17.02.2019, 13:26
Seine Haut kribbelte dort, wo sie ihn berührt hatte. Er spürte die Wanderung ihrer Finger noch immer, die Wärme ihrer Hand an seinem Hals, und durch sein Blut rauschte eine toxische Mischung aus Abenteuerlust und Verlangen. Wieder saß ein kleines, verräterisches Schmunzeln in seinem Mundwinkel. Doch so sehr ihm der Rausch augenscheinlich gefiel, so eiskalt ignorierte er die fleischlichen Begierden seines Körpers. Einfach, weil Shanaya etwas anderes von ihm erwartete und er die kleine Selbstfolter genauso genoss, wie das Gegenteil davon.
Die Straße blieb – bis auf die obligatorischen Menschenmassen – leer. Kein Soldat kam zurück, um nach dem Rechten zu sehen oder sich zu vergewissern, dass sie nicht einfach an ihnen vorbei gelaufen waren. Zumindest im Augenblick nicht. Es darauf ankommen lassen wollte Lucien allerdings auch nicht und zögerte deshalb nicht lange.
Als sie sich in die Richtung wandten, aus der sie gekommen waren, lenkte Shanaya seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Er wandte den Kopf, begegnete ihrem vielsagenden Blick und schmunzelte.
„Weniger, als du ahnst.“ Und das war die staubtrockene Wahrheit dahinter. „Und wenn ich nur nach Badehaus duften muss, damit du den Verstand verlierst...“
Das Ende des Satzes ließ er mit einem kleinen Zwinkern offen. Er hätte die Schwarzhaarige daraufhin los gelassen, doch einen Bruchteil bevor er das tun konnte, wechselte sie plötzlich die Richtung. Oder anders gesagt schien sie plötzlich ein Ziel zu haben, wo es vorher noch keines gegeben hatte: Ein Stand mit warmen Essen.
Unwillkürlich lachte der Dunkelhaarige auf, ließ Shanaya nun doch los, folgte ihr allerdings ohne Widerspruch. Zumindest fast:
„Wieder mal ein kleiner Imbiss? Wenn schon kein Obstbaum in der Nähe ist?“
Der Händler schien ihr Interesse sofort zu bemerken und winkte ihnen fröhlich zu, doch näher zu treten. Ein kleiner, runder Kerl mit hellgrauem Haar, einem freundlichen Gesicht und Backenbart. Wäre er ungefähr zwei Meter groß, hätte er Lucien wahrscheinlich an den Wirt aus seinem Heimatdorf erinnert.
„Ihr seht aus, als könntet ihr ein bisschen mehr auf den Rippen vertragen!“, begrüßte er sie überschwänglich und maß den Dunkelhaarigen dabei mit einem prüfenden Blick, bevor er sich an Shanaya wandte. „Ich habe feinstes Fleisch von den östlichen Höfen hier, gerade heute morgen eingetroffen! Wie wäre es mit einer kräftigen Kalbssalami? Oder Lende, vom Jungbullen? Einen Teller Spanferkel auf die Hand? Frisch über dem Feuer geröstet!“