01.01.2019, 20:28
Die schwarzhaarige Frau regte sich kaum, als Scortias auf sie zu wartete. Lediglich eine leichte Kopfbewegung schienen seine Schritte bei ihr auszulösen. Er hoffte, dass er sich gerade nicht störte. Naja, in dem Fall würde er halt zurück ins Wasser gehen und sein Tauchen verbessern. Erst als Scortias sich setzte, schien sie ihm auch das zweite Auge zu widmen. Ihr Blick, soweit er es sagen konnte, schien weder verärgert, dass er sie irgendwie gestört haben würde, noch begeistert, dass er zu ihr gekommen war. Er wirkte eher neutral, so wie ihn die meisten Menschen ansahen. Die Haare des Jungen lagen strähnig durch die Nässe auf dem Kopf und fielen teilweise über die Augen. Teilweise perlten auch noch Tropfen an seinem halb kindlichen, halb männlichen Körper herab. Eine Grundbräune hatte er von Natur aus, aber die Wochen auf der Insel hatten ihn wirklich recht dunkel werden lassen.
Er selber betrachtete die junge Frau wohl etwas genauer als sie ihn, denn er fand schon, dass sie sehr hübsch war. Diese schwarzen Haare und dazu der Kontrast der blauen Augen, das hatte etwas sehr anziehendes auf ihn. Zumal sie auch noch ein sehr hübsches Gesicht hatte, was es durchaus schwer machte, seine Augen von ihr zu nehmen. Dass seine Hose weiß war und gerade nass geworden ist, das störte Scortias nicht wirklich. Für diese Art von Scham hatte er auf einem Schiff keine Zeit, obwohl ihm aufgefallen war, dass er sich darum mehr Gedanken machte, als noch vor einem Jahr und das auch eher in Anwesenheit von Frauen.
Ihre Gedanken konnte Scortias nicht erahnen, aber so sehr achtete tatsächlich niemand darauf, wie alt er ist. Egal worum es ging, hatte er schon viel erlebt, was überwiegend erwachsene Männer erlebten. Rum, Frauen, Arbeit, Strafen, Worte und vieles mehr. Da machte man kaum einen Unterschied. Aber er selber sah sich auch als ein Mann an. Schließlich war er ein Pirat und schon lange selbstständig und auf sich allein gestellt gewesen. In den Straßen von Aelinos musste selber dafür sorgen nicht in der Gosse zu sterben. Deswegen kam er auch sehr gut damit zurecht, wenn niemand zwischen ihm und einem vollwertigen Erwachsenen unterschied. Und trotzdem gab es Momente, wie bei der Anwesenheit von Feuerbart, dass es mal schön war, wenn sich jemand um einen kümmerte und beschützte. Aber das würde er nicht zugebe, schließlich war er doch ein Seemann.
Die junge Frau nannte ihren Namen, woraufhin Scortias nickte und etwas grinste. “Weiß nicht genau. Bis jetzt war sie eher ein Gefängnis für uns.“ antwortete er und hob die Schultern kurz an. “Eigentlich ist es schön hier, aber … wenn man hier fest sitzt, dann halt nicht mehr so.“ erklärte er, wie er es meinte. „Und was ist mit Dir?“ fragte er dann und legte den Kopf etwas schief. “Suchst Du die Ruhe. Ich finde dass es auf dem Schiff oft recht hektisch ist und man selten für sich allein sein kann.“ Ja, das war ihm schon oft aufgefallen. Private Momente hatte man nur selten. Es schien so, als würde immer irgendwo jemand sein.