14.05.2016, 20:33
Nobody can hold us down
03. März 1822 Talin Dravean & Shanaya Árashi
Shanaya kannte dieses Gefühl. Dieses Kribbeln, diese Vorfreude. Das war das gleiche Gefühl, wie wenn man seinen Degen zog, um seinem Gegenüber die Meinung zu sagen. Eine Aufregung, die durch jede Faser schoss, einen ausfüllte. Und jetzt... es war nicht so, dass Shanaya nicht schon auf anderen Inseln gewesen war. Oft genug hatte sie ihre Eltern begleitet, dabei immer unter dem wachsamen Blick ihrer heran gezogenen Schoßhundchen. Jetzt, hier und heute, war das etwas Anderes. Sie hatte die Freiheit auf dem Schiff genossen, mit jedem Atemzug. Und jetzt... jetzt war sie kurz davor, die ersten Schritte auf diese Insel zu tun, um für einen Moment noch einmal ihre neu gewonnene Freiheit zu feiern.
Der Großteil der Crew – die sich voll ziemlich in ihrem Stolz gekränkt fühlten, weil sie von einer Frau 'vertrieben' worden waren – war inzwischen schon von der Sphinx verschwunden, hatte den roten Segeln den Rücken gekehrt, zu denen die blauen Augen der Schwarzhaarigen kurz wanderten. Ein Moment, ein tiefer Atemzug und ein vollkommen zufriedenes Grinsen auf den Lippen. Das war es, genau das wollte sie. Tun und lassen, was sie wollte, sich im Dreck wälzen, wenn ihr danach war. Selbst wenn sie danach gerade nicht das Verlangen hatte... sie hätte es gekonnt, ohne sich danach dem Bambusstab auszusetzen. Es bestand zwar noch immer die Möglichkeit, dass sie nach erledigtem Versprechen der Sphinx den Rücken kehrte, aber selbst wenn. Es gab tausende Schiffe, und sie musste sich nicht auf eines versteifen. Sie konnte wählen, konnte selbst entscheiden. Und das würde ihr niemand wieder nehmen können.
Die Schwarzhaarige hielt sich jedoch noch ein wenig zurück, krallte sich kurz an den Heft ihres Degens, richtete den hellen Blick dann von den Segeln der Sphinx ab um die Stadt zu betrachten, die vor ihr lag. Am liebsten wäre die junge Frau sofort los gerannt, hätte sich Leute geschmissen, die sie für fähig genug erachtete und sie zum Schiff geschleppt. Aber sie riss sich zusammen, setzte sich nun in Bewegung und trat über die Ladeplanke auf den Steg, der direkt zum Hafen führte. Es kostete sie viel Kraft, sich zurück zu halten, aber die unbändige Freude lag deutlich in den blauen Augen, in dem Lächeln, das mit jedem Schritt erwartungsvoller zu werden schien.