Deep within the forests - Skadi Nordskov - 01.04.2019
Am Morgen des 26. März 1822 | am See auf der Insel
Seit einer Stunde stand sie nun schon regungslos im Knie hohen Wasser des Seeufers und starrte auf den Wasserfall etliche Meter voraus. Zum ersten Mal seit Tagen, Monaten, wenn nicht sogar Jahren fühlte sie sich losgelöst. Fast als habe sie die Last ihres eigenen Körpergewichts verloren und schwebe nun irgendwo in den Baumwipfel über ihrem Kopf. Gestern hatte sie den ersten Schritt in ihre neue Zukunft getan und würde in den kommenden Tagen nicht mehr länger verstecken, was sie gerade unter dem weiten Stoff ihres Hemdes und ihrer Hose verbarg. Mitten im Nirgendwo stehend, ungesehen, ungehört und nur mit einem Stück Stoff von der Wahrheit getrennt.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Strahlte bis in ihre Augen, die hinter braun gebrannten Augenlidern verschwanden. Genüsslich streckte die Jägerin ihre Arme in die Luft, verknoteten sie über dem kurzgeschnittenen, schwarzen Haarschopf, der sich gen Himmel wandte. Wie sehr sie doch die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf ihrer Haut genoss.
RE: deep within the forests - Lucien Dravean - 01.04.2019
Da war es wieder, jenes altvertraute Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben. Oder... nicht den richtigen. Seine Zeit in der Obhut der Marine – immerhin drei Jahre – hätte es ihm beinahe ausgetrieben, doch mit seiner Freiheit kehrte auch die Sehnsucht nach dem Meer mit aller Gewalt zurück. Stärker vielleicht, als je zuvor. Und in ihm reifte der Entschluss, nie wieder darauf zu verzichten. Nie wieder – nur über seine Leiche.
Nun war sie also wieder da, die Rastlosigkeit. Das Gefühl, nicht voran zu kommen. Es wurde wirklich Zeit, dass die Sphinx ablegte, erneut Segel setzte, auch wenn sie dafür kaum gerüstet zu sein schien. Zu seiner Erleichterung dachte Talin jedoch ähnlich, wenn auch aus anderen Motiven und so war Lucien an diesem Morgen zeitig aufgebrochen. Ein letzter Rundgang, mit den Ruinen als Ziel, von denen Enrique und Aspen gesprochen hatten. Bisher hatte er es nicht geschafft, sich diesen mysteriösen Ort genauer anzusehen.
Sein Weg führte den jungen Captain dicht an einem See vorbei, der nur wenige hundert Meter von der antiken Stätte entfernt lag. Er hatte zunächst beschlossen, das Gewässer einfach links liegen zu lassen, doch als sein Blick auf eine Gestalt am Ufer fiel, hielt er überrascht inne. Kaladar. Zehn, fünfzehn Schritte trennten die beiden Männer und doch erkannte Lucien das Lächeln auf den Lippen des anderen, das auch ihn unwillkürlich zum Schmunzeln brachte. Allerdings eher selbstzufrieden, als alles andere. „Du wirkst ziemlich zufrieden.“, stellte er fest. Laut genug, damit der Mann am Ufer ihn hören konnte. Und auch wenn keine Frage darin lag, hörte man doch sein Interesse heraus.
RE: deep within the forests - Skadi Nordskov - 01.04.2019
Ein jähes Rascheln erhob sich hinter ihr. Lenkte den Blick aus dunklen Augenpaaren in einer fließenden Bewegung über die schmale Schulter, während sich der Oberkörper leicht zur Seite drehte. Erst mit dem aufkommenden Bariton erkannte Skadi die gut versteckte Silhouette zwischen den Bäumen - brauchte jedoch einige Sekunden, ehe sie Statur und Stimmfarbe dem Captain der Sphinx zuordnen konnte. Angesichts des sich spiegelnden Schmunzelns auf den Lippen des Dunkelhaarigen, hatte Skadi keinen Grund ihre emotionale Leichtigkeit zu verstecken. Niemals wieder musste sie sich hinter dieser männlichen Fassade verstecken.
"Angesichts meiner neu gewonnenen Freiheit bin ich das auch.", entgegnete sie dem Fremden wahrheitsgetreu. Wirkte sogar ein Stück amüsierter, kaum dass ihr bewusst wurde, wie sehr sich ihre eigene Freiheit von der seinen unterschied. Erst Recht, wenn man es von seinem Wissensstand aus betrachtete. Immerhin galt sie in den meisten Augen immer noch als abtrünniger Marinesoldat. Als Teil der Volksverdummung und des Abschaums. Sie würde es ihm also kaum krumm nehmen, wenn er sich auf dem Absatz kehrt machte und sie in der nächsten Stadt von Board schmiss.
"Was treibt dich durch den Wald?"
RE: deep within the forests - Lucien Dravean - 01.04.2019
Es dauerte einen kleinen Moment, ehe der Ausdruck von Erkennen auf den Zügen seines Gegenübers erschien. Doch auch dann veränderte sich sein Lächeln nicht. Die entspannte Leichtigkeit blieb als überraschender Gegensatz zu der wachsamen Vorsicht, die Kaladar auf der Morgenwind noch an den Tag legte. Er schien hier auf der Insel ein völlig anderer Mensch zu sein.
Auch auf Luciens Zügen blieb das gelassene Schmunzeln. Nur eine Augenbraue zuckte für einen Moment fragenden Spotts in die Höhe. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass du vorher ein Gefangener gewesen wärst." Was so nicht ganz stimmte. Zumindest konnte er sich das Gegenteil durchaus vorstellen. Andernfalls hätte er niemals beschlossen, Kaladar mitzunehmen – wenn es da nicht irgendetwas gegeben hätte, was nicht in sein Bild eines Marinesoldaten gepasst hätte.
Der Dunkelhaarige hakte nachdenklich die Daumen in den ledernen Gürtel, der das hellen Leinenhemd um sein Taille herum zusammenzog und in dem der alte, einst an Bord der Sphinx zurückgelassene Degen baumelte und wandte den Blick in die Richtung, in der die Ruinen laut Beschreibung lagen. Und statt die Frage zu beantworten, was ihn in den Wald trieb, erwiderte er eine schlichten Gegenfrage.
"Warst du schon mal bei diesen Ruinen, von denen Aspen und Enrique sprachen?"
RE: deep within the forests - Skadi Nordskov - 01.04.2019
Skadi entgegnete seinen Worten mit einem schiefgelegten Kopf und schmunzelte - fast schon etwas bitter. "Du meinst, weil es Gitterstäbe braucht, um sich als solcher zu definieren?" Nicht, dass sie es Lucien ankreiden würde, sie nicht als "Opfer" der Szenerie zu empfinden, doch juckte seine Anmerkung unangenehm hinter ihrer Schädeldecke. Nichts zu sagen, käme einem Schuldeingeständnis gleich. Und auch wenn ihr durchaus bewusst war, dass dieser junge Mann das damit nicht zum Ausdruck bringen wollte, fühlte sie sich regelrecht dazu genötigt. Ihrem juckenden weiblichen Stolz zuliebe.
Für einen kurzen Moment verharrte sie in ihrer Position, spürte das angenehm kühle Wasser um ihre nackten Beine und zog die dunklen Augenbrauen zusammen.
"Mit Shanaya vor zwei Tagen."
Ihre Worte schwebten ungehindert über die spiegelglatte Oberfläche und brachen sich an der Silhouette des jungen Mannes. Nur langsam setzte sich Skadi in Bewegung, brach das Wasser mit ihren langen Beinen und spürte wie bereits die Nässe am unteren Ende des langen, weißen Hemdes zog, das sie noch am Leib trug. Hose und Stiefel lagen gut versteckt am Ufer unter einem dichten Farnenteppich.
"Bist du gerade auf dem Weg dorthin?" Mit einem letzten Schritt verließ die hoch gewachsene Nordskov die Kälte des Sees, benetzte die dunkle Erde unter sich mit Wasserperlen und wartete ein paar Herzschläge auf Luciens Antwort, ehe sie sich zum Rest ihrer Kleidung herumdrehen würde.
RE: deep within the forests - Lucien Dravean - 01.04.2019
„Nein, ganz und gar nicht.“, gab er halblaut zurück, gerade so leise, dass man glauben konnte, er redete eher mit sich selbst, und stimmte damit Kaladars Meinung durchaus zu, die unausgesprochen zwischen seinen Worten lag. Womit er seine Frage zuvor zudem als einfachen Test entblößte. Die Antwort hatte den Dunkelhaarigen schlicht interessiert und er war durchaus zufrieden mit dem, was er hörte. Und wer konnte besser nachvollziehen als er und Talin, was es hieß, ein Gefangener ohne Ketten und Gitter zu sein? Auf ewig eingepfercht in ein Leben, in das man nicht passte. Vielleicht war es das, was Piraten dazu brachte, zu werden, was sie eben waren. Jeden auf seine Weise.
Gedanklich wandte sich Lucien nun jedoch seinem eigentlichen Ziel zu: Den Ruinen. Während Kaladar aus dem Wasser stieg, nickte er schlicht bestätigend und beobachtete die kontrollierten, fast anmutigen Bewegungen seines Gegenübers mit leichtem Stirnrunzeln. Ihm war schon auf der Morgenwind die feminine Ausstrahlung des Jungen aufgefallen.. doch irgendetwas irritierte ihn daran. Er maß dem allerdings nicht allzu viel Bedeutung bei, ließ es auf sich beruhen und trat seinerseits aus dem Schatten der lichter stehenden Bäume. Nur ein, zwei Schritte näher, da er ja noch immer ein konkretes Ziel vor sich hatte und der Zwischenstopp eigentlich nicht geplant war. Und während Kaladar nach seiner restlichen Kleidung griff, wandten sich die grünen Augen bereits wieder in Richtung der Ruinen.
„Ich wollte mir das ganze mal selbst ansehen. Seid ihr auf was Interessantes gestoßen?“
RE: deep within the forests - Skadi Nordskov - 01.04.2019
Seine Worte waren kaum vernehmbar. Skadi vermutete ihre Bedeutung mehr anhand seiner Lippen, als dass sie tatsächlich etwas verstand. Doch das Lächeln auf seinen Zügen erkannte sie selbst aus dieser Entfernung. Offensichtlich gefiel ihm ihre Antwort. Womöglich noch mehr die eigentliche Geschichte dahinter, die sie ihm gerade heraus offenbarte. Sie war eine Gefangene ohne Ketten auf dem Schiff gewesen. Und bald sollte er erfahren, wieso. Doch wie diese Unterhaltung ausgehen würde, lag außerhalb ihrer Vorstellungskraft.
Raschelnd gab der Farn unter ihren Fingern nach und eröffnete den Blick auf den alten Langbogen und das dunkle Paar Stiefel. Wie Überbleibsel alter Zeiten thronten sie auf dem grünen Moos und hinterließen einen bitteren Geschmack in Skadis Gedanken. Fast schon beiläufig warf sie sich den Bogen über den Oberkörper, während sie, die Schnürsenkel ihrer Stiefel zusammenknotend, zu Lucien zurück lief und angesichts seiner Frage vorerst die Lippen verzog.
“ Wie man es nimmt. Die wenigen Überreste die es dort oben gibt, sind so verwittert, das die Inschriften nur schwer zu entziffern sind.“
Dennoch bezweifelte sie nicht, dass Shanaya sie binnen der nächsten Wochen entschlüsselt haben würde. Das Mädchen war intelligent und wohl weitaus belesener als sie selbst.
“ Die meisten Waffen, die dort oben liegen sind aber verrostet.“
Skadis Blick wandert aufwärts, als sie endlich aufschloss und das Bündel Stiefel an ihrem Gürtel befestigte. Sie hasste es, wenn ihre Hände und Füße nicht frei agieren konnten.
“Aber aller guten Dinge sind drei.“
Ein spielerisches Zucken durchfuhr ihre Augenbrauen. Selbst wenn die „nur“ etwas zum Jagen fand.
Und mit einem letzten Satz glitt sie an dem hoch gewachsenen Körper des Älteren vorbei und steuerte auf den Pfad zu, den sie noch vor ein paar Tagen eingeschlagen hatte.
RE: deep within the forests - Lucien Dravean - 01.04.2019
Lucien sah nicht zurück zu Kaladar, als dieser seine Sachen holte. Erst, als herannahende Schritte sein Kommen ankündigten, warf er ihm einen kurzen Seitenblick zu und registrierte dabei flüchtig, dass er seine Schuhe nicht anzog, sondern sie lediglich an seinen Gürtel knotete. Umso mehr wirkte er jetzt wie ein Jäger auf der Pirsch, der selbst die bloßen Fußsohlen zum Aufspüren der Beute und zum lautlosen Anschleichen benutzte.
Wenn er tatsächlich spontan den Entschluss gefasst hatte, auf die Jagd zu gehen – tja, dann würde recht schnell offensichtlich werden, dass ihm der junge Captain dabei eher hinderlich sein würde. Und bevor er zum eigentlichen Gespräch zurück kehrte, konnte er sich nicht davon abhalten, eben das laut auszusprechen.
„Solltest du darauf hoffen, unterwegs was zu Essen zu schießen, solltest du mich vielleicht nicht begleiten. Ich bin ein lausiger Jäger und vermutlich hört mich jedes Wild lange bevor wir überhaupt seine Spuren finden.“
Noch während er sprach, setzte er sich in Bewegung, sodass sie einen Sekundenbruchteil später schon auf gleicher Höhe liefen und die Richtung der Ruinen einschlugen. Ein kleines Lächeln lag dabei auf seinen Lippen und in seiner Stimme. Tatsächlich war er ein lausiger Jäger – wenn es nicht gerade um Frauen ging. Der 21-Jährige war eher ein Mann für's Grobe.
„Ich interpretiere deine Gesellschaft trotzdem einfach mal so, dass du mich begleiten willst. Wer weiß. Vielleicht finden wir doch noch irgendwas Interessantes. Wenn wir den letzten verwitterten Stein umdrehen.“
Nicht, dass er sich sonderlich Hoffnungen machte, einen sagenumwobenen Schatz zu finden. Aber er hatte auch einfach nur ein bisschen Lust, auf Entdeckungsreise zu gehen.
RE: deep within the forests - Skadi Nordskov - 01.04.2019
Sie schmunzelte unweigerlich als Lucien seine Bedenken aussprach und ihr die Vorstellung eines elefantösen Trevors in den Kopf pflanzte. Sicherlich mochte der Kapitän der Sphinx derzeit den Eindruck eines halben Hemdes erwecken, der wie ein Windhauch durch das Dickicht fegte. Doch Skadi hatte bereits auf der Morgenwind die Ansätze und letzten Überbleibsel seiner früheren Muskulatur gesehen und konnte sich vorstellen, dass der Dunkelhaarige wie die meisten Männer mehr fürs Grobe gemacht war.
Mit einem Grinsen fügte sie also die nachfolgenden Worte hinzu, während ihr Blick ihn vom Scheitel bis zur Sohle traktierte.
„Dann erspare ich es den wilden Raubtieren ein halbes Hühnchen zwischen die Zähne zu bekommen.“
Das dichte Blattwerk um sie herum raschelte, kaum dass einer ihrer Körper das grüne Dickicht streifte. Ihr Weg führte sie nur stellenweise über einen ausgetretenen Pfad und war immer wieder von einer dunklen Grasnarbe bedeckt.
„ Vielleicht. Und selbst wenn wir keinen Erfolg haben, wird das ein angenehmer Ausflug gewesen sein. Nach so langer Zeit auf einem Schiff kommt es mir manchmal vor, als sehne sich der Körper nach Erde und einem grünen Horizont.“
Wie zur Bestätigung ihrer Worte begannen die langen Zehen ihrer nackten Füße aufgeregt zu wackeln, während die Nordskov eine kleine Baumgruppe passierte und auf eine kleine Lichtung zusteuerte. Was sie jedoch unausgesprochen ließ, war die Tatsache, dass zumindest Lucien nicht mit leeren Händen zum Schiff zurückkehren würde. Skadi wusste noch nicht wann sie ihre Identität zur Sprache bringen würde, doch ihr war klar, dass dieser Ausflug die beste und einzige Gelegenheit wäre.
„Ich muss dir und deiner Schwester übrigens danken.“, erhob die Dunkelhaarige mit ernster Stimme und schob mit ausgestrecktem Arm einen dicht bewachsenen Ast zur Seite. Erst mit einem kurzen Seitenblick bedacht, wandte sie das gebräunte Gesicht dann gänzlich Lucien zu, ehe sie fortfuhr.
„ Auf eurem Schiff bleiben zu dürfen, zumindest vorerst, ist für mich keine Selbstverständlichkeit. Vor allem nicht mit dem Status eines ehemaligen Marinesergeants.“
Ihre Züge umspielte ein angewiderter Ausdruck. Sie selbst würde sich nicht als Teil der Marine sehen.
RE: deep within the forests - Lucien Dravean - 01.04.2019
Die offensichtliche, wenn auch eher vom Scherz begleitete Musterung entging Lucien nicht. Das anschließende Urteil nahm er mit Humor. Ein leises Auflachen entfuhr ihm und in den grünen Augen blitzte es amüsiert.
„Von mir wird man im Moment jedenfalls nicht satt.“, bestätigte er und ließ das Thema damit fallen. Sollte sich trotz allem die Gelegenheit ergeben, ein bisschen Fleisch für die ständig hungrige Meute der Sphinx zu organisieren, würde er natürlich sein Bestes geben und möglichst unauffällig bleiben. Vielleicht, indem er einfach stehen blieb und dem Jäger den Rest überließ. Das erschien ihm am erfolgversprechendsten.
Sie folgten einem schmalen Pfad, vielleicht einem Wildwechsel, doch der Dunkelhaarige achtete kaum auf den Weg, wich nur hier und da einem zu groß geratenen Ast aus, indem er sich darunter hindurch duckte oder ihn, es seinem Begleiter gleich tuend, zur Seite drückend.
Dessen Worte entlockten Lucien dabei ein leichtes, jedoch fast ein wenig entrücktes Lächeln. Denn bei ihm war das genaue Gegenteil der Fall. Sein ganzer Körper, jede Faser in jedem Muskel sehnte sich zurück aufs Meer. Er kannte seit über zehn Jahren nichts anderes, als das Gefühl eines gegen Wind und Wetter kämpfenden Schiffes und der Gewalt der Segel, die in einem Sturm an dem Tau in seiner Hand rissen. Die Wintermonate, die er auf seiner Heimatinsel hatte verbringen müssen, hatte er nur aus einem einzigen Grund überstanden, ohne vor Sehnsucht zu zerspringen. Und dieser Grund segelte nun mit ihm.
Er behielt diese Gedanken allerdings für sich und als Kaladar besagten Grund beim Namen nannte, kehrte die Belustigung auf seine Züge zurück. Sie traten zwischen den Bäumen hindurch auf eine kleine Lichtung und Lucien wandte den Kopf leicht zu seinem Begleiter, begegnete dabei dessen ernstem Blick. Und auch der Ekel, der kurz darauf die weiche Mimik verzog, entging ihm nicht.
„Wärst du ein wahrer Marinesoldat... hätte ich dich einfach erschossen.“, gab er unverblümt zurück und obwohl fast so etwas wie Gelassenheit in seiner Stimme lag, meinte er das bitterernst. Seinen Dank nahm er zunächst nur an. Er würde sich noch überlegen, ob er dafür eine Gegenleistung forderte, oder nicht. „Ich frage mich, wie du es auf diesem Schiff ausgehalten hast... du hasst die Marine ja fast mehr als ich.“
Sein Blick kehrte auf den Weg zurück, wanderte über die Lichtung, an deren Rand sie entlang liefen, und auch wenn Lucien in diesem Augenblick eher ins Blaue hinein riet, war er sich beinahe sicher, dass es der Wahrheit entsprach.
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