22.05.2016, 18:22
Der Wunsch die Augen zu verdrehen war so groß, dass sie ihm beinahe nachgegeben hätte. Doch sie konnte sich beherrschen, auch wenn Shanayas Worte sie wirklich reizten. Stattdessen wartete sie darauf, dass die beiden endlich verschwanden, damit sie sich in Ruhe mit dem Neuankömmling, Liam, wie er sich vorstellte, unterhalten konnte. Immerhin stellte er recht logische Fragen, was sie in dieser Art von Kneipe nicht erwartet hätte. Schon deshalb wurde sie neugierig auf ihn. Doch soweit, dass sie ihm hätte antworten können, sollte es gar nicht kommen. Überrascht sah sie den vorbeifliegenden Krug an, der direkt neben Aspen an der Wand zerschellte. Ihre Verwirrung legte sich recht schnell und mit einem belustigten, ruhigem Lächeln beobachtete sie das weitere Geschehen. Die beiden Raufbolde, die ihrem Tisch gefährlich nahe kamen, das schwanken von eben diesem Möbelstück. Ja, sie hatte nicht schlecht Lust hier sitzen zu bleiben und dem ganzen weiter zuzusehen. Schon lehnte sie sich etwas zurück und wollte die Arme verschränken, als sie gepackt wurde. Alles in ihr erstarrte, als sie spürte, wie sie, nicht unsanft, hochgezogen wurde. Erinnerungen an eine Zeit, die sie zu verdrängen wünschte, kamen ihr in den Sinn und ohne groß nachzudenken, hatte sie eines ihrer Messer schon gezogen und richtete es auf denjenigen, der sie so gepackt hatte. Für einen Moment überlappte ein Gesicht aus der Vergangenheit, blondes Haar, stechend, eiskalte braune Augen, Aspens Gesicht. Ihre Hand zitterte und der Wunsch zuzustoßen war erschreckend groß. Doch im gleichen Augenblick drangen die Worte zu ihr durch, die der andere an sie gerichtet hatte und sie spürte wie ein kleiner Ruck durch sie ging. Talin ballte die zitternde Hand um den Dolch, so fest, dass sie spürte, wie sich ihre Fingernägel ins Fleisch gruben, und ließ dann den Arm sinken, während sie sich gleichzeitig von Aspen löste. Seine Worte ignorierte sie vorerst und sah ihn einfach nur fest an.
„Fass mich nie wieder so an. Ich brauche keine Hilfe. Weder um zu entscheiden, ob eine Situation zu gefährlich für mich ist, noch um aufzustehen. Haben wir uns verstanden?“
Ein schwacher Versuch um von ihrer Überreaktion abzulenken. Kein Mensch reagierte so, wenn es wirklich nur darum ging sich unabhängig zu fühlen. Doch sie war nicht bereit über ihre wirklichen Gründe zu reden, schon gar nicht hier und jetzt. Stattdessen ließ sie ihre nun wieder leere Hand durchs Haar gleiten und sah sich in dem Chaos um.
„Wenn ich gewusst hätte, dass hier gewettet wird, hätte ich auch ein wenig Geld gesetzt.“ Fast ein wenig bedauernd seufzte sie und nickte dann schließlich entschlossen. „Also gut. Verschwinden wir von hier. Es gibt noch genug andere Tavernen in denen wir suchen können.“ Stur reckte sie das Kinn und sah dann von Aspen zu Liam, bei dem sie einfach mal ignorierte, dass er ihr Deckung gab. „Wenn du noch Antworten auf deine Fragen haben möchtest, dann solltest du einfach bei uns bleiben. Ich glaube mit uns wird es niemals langweilig.“