02.12.2018, 21:22
Die Musik verklang über ihrem Kopf und hinterließ ein heiteres Gewirr aus Gelächter und Stimmen. Buntes Licht flackerte vor ihren Augen, tanzte ebenso ausgelassen wie die vor Glück oder Substanzen berauschten Körper um sie herum, die kaum eine Notiz von ihr nahmen. Bereits der ganze Abend war ausgelassen an ihr vorüber gezogen, während Skadi einem Schatten gleich durch die Straßen geschlichen war. Doch ihre Aufgabe war wichtiger gewesen als das hier. Schließlich brachte diese Ausgelassenheit keine geplatzten Träume mehr zurück. Trocknete keine vergossenen Tränen und wenn dann nur für die wenigen Stunden, in denen der Rausch anhielt. Das dumpfe Gefühl würde bestehen bleiben, das Gefühl von Missbrauch und Minderwertigkeit, das sich wie Feuer durch Skadis Magen bohrte.
Sie würde den Mann innerhalb der nächsten Tage zur Rechenschaft ziehen. In spüren lassen, wie es sich für die Mädchen anfühlte, denen er nachstellte. Auf ihre unkonventionelle Weise, die niemanden zu interessieren hatte. Das Gesetz kannte nur eine Art und Weise mit dieser Situation umzugehen und die entsprach ganz sicher nicht ihrem Sinn von Gerechtigkeit.
Für heute hatte sie jedoch genug gesehen. Ausreichend über ihn und seinen Alltag erfahren, um am morgigen Tag mit ihrer Planung zu beginnen.
Mit einem tiefen Seufzen zwängte sie sich also an den tanzenden Paaren vorbei, auf dem Weg zu einem der Schankstände. Bestellte sich ein kühles Blondes und ließ den Blick zum Trupp der Musiker wandern. Erst im letzten Moment erkannte sie das Gesicht an der Geige, drehte sich zum Mann am Tresen zurück und verschwand mit zwei Humpen in der Hand in Richtung "Bühne".
"Sieht aus als könntest du etwas hiervon vertragen."
Mit einem halben Lächeln auf den Lippen reichte Skadi dem verschwitzten Musiker den Krug in ihrer Rechten und musterte seine Kollegen mit einem kurzen Seitenblick. Sie hatte Liam bereits gestern auf dem Markt spielen gesehen, jedoch weder die Zeit und noch das nötige Interesse gehabt, ihm ausgiebig zu lauschen. Kurz nippte sie an ihrem Bier, ehe sie ihren Blick über die lachenden Gestalten in ihrem Rücken zu Liam zurück wandte. Hatte er nicht dieses kleine Katzen ähnliche Haustier? Gott, beim bloßen Gedanken daran, stellten sich ihr die Nackenhaare auf. Nicht, dass sie diesen Vierbeinern nichts abgewinnen konnte, doch ihre Erziehung und ihr Glaube machten diese Wesen zu einer gefährlichen Spezies. Katzen - so sagte man - blickten tief in die Seele eines Menschen. Und diese Vorstellung war ebenso Furcht einflößend wie beneidenswert.