10.03.2019, 21:51
„Ich werde es mir merken.“, antwortete der Dunkelhaarige mit einem spöttischen Schmunzeln auf den Lippen. Er war sich ziemlich sicher, dass ihm diese Information noch das ein oder andere Mal nützen würde. Wahrscheinlich ungefähr genauso oft, wie Shanaya sich entschied, der Verlockung des Essens doch nicht nachzugeben, weil sie schlau genug war, um zu wissen, dass sie ihm damit in die Hände spielte.
So oder so nahm er aus dem, was sie sagte, noch das ein oder andere mehr mit. Zum Beispiel, wie sie es genoss, wenn er sie berührte. Er ordnete das Ganze zwar eher in die Kategorie übertriebenes Süßholzraspeln ein – vielleicht, um ihm das Gefühl zu geben, sie rum gekriegt zu haben – aber Tatsache war, dass es trotzdem stimmte. Ein Teil von ihr genoss seine Nähe unleugbar.
Lucien ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern richtete den Blick auf das Innere des Fleischwarenstandes. Schräg rechts hinter dem kräftigen Händler hing ein gut durch gegartes Ferkel auf einem Spieß, den Rücken nach unten, dem Feuer entgegen gedreht. Dessen aufsteigende Hitze verbreitete den Duft von gebratenem Fleisch, der längst den ganzen Stand umgab und nun auch ihn lockte. Hungrig war Lucien eigentlich nicht – aber wer sagte bei einer solchen Gelegenheit schon nein? Immerhin wusste man im Grunde doch nie, wann man das nächste Mal etwas richtig Gutes zwischen die Zähne bekam. Wenn es beschissen lief, lagen drei Jahre Gefängnis zwischen diesem Mittagessen und der nächsten ordentlichen Portion Fleisch. Also schloss er sich Shanayas Wahl an.
„Ich nehme das gleiche. Die junge Dame spendiert bestimmt.“
Ganz der Kavalier. Das schien auch der Fleischer so zu sehen, denn er gab ein halb amüsiertes Schnauben von sich und wandte sich um, um ihren Wünschen nachzukommen. Ihm konnte es schließlich herzlich egal sein, von wem er seinen Lohn erhielt. Während dessen wanderte der Blick des 21-Jährigen zu seiner Begleiterin.
„Was nun, kleine Sirene? Schauen wir uns gleich nach dem nächsten...“ Er hielt kurz inne und warf dem Händler, der sich an seinem Ferkel zu schaffen machte, einen gut gelaunten Seitenblick zu. „Schnäppchen um, oder sehen wir erst mal nach, was uns das letzte so eingebracht hat?“
Recht wäre ihm beides. Aber die kleine Imbisspause bot sich doch hervorragend dafür an, mal kurz einen Blick in ihre Beutetasche zu werfen.
Nur zwei Minuten später standen zwei Schalen dampfenden Fleisches vor den beiden Piraten auf der Theke und Lucien lief das Wasser im Mund zusammen.