01.04.2019, 21:43
Am Morgen des 26. März 1822 | am See auf der Insel
Seit einer Stunde stand sie nun schon regungslos im Knie hohen Wasser des Seeufers und starrte auf den Wasserfall etliche Meter voraus. Zum ersten Mal seit Tagen, Monaten, wenn nicht sogar Jahren fühlte sie sich losgelöst. Fast als habe sie die Last ihres eigenen Körpergewichts verloren und schwebe nun irgendwo in den Baumwipfel über ihrem Kopf. Gestern hatte sie den ersten Schritt in ihre neue Zukunft getan und würde in den kommenden Tagen nicht mehr länger verstecken, was sie gerade unter dem weiten Stoff ihres Hemdes und ihrer Hose verbarg. Mitten im Nirgendwo stehend, ungesehen, ungehört und nur mit einem Stück Stoff von der Wahrheit getrennt.
Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Strahlte bis in ihre Augen, die hinter braun gebrannten Augenlidern verschwanden. Genüsslich streckte die Jägerin ihre Arme in die Luft, verknoteten sie über dem kurzgeschnittenen, schwarzen Haarschopf, der sich gen Himmel wandte. Wie sehr sie doch die ersten Sonnenstrahlen des Tages auf ihrer Haut genoss.