13.12.2018, 01:31
Es war amüsant, wie breit sich das Lächeln auf Liams Zügen abzeichnete, als sein Blick den ihren kreuzte. Fast als erkenne er eine geliebte Freundin inmitten heiterer Gestalten. Dabei hatte ihre erste Begegnung unter keinem guten Stern gestanden und war in multipler Hinsicht blutig ausgegangen.
"Jep. Habe heute Abend Ausgang.", glitt es mit sarkastischem Tonfall aus der Nordskov heraus, während sie bereits den Rand des Krugs an die Lippen hob.
Zugegeben hinkte der Vergleich absolut nicht und auch Liam, der weder sie noch Enrique gut kannte, wüsste sicherlich worauf sie sich mit dieser Aussage bezog. De Guzman führte sich eben manchmal auf wie ein Aufpasser und großer Bruder - schlimmer noch als ihr eigener Vater zu seinen besten Zeiten. Und dabei war er es doch, der mit seinem aufbrausenden Temperament zunehmend unvorsichtiger wurde und von IHR gebändigt werden musste.
"Also verrate mich nicht. Ich musste mich sogar nach der Sperrstunde vom Schiff schleichen."
Mit einem tiefen Zug aus dem dunklen Humpen ließ sich der hoch gewachsene Körper schließlich gegen den Rand des Marktbrunnens gleiten und beobachtete die immer noch ausgelassene Meute. Kaum jemand schien sich an der Tatsache zu stören, dass die Musik des Künstlers bereits verklungen war. Fast schien es als erhob sich ein leiser Singsang in der Menge, den Skadi bei Liams Worten jedoch wieder gänzlich ausblendete.
"Ich brauchte etwas Ablenkung...", gestand sie emotionslos und musterte den Dunkelhaarigen aus den Augenwinkeln. Worauf auch immer er sich bezog - sie entgegnete ihm mit einem amüsierten Zucken der Mundwinkel. Es gab viele Dinge, die man um diese Uhrzeit tun konnte. Und abgesehen von den frivolen Gedanken, zählte auch ein hübscher kleiner Diebstahl oder Mord dazu.
"Was eigentlich eine Schande ist, wenn man bedenkt wie gut du spielst."
Für einen Laien wie sie war das Spiel des jungen Mannes ein Meisterwerk. Ganz gleich ob er es genauso sah oder nicht, würde Skadi ihre Meinung diesbezüglich nicht revidieren. Ein gewisses Talent war den langen Fingern nämlich kaum von der Hand zu weisen.
Geräuschvoll stieß der braune Tonboden gegen die steinerne Oberfläche der Mauersteine, als Skadi den Krug zur Seite stellte und die Hände rücklings über den Rand des Brunnens schob. Gefolgt von einem fast lautlosen Rascheln ihrer Leinenhose, als sich der hochgewachsene Körper der Nordskov binnen weniger Sekunden auf dem kühlen Gestein niederließ. Die Füße gegen den Backstein gepresst, saß die Jägerin nun neben dem Musiker und machte kaum den Anschein als fühle sie sich unwohl. Ein Eindruck den man all zu schnell gewann, wenn man bewusste Distanz mit Verunsicherung verwechselte.
"Du spielst in den letzten Tagen oft hier, richtig?"
Fast beiläufig wandte sich der dunkle Haarschopf herum und brachte die Spitze ihres kurzen Zopfes zum Tanzen.