01.04.2019, 21:50
Dieses Mal legte sich ein eher mildes Lächeln auf seine Lippen. Der ehemalige Sergeant hatte nicht ganz unrecht: Erschießen ging schnell, wenn man denn richtig traf. Und viel zu schnell löste selige Dunkelheit den beißend grellen Schmerz ab. Doch dass er Kaladar auf diese recht nüchterne Art ins Jenseits befördern würde, wenn er ihm nur einen Grund dafür gab, sagte im Prinzip nicht viel aus. Er war nur ein kleines Rädchen im Getriebe, hatte dem Dunkelhaarigen nie etwas getan. Lucien hätte mit Sicherheit keine Reue empfunden, aber vielmehr als einen schnellen, präzisen Tod verdiente er bisher nicht. Seine Energie sparte er sich für einige wenige auf, deren Leid ihm zumindest ein wenig Genugtuung verschaffen würde.
Diese Rachsucht schienen er und der ehemalige Soldat gemeinsam zu haben. Das verächtliche Schnauben, die Tatsache, dass er vier Jahre auf der Lauer gelegen hatte – all das klang nach einem tief empfundenen Verlangen nach Vergeltung. Und als Lucien einen Blick über die Schulter warf, da sein Begleiter ein, zwei Schritte zurück fiel, fragte er sich unwillkürlich, was hinter diesem Gefühl für eine Geschichte steckte.
„Ich bin mir sicher, dass sie darauf zurück kommen wird.“, versicherte er dem Sergeant zunächst im Namen seiner Schwester. Wieder lag in seiner Stimme kein Zweifel.
„Was hat dieser Harper getan, dass er deinen Hass verdient?“
Ihm entging nicht, dass Kaladar ihn ein weiteres Mal musterte. Dieses Mal als wartete er auf etwas. Doch Lucien wüsste nicht, was das sein sollte und überging es deshalb vorläufig. Harper, so viel zumindest wusste er, war der Captain der Morgenwind. Und tot.
Als sie erneut zwischen die Bäume traten, konzentrierte sich der Dunkelhaarige zunächst wieder auf den Weg, duckte sich unter einem tief hängenden, dicken Ast hindurch, bevor er aus den Augenwinkeln einen Blick zurück warf. Bis zu den Ruinen war es jetzt nicht mehr weit.