15.02.2019, 22:52
Als er ihm die Hand so vorbehaltlos entgegen streckte, war Lucien sich nicht sofort im Klaren darüber, was diese Geste für Greo bedeutete. Das sickerte erst in dem Moment wirklich zu ihm durch, als sein Gegenüber mit solidem Druck einschlug und dem jungen Captain ein flüchtiges Lächeln entlockte. In den tiefgrünen Augen lag eine neugierige Distanz und für einige Sekundenbruchteile nutzte er die Zeit, um den Mann mit dem Hut genauer zu mustern. Dann, ohne sichtbar zu einer Erkenntnis gelangt zu sein, ließ er ihn los und richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die Ladung. Ein nachdenkliches Nicken folgte auf Greos Worte, dem er in diesem Punkt leider zustimmen musste.
„Bin ich leider auch nicht. Die Sphinx unterscheidet sich in ihrer Konstruktion von so ziemlich jedem anderen Schiff, dem ich bisher begegnet bin.“ Noch während er sprach, fuhr sich Lucien mit der Hand durch die dunklen Haare, ließ den Blick dabei schweifen.
Nichts desto trotz hatte er eine Idee, was die Verteilung der Fracht anging. Der kleine Dreimaster lag flach auf dem Wasser – wie die platten Steine, die er als Kind über den Bach hatte springen lassen. Sie brauchte also mehr Gleichmäßigkeit als die Schiffe mit Kiel, die in der Ersten Welt normalerweise gebaut wurden. Sie durfte weder zu hecklastig und schon gar nicht zu buglastig sein... Theoretisch. Ansonsten mussten sie eben wieder umräumen.
Der junge Captain wandte sich um, folgte Greo schließlich langsam und blieb knapp zwei Schritte entfernt neben einer anderen Kiste stehen. Eine Hand oben auf dem Holz und dem Fuß an der unteren Kante schob er das Behältnis ein Stück zur Seite und nickte beiläufig auf den Vorschlag seines Gegenübers.
„Gute Idee. Die vier Fässer nehmen wir gleich mit nach oben. Eine Quelle haben Shanaya und ich gestern gefunden. Wir müssen sie also nur noch ausbrennen, dann können wir sie wieder voll machen. Und was wir hier unten an Holz finden...“ Er hielt kurz im Satz inne, bückte sich und zog einen kleinen Stapel loser Bretter aus dem toten Winkel hinter den Kisten hervor. „...sammeln wir am besten auf zwei Stapeln. Alles, was morsch ist, kann der Smutje für den Ofen haben. Der Rest lässt sich vielleicht noch verwerten. Bestenfalls finden wir dafür auch mehr Werkzeug...“
Der letzte Satz klang etwas pessimistischer, als gewollt. Allerdings musste Lucien sich durchaus eingestehen, wie schlecht das Schiff ausgestattet war. Ob ihm das nun gefiel oder nicht.
Er warf die Bretter Richtung Kran und wandte sich wieder Greo zu.
„Was genau ist in der Ladung, die du noch oben hast?“