01.04.2019, 21:44
Da war es wieder, jenes altvertraute Gefühl, keinen Boden mehr unter den Füßen zu haben. Oder... nicht den richtigen. Seine Zeit in der Obhut der Marine – immerhin drei Jahre – hätte es ihm beinahe ausgetrieben, doch mit seiner Freiheit kehrte auch die Sehnsucht nach dem Meer mit aller Gewalt zurück. Stärker vielleicht, als je zuvor. Und in ihm reifte der Entschluss, nie wieder darauf zu verzichten. Nie wieder – nur über seine Leiche.
Nun war sie also wieder da, die Rastlosigkeit. Das Gefühl, nicht voran zu kommen. Es wurde wirklich Zeit, dass die Sphinx ablegte, erneut Segel setzte, auch wenn sie dafür kaum gerüstet zu sein schien. Zu seiner Erleichterung dachte Talin jedoch ähnlich, wenn auch aus anderen Motiven und so war Lucien an diesem Morgen zeitig aufgebrochen. Ein letzter Rundgang, mit den Ruinen als Ziel, von denen Enrique und Aspen gesprochen hatten. Bisher hatte er es nicht geschafft, sich diesen mysteriösen Ort genauer anzusehen.
Sein Weg führte den jungen Captain dicht an einem See vorbei, der nur wenige hundert Meter von der antiken Stätte entfernt lag. Er hatte zunächst beschlossen, das Gewässer einfach links liegen zu lassen, doch als sein Blick auf eine Gestalt am Ufer fiel, hielt er überrascht inne. Kaladar. Zehn, fünfzehn Schritte trennten die beiden Männer und doch erkannte Lucien das Lächeln auf den Lippen des anderen, das auch ihn unwillkürlich zum Schmunzeln brachte. Allerdings eher selbstzufrieden, als alles andere. „Du wirkst ziemlich zufrieden.“, stellte er fest. Laut genug, damit der Mann am Ufer ihn hören konnte. Und auch wenn keine Frage darin lag, hörte man doch sein Interesse heraus.