Überlegung nicht wirklich ernst meinte, sah er ihr an – reagierte aber dennoch darauf. „Oh, mach dir keine Sorgen. Das wäre ausnahmsweise ganz allein für dich.“ Beinahe klang er tatsächlich so, als wolle er sie verführen (und wenn sie plötzlich doch zugestimmt hätte, müsste sie ihn ganz bestimmt nicht erst noch überzeugen, zu seinem Versprechen zu stehen), doch es blieb hauptsächlich ein unverfängliches Spiel, sodass er sich im nächsten Moment lieber das restliche Fleisch in den Mund schob, statt ihr auf unschickliche Art mitten auf der Straße zu nahe zu kommen. Das hinderte ihn zwar kurz daran, auf ihre nächsten Worte zu reagieren, doch da sie sich ihre Frage gleich darauf selbst beantwortete, hatte er genug Zeit, auch diesen letzten Bissen hinunter zu schlucken, bevor er ihr erneut einen Seitenblick zuwarf und anzüglicher Schalk in seinen Augen aufblitzte. „Ganz genau.“

Shanaya lachte leise bei den Worten des Mannes und seufzte anschließend mit einem Ton, der vermuten ließ, dass dieser Verlockung wirklich schwer zu widerstehen war. „Nur für mich? Du bist zu gut zu mir.“ Er aß weiter, sie tat es ihm gleich, verlor dabei aber nicht das amüsierte Grinsen, das stets auf ihren Lippen ruhte. Er hatte wirklich mehr Benehmen als die meisten, das musste sie ihm lassen. Es gab genug Kerle, die sie schon längst in eine dunkle Ecke gezogen hätten. Wie lange er das wohl noch so weiter spielen konnte? Und wieder erwiderte sie seinen Blick mit dem gleichen Ausdruck darin. Da waren sie sich ganz offensichtlich einig. Wobei sie ihm noch keinen Grund geliefert hatte, sie zu erschießen. Sie achtete also lieber aus anderen Gründen auf seine Hände. Im nächsten Moment legte sie jedoch ihre freie Hand an seinen Arm und schob den Dunkelhaarigen leicht zur Seite. Geradeaus standen unzählige Stände, in der Biegung nach rechts war deutlich weniger los. „Ich wette, da finden wir, was wir suchen.“ Damit biss auch sie das letzte Mal von ihrem Mahl ab, schob Lucien beinahe sanft in die Richtung der kleineren Straße. Sie hatten da immerhon noch ein kleines Ziel.

„Ich kann, wenn ich will“, gab der Dunkelhaarige mit einem kleinen Lachen in der Stimme zurück. Und das stimmte. Für ihn war die körperliche Liebe nie etwas einseitiges. Nicht einmal dann, wenn er dafür bezahlte. Und wenn er wirklich gut drauf war (und einen Menschen nahe genug an sich heran ließ, damit er ihm etwas bedeutete)... dann war er durchaus dazu in der Lage, nur zu geben und gar nichts zu nehmen. In vielerlei Hinsicht. Oder eben dann, wenn es nützlich war, um zu bekommen, was er wollte... Den Bruchteil einer Sekunde drifteten seine Gedanken in eine völlig andere, Übelkeit erregende Richtung, aus der ihn die Berührung an seinem Arm je wieder hinaus riss. Verwirrt wandte Lucien den Blick herum, als wäre er überrascht, die Schwarzhaarige neben sich zu sehen, doch dann kehrten Herz und Verstand ins Hier und Jetzt zurück und er ließ sich von Shanaya bereitwillig zur Seite schieben. Folgte gleichzeitig ihrem Blick nach vorn, bis sie weit genug in der Seitengasse in Deckung gegangen waren, um vom Strom der Menschen nicht mehr vorwärts getragen zu werden. Gelegenheit genug, um sich abzusprechen. „Da gibt es einiges, das lohnend aussah“, fasste er den flüchtigen Blick auf die Stände zusammen, den er hatte erhaschen können und richtete die grünen Augen auf seine Komplizin. „Aber kein Waffenstand. Vielleicht weiter hinten?“

Shanaya grinste nur über die Worte des Mannes. Wenn er wollte. Natürlich. Aber sie ließ dieses Thema mit einem eindeutigen Blick ruhen, konzentrierte sich nun viel mehr auf die Straße, die ihr neuer Weg war. Sie tat es dem Mann gleich, ließ den hellen Blick über die vereinzelten Stände schweifen. „Nimm dir, was du willst. Ich halte dich nicht auf.“ Die Hand, die noch auf seinem Arm lag, patete ein paar auf die selbe Stelle, ehe die junge Frau wieder an seine Seite trat. Seine Frage entlockte ihr ein leichtes Nicken. „Bestimmt.“ In ihrem Kopf hatte sie sich schon den perfekten Plan zurecht gelegt. Ob er das in dem Blick erkannte, in ihrem Lächeln, das sie ihm nun zuwarf? „Halt also die Augen auf.“ Ihr eigener strich kurz über einen Stand, der allen möglichen Ramsch anbot. Es schien da alles zu geben, was man sich vorstellen konnte. Jedoch entdeckte sie Nichts, was ihr in diesem Moment zugesagt hätte.

Lucien stieß ein trockenes, aber noch immer amüsiertes Schnauben aus. „Das will ich ja auch erst mal sehen.“ Wie sie ihn von irgendetwas abhielt. Klar, wenn er Lust hatte, sich darauf einzulassen, wäre Shanaya wahrscheinlich die erste, die ihn ablenken konnte – zumindest wenn sie die richtigen Mittel wählte. Aber ganz sicher nicht, wenn es ihm wirklich ernst war. Aufhalten lassen war dann keine Option mehr. Als sie an seine Seite trat, warf er ihr kurz noch einen belustigten Blick zu. Dann, auf Shanayas nächsten Worte hin, wandte er den Blick zurück auf die Hauptstraße und musterte eine Auslage nach der anderen. Ihr Lächeln verriet ihm, dass sie bereits einen Plan hatte – wie der jedoch aussah, konnte Lucien im Moment noch nicht einschätzen. Machte allerdings nichts. Wenn sie genauso gut harmonierten, wie vorhin, würde sich das sowieso von ganz allein ergeben. Und alles andere konnte man sich überlegen, wenn es so weit war. „Lass uns noch ein kleines Stück weiter gehen...“ Sein Blick huschte wieder zu Shanaya und er nickte kurz in Richtung der Stände.

Shanaya ließ den blauen Blick weiter schweifen, auf der Suche nach dem, was sie beide ansteuerten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es auf diesem Fest keinen Stand gab, der Waffen anbot. Gerade das lockte das gemeine Volk doch an, die Faszination sich selbst verteidigen zu können. Und nach etwas auszusehen. Sie mussten also nur aufmerksam genug sein. So nickte sie ebenfalls auf die Worte des Mannes hin. Es vergingen noch einige Minuten, ehe die suchenden Augen fündig wurden. Die Stände standen nicht dicht an dicht, sie mussten dennoch aufpassen. Aber das war Nichts, was sie Lucien sagen musste. Dessen war sie sich sicher. Ihr Grinsen wurde noch einen Hauch breiter, ehe sie einen schnellen Schritt vor Lucien trat, die Hand auf seine Brust legte und ihn mit leichtem Druck zum stehen bleiben brachte. Dabei lehnte sie sich ein wenig vor, als suche sie seine Nähe. Ihr Blick lag dabei in die Richtung, in der Metall in der Sonne glänzte. „Wie gut bist du darin, dich von hinten an zuschleichen?“ Der Standbesitzer würde abgelenkt genug sein. Lucien musste dann nur den kleinen, feinen Rest übernehmen.

Lucien Es gab mehr als einen Stand, der seine Aufmerksamkeit einfing. Auch wenn Lucien Reichtum nichts abgewinnen konnte, faszinierte ihn alles, was teuer war. Eine kleine Marotte, die bei ihnen in der Familie lag. Doch da sein oberstes Interesse eher dem Gedanken galt, das eigene Waffenarsenal möglichst kostengünstig aufzustocken, behielt er die Existenz des Juweliers dort drüben lediglich im Hinterkopf. Vielleicht später. Zwischenzeitlich huschte sein Blick kurz zum Himmel, wo sich die Sonne bereits dem Horizont neigte. Das war gut. Später Nachmittag bedeutete auch weniger Menschen auf der Straße. Weniger Zeugen. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Shanaya ihn überholte, blieb im nächsten Moment stehen, als sie vor ihn trat und die Hand an seine Brust legte. Ein kleines, recht selbstgefälliges Schmunzeln zuckte prompt um seine Mundwinkel und er lehnte sich ihr seinerseits entgegen, senkte die Stimme. „Du suchst heute erstaunlich oft Körperkontakt, Shanaya. Wenn du nicht aufpasst, verstehe ich das noch falsch.“ Tat er natürlich nicht. Fast sofort – auch wenn das Schmunzeln blieb – hob er den Blick und richtete ihn auf den Stand, den sie ins Visier genommen hatte. Fast sofort fielen ihm ein paar besonders schöne Stücke auf und er nickte leicht. „Gut genug, würde ich sagen. Dann mal los.“ Damit löste er sich von der Schwarzhaarigen und wich in einem Moment, in dem ihr ahnungsloses Opfer gerade nicht in ihre Richtung sah um die auffällige Handlung zu bemerken, kurzerhand an den Rand der Straße aus, um hinter die Reihen an Buden zu gelangen.

Shanaya ließ den Blick abwartend auf Lucien gerichtet, als dieser stehen blieb, sich etwas in seiner Miene änderte. Er lehnte sich zu ihr und die Schwarzhaarige neigte leicht den Kopf zur Seite, lachte dann bei seinen Worten leise auf. „Vielleicht gibt es da auch Nichts falsch zu verstehen?“ Ihre Stimme senkte sich nun auch ein wenig. Erneut zuckte sie mit den Schultern, aber Luciens Blick war schon in die Richtung des Standes gewandert, sodass sie diesem folgte. Und im nächsten Moment löste er sich von ihr, begab sich in die Richtung des Standes. Aber die Schwarzhaarige wartete einen Moment, gab ihm Zeit, sich den richtigen Weg zu suchen. Erst dann richtete sich auch die junge Frau um, schlenderte auf den Stand zu. Kaum hatte der junge Mann, der dahinter stand, sie bemerkt, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Guten Tag die Dame, suchen sie etwas bestimmtes?“ Die blauen Augen der jungen Frau huschten über die Auslage. Er hatte hier wirklich das ein oder andere was sie direkt einstecken würde. Ihre Augen weiteten sich aber als sie einen kleinen Dolch erblickte, an dessen Griff kleine Steinchen eingearbeitet waren. Etwas grünes, etwas rotes... „Ohhh Gott, der ist wunderschön!“ Sie legte voller Begeisterung die Hände auf ihre Brust, die gleiche Aufregung lag in ihrer Stimme. Ohne auf eine Reaktion zu warten griff sie nach dem Dolch, hielt ihn gegen die Sonne, musterte ihn und wandte sich dann mit flehender Miene wieder an den Mann. „Ich bin etwas knapp bei Kasse, wenn ich Ihnen ein unschlagbares Angebot mache, können wir dann noch über den Preis sprechen?“ Ihre Stimme war leiser geworden, ihr Lächeln beinahe anzüglich. Es würde für ihn wohl keinen Zweifel geben, was genau sie meinte. Zuerst schien der Mann verwirrt, lehnte sich dann aber seinerseits etwas näher zu ihr. „Das kommt ganz darauf an, wie sehr du mich überzeugen kannst.“ Männer. Sie waren alle gleich.

Lucien zog sich bewusst zwei Stände vor dem Waffenhändler an die Hauswand zurück. Beim ersten tat er noch so, als mustere er mit beiläufigem Interesse die Auslage und hätte es sich zuletzt doch anders überlegt. Beim zweiten war er schon hinter den Stoffplanen verschwunden, bevor irgendjemand Notiz von ihm nahm. Er behielt in etwa das Tempo bei, das Shanaya an den Tag legte, um sie zumindest aus dem Augenwinkel immer im Blick zu behalten, bis sie den Waffenstand erreichte. Dadurch war er zumindest nahe genug, um zu hören, was gesprochen wurde. Ein kleines, spitzbübisches Lächeln erschien auf seinen Lippen. Ganz ehrlich. Ihm durfte sie dieses Angebot jederzeit mal machen. Dann ließ sich über jeden Preis sprechen. Um nicht doch noch leise zu lachen, konzentrierte Lucien sich rasch wieder auf seine Aufgabe. Nur kurz wanderte sein Blick über die Umstehenden, die alle entweder zu vertieft waren in die Auslagen anderer Stände, oder in Gespräche vertieft. Als er seine Deckung verließ und annähernd lautlos hinter dem Zelt des Waffenhändlers verschwand, bemerkte ihn niemand. Und der Händler selbst war viel zu abgelenkt durch das, was Shanayas Korsage so einladend nach oben drückte und durch den Ausschnitt ihrer hellen Bluse verlockend verhüllt wurde, um das leise Rascheln hinter ihm wahrzunehmen. Lucien wusste, wovon er da sprach. Trotzdem wartete er einen Moment, lauschte, ob der junge Mann sich nicht doch alarmiert umwandte und zog langsam und vorsichtig den Dolch, den Shanaya ihm vorhin geliehen hatte, aus seinem Gürtel.

Shanaya unterdrückte es, den Kopf zu schütteln. Es war so einfach. Immer wieder. Einen Moment noch hielt sie den Dolch erhoben, betrachtete dieses... nicht wirklich schöne Ding und wandte ihre Aufmerksamkeit ganz dem liebesdurstigen Mann zu. Sein Blick sagte alles. Dass er nicht direkt über die Auslage kroch und über sie herfiel... Als ihre blauen Augen sich aber auf ihn legten, erkannte sie den Mann, der hinter ihm angeschlichen kam. Sie grinste, und für ihn musste es ganz so aussehen, als freute sie sich über seine Anwesenheit. Falsch gedacht. Mit der freien Hand winkte sie den Mann näher zu sich, der dieser Einladung ohne einen Moment zu zögern nachkam. „Weißt du, was das Problem an der Sache ist?“ Ihre Hand glitt langsam zu der kleinen Schleife, die ihre Bluse zusammen hielt. Ein weiteres Mal an diesem Tag. Der Mann, der diese kleine Geste genau beobachtete, schien fast zu sabbern. Armer Tropf. „Uns kann hier jeder beobachten. Ich bin eine anständige Dame, ich möchte ungern beobachtete werden.“ Glatt gelogen. Es hätte ihr absolut Nichts ausgemacht. „Kein Problem... wir können... nach hinten...“ in diesem Moment drehte der Mann sich um, um der jungen Frau zu zeigen, wohin sie zu zweit verschwinden konnten.

Jetzt musste Lucien wirklich aufpassen, nicht zu lachen – oder auch nur leise loszuprusten. Er konnte durch die Zeltplanen nicht erkennen, was genau auf der anderen Seite geschah – aber er konnte es sich lebhaft vorstellen. Und langsam konnte er auch verstehen, woher Shanayas Bild von Männern offensichtlich herrührte. Offensichtlich gab es in einer solchen Situation nur zwei Arten von Männern: Die, die entrüstet auf ihr unschickliches Angebot reagierten – und die, die glattweg ihren gesunden Menschenverstand verloren. Hätte er nicht... irgendetwas dazwischen machen können? Nur, um sie in ihrem Bild nicht haltlos zu bestätigen? Mit einem leichten Kopfschütteln schob der Dunkelhaarige sich näher an den hinteren Ausgang des Zeltes heran. Überlegte einen Augenblick, wie er den jungen Mann am sinnvollsten außer Gefecht setzte. Wenn er durch die Planen schlüpfte, bestand die Gefahr, dass man sie von vorne sah. Also mit einem Geräusch hier hinter locken? Doch bevor Lucien sich entscheiden konnte, lockte Shanaya ihr Opfer bereits in die richtige Richtung. Er zuckte mit der Schulter, drehte den Dolch in seiner Hand – der linken – so herum, dass er den Knauf als Schlagbolzen benutzen konnte, und richtete den Blick auf die schmale Lücke, durch die der Händler seinen Stand nach hinten heraus verlassen konnte. Im gleichen Augenblick schob sich eine Hand hindurch, teilte die Plane – doch da der junge Mann den Blick noch nicht von seiner reizenden Kundin lösen konnte, bemerkte er den jungen Captain nicht, der dort schon auf ihn wartete. Also half Lucien kurz nach, griff nach dessen Arm und zog den Händler hinter den Stand. Der schaffte es gerade noch so, einen überraschten Laut von sich zu geben, als der Knauf des Dolches mit voller Wucht gegen seine Schläfe krachte. Seine Augen verdrehten sich, bis das Weiße zu sehen war, dann sackte er bewusstlos zu Boden.

Shanaya beobachtete, was der Mann tat, was in seinem Gesicht stand. Es war so eindeutig. Er wäre sofort mit ihr in seinem Zelt verschwunden, hirnlos... oder eher von dem Gehirn zwischen seinen Beinen gesteuert. Dem einzigen, was diese Spezies besaß. Sie seufzte also nur, machte nicht einmal Anstalten, ihm zu folgen. Das wäre unnötig, immerhin wusste sie, dass da hinten etwas nicht ganz so schönes lauerte. Zumindest kam das auf den Blickwinkel an. Sie legte nur gespieltes Interesse in ihren Blick, aber der war mit den Gedanken scheinbar schon vollkommen woanders. Während er sich also daran machen wollte, ein kleines Nest für seine Gelüste zu bauen, strich Shanaya über die Auslage, berührte das kalte Metall von Dolchen, Schusspistolen und allem, was das Waffenherz begehrte. Sie hörte nur noch ein leises Geräusch, lächelte daraufhin und seufzte theatralisch. „Wieder jemand seiner Lust erlegen. Armer Tropf.“ Dabei hob sie nicht einmal den Blick, warf den Dolch mit den Steinchen zurück auf die Auslage und wartete, wann Lucien sich wieder zeigen würde.

Lucien prüfte mit einem kurzen Blick, dass keine Gliedmaßen hinter dem Stand hervor lugten, um allzu neugierige Passanten anzulocken und schob sich dann durch den Schlitz in der Zeltplane, durch die der Händler gerade gekommen war. „So schnell kann's gehen“, kommentierte der Dunkelhaarige ohne nennenswerte Emotion in seiner Stimme die Feststellung seiner Begleiterin, warf ihr dann einen Blick zu und in den grünen Augen blitzte es amüsiert. Über die Auslage hinweg reichte er ihr ihren Dolch mit dem Heft voran. Denn jetzt hatten sie immerhin freien Zugang zu jeder möglichen Art Klinge und er konnte sich sein eigenes Arsenal zusammenstellen. Bevor er das jedoch tat, musterte er kurz die Passanten, die hinter Shanaya die Straße entlang schlendern. Als er die zwei Soldaten entdeckte, die dem Strom folgten, versteifte er sich kurz, beugte sich dann zu der Schwarzhaarigen vor und stützte sich mit den Armen auf der Auslage ab. Sein Blick traf auf den ihren. „Kann ich dich denn für irgendein hübsches Stück hier begeistern?“ Ganz der junge Händler, der mit der ebenso jungen Kundin flirtete.

Shanayas Blick huschte kurz zu Lucien, als dieser wieder vor die Plane trat. Sie sollte ihn öfter mit auf solche Ausflüge nehmen, es lohnte sich. Sie grinste aber nur über seine Worte, wog kurz den Kopf zur Seite und betrachtete dann wieder die Auslage. Hm, schwierige Entscheidung. Erst, als Lucien ihr ihren Dolch entgegen hielt, hob sie wieder den Blick, als der Dunkelhaarige ihr ihren Dolch reichte. In einer dankenden Geste neigte sie leicht den Kopf, betrachtete kurz die Klinge, ehe sie zurück an ihren Gürtel wanderte. Den würde sie auf jeden Fall behalten. Sein Blick glitt an ihr vorbei, Shanayas folgte ihm nur kurz. Soldaten. Natürlich. Aber immerhin nicht die, die sie vorhin verfolgt hatten. Ihre Konzentration lag allerdings schnell wieder bei dem Mann, der diesen Stand für den Moment übernommen hatte. Sie lehnte sich selbst mit einem Arm auf die Ablage, während die andere den Degen von ihrem Gürtel löste. „Vielleicht ja für dich?“ Sie zwinkerte ihm zu, verharrte noch einen Moment, ehe sie sich leicht zur Seite wandte, die längeren Klingen betrachtete, die dort ausgestellt waren. „Eigentlich kann man davon ja nie genug haben...“

Lucien überraschte es nicht im Geringsten, dass Shanaya sofort auf seine Scharade ansprang, kaum hatte sie die beiden Soldaten hinter sich registriert. Wobei Scharade... vielleicht nicht ganz den Kern der Sache traf. Immerhin sollte sie sich ja wirklich das aussuchen, was ihr gefiel – und immerhin spielte er den Flirt nicht nur. Ihre Antwort ließ ihn wieder lächeln. Amüsiert zum einen, selbstgefällig zum anderen. Wahrscheinlich hörten die beiden Soldaten sie nicht einmal. Zumindest nahmen sie, auf einen prüfenden Seitenblick Luciens hin, keine Notiz von ihnen und gingen gelassen ihrer Wege. Also war das zumindest kein Schauspiel für anderer Leute Augen – sondern nur das gleiche Spiel wie eh und je zwischen ihnen beiden. Die grünen Augen kehrten zu Shanaya zurück, wanderten kurz über die gelöste Schleife und den damit etwas freizügigeren Ausschnitt, dann folgte er ihrem Blick zu den Degen, die ihr Interesse geweckt hatten. „Irgendein bestimmter, der dich interessiert? Abgesehen von mir?“ Wieder dieses amüsierte Grinsen. Er löste eine der Waffen aus ihrer Halterung und zog die Klinge prüfend aus ihrem Heft. Schön gearbeitet. Über die Klinge hinweg warf er der Schwarzhaarigen einen Seitenblick zu. „Du kannst natürlich auch rum kommen und dir die Sachen aus der Nähe ansehen...“

Shanaya sah nicht die Miene des Mannes, ihr Blick lag jetzt auf den Degen, von denen einer wahrscheinlich mit ihr kommen würde. Den alten, den sie einem der Soldaten abgenommen hatte, hielt sie noch in der Hand. Die Soldaten kümmerten sich nicht um sie, also konnte die Schwarzhaarige sich ganz auf die Ware konzentrieren. Immerhin sprach sie ja auch direkt mit dem Verkäufer. Luciens Antwort ließ sie den Blick herum wenden, ein eindeutiger Blick in den blauen Augen. Zuerst sagte sie dazu nichts, beobachtete nur, wie der Dunkelhaarige sich selbst einen Degen anschaute. Seine nächsten Worte ließen sie dann einen Moment die Augen schließen und leise seufzen. Ergeben griff sie nach einem der Degen, löste sich dann von der Ablage und trat mit ruhigen Schritten hinter den Stand, wo sie den alten Degen einfach auf den Boden fallen ließ und bei Lucien zum stehen kam. „Ich könnte ihn ja auch einfach direkt an dir ausprobieren, oder nicht?“ Grinsend tat sie es dem Dunkelhaarigen gleich, zog die Klinge hervor und musterte sie aufmerksam, ehe die blauen Augen zurück zu Lucien wanderten. „Dann weiß ich, ob ich dich oder eine Waffe vorziehen sollte.“

Lucien konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, als er bemerkte, wie die Schwarzhaarige die Augen verdrehte. Es war nicht schwer, den Hintergrund seines Vorschlags zu durchschauen und er gab sich wie immer auch keine Mühe, irgendetwas daran 'geschickt' zu verbergen. Wie es sittsamere Leute bestimmt getan hätten. Er hätte sie liebend gern hier hinten – ohne Auslage zwischen ihnen – und das durfte sie ruhig wissen. Der Degen, den er sich gerade angesehen hatte, glitt in seine Hülle zurück, während der Dunkelhaarige Shanayas Bewegungen mit den Augen folgte, die nun ihrerseits auf die andere Seite der Theke kam und eine der frisch aus der Schmiede stammenden Klingen inspizierte. Er wandte sich ihr zu, als sie bei ihm zum Stehen kam. „Warum entscheiden? Du könntest ganz einfach beides haben.“ In die tiefgrünen Augen trat ein Ausdruck amüsierter Neugier. Er teste einfach zu gern, wie weit sie sich heute auf ihn einzulassen gedachte. Jeden Tag ein bisschen mehr.

Shanayas Blick lag hauptsächlich auf dem Degen, den sie leicht hin und her schwenkte. Allerdings konnte sie Lucien so im Auge behalten, sehen, was er tat. Er hatte die Waffe in seiner Hand scheinbar genug inspiziert, auch wenn er sie noch nicht zur Seite legte. Als er sprach richtete sie den Blick aber doch zu ihm auf, lachte dabei auf, während sie den Degen ebenfalls zurück in seine Scheide schob und leicht mit den Schultern zuckte. „Bei dem einen habe ich mich bereits entschieden.“ Mit diesen Worten machte sie sich daran, den neuen Degen an ihrem Gürtel fest zu machen. „Das andere scheint auf eine andere Einladung als eine offene Bluse zu warten.“ Auch wenn das nicht so gedacht gewesen war. Für den Moment war sie einfach nur zu faul gewesen, die Schleife wieder zusammen zu binden. Und zu verstecken hatte sie sowieso Nichts.

Nun war es an ihm, zu lachen. In den tiefgrünen Augen leuchtete dabei warme, herzliche Heiterkeit. Verdammt guter Konter! Diese glanzvolle Parade musste er ihr zugestehen – und tat sich dabei auch nicht besonders schwer. „Ich bezweifle, dass du diesen Schritt gehen willst, Shanaya.“ Lucien stellte den Degen, den er in der Hand gehalten hatte, mit der Spitze nach unten auf den Boden, sodass er an der Rückwand der Auslage lehnte und wandte sich wieder an die Schwarzhaarige. Trat näher an sie heran und beugte sich ihr ein Stück weit entgegen, bis ihre Gesichter kaum eine Hand breit voneinander entfernt waren. Dieses Mal erschien etwas anderes in den grünen Augen – ein dunklerer Ausdruck. „Wollen wir darauf wetten? Wir könnten es testen, gleich hier und jetzt.“ Der Klein-Jungen-Teil in ihm wollte sie ein bisschen triezen. Wieder ein bisschen an ihre Grenzen scheuchen – auf eine ganz freundschaftliche Art. Ein anderer Teil hatte in diesem Moment ganz anderes im Sinn und das mochte nicht zuletzt an dem genüsslich geglückten Raubzug liegen.

Shanaya zurrte den Degen an ihrem Gürtel fest genug, um ihn nicht direkt wieder zu verlieren, während ihr Lächeln bei Luciens Worten noch ein wenig breiter wurde. Als die neue Waffe verstaut war, hob die Schwarzhaarige wieder den Blick, beobachtete, wie der Mann den Degen zur Seite stellte – und dann ein wenig näher kam. Er beugte sich zu ihr, sie ich nicht zurück, musste aber das Verlangen, ihn zu küssen für den Moment herunter schlucken. Sie erwiderte seinen Blick mit fester Miene, wich den grünen Augen keine Sekunde aus, auch wenn ihr Herzschlag sich deutlich erhöhte, allein durch den Ausdruck in seinen Augen. „Das Problem ist, dass wir bis zu einem gewissen Grad auf das selbe setzen würden. Das macht so eine Wette doch irgendwie unspannend, oder?“ Nun war es an ihr, sich noch ein wenig näher zu ihm zu beugen, seine Lippen fast mit ihren zu berühren, während ihre Stimme nur ein leises Flüstern wurde, ein Hauchen dicht an seinen Lippen. „Ansonsten wäre ich natürlich bei einer kleinen Wette dabei...“

Lucien musste sich erneut ganz unverblümt eingestehen, dass er beeindruckt war. Selbst ohne seine mehr als offensichtlichen Hintergedanken und in einer ganz normalen Situation würde nicht jeder so einer Nähe standhalten, ohne zumindest ein bisschen zurück zu weichen. Shanaya tat das nicht, sondern erwiderte seinen Blick unerschrocken. Das gefiel ihm verdammt gut und lockte ein kleines Lächeln auf seine Lippen. „Bis zu einem gewissen Grad ist der springende Punkt. Was danach kommt, ist doch das spannende.“ Sie kam ihm noch ein bisschen näher und in genau diesem Moment verlor der ganze Rest für's Erste jede Bedeutung. Die Leute, die vorbei liefen und neugierig herüber schielten. Der ohnmächtige Standbesitzer hinter der Zeltplane. Ihre Beute, die nur darauf wartete, eingesammelt zu werden. Er hob die Hand, grub die Finger in ihr dunkles Haar und küsste sie. Von einem Moment auf den nächsten rau und fordernd.

Shanaya versuchte mit einem tiefen Atemzug das Herz ein wenig zu beruhigen, das aus dem Takt gekommen war. Sie hatte schon einmal erlebt, wie ihr Körper auf die Nähe des Dunkelhaarigen reagierte und daran schien sich absolut Nichts geändert zu haben. Auf seine Worte hin zuckte sie jedoch nur leicht mit den Schultern, seufzte dabei gespielt theatralisch. „Je nach Blickwinkel würde ich sagen...“ Eigentlich hatte sie noch etwas anhängen wollen, aber Lucien selbst unterbrach sie auf eine Weise, die sie hätte erwarten müssen, schließlich hatte sie es selbst provoziert. Kein Widerstand zuckte durch ihren Körper, ihr Herzschlag wurde ganz von selbst noch einmal schneller, als sie die Augen schloss, die Arme hob, sie um seinen Hals schlang und sich an den Dunkelhaarigen schmiegte. Sie erwiderte den Kuss leidenschaftlich, auch wenn sie genau wusste, dass er an ihre Grenzen vordringen würde. Aber diesen Weg sollte er ruhig gehen... bis dahin strich ihre Hand sanft über seinen Nacken, bis sie ihm sachte durch die Haare fahren konnte.

Lucien unterbrach sie mitten im Satz. Er hatte allerdings auch nicht mehr zugehört – und einen kurzatmigen Herzschlag später spielte es auch keine Rolle mehr. Er musste eigentlich gar nichts tun, um sie zu überzeugen. Wie von selbst schmiegte Shanaya sich an ihn, bis er sie förmlich überall spürte. Die Wärme ihres Körpers drang durch seine Kleidung, fuhr ihm unter die Haut und ließ hitzige Erwartung in seiner Brust auflodern. Bis zu dem Augenblick, als er ihre Hand in seinem Nacken spürte, sie ihn mit ihrer Berührung die Narbe spüren ließ – und das Gefühl, das er damit verband. Es zuckte durch seinen Verstand wie Gift, verfolgte ihn bereits den ganzen Tag. Eigentlich hatte er erwartet, es überwunden zu haben, doch aus irgendeinem Grund... war es wieder da. Und er hatte genug davon. Im gleichen Augenblick, in dem es drohte, ihn aus seinem Verlangen zu reißen, konterte er mit rücksichtsloser Wut. Er hatte verdammt nochmal genug davon. Ein kleiner Ruck ging durch seine Muskeln. Dann drückte er die Schwarzhaarige mit seinem Körper rücklings gegen eine der Stützen, die den Baldachin über der Auslage hielt. Es gab einen kleinen Rumps, der den Stand zum Wackeln brachte, doch das kümmerte Lucien nicht sonderlich. Ohne den geradezu wütenden Kuss zu unterbrechen – oder die Hand aus ihrem Haar zu lösen – hielt er Shanaya zwischen sich und dem Holz fest.

Shanaya hatte einen viel zu schnellen Herzschlag an diesen einen Moment auf der Sphinx gedacht. An diese Sekunde, in der Lucien ihr genauso nahe gewesen war – und sich aus einem Grund, der ihr noch immer verschleiert war, von ihr entfernt hatte. Sie hatte daran gedacht und trotzdem war ihre Hand in diesem Moment über seinen Nacken geglitten. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde – aber er zeigte es ihr im nächsten Moment. Etwas an seiner Haltung veränderte sich und schon im nächsten Moment drängte er sie zurück, bis ihr Rücken gegen etwas hartes stieß. Flucht wäre ihr in diesem Moment unmöglich gewesen, nach hinten war der Weg versperrt und vor ihr stand der Mann, der sich nicht von ihr löste, der diesem Kuss noch mehr Intensität verlieh. Und wer wäre sie, sich dem nicht hinzugeben? Diese Grenzen hatte er bereits einmal überschritten – und ihr Körper, ihre Lippen, verlangten genau danach. Aber auch ihre Haltung änderte sich, ihre Hand grub sich fest in seine dunklen Haare, wohl wissend, dass jede Geste ihn vermutlich nur noch mehr locken würde. Trotzdem schlang sie den zweiten Arm noch ein wenig fester um ihn, ohne den beinahe gierigen Kuss zu lösen. Sie wusste, dass sie auf ihren Verstand hören musste – aber für diesen Moment verlockte die Wut in seinem Kuss ihren Körper dazu, die Überhand zu haben. Und sein Körper, der sie zwischen sich und dem Holz festhielt, tat sein übriges.

Alles, was Shanaya tat, zog ihn tiefer hinein. Wie die Umarmung einer Sirene – hinab in die eisige Dunkelheit eines Ozeans. Dorthin, wo es keine Gedanken mehr gab. Das war es, was er suchte – was er immer suchte. Dieses Vergessen... und hätte sie versucht, sich ihm zu entziehen, hätte er vielleicht Dinge getan, die er später bereute. Doch sie entzog sich ihm nicht, sondern kam ihm entgegen – erwiderte die Nähe und den Kuss, sodass die Wut in seinem Inneren dieses abartig giftige Gefühl restlos zu Asche verbrannte. Bis nichts mehr davon übrig war. Wenigstens für diesen Moment, solange er währte. Und Lucien hatte nicht vor, ihn früher als nötig zu beenden. Er unterbrach den Kuss nicht und auch wenn er etwas von seiner Aggressivität verlor, wurde er nicht viel sanfter. Seine freie Hand wanderte über ihren Körper, bis er die Schlaufe fand, die das Band ihrer Korsage schloss. Sie gab dem leichtesten Zug bereits nach, doch lockern ließ sich die enge Schnürung nicht so leicht, sodass der leichte Ruck, mit dem er das tat, spürbar ungeduldig wurde.

Shanaya hörte einen Moment nicht auf die Signale, auf das, was in ihrem Inneren immer lauter wurde. Sie verließ sich vielleicht zu sehr darauf, dass er zu ihren Grenzen gehen und sie von ganz alleine auf Abstand gehen konnte, auch wenn es in diesem Moment absolut nicht danach aussah. Sie genoss die Hitze, die seine Wut durch ihren Körper sandte, die die in jeder Faser ihres Körpers spürte, der nach immer mehr verlangte. Es kribbelte, versuchte jeden klaren Gedanken zu verbrennen. Er drückte sie gegen das Holz, schien damit für den Augenblick ihr Denken zu blockieren. Die Hand, die über ihren Körper strich, nahm ihr für den Moment den Atem, in dem sie glaubte, das Ziel seiner Hand zu kennen. Aber statt die offene Bluse als Einladung zu nehmen, spürte sie im nächsten Moment den ungeduldigen Zug an ihrer Korsage. Es erschrak sie beinahe, dass sie dem keinen Widerstand entgegen brachte, statt dessen sank die Hand von seinem Nacken zu seiner, drückte sie leicht zur Seite, ehe sie die Lippen fast widerwillig von seinen löste. Die zweite Hand ruhte weiter in seinem Haar, ihre Lippen berührten seine, während sie sprach. Mehr Abstand brachte sie nicht zwischen sie. Nur für den Moment, in dem sie selbst die Hand an die Schnürung legte und sie öffnete, schlug sie die blauen Augen auf, den blick fest auf Lucien gerichtet. „Auch so kommst du nicht an dein Ziel...“ Ihre Stimme war nur ein leises Hauchen, nicht einmal mehr ein Flüstern. Zumindest nicht dem, was sie für sein finales Ziel hielt. Aber ihren Körper brachte es näher zudem, was er verlangte. Seiner Berührung. Das, was sie tat, schien vollkommen widersprüchlich – und trotzdem meldete sich allmählich ihr Verstand. Aber alles in ihr sehnte sich nach diesem Feuer, das in ihrem inneren brodelte. Sie ließ dem Mann also noch einige Schnüre übrig, ehe sie kurz an seiner Unterlippe knabberte und ihn im nächsten Moment wieder küsste. Leidenschaftlich, gierend, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. Nur, dass ihr Verstand nun mehr darauf lauerte, was er als nächstes tun würde.

Lucien zögerte einen Moment, nicht sicher, ob er über ihre Hand, die die seine zur Seite schon, nun verärgert sein sollte, oder nicht. Doch dass sie den Kuss unterbrach brachte ihn von diesem Gedanken ab und einen Herzschlag später spürte er, was sie eigentlich damit bezweckte. Sie half ihm. Dicht an ihren Lippen öffnete Lucien die tiefgrünen Augen, begegnete ihrem Blick. So nahe. Ein flüchtig amüsiertes Schmunzeln erschien auf seinen Lippen, doch Shanaya küsste ihn bereits wieder, sodass er sich die Antwort auf ihre Worte erst einmal sparte. Seine freie Hand kehrte zu den Bändern ihrer Korsage zurück, löste die übrige Schnürung, bis der feste Stoff sich lockerte und an ihrem Körper hinab zu Boden rutschte. Dieses Mal löste der Dunkelhaarige selbst den Kuss. Allerdings nur, um sich ihrem Hals zuzuwenden, sich küssend einen Weg dorthin zu bahnen. Einerseits fast sanft, andererseits unnachgiebig. „Und was glaubst du ist es, was ich will?“ Ganz automatisch blieb seine Stimme gedämpft, sodass sie dicht an ihrem Ohr beinahe mehr nach einem dunklen Schnurren klang. Gleichzeitig wanderten beide Hände an ihrem Körper hinab, glitten unter den Saum ihrer Bluse – und von dort wieder hinauf. Ihre warme Haut fühlte sich fast fiebrig unter seinen Fingern an, lockte ihn, und er zog sie fester an sich.

Shanaya hatte, selbst wenn ihr Bewusstsein wieder klarer wurde, keinen Moment darüber nachgedacht, wirklich Abstand zwischen sich und den Mann zu bringen. Und er... nach dem, wie er sich eben verhalten hatte, konnte sie sich nicht wirklich etwas vorstellen, was ihn dazu bringen sollte, von ihr abzulassen. Es reizte sie nur umso mehr, ihn zu einer ihrer Grenzen vordringen zu lassen. Er sagte vorerst Nichts, er löste nur die letzten Bänder und die Schwarzhaarige spürte, wie der Stoff zu Boden glitt. Sie bekam nicht genug von diesem Moment, von dem Gefühl, das durch ihren Körper rauschte. Nun war es der Dunkelhaarige, der von ihren Lippen abließ, sich ihrem Hals widmete und ganz allein dafür sorgte, dass sie nicht auf seine Worte antworten konnte. Ganz automatisch neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite, hielt die Augen dabei geschlossen, während ihre Hand wieder fest durch seine Haare strich. Ihre einzige Antwort war ein beinahe ersticktes, leises Auflachen, mit dem sich ihr Körper anspannte, als seine Hände unter ihre Bluse glitten. Sie ließ sich widerstandslos näher zu ihm ziehen, für einen weiteren Moment schien ihr Körper ihr nicht mehr zu gehorchen.

Ihr leises Lachen – oder vielmehr der erstickte Laut, der entfernt an ein Lachen erinnerte und eher von Atemlosigkeit zeugte – entlockte dem Dunkelhaarigen erneut ein kleines Schmunzeln, das er jedoch an ihrem Hals verbarg. Ohne jede Gegenwehr folgte sie seiner Hand, drückte ihren Körper an den seinen und neigte den Kopf einer Einladung gleich, um ihm mehr Spielraum zu geben. Das reichte ihm für's Erste völlig als Antwort. Er legte etwas mehr Nachdruck in die Art, wie er sie gegen den Pfosten drückte, umfasste plötzlich ihre Taille mit beiden Händen und hob Shanaya ein Stück hoch, sodass sie die Beine um seine Hüfte schlingen konnte und nur noch durch das Holz in ihrem Rücken gestützt wurde. Damit befand sich ihr Gesicht ein Stück weit über dem seinen und er ließ von ihrem Hals ab, um sich mit den Lippen sanft ihre Haut liebkosend einen Weg weiter nach unten zu bahnen. Über die elegante Wölbung ihres Schlüsselbeins hinweg dorthin, wo die offene Bluse kaum mehr ihre Brüste verbarg.

Shanaya hielt in dem Moment, in dem Lucien sie noch einmal fester gegen das Holz drückte, die Luft an. Sie hatte erwartet zu wissen, welchen Weg seine Hände gehen würden, hatte sich darauf eingestellt. Umso überraschter ging ein leichtes Zucken durch ihren Körper, als sie seine Hände plötzlich viel tiefer an ihrer Taille spürte – und sie im nächsten Moment hochgehoben wurde. Ein leiser, überraschter Laut, ehe ganz automatisch die Beine um ihn schlang, sich zu ihm lehnte, auch wenn das Holz in ihrem Rücken ihr Halt gab. Die eine Hand, die noch immer durch seine Haare strich, krallte sich nun wieder darin fest, als sie spürte, wie seine Lippen von ihrem Hals weiter nach unten wanderten. Die andere Hand krallte sich fest in den Stoff, der seinen Rücken bedeckte. Ihr Körper fühlte sich unendlich heiß an, jede Stelle, an der sie seine Nähe spürte, schien zu glühen. Die Augen hielt sie geschlossen, und selbst mit offenen Augen hätte sie nicht die kleine Traube von Menschen gesehen, die sich langsam vor diesem Stand zusammen fand. Sie konzentrierte sich nur auf das, was Lucien tat, was es ihr in diesem Moment schwer machte, nicht das Atmen zu vergessen. Und doch kam ihr ein leises, verräterisches Seufzen über die Lippen.

Lucien unterdrückte ein Beben, als ihr fester Griff in seinem Haar sanften Schmerz durch seine Nervenbahnen jagte. Sein ganzer Körper spannte sich in verlockend quälender Erwartung – und doch war jene Erfüllung gar nicht sein Ziel. Er hätte zugegriffen, wenn sie sich ihm anbot. Aber eigentlich hatte er längst, wonach er sich sehnte. Selige Vergessenheit. Alles andere war nur Bonus. Die Schwarzhaarige mit der Linken an ihren Oberschenkel stützend wanderte seine Rechte unter ihrer Bluse nach oben, strich fordernd über ihre Rippen, bis er die weiche Wölbung ihrer Brust erreichte und seine Finger sich um sie schlossen, sie sanft kneteten und seinen Lippen entgegen drückten, die ihr Ziel längst erreicht hatten. Seine Zunge glitt flüchtig über ihre Brustwarze, bevor er den Mund um sie schloss und fest an ihr saugte. Hätte er die Menschen, die sich vor dem Stand sammelten und mit mehr oder weniger empörten Gesichtern zusahen, überhaupt bemerkt, hätte das an der ganzen Situation allerdings wenig geändert. Es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht.

Shanaya hatte die Augen längst geschlossen, als sie Luciens Hand spürte, wie sie unter ihre Bluse glitt, über ihre glühende Haut strich. Noch immer zuckte kein Widerstand durch ihr Inneres, alles in ihrer Umgebung wirkte so weit weg. Nur die Berührungen des Mannes nahm sie noch wahr, das Brennen, das er auf ihrer Haut hinterließ. Das unbeschreibliche Gefühl, das durch ihren Körper schoss, als seine Hand sich um ihre Brust schloss. Wieder stockte der Schwarzhaarigen der Atem, ihre zweite Hand fand den Weg zu seinen Haaren, krallte sich ebenso darin fest. Seine Lippen, die mit ihren Berührungen etwas in ihr entflammten, entlockten ihr genauso ein Stöhnen, dicht an seinem Ohr. Für diesen Moment nahm er ihr jeden Willen, gab ihr nicht einmal die Chance, irgendetwas gegen seine Berührungen zu tun. Während alles in ihrem Körper nach mehr verlangte. Aber im nächsten Moment war etwas anders, etwas lenkte all ihre Aufmerksamkeit auf sich, weg von dem Mann, der sie eisern im Griff hielt. Eine Stimme, Schritte. Shanaya öffnete ein Auge, schwer atmend, ohne den eigenen Griff um Lucien zu lockern. Erst, als sie erkannte, wer auf sie zu kam, öffnete sie das zweite Auge, brachte jedoch keinen Abstand zwischen sich und den Mann. Ihre Stimme wäre nur ein weiteres, verlangendes Seufzen gewesen, wäre nicht ein Hauch von Warnung darin mitgeschwungen, als sie leise seinen Namen aussprach. Zwei Soldaten, offensichtlich nicht sicher, was sie hiervon halten sollten. Es waren nur noch wenige Schritte, ehe sie bei den beiden angekommen waren, einer legte Lucien grob die Hand auf die Schulter, zog ihn fast ein wenig zurück. „Was soll das hier werden? Wo ist Thoran?!“

Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass irgendetwas an der Art, wie sie seinen Namen hauchte, nicht stimmte. Es hätte ihm besser gefallen müssen. Also... das tat es, ohne Frage. Aber es klang nicht ganz der Situation entsprechend. Vielleicht den Bruchteil einer Sekunde zu spät begriff er, dass etwas sie aus diesem Spiel gerissen hatte und sie ihn warnte. Er kam gerade so weit, den Mund von ihr zu lösen und die tiefgrünen Augen zu öffnen, als er bereits eine Hand auf seiner Schulter spürte, die ihn grob unterbrach und ihn fast so weit zurück zog, dass Shanaya den Halt verloren hätte. Lucien stieß einen atemlosen, aber trotz allem derben Fluch aus. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich gegen die unwillkommene Unterbrechung, sodass er sich letztlich kaum weiter von der Schwarzhaarigen löste, als vorher. Er hielt sie nach wie vor gegen die hölzerne Stütze des Waffenstandes gedrückt – unwillig, an dieser Stelle aufzuhören. Gerade einmal den Kopf wandte er zu dem Mann herum, der sich eingemischt hatte und knurrte ihn an. „Wer?“ Dann setzte sein Verstand wieder ein und ihm wurde klar, dass er den Standbesitzer meinte. Von einer Sekunde auf die nächste stecken sie beide in Schwierigkeiten. „Oh, der. Der... wollte sich was zu Essen holen. Wir sollten... eigentlich auf den Stand aufpassen.“ Er spielte auf gut Glück... so weit es sein zerstreuter Verstand das gerade schon konnte. Wer wusste schon, ob dieser Soldat – wenn er den Händler beim Namen kannte – nicht auch über seine Angestellten Bescheid wusste.

Shanaya spürte die innere Zerrissenheit darüber, ob sie sich genau solch eine Unterbrechung wünschte – oder ob sie sie verfluchen sollte. Vermutlich... auf Dauer konnte sie froh darüber sein. Auch wenn ihr nicht danach war, jetzt in das Gesicht von Soldaten zu blicken. Aber auch Lucien schien verstanden zu haben. Er löste sich von ihr, und sofort spürte sie, wie ihr Körper beinahe aufschrie. Wenn es danach gegangen wäre... Aber die Soldaten waren bei ihnen, lenkten Luciens Aufmerksamkeit auf sich, auch wenn er zuerst einen Moment verwirrt wirkte. Shanaya lauschte nur auf die Worte, die der Dunkelhaarige den Uniformierten entgegen warf. Ihre Hände lösten sich ein wenig, im nächsten Moment strich eine jedoch fast sanft durch seine Haare. Seine Worte waren gut gewählt – die Soldaten schienen zwar nicht besänftigt, aber... milder gestimmt. „Wie wäre es dann, wenn du das Fräulein wieder auf dem Boden absetzt und deiner Aufgabe nachgehst? Er wäre sicher nicht begeistert, wenn er sehen würde, was ihr hier tut.“ Während der Mann sprach, huschte Shanayas Blick an Lucien vorbei, wo der zweite Mann sich gerade abwandte, sich am Stand umblickte. Er steuerte auf das Zelt zu. „Lass mich runter.“ Ein hauchzartes Seufzen an Luciens Ohr, ein Zeuge ihrer Atemlosigkeit. Der Unwillen daran würde ihm nicht entgehen, sie hatte jedoch keine Lust, sich jetzt mit diesen Soldaten herum zu schlagen – also mussten sie jetzt schnell handeln.

Lucien hätte sich beinahe von der zärtlichen Berührung in seinem Haar ablenken lassen. Im nächsten Moment spürte er Shanayas Lippen dicht an seinem Ohr, ihren warmen Atem, der über seine Haut strich, als sie sprach und ihm dabei eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Sein Herz schlug schnell, zu schnell und sein eigener Atem hatte sich kaum beruhigt, als sie ihn damit schon wieder beschleunigte. In diesem Moment lag seine gesamte Aufmerksamkeit wieder bei ihr – der Soldat fast vergessen. Aber nur fast. Lucien tat, worum sie ihn bat, nicht ahnend, was sie hinter seinem Rücken gesehen hatte. So oder so war es in diesem Fall deutlich schlauer, die beiden Uniformierten nicht gegen sich aufzubringen. Also zog er die Hand zurück, die unter ihrer Bluse ruhte und ließ sie vorsichtig zu Boden sinken. Nur einen Moment lang hielt er sie fest, um sicher zu gehen, dass sie nicht wieder umfiel. Dann richtete er den Blick wieder auf den Soldaten, der sie unterbrochen hatte. In diesem Augenblick entdeckte er auch den allzu neugierigen anderen. Verdammt. „Stimmt, ich... es überkam uns wohl einfach.“, setzte er zu einer gespielten Erklärung an, die einen Hauch Verlegenheit anklingen ließ. Samt eines kleinen, um Verständnis heischenden Lachens in der Stimme und einem eindeutigen Blick in Shanayas Richtung – mit dem er zugleich den Fortschritt des zweiten Soldaten prüfte. „... Tut uns den Gefallen und sucht euch dafür das nächste Mal ein Zimmer. Nach der Schicht!“, wobei er das 'nach' ganz besonders stark betonte.

Shanaya bemerkte kaum, was sie bei Lucien mit ihrer erneuten Nähe auslöste. Ihr blauer Blick lag auf dem zweiten Soldaten. Er schlenderte langsam herum, sein Ziel schien jedoch vollkommen klar. Die Schwarzhaarige biss die Zähne fester aufeinander, als Lucien ihren leisen Worten nachkam. Er löste sich gänzlich von ihr, ließ sie langsam auf den Boden sinken. In diesem Moment richtete sie die blauen Augen fest auf seine, ein hitziges aber warmes Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie mit der Hand sanft an seinem Hals entlang fuhr. Kurz schloss sie die Augen, atmete tief durch, ehe sie einen Schritt zur Seite ging, sich nach ihrer Tasche und der Corsage bückte. Als sie den Oberkörper wieder erhob, lag ein beinahe beschämter Ausdruck auf ihren Zügen, den Blick hielt sie zu Boden gerichtet und stammelte nur etwas, was nach einer peinlich berührten Entschuldigung klang. Den Großteil übernahm jedoch Lucien, sodass die junge Frau sich im nächsten Moment in Bewegung setzen konnte, direkt auf das Zelt zu. Den zweiten Soldaten überholte sie dabei, ließ ihn an Ort und Stelle stehen, wandte sich nur kurz vor der Plane noch einmal zu ihm herum. „Ich... will mich schnell anziehen...“ Sie wich seinem Blick aus. „Bitte... nicht zuschauen...“ Ein vorsichtiges Lächeln galt ihm, ehe sie, unter seinem verwirrten Blick, durch die Öffnung huschte und sie direkt hinter sich wieder zu zog. Abstand. Vielleicht war das jetzt genau das, was sie brauchte. Abstand zu dem Mann, der Schuld war, dass in diesem Moment jede Faser ihres Körpers zu brennen schien. Lichterloh und alles verbrennend. Trotzdem ruhte ihr Blick kurz auf dem am Boden liegenden Mann, ehe sie sich in Bewegung setzte, mit den Fingern einer Hand unbewusst über die Spur an ihrem Hals fahrend, die Lucien hinterlassen hatte. Ablenkung fand sie in einem Säckchen, das auf einem Stuhl lag. Den verwirrten Blick und das Schulterzucken, das der Soldat seinem Kollegen zuwarf, sah sie schon längst nicht mehr.

Lucien hob in einer Geste der Verlegenheit die Hand an den Hinterkopf. Dort, wo Shanaya nur Augenblicke zuvor ihre Hand in sein Haar gekrallt hatte. Und wieder pumpte sein Herz einen Schwall flüssigen Feuers durch seine Adern. Sein Blick folgte der Schwarzhaarigen, die sich ihre Korsage schnappte – scheinbar zu beschämt, um noch irgendjemandem in die Augen zu schauen. Ganz anders noch, als einen Augenblick zuvor. Lucien musste sich ein amüsiertes Schmunzeln verkneifen, nun, da sein gesunder Menschenverstand wieder einsetzte. Sie schlüpfte an dem zweiten Soldaten vorbei und durch die Zeltplane, begleitet von Worten, die ihn beinahe hätten auflachen lassen. Er tarnte den Moment in einem Räuspern, kämpfte um eine unbeteiligte Mine und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Soldaten, der noch bei ihm stand und der jungen Frau ebenfalls recht angetan hinterher blickte. „Bitte, erzählen sie...“ Verdammt, wie hieß dieser Kerl? „... Thoran nichts. Ich... brauche die Stelle hier...“ Das lenkte den Blick des Mannes wieder auf Lucien und er winkte ab. „Macht das einfach nicht nochmal. Sonst könnt ihr die Nacht in einer Zelle verbringen. Getrennt.“ Er hängte ein Zwinkern hinten an, als hätte er einen besonders guten Witz gerissen und pfiff dann seinen Kollegen zurück. „Myrak, lass uns weiter machen. Hier ist alles geklärt. Leute, weiter gehen. Es gibt jetzt nichts mehr zu sehen.“

Shanaya atmete zitternd ein, während sie sich auf den Stuhl zu bewegte. Ihr Körper beruhigte sich nicht, und die junge Frau hatte Zweifel daran, dass sich diese Aufgewühltheit schnell legen würde. So sehr sie auch durchatmete, sich zur Ruhe zwang. Spätestens, wenn sie das Zelt wieder verließ, würde all das wieder aufflammen. Und Lucien würde sie das Ganze sicher nicht all zu schnell vergessen lassen. Daran gab es keinen Zweifel. Bei dem Stuhl angekommen griff sie nach dem Säckchen in dem es deutlich klimperte. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen, ein Blick herum verriet ihr jedoch, dass es hier nicht viel mehr zu holen gab. Also trat sie zurück zur Öffnung des Zeltes und blieb direkt davor stehen. Sie hörte die Stimmen der Soldaten, schließlich Schritte, die sich entfernten. Und auch das Geraune der Menschen wurde weniger. Tja... die Show war vorbei. Vorerst. Shanaya befürchtete, dass dies nicht das einzige Mal bleiben würde. Aber der gierende Funke in ihrem Inneren schien Nichts dagegen zu haben, all das zu wiederholen. Sie schluckte, trat mit dem nächsten Atemzug vor das Zelt. Nur ein kurzer, prüfender Blick. Es waren noch vereinzelte Menschen hier, aber niemand schien sich um sie zu kümmern. „Hallo mein Hübscher, was hälst du davon, wenn ich dich gleich auf etwas zu trinken einlade?“ Ein vielsagendes Grinsen galt Lucien, während sie kurz mit dem Beutel wedelte, der im nächsten Moment in ihre Tasche sank. Damit trat sie zu dem Dunkelhaarigen, ihre stopfte sie zu der Beute des Tages. Ihre Bluse hatte sie noch nicht gerichtet, blieb aber dennoch bei dem Mann stehen und hob den Blick direkt in seine Augen.

Lucien sah den beiden Soldaten mit gespielt verlegener Unschuldsmine nach und wartete darauf, dass sie sich samt des gaffenden Anhangs endlich verpissten. Das Rascheln von schwerem Stoff hinter ihm kündete derweil von Shanayas Rückkehr. Sie hatte wohl abgewartet, bis sich die Versammlung aufgelöst hatte. Ihre Worte zur Begrüßung lockten ein amüsiertes Schmunzeln auf seine Lippen und als er sich halb zu ihr umwandte, entdeckte er den kleinen Beutel in ihrer Hand. Das klang... vielversprechend. Als sie ihn fast erreicht hatte, drehte er sich gänzlich zu ihr herum, kam ihr noch einen halben Schritt entgegen, als Shanaya selbst schon innehielt, und begegnete ihrem Blick. Was sie darin lesen konnte, war leicht zu erraten: Sein verdammter Hunger auf eine Fortsetzung. Und so nahe, wie sie sich nun erneut kamen, wirkte es fast so, als holte er sie sich hier und jetzt. Lucien legte die Hände an ihre Seiten, auf den Brustkorb knapp unterhalb ihres Busens, und beugte sich zu ihrem Ohr vor. „Jederzeit, kleine Sirene. Jederzeit.“ Mit den Lippen streifte er dabei ihr Ohrläppchen. Die Art und Weise, wie er das sagte, machte deutlich, dass er weit mehr meinte, als nur 'einen trinken zu gehen'. Flüchtig strich er mit dem Daumen über ihre Brustwarze, die nun wieder unter der Bluse verborgen lag. „Nehmen wir mit, wofür wir gekommen sind und dann lass uns hier verschwinden.“ So leise und eindeutig seine Tonlage gerade noch gewesen war, wurde sie jetzt schon fast geschäftig. Und damit ließ er von der Schwarzhaarigen ab, griff nach dem Degen, den er vorhin noch an den Stand gelehnt hatte und machte sich daran, ihn an seinem Gürtel zu befestigen.

Shanaya hatte den Blick kurz schweifen lassen, die Soldaten schienen jedoch zufrieden zu sein und waren schon zwischen kleinen Gruppen von Menschen verschwunden. Also konnte die junge Frau sich wieder ganz dem Mann widmen, der ihr einen schritt entgegen gekommen war und nun direkt bei ihr stand. Sein Blick legte sich fest auf ihren und der Ausdruck in dem tiefen Grün jagte ihr einen heißen Schauer durch jede einzelne Faser ihres Körpers. Das gleiche verlangen in seinen Augen, das ihr Inneres so spaltete. Der ein teil wollte ihn in das Zelt hinter ihnen zerren, sich genau dissem Verlangen hingeben. Der andere, der in diesem Moment deutlich lauter war, überzeugte sie genau vom Gegenteil. Sie wusste, sie würde es bereuen. Aber jetzt... er war so weit an ihre Grenzen getreten, hatte ihr ein Gefühl gegeben, von dem sie jetzt schon nicht genug zu bekommen schien. Und Lucien gab ihr nicht die Möglichkeit, ihren Körper zu beruhigen. Sie spürte seine Hände im nächsten Moment, den Daumen, der über ihre verhülte Brust strich und ihr damit ein wohliges seufzen entlockte, mit dem sie die Augen schloss. Dazu seine Worte, so heiß und verlockend direkt an ihrem Ohr. Wieder nahm er ihr für einige schnelle Herzschläge die Luft, verlockte sie beinahr dazu, ihm erneut näher zu kommen, sich zu nehmen, wonach es ihnen beiden verlangte. Aber der Dunkelhaarige selbst war es, der den erlösenden Abstand zwischen sie brachte, sich dem Degen zuwandte. Das Kribbeln blieb dennoch, gerade da, wo sein Daumen ihr eine neue Spur auf die Haut gebrannt hatte. Aber auch Shanaya wandte sich wieder an die Auslage, griff nach einem Dolch. "Ich habe alles, was ich brauche. Aber wie wäre es mit dem hier für dich? Kätzchen passen doch wunderbar zu dir." Mit einem vielsagenden Grinsen hielt sie den Dolch hoch, an dessem Griff katzenähnliche Wesen eingearbeitet waren.

Lucien bekam von dem inneren Zwiespalt der Schwarzhaarigen kaum etwas mit. Nur welche Wirkung ihr kleines Intermezzo auf sie hatte, dessen war er sich mehr als bewusst und auf seinen von ihr abgewandten Zügen erschien ein halb amüsiertes, halb selbstgefälliges Lächeln. Erst ihre Stimme ließ ihn aufsehen und im nächsten Moment stieß er ein spöttisches Schnauben aus. In den tiefgrünen Augen blitzte der Schalk. „Vielleicht für unseren Katzenfreund? Zu ihm passt er noch besser.“ Der Degen saß fest an seiner rechten Seite – sodass er ihn mit links leichter ziehen konnte – also wandte Lucien seine Aufmerksamkeit wieder auf die Auslage. Er war nämlich noch nicht fertig. Mehr oder weniger willkürlich griff er nach einem der gut verarbeiteten Dolche und wollte sich gerade daran machen, ihn in seinem Stiefel verschwinden zu lassen, als sein Blick auf einen weiteren fiel. Eine schlichte Klinge ohne Parierstange, aus dunklem Holz. Das passte zu ihm. Mit einem Schmunzeln schob er den ersten Dolch in seinen Stiefel, griff nach dem zweiten und zögerte einen Moment nachdenklich, ehe er Shanaya einen Seitenblick zuwarf und sich ein zufriedenes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. „Schau mal, ob du ein großes Tuch oder eine Tasche finden kannst. Wir nehmen so viel mit, wie wir tragen können!“ Die Sphinx brauchte ein anständiges Waffenarsenal. Und alles, was nichts taugte, ließ sich immer noch zu Geld machen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 20.06.2018, 12:04
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 21.06.2018, 14:26
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 21.06.2018, 15:01
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 22.06.2018, 16:33
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 22.06.2018, 16:45
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 23.06.2018, 11:47
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 23.06.2018, 11:54
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 01.08.2018, 13:20
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 01.08.2018, 13:40
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 12.12.2018, 15:06
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 12.12.2018, 23:07
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 13.12.2018, 18:28
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 13.12.2018, 21:10
Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 16.12.2018, 20:30
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 16.12.2018, 21:30
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 06.02.2019, 22:28
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 09.02.2019, 12:14
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 09.02.2019, 17:44
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 09.02.2019, 21:04
Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 11.02.2019, 19:35
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 11.02.2019, 19:57
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 11.02.2019, 23:25
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 12.02.2019, 00:12
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 15.02.2019, 22:09
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 15.02.2019, 23:25
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 17.02.2019, 13:26
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 17.02.2019, 14:59
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 10.03.2019, 21:51
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 28.03.2019, 14:46
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 01.04.2019, 17:46
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 30.04.2019, 20:34
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 04.05.2019, 17:37
RE: Spiel mit dem Feuer - von Lucien Dravean - 04.05.2019, 17:37
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 06.05.2019, 22:43
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 20.05.2019, 22:23
RE: Spiel mit dem Feuer - von Shanaya Árashi - 24.05.2019, 20:43

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste