16.12.2018, 20:30
Ja, wie schon erwartet: Ihr unbeugsames Selbstbewusstsein widersprach ihm ohne zu zögern. Sie musste es nicht einmal laut aussprechen, damit Lucien das erkannte. Ihr Blick sagte alles. Dieses 'als könnte mir eine davon das Wasser reichen' in ihren blauen Augen, das ihn ein weiteres Mal amüsiert schmunzeln ließ. Aber da Shanaya nichts mehr dazu sagte, ließ auch er das Thema mit einem hintergründigen Lächeln fallen.
Sein Blick folgte dem ihren kurz zu dem Stand, ehe die grünen Augen zu seiner Begleiterin zurück kehrten. Wie selbstverständlich passte er sich wieder ihrer Geschwindigkeit an, wurde selbst langsamer. Wie das Anpirschen am Anfang der Jagd. Und obwohl er dank ihres abschätzenden Blickes zum Verkaufsstand wusste, dass sie bereits auf der Lauer lagen, konnte er sich ein recht dreistes Grinsen und einen selbstzufriedenen Blick in ihre Richtung in diesem Moment nicht verkneifen.
„Gut zu wissen, wenn du dich stattdessen vor mir ausziehst. Damit bin ich also kein 'beliebiger Typ'.“ Eine Feststellung. Keine Frage, geschmückt von einem kleinen, verborgenen Lachen in seinem Unterton. Ein nettes Kompliment... In den grünen Augen blitzte es erneut frech, als die Schwarzhaarige sich schwungvoll umwandte, rückwärts weiter lief und ihn dabei ansah. Keinerlei Überraschung erschien auf Luciens Zügen, kaum dass sie nach seinem Arm griff. Geradezu widerstandslos ließ er sich in ihre Arme – und das darauf folgende kleine Theaterstück ziehen.
Sie stießen gegen den Verkaufsstand, die Schwarzhaarige eingekesselt zwischen der Auslage und dem 21-Jährigen, der wie selbstverständlich jede Distanz überbrückte, seinen Körper an den ihren drückte, bis sich ihre Gesichter auf fast schon vertraute Art und Weise nahe waren. Shanaya intensivierte diese Nähe nur noch, indem sie die Arme um seinen Hals legte und ihn küsste.
Er hätte sich wahrscheinlich ablenken lassen, sich völlig in diesem Moment verlieren können – wenn er nur gewollt hätte und nicht noch gesättigt von seiner Zeit in diesem Bordell gewesen wäre. Doch jetzt verfolgte er ein ganz anderes Ziel: Die Schwarzhaarige hatte ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben, worauf sie es abgesehen hatte und als sie ihn küsste, legte er die Hände an ihre Taille, zog sie mit spürbarem Druck fester an sich.. nur um sie auf der einen, vom Standbesitzer abgewandten Seite, wieder loszulassen.
In diesem Moment löste Shanaya den Kuss, hob den Blick zu ihm und in den tiefgrünen Augen leuchtete es vergnüglich.
„Wenn das so weiter geht, fange ich an, mich daran zu gewöhnen.“, gab er ebenso leise zurück. Und wenn man sie nur von weitem betrachtete, musste das wie das leise Getuschel zweier Liebenden wirken.
Abgeschirmt durch ihre Körper griff Lucien einfach nach einem der ungeschützt herumstehenden Säcke und ließ ihn in die offene Tasche seiner Komplizin gleiten. Gleichzeitig streiften seine Lippen erneut die ihren. Nur kurz, bevor er sie wieder fest küsste – und nach dem zweiten Beutel griff.
„Hmm hm... Entschuldigen Sie, meine Dame. Der Herr?“