Ich treffe was, was ihr nicht trefft

[Shanaya Árashi]

Niemand nahm ihr die Klinge ab, nicht einmal der Dieb selbst. Hätte sie ihm das Messer einfach ins Gesicht werfen sollen? 'Hier, nimm!' … Das hätte ihm sicher gefallen. Aber er ignorierte sie nun komplett und die Schwarzhaarige hob die Klinge so, dass sie nun vor ihrem eigenen Gesicht nach links und rechts schaukelte. Sie wollte dieses Ding nicht haben. Einen Moment überlegte sie, sie Talin zu zuwerfen, verwarf diesen Gedanken jedoch mit einer grüblerischen Miene. Die blauen Augen so konzentriert auf die Klinge lauschte sie nur halbherzig den Gesprächen der anderen, schelte nur kurz zur Seite, wenn ihr Name genannt wurde. Aber da sie nicht direkt angesprochen wurde, hob sie nun den Arm, schloß ein Auge und schielte mit dem anderen über die Klinge, die sie nun auf den Mast gerichtet hielt. Während die anderen also munter quatschten, versuchte die junge Frau abzuschätzen, wie ihre Chancen standen. Ryan stellte sich vor – Liam und Talin sprachen über etwas, was der Katzenmensch tat – und sie blieb vollkommen konzentriert. Lediglich die Klinge drehte sie leicht hin und her, gab ein leises Brummen von sich – als plötzlich ein weiterer Dolch auf die Zielscheibe zuflog. Ein Auge weiterhin geschlossen haltend schielte das zweite ein wenig zur Seite – wo Lucien noch die linke Hand sinken ließ, was Shanaya leicht eine Augenbraue heben ließ - als wenige Herzschläge später eine Aufforderung folgte. Da sie nun direkt angesprochen wurde, drehte sie sich mit einer ruhigen Bewegung ganz zu Lucien herum, konnte den Dieb aus den Augenwinkeln wegtreten sehen, konzentrierte sich aber weiterhin mit einem Auge auf das grünäugige Ekelpaket. „Dreh dich ein bisschen zu mir, dann zeige ich dir meine hervorragenden Wurfkünste.“ einen Fuß setzte sie in seine Richtung, mit dem anderen sicherte sie ihren Stand, holte ein bisschen aus, als wolle sie tatsächlich werfen. „Du wirst dich nicht halten können vor Begeisterung und deine Feigen von allein fallen lassen.“ Ihre Stimme klang deutlich amüsiert, das Lächeln auf ihren Lippen untermalte dieses nur noch. Die anderen blendete sie für einen Moment aus.

[Lucien Dravean]

Neben ihm setzte Ryan sich plötzlich in Bewegung. Ryan, der Dieb, der versucht hatte, das Schiff zu stehlen. Talin hatte ihrem Bruder längst von ihm erzählt und dieser sah sich in seiner Vermutung, wen er da vor sich hatte, nun bestätigt. Allerdings war an 'dieser schweigsame, mürrisch guckende Kerl mit der Kapuze und dem blinden Auge' nichts wirklich uneindeutig. Lucien verfolgte den Weg des Mannes kurz aus dem Augenwinkel, blieb zuletzt jedoch an Talin hängen, die schon wieder mit stänkern anfing. „Ich bin immerhin auch etwas aus der Übung, hab ein bisschen Mitleid!“, forderte er gespielt beleidigt ein wenig Milde und unterdrückte den Drang, sie mit einer der Feigen zu bewerfen. Stattdessen wandte Lucien sich wieder seinem eigentlichen Interesse zu. Gerade als Shanaya sich ihm direkt zuwandte, scheinbar auf seine Aufforderung ein ging... allerdings nicht mit der Holzscheibe als Ziel. Oha. Wieder ein Test? Unwillkürlich erschien ein herausforderndes Leuchten in den grünen Augen und um seine Mundwinkel zuckte ein freches Grinsen. Wie geheißen drehte er sich ihr ganz zu, hakte den Daumen der freien Hand in seinen Gürtel und erwiderte ihren Blick gelassen. „Na dann? Ich bin gespannt.“ Er hob die freie Hand, in der die übrigen zwei Feigen lagen und biss von einer die Hälfte ab, ohne Shanaya dabei aus den Augen zu lassen. Natürlich konnte er sich auch vollkommen irren und sie rammte ihm den kleinen Dolch jetzt einfach in die Brust, aber... irgendwie hatte er seine Zweifel daran, dass sie so ein Typ Mensch war. Das würde sich ja gleich zeigen.

[Ryan Black]

Zwar hörte der Dieb Talins Einwand, erwiderte jedoch nichts darauf. Er hob die Hand nur in die Höhe und winkte lediglich ab. Was hatten nur alle immer? Machte er wirklich jedes Mal den Eindruck als müsse er auf Teufel komm raus beschäftigt werden? Es waren schließlich Liam, Lucien und Talin gewesen, die sich zu Shanaya und ihm gesellt hatten. Er hatte lediglich versucht ein bisschen seine Zeit zu vertreiben.
Na was soll's. Immerhin musste Ryan sich gerade ganz anderen Problemen stellen. Nämlich seine plötzliche, unerwartete Anspannung zu entschlüsseln.

Die Kombüse war zum Glück leer - misstrauische Blicke von Rayon oder irgendjemand anderem konnte er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Suchend zog Ryan diverse Schränke auf und suchte nach etwas zu trinken. Viel Auswahl an nicht-alkoholischen Getränken gab es auf Schiffen allerdings nie und so kam es das er nur diverse Wein- und Rumflaschen fand. Er könnte maximal Tee kochen... Suchend wanderte sein Blick durch die Kombüse und blieb unerwartet an den Kaffeebohnen hängen. Sollte er zumindest für sie vielleicht...? Na auf gar keinen Fall! Seufzend fuhr sich Ryan mit der Hand durch sein schwarzes Haar, sodass es in alle Himmelsrichtungen Abstand.

Kurz darauf setze er nach seinem inneren Konflikt doch Wasser auf, mahlte die gerösteten Bohnen fein und wartete bis es kochte. Dabei lehnte er mit der Hüfte am Tisch und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ryan kannte Kaffee schon aus seiner Vergangenheit... Zwar galt das Getränk auf Logon als 'flüssiges Gold' und war somit nur dem Adel oder ziemlich reichen Bürgerlichen vorenthalten, aber Robin war es das Geld Wert. Falls er überhaupt dafür bezahlte und nicht einfach irgendwen bestach. Umso sicherer war der Dieb nun jedoch in der Zubereitung von Kaffee.

Nur einige Momente später war das wohlduftende Getränk fertig und stand vor ihm auf dem Tisch. Er nahm die Tasse in die Hand und legte nachdenklich die Stirn in Falten.

"Bei allen sieben Welten, was hab' ich mir denn dabei gedacht?!" , knurrte er leise und dunkel zu sich selbst, hob die Tasse an die Lippen und trank einfach selbst davon!

Er würde sich mitnichten die blöse geben und Talin vor den Augen aller eine Sonderbehandlung zukommen lassen.

(Selbes Spiel wie die Male davor - am Handy ist's einfach ein bisschen schwerer nochmal selbst Beta zu lesen^^)

[Liam Casey]

Ein dankbares Lächeln legte sich auf seine Züge, als Talin sichtlich begeistert war von dem, was er aufs Pergament gezaubert hatte, dabei war es wirklich bloß eine Zeichnung aus Langeweile gewesen. Unter seiner Hängematte bewahrte er die restlichen Dinge auf, die entweder ebenso Zeitvertreib gewesen oder zum Verkauf gedacht waren. Darunter auch einige kurze Kinderbücher, Märchen oder Fabeln, die er zu Papier gebracht hatte.

„Danke, aber ich bleibe dann doch lieber bei Kindergeschichten statt Todgeweihter.“, lachte er, selbst wenn das letzte Wort aus seinem Mund irgendwie ironisch klang. „Besser Kaffee als Rum, hm? “ Eine wahrscheinlich recht wahre Mutmaßung.

Als Ryan an ihnen vorbeischritt, sah er ihm lediglich hinterher, während Talin ihn überreden wollte, stehenzubleiben. Kurz huschten deine Augen zu ihrem Gesicht, ehe er selbst die Lippen zu einer kurzen Grimasse verzog.

„Komischer Kautz.“

Es lag keine Wertung in seiner Stimme und war mehr als Feststellung gedacht.

[Talin Dravean]

„Ziemlich komisch, ja.“ meinte Talin bestätigend zu Liam, während sie Ryan mit einem leichten Stirnrunzeln hinterher sah. Mit einem Kopfschütteln zuckte sie die Schultern und wandte sich mit einem Lächeln wieder dem Künstler zu. Aus dem Augenwinkel sah sie noch einmal zu Lucien und Shanya, ließ die beiden aber in Ruhe spielen.

„Du zeichnest also Kindergeschichten? Das ist irgendwie sehr niedlich. Ich würde sie mir gern angucken.“

Sie spürte einen kurzen, altbekannten Stich im Herzen, wie von einer Wunde, die schon lange vernarbt war, aber immer noch manchmal zwickte, wenn man sich falsch bewegte. Vielleicht kam ihr deshalb die Idee, die sie kurz danach mit einem Lachen aussprach.

„An sich ist Kaffee immer besser, weil man einfach viel klarer denken kann, als mit Rum. Aber ich denke für heute können wir da auch eine Ausnahme machen.“

Sie zwinkerte Liam zu, stand auf und drehte sich in die gleiche Richtung, in die Ryan gegangen war.

„Ich helf Ryan mit dem Rum,“ sagte sie über die Schulter zu ihrem Bruder und Shanaya und huschte damit Richtung Kombüse.
Dort angekommen sah sie, wie der Dieb gerade einen Becher an die Lippen führte. „Fängst du schon mit dem Trinken ohne uns andere an?“

[Ryan Black]

'Komischer Kauz'.

Wenn Ryan diese Aussage gehört hätte, hätte er vermutlich laut aufgelacht! Natürlich war er das... Und das war ihm auch durchaus bewusst... Aber was wollte man von einem Mann auch erwarten, welcher von der Gosse groß gezogen wurde? In seinem ganzen Verhalten war er ein Sonderling. Allerdings störte es ihn nicht wirklich - was man unschwer an seiner sonst so Arroganten und Überheblichen Art deutlich spürte.

Allerdings bekam er davon ja gar nichts mit und gerade als Ryan in der Kombüse beschloss den Kaffee einfach selbst zu trinken, wurde er in seinen Gedankengängen zu Talin unterbrochen. Er ließ den Becher mit dem heiß dampfenden Getränk sinken und hob den Kopf.

Und hiermit ging dann wohl dieser Rückzug geschmeidig nach hinten los.

Der Dieb blieb Talin einige endlos lange Sekunden eine Antwort schuldig in der sich Schweigen zwischen ihnen ausdehnte, während sein kühler und distanzierter Blick ihr Gesicht musterte. Warum in allen Welten war es so verdammt schwer eine Regung darin zu lesen?! War sie nun genervt? Oder gar verärgert?  Im nächsten Moment jedoch konnte man sehen wie er die Zähne zusammen bis, da sich seine Kiefermuskulatur angespannt bewegte. Denn eine neuerliche Frage schoß ihm durch den Kopf: Warum sollte es für ihn überhaupt von Intresse sein, zu wissen was in ihr Vorging?

"Kaffee.", antwortete er schließlich doch kurz und knapp, stellte die Tasse auf dem Tisch ab welcher Talin und Ryan voneinander trennte und schob das schwarze Gebräu zu ihr herüber. "Probier' ruhig.", aus irgendeinem Grund zuckte sein Mundwinkel nun doch amüsiert, sein Blick allerdings blieb weiterhin unterkühlt, was dem ganzen nur einen ziemlich diabolischen Anstrich verlieh. Vermutlich wäre es deshalb nicht verwunderlich, wenn Talin davon ausgehen würde, er hätte irgend etwas in den Kaffee gemischt um sie zu vergiften.
Tatsächlich wusste der Dieb jedoch einfach nur was man bei Kaffee alles richtig - und was man noch viel mehr falsch machen konnte.

[Shanaya Árashi]

Shanaya nahm aus den Augenwinkeln die Bewegungen der anderen wahr, ließ de Blick jedoch fest auf Lucien gerichtet. Sie brauchte nur einen kurzen Moment. Ihr Ziel wandte sich ihr jedoch erst einmal ganz zu, tat so, als würde sie mit einem Stück Stoff auf ihn zielen. Aber irgendwie hatte sie genau das erwartet. Er war keine dieser Memmen, die jetzt schon weinend unter Deck verschwunden wären. Ob er wohl – wenigstens einen Moment – geglaubt hatte, sie würde das Messer werfen? Sie wusste es nicht, hielt die hellen Augen jedoch aufmerksam auf den Mann gerichtet. Er biss von einer Feige ab – oh, wie er sie provozieren wollte! Seine Haltung blieb entspannt – und für einige Momente blieb die Schwarzhaarige skeptisch, ob der richtige Moment sich bieten würde. In ihrem Kopf sponnen sich schon die nächsten Ideen zusammen, als Talin sich aufmachte, um dem Dieb zu folgen. Das war ihre Chance – vielleicht ihre einzige! Also blickte sie weder der Blonden hinterher, noch glitt ihr Blick zu Liam. Ihre Hand umfasste den Knauf der Klinge ein wenig fester – der blaue Blick fixierte Lucien genau. Es war nur eine kleine Regung in seinem Gesicht, in seinen Augen, die Aufmerksamkeit, die einen Moment von ihr umgelenkt wuurde und die sie keine Sekunde länger zögern ließ. Mit einem schnellen Schritt war sie näher an dem Dunkelhaarigen, hob die Klinge, um sie direkt an seinen Hals zu halten. Auf ihre Lippen legte sich ihr ehrlichstes, strahlendstes Lächeln. „Gewonnen!“

[Lucien Dravean]

Ob er sich sicher war, dass sie ihn nicht angreifen würde? Überhaupt nicht. Er mochte sie nicht für einen skrupellosen Killer halten, aber rechnen tat er vorsichtshalber mit beiden. Angriff und Rückzug. Tatsächlich war er sich viel eher so gut wie sicher, dass sie die Herausforderung auf keinen Fall unbeantwortet lassen würde. Irgendwas würde kommen, selbst wenn sie den Dolch nicht zwingend nach ihm warf. Demnach lag seine Aufmerksamkeit vollkommen auf Shanaya – bis Talin sich einmischte und ihren Bruder ablenkte. Nur ein kurzer Moment, in dem er die Schwarzhaarige vollkommen vergaß und teils überrascht, teils skeptisch zu seiner Schwester hinüber sah. Sie hatte sich bereits abgewandt, wartete auf keine Reaktion und lief zu den Treppen, die nach unten führten. Flüchtig runzelte er die Stirn, sog kaum hörbar die Luft ein, als wollte er sie aufhalten – und erstarrte plötzlich. Shanaya hatte den Augenblick seiner Unaufmerksamkeit genutzt, hatte scheinbar keine Sekunde gezögert, sodass er keine Chance bekam, rechtzeitig zu reagieren. Kalt schmiegte sich die Klinge ihres Dolches an seine Haut, zwang seinen Blick förmlich zurück zu ihr, als sein Puls für einen Schlag inne hielt und im nächsten einen Schwall Adrenalin durch seine Adern jagte. Er rührte sich nicht, wich auch nicht zurück, obwohl er gekonnt hätte. Dann legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Und jetzt?“ Sie hatte also gewonnen? Dann wollte sie jetzt bestimmt auch irgendetwas.

[Shanaya Árashi]

(Liam mischt sich wieder dazwischen, wenn es passt :'D)

Shanayas Lächeln blieb beständig, auch wenn der Griff um die Klinge sich ein wenig lockerte. Sie hielt sie dennoch erhoben, richtete den Blick nicht von Lucien ab, als dieser sich wieder ihr zu wandte. Besiegt. Der Kopf der Schwarzhaarigen neigte sich leicht zur Seite. Seine Frage nach dem, was sie nun vorhatte ließ ihr Lächeln ein wenig schelmischer werden, in den blauen Augen blitzte etwas auf, mit dem sie die Klinge von seinem Hals löste, den Arm sinken ließ und sich leicht bückte, um sie ein Stück von sich weg auf das Holz fallen zu lassen. Ihr Besitzer würde sie schon wieder finden. Damit widmete sie sich wieder der Frage des Mannes, richtete ihren Körper auf und trat einen weiteren Schritt näher an ihn heran, sodass ihr Körper seinen fast berührte. „Wenn ich mir den Preis selbst aussuchen kann...“ Ihre Züge nahmen einen verführerischen Ausdruck an, mit dem sie ihr Gesicht ein wenig in seine Richtung neigte. „Ich wüsste da etwas...“ Die junge Frau hob eine Hand, fuhr zärtlich mit einem Finger über seine Lippen, ohne den blauen Blick von seinen Augen zu nehmen. Auch wenn ihre freie Hand gerade ein anderes Ziel hatte.

[Talin Dravean]

Fragend neigte das Mädchen den Kopf zur Seite und sah Ryan abwartend an. Ein paar Sekunden vergingen, dann noch ein Augenblick, bevor er ihr schließlich mit nur einem Wort kurz und knapp antwortete. Kaffee. Ja, gut damit hatte sie jetzt irgendwie nicht so ganz gerechnet, dass der Dieb erst einmal verschwand, um sich Kaffee zu machen. Etwas verwirrt blickte sie auf die Tasse hinunter, die inzwischen vor ihr stand. Wie selbst verständlich stellte sie ihre eigene, inzwischen leere ab, und griff nach der vollen. Der wohlriechende Dampf des Gebräus stieg ihr entgegen und sie schloss genüsslich die Augen, als sie ihn tief einzog. Erst dann nahm sie einen Schluck und seufzte glücklich.

„Der schmeckt wirklich gut,“ lobte sie. Sie öffnete wieder die Augen, lächelte den Dieb leicht an und stellte die Tasse wieder ab. „Aber deshalb bin ich eigentlich nicht gekommen. Hilfst du mir Rum für die anderen zu holen? Ich glaube so wird’s Werfen noch ein wenig lustiger.“

Talin grinste frech und drehte sich dann halb Richtung Frachtraum um und sah den Mann bei ihr auffordernd an.