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Kapitel 4 - Außer Sicht
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#71
Ihr grüblerischer Unterton entlockte dem Dunkelhaarigen erneut ein kleines Schmunzeln und ließ ihn den Blick nach vorne wenden, damit sie in Ruhe durchkauen konnte, was er gesagt hatte. Tatsächlich war seine Antwort genauso einfach und oberflächlich gemeint, wie sie klang. Bei manchen Menschen – Männern – war es eben so simpel. Ob auch bei ihm sei an dieser Stelle dahin gestellt und da Lucien ziemlich gleich war, was die Schwarzhaarige über ihn dachte, überließ er diese Beurteilung ihr. Auch darin waren Frauen schließlich besonders gut... vor allem schnell.
Bevor seine Gedanken jedoch zu den Mädchen auf Kelekuna abdriften konnten, lenkte Shanayas wedelnde Handbewegung seinen Blick zu ihr zurück. Prompt musste er erneut grinsen und schüttelte mit kaum wirklich ernsthaftem Bedauern den Kopf.

Gar nicht. Wir werden früh geprägt. Das sitzt einfach zu tief.

Absolut.
Er dachte unwillkürlich an die dritte Fahrt mit seinem Vater, den düsteren Hafen von Axo und die muffigen Spelunken, bis zum Rand gefüllt mit zwielichtigen Gestalten und leicht bekleideten Mädchen. Und beinahe wäre ihm ein wehmütiges Seufzen über die Lippen gekommen – denn er war verdammt gut darin, den bitteren Beigeschmack jeder einzelnen Erinnerung an seine Kindheit aus seinen Gedanken heraus zu halten. Wenngleich er sich stets als leichter Druck in seiner Brust bemerkbar machte. Auch jetzt.
Der Moment währte jedoch nur wenige Herzschläge, in denen er lediglich seinen Erinnerungen nachhing, bevor er seiner Begleitung wieder seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Shanaya unterzog ihn während dessen einer eingehenden Musterung und verkürzte dann den Abstand zwischen ihnen ungefähr auf das Mindeste, das nötig war, um noch nebeneinander her laufen zu können. Unwillkürlich fing er ihren Blick auf. Ein sehr intensiver Blick.
Das brachte Lucien etwas aus dem Konzept. Allerdings mehr, weil er nicht wusste, was sie damit bezweckte, als wegen irgendwelcher emotionaler Regungen. Seine Augenbraue zuckte in die Höhe und er fragte sich, ob er vielleicht stehen bleiben sollte, damit sie in Ruhe weiter nach dem Ausschau halten konnte, was sie in seinen Augen zu finden hoffte. Doch da legte sich schon ein bedauernder Ausdruck auf ihre Züge und sie ließ von ihm ab.
Was sie dann sagte, ließ ihn kurz ehrlich belustigt auflachen. Na gut, das hatte er jetzt provoziert. Selbst Schuld.
Mit nur mühsam beherrschten Zügen setzte er ein enttäuschtes Gesicht auf.

Es liegt am Bartschatten, oder?“ Und wie zur Bekräftigung seiner eigenen Vermutung fuhr er sich mit der Hand über den Dreitagebart, der das junge Gesicht des 21-Jährigen etwas verdunkelte. Sehr lange konnte er das Schauspiel jedoch nicht aufrecht erhalten und so kehrte prompt der Schalk in die tiefgrünen Augen zurück. Er ließ die Hand sinken. „Aber würde jeder auf diesem Schiff beim Anblick einer schönen Frau sofort den Verstand verlieren, wäre diese Rettungsaktion neulich ganz anders gelaufen.

In diesem Moment betraten sie den kleinen Vorraum vor der Kapitänskajüte, von dem aus eine Treppe in den Bauch der Sphinx führte. Doch da der Abstieg deutlich zu schmal für zwei Personen war, blieb Lucien am Absatz stehen, um der Schwarzhaarigen den Vortritt zu lassen. Automatisch kehrte sein Blick dabei zu ihr zurück. Eine Spur neugieriger dieses Mal.

Was mich natürlich wieder zu der Frage bringt, warum ihr das überhaupt getan habt. Du folgst meiner Schwester vermutlich nicht auf ein Marineschiff, weil sie so hübsch ist.

[Achteraufbau | auf dem Weg zur Kombüse | mit Shanaya]
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#72
Shanaya befürchtete, dass sie wusste, welche Antwort folgen würde. Sie hätte sich diese eigentlich auch selbst geben können. Und so seufzte sie auf Luciens Worte hin, laut und schwer.

Also brauche ich mir keine Hoffnungen mehr machen? Beinahe schade...“

Aber sie zuckte dennoch nur mit den Schultern, warf dem Dunkelhaarigen noch einen vielsagenden Blick zu. Eine Bestätigung ihrer Befürchtungen. Ob es wohl irgendwann Mal eine Ausnahme geben würde? Greo war so eine... aber Greo war auch einfach... Greo. Nicht mit dem Mann neben ihr oder einem anderen zu vergleichen. Und wenn Lucien schon ohne jede Gegenwehr zugab, ein solcher, typischer Kerl zu sein... sie wäre die Letzte, die ihm da widersprechen würde. Wenigstens behielt er weiterhin seine Finger bei sich. Aber... wer wusste schon, wie lange noch.
Ihre genaue Musterung entging ihm nicht – er war also nicht völlig verblendet – und hinterließ da sogar den Hauch von Verwirrung auf seinen Zügen. Zumindest empfand sie es als diese. Aber er lachte und Shanaya atmete lautlos aus. Im Gegensatz zu manch anderem schien er nicht völlig verblödet zu sein – und er verstand Spaß, der auf seine Kosten ging. Manch andere hätte sich längst darüber aufgeregt, wie unglaublich zickig und frech sie war. Ein kleiner Pluspunkt für den Mann, der irgendwie so etwas wie ihr Captain sein wollte. Vielleicht hatte er ja das Zeug dazu. Wenn sie sich den Rest der Crew ansah, hoffte die Schwarzhaarige beinahe darauf. Seine Worte ließen sie aber selbst wieder breit grinsen, womit sie den Kopf nachdenklich von einer zur anderen Seite neigte, sein Gesicht ausführlich betrachtete. Die blauen Augen beobachteten seine Hand, die ihm kurz über den Bart strich, und wieder legte sich ein beinahe entschuldigender Blick auf ihre Züge. Was sollte sie sagen... er war jedenfalls nicht die Hässlichkeit in Person.

Es ist mehr so... das Gesamtbild. Wärst du ein Mann, wärst du vielleicht ganz... annehmbar, oder sogar etwas mehr. Aber als Frau... ich weiß nicht...“

Seine nächsten Worte entlockten ihr ein erneutes Schnaufen. Was sollte sie noch zu der Crew sagen? Sie hatte es ja schon erwähnt, er sollte sich sein eigenes Bild machen. Und so, wie sie ihn nach diesem kurzen Gespräch einschätzte, gehörte er wenigstens nicht zu der Sparte „Aspen-Idiot“. Ein beruhigender Gedanke, mit dem die junge Frau den kleinen Vorraum betrat und ein kurzer, skeptischer Ausdruck über ihre Züge huschte. Nicht wegen seiner Worte, sondern der Tatsache, dass er stehen blieb. Keinen Moment glaubte die junge Frau daran, dass er einfach ein Gentleman sein wollte. Die gab es nicht unter Piraten. Seine Frage überging sie vorerst, musterte ihn nur wieder und legte ein sicheres Lächeln auf die Lippen, mit denen sie vortrat, an der ersten Stufe stehen blieb und einen Blick über die Schulter zu Lucien zurück warf.

Du möchtest die Aussicht genießen, hm?“ Ein schelmisches Grinsen auf den Lippen drehte Shanaya sich um, setzte rückwärts einen Fuß auf die nächste Stufe. „Die musst du dir erst verdienen.“

Und wieder lag der Ausdruck einer Herausforderung auf ihrem Gesicht, unübersehbar. Wieder setzte sie einen Fuß zurück, tastete nach der nächsten Stufe, ohne den Mann aus den Augen zu lassen. Wer wusste schon, auf was für Ideen er kommen würde?

Und zu deiner hochdramatischen Rettung... sagen wir, ich habe deiner Schwester einen Gefallen geschuldet. Jetzt sind wir quitt.“ Weiterhin das ruhige Lächeln auf den Lippen, neigte sich ihr Kopf zur Seite. „Und weitere Antworten musst du dir genauso verdienen, wie die umwerfende, bombastische Aussicht auf meinen bezaubernden Rücken.“

Nun galt ihm ein vollkommen unschuldiges Grinsen.

[Treppe zur Kombüse | Lucien]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
#73
Er hatte mit Sicherheit nicht geplant, dem komischen Kautz nun auf die Nerven zu gehen. Dass er nicht unbedingt bewandert war, wenn es um Gesellschaft und vor allem Gesellschaftsregeln ging, hatte der Hüne bereits bewiesen. Liam war sich durchaus bewusst, dass er auf einem Piratenschiff nicht unbedingt mit viel Respekt gegenüber einander rechnen musste, aber die Sphinx hatte sich in der kurzen Zeit, die er hier war, bereits als etwas Besonderes bewiesen. Vielleicht hätte er Talin damals sonst gar nicht seine Hilfe zugesagt? Er dachte nicht weiter darüber nach, rechnete im Grunde mit Schweigen ihm gegenüber und hatte dann kurzerhand geplant, sich wieder seinen Angelegenheiten zu widmen. Doch entgegen seiner Erwartungen bekam er tatsächlich eine vernünftige, wenn auch kurze Antwort. Ausreichend, wie er befand, immerhin wollte er keine Familien- und Lebensgeschichte hören. Eine Antwort, die sogar nach der Wahrheit klang, war bereits mehr, als er erwartet hatte. Das Desinteresse an seinem eigenen Schicksal belächelte Liam ein wenig. Nicht, weil er kein Verständnis dafür übrig hatte, sondern viel mehr, weil er sich selbst ein wenig darin wiedererkannte. Nur eben weniger vehement. Im Endeffekt hätte er wohl nicht anders gehandelt als die Marine, wäre es seine Aufgabe gewesen. Verbrecher so schnell wie möglich aus der Öffentlichkeit bringen und den Jubel der Bevölkerung abstauben. Für Menschen, denen soetwas wichtig war, war das die beste und einfachste Möglichkeit an ihr Ziel zu kommen. Aber Liam vergaß gerne, dass alle, die sie von diesem Schiff mitgenommen hatten, verurteilte Verbrecher waren – mit Ausnahme von Kaladar und Enrique, die dafür aber noch erstaunlicherweise an einem Stück waren, obwohl sie nun ungeschützt mit denen zusammensaßen, die sie die letzten Tage wahrscheinlich wie Dreck behandelt hatten.

„Für alles andere bekommen sie ja auch weder Geld noch Lobpreisung.“, bemerkte er locker und verzog kurzerhand das Gesicht.

Nichts, was weitere Konversation benötigte. Liam sah auf und sein Blick verlor sich außerhalb der schützenden Bucht über dem Meer, während Stille einkehrte. Schließlich wandte er sich um und spähte in den Urwald hinein, der vor ein paar Stunden Teile ihrer Crew verschluckt hatte. Es war noch immer keine Spur von ihrer Rückkehr. Letzendlich war es überraschender Weise der Schweigsame, der wieder zu reden begann und eine Gegenfrage stellte. Liam lächelte kurz.

„Sineca.“, lautete seine knappe Antwort, doch er konnte sich vom Schwafeln nicht abhalten. „Ich habe sie nach dem Philosophen benannt, allerdings klang mit 'Seneca' ein wenig zu hart für eine Katze.“

Erst jetzt kam ihm, dass der Hüne wahrscheinlich keine Ahnung von Schrifftstellern oder Philosophen hatte. Was seine Bildung betraf, konnte Liam durchaus stolz auf sich sein, selbst wenn er im Grunde genommen nicht direkt etwas dafür kannte.


{ Yaris und Sineca | an Deck }
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Scortias Bartholomew
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Keine Angabe
#74
Scortias war begeistert, mit welcher Freude ihn der hellhäutige Mann begrüßte. Bei ihm war er sich jetzt schon sicher, dass der bestimmt nichts Böses im Schilde führte. Die Freude war einfach echt, allerdings blieb für den Jungen offen, worüber der sich eigentlich so sehr freute. Über ihn, das Meer, das Essen oder irgendetwas, was dem Zwölfjährigen noch nicht ersichtlich war? Zumindest wurden seine Fragen alle in recht kurzer Zeit beantwortet. Sie hatten ein Schiff, sie hatten Hunger und sie wollten etwas von dem Fleisch haben. Naja, zumindest der eine. Aber der gefiel dem Schiffsjungen jetzt schon. Im ersten Moment dachte Scortias, dass der Blonde mit offenen Armen auf ihn zugerannt kam, um ihn zu umschießen, was dann doch etwas komisch gewesen wäre, kannte man sich ja nicht. Ernüchternd stellte Scortias aber fest, dass der Seemann es wohl erst mal auf das Fleisch abgesehen hatte, denn er rannte schnurstracks an den Jungen vorbei zum Feuer. Mit einem breiten Lächeln sah Scortias dem Mann nach. Diese Freude war einfach ansteckend. Allerdings konnte er den Worten nicht ganz folgen. Klar, schwimmen wäre wohl keine Option gewesen, um hier auf diese Insel zu gelangen, aber es könnte ja gut sein, dass doch irgendwo ein Hafen war, oder eine Stadt, die Captain Feuerbart übersehen hatte. Oder die drei Fremden hatten Schiffbruch erlitten. Es brachte aber nichts da weiter drüber nachzudenken, denn sie hatten ja ein Schiff, so wie der Seemann sagte. Also war bis jetzt alles bestens.

„Du bist geflogen?“ fragte Scortias und kratzte sich am Hinterkopf.

Der Schiffsjunge stellte sich gerade vor, wie der Kerl durch den Wald flog, dabei den Ästen und Stämmen auswich, schließlich einen Stock an den Kopf bekam und abstürzte. Der Fehler an dieser Vorstellung war nur, dass Menschen nicht fliegen konnten. Also wie hatte er das denn gemeint? Der Blick des Jungen wandte sich der dritten Person zu, die Scortias zuerst nicht wahrgenommen hatte. Ein recht zierlicher Mann, wie er fand. Zumindest kleiner und schmaler als richtige Seebären, so wie der Dunkelhäutige einer war. Wer von den Beiden aber jetzt Kala.. Kalahadar … - oder so ähnlich - war, das wusste Scortias immer noch nicht, wobei er den Namen auch nicht so recht verstanden hatte. Neugierig wandte der Junge seine Augen auf die anderen beiden Personen. Rayon, Cesarea und Trevor. Ähm Moment mal, hatte sich Scortias verzählt? Der Junge knickte in der Hüfte ein, legte seinen Oberkörper etwas zur Seite und sah an Rayon und Kala… - da sollte er dringend noch mal nachfragen –  und an dem schmal wirkenden jungen Mann vorbei. Aber da war niemand mehr. Der ehemalige Schiffsjunge der Onyx drehte den Kopf wieder zu Trevor, als dieser was von einem Affen redete. Als Scortias sah, dass er damit das Fleisch meinte kicherte er.

“Nehein …“

Der Kerl war ja echt witzig, aber eine Antwort wartete der Blonde trotzdem nicht ab und kaute einfach weiter an dem Fleisch herum. Scortias hatte schon einmal davon gehört, dass man krank werden konnte, wenn man sich zu lange in der Sonne aufhielt. Konnte das bei Trevor passiert sein? Deswegen sah er nun auch wieder zu den anderen beiden. Der Blick alleine reichte eigentlich schon aus, ohne dass der Junge die Frage stellte. Dennoch folgte sie.

“Ist er in Ordnung? Ich habe mal gehört, dass die Sonne einen krank machen kann.“ sagte er leise an den Dunkelhäutigen gewandt und tippte mit seinem Zeigefinger gegen die eigene Stirn. „Was macht er denn da?“ fragte er weiter, als Trevor sich das Fleischstück an den Fuß hielt, dabei unkoordiniert herum hüpfte, um wohl das Gleichgewicht zu halten und sich am Ende auch noch beide Schuhe entledigte.

Wieder lachte Scortias, weil es einfach zu witzig aussah. So ein seltsames Verhalten hatte der Dreizehnjährige noch nie gesehen. Und was war ein Zehenfresser? Nur einen kurzen Augenblick später hatte der Junge die Schuhe des Blonden in seinen Armen.

“Urgh … oh man.“ kam es von Scortias, der die Schuhe in den Sand fallen ließ und sich die Nase zu hielt. “Ich erinnere Dich dran sie mitzunehmen.“ versprach er, auch wenn es vielleicht besser gewesen wäre, sie hier ganz tief zu vergraben und zu vergessen, dass es sie gab.

Aus reiner Vorsicht grabschte der Schiffsjunge, damit er auch noch etwas von dem Essen abbekam und nicht alles Trevor und dessen Füße zum Opfer fiel, ein Stock mit Fleisch. Rayon sprach nun das erste Mal und erklärte, dass ihr Schiff auf der anderen Seite der Insel lag und Sphinx hieß. Von dem Schiff hatte der Junge noch nie gehört. Scortias streckte seine Hand aus und griff, freudig lächelnd, nach der des Dunkelhäutigen um sie mit einem Ruck zu schütteln.

„Ich heiße Scortias Batholomew und nein, es ist kein Zehenfresser. Es ist Hirschfleisch.“ antwortete er kichernd auf die Frage von Trevor, stellte sich somit auch gleichzeitig den anderen beiden vor und löste damit auch das Rätsel des Fleisches auf.

“Ich … naja, die haben mich über Bord geworfen. Irgendeiner hat Essen geklaut und die haben mich beschuldigt.“ log der Zwölfjährige, auch wenn es ihm nicht gefiel, dass er direkt mit einer Lüge kommen musste.

Aber noch durfte er Cornelis ja nicht verraten. Allerdings sahen die drei auf keinen Fall so aus, als würden sie zu der Marine gehören. Sollte er besser noch warten oder verraten, dass er nicht alleine war?

“Ihr seht nicht aus wie Marinesoldaten. Seit ihr Piraten oder Händler?“ fragte Scortias.

Erst nach dieser Antwort, würde Scortias langsam einen Plan schmieden, wie er es den Dreien beibringen könnte, dass er doch nicht alleine war, ohne dass sie ihm wegen der Lüge böse waren. Der Zwölfjährige biss nun selber in das Fleisch, bei welchem er sicher war, dass es noch keine Bekanntschaft mit Trevors Fuß gemacht hatte. Oh man, tat das gut. Sein Magen knurrte laut, als er auf dem saftigen Stück kaute. Dann setzte er sich auf einem der Stämme am Feuer. Der Junge vermied es zu den Dünen zu blicken, wäre es ja mehr als verdächtig.


[Im Gespräch mit Trevor und Rayon | Kaladar (Skadi) wahrgenommen | in Sichtweite von Cornelis]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#75
Nein, es war tatsächlich hoffnungslos. Mit ihm, mit den Männern und mit den Mädchen ganz offensichtlich auch. Typisch holde Weiblichkeit fasste sie bereits ein Urteil über ihn, schob ihn in irgendeine Schublade. Er mochte kein großer Menschenkenner sein, doch zumindest das verriet ihm ihr vielsagender Blick. Wenn du dich da mal nicht täuschst, kleine Navigatorin.
Doch Lucien sprach den Gedanken nicht laut aus, legte lediglich die Hand auf das einfach gehaltene hölzerne Geländer des Treppenaufgangs und sah seiner Begleitung entgegen. Auch der kurze Anflug von Skepsis auf ihren Zügen entging dem Dunkelhaarigen nicht. Gut, zumindest darin lag sie richtig: Er war definitiv kein Gentleman. Den Vortritt ließ er ihr zwar aus keinem bedeutsameren Grund, als dem, dass er sich ihr aus Neugier noch einmal zuwandte und deshalb intuitiv stehen blieb. Doch als sie an ihm vorbei an die oberste Stufe trat, gönnte er sich trotzdem ungeniert einen Blick auf ihre ausgesprochen hübsche Rückseite. Zumindest bis sie sich wieder umdrehte.
Daraufhin gab er ein beinahe enttäuschtes Schnalzen von sich.

Erwischt.“, kommentierte der 21-Jährige. Wie immer ohne sich die Mühe zu machen, auch nur peinlich berührt zu klingen. Immerhin waren anzügliche Blicke für eine Frau doch fast ein ebenso nettes Kompliment wie das ihre gerade eben für ihn. Sie sollte nur nicht denken, dass ihm das entgangen war. Er gefiel ihr...

Doch als die Schwarzhaarige weiter sprach und dabei beiläufig mit dem Fuß nach der nächsten Stufe suchte, musste sich Lucien ein kleines Schnauben verkneifen. Die Herausforderung in ihren blauen Augen erwiderte er mit einer spöttisch in die Höhe gezogenen Augenbraue. Ein Blick, der sich mit einem einzigen Wort beschreiben ließ: Ernsthaft?
Erst verhandeln, jetzt verdienen? Das war wie bei diesen Mädchen, die glaubten, sich für einen Mann interessanter zu machen, wenn sie so taten, als wären sie schwer zu haben. Nur, dass die Schwarzhaarige dabei einen anderen Ton anschlug. Sie glaubte, sie sei tatsächlich so unantastbar. Während jeder, der einen Blick in ihr hübsches Gesicht warf, schlagartig nicht mehr zurechnungsfähig sein sollte? Tja, scheinbar musste er sein Urteil über sie ein bisschen korrigieren: Shanaya war nicht einfach nur sehr selbstbewusst. Sie war schlichtweg restlos von sich überzeugt. Na gut.

Bei dir gibt es nichts umsonst, was?“ Mit einem amüsierten Schmunzeln und einem ebensolchen Funkeln in den grünen Augen wartete Lucien einen Augenblick, bis sie eine zweite Stufe ertastet hatte. Dann trat er seinerseits an die Treppe heran, setzte einen Fuß auf die Stufe, die sie eben erst frei gemacht hatte und lehnte sich gelassen zu ihr vor. Seine Hand wanderte das Geländer ein Stück entlang, bis sie auf Höhe ihrer Schulter liegen blieb und seine Gesicht kam ihrem dabei ein weiteres Mal sehr nahe. Da sie deutlich unterhalb seiner Position stand, musste sie jetzt wohl oder übel zu ihm aufsehen.

Dann lass mal hören, Prinzessin. Sieht 'verdienen' bei dir in etwa so aus wie 'verhandeln'? Denn dann sollten wir am besten gleich damit anfangen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir weit mehr verdienen kann, als ein oder zwei Antworten.

Im gleichen Moment hob Lucien die freie Rechte und berührte flüchtig ihre Wange, ließ die Fingerspitzen in einem sanften Bogen zu ihrem Kinn wandern. Er war sich ziemlich sicher, dass sie auch mit 'verdienen' nicht meinte, was sein Unterton vermuten ließ. Aber wenn sie ihm nun schon wieder so eine Vorlage präsentierte? Wie hätte er da anders gekonnt?

[Treppe zum Mannschaftsdeck | mit Shanaya]
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Crewmitglied der Sphinx
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dabei seit Nov 2015
#76
Shanaya lächelte unentwegt weiter, sponn sich immer mehr Gedanken über den Dunkelhaarigen zusammen. Es war so endlos einfach. Er machte es ihr so leicht. Und bei seiner Zustimmung deutete die junge Frau ein leichtes Nicken an, mit dem sie sich ihre eigenen Gedanken noch einmal zu bestätigen schien. Aber sollte er sich ruhig die Augen aus dem Kopf starren, im Prinzip hatte sie keinerlei Probleme damit. Auf seine Reaktion war sie dennoch gespannt. Aber auch ihre nächsten Worte schienen im nicht ganz zu gefallen, zumindest ließ sein Blick und sein Verhalten irgendwie darauf schließen. Egal, ob aus diesem oder einen anderen Grund – Shanaya amüsierte dieser Blick. Es war so typisch. Er bekam nicht sofort seinen Willen, stieß bei einer Frau nicht auf sofortige Bereitschaft für... irgendetwas. Aber da war er an die Falsche geraten. Aber das musste er auch erst lernen, das war also in Ordnung. Irgendwie. Seine Frage ließ sie dann leise lachen, womit sie ein lockeres Zucken der Schultern andeutete.

Ich bin keine von den gewöhnlichen Frauen, die jedem Kerl zu Füßen liegt und ihm den ganzen Tag huldigt und ihm gibt, was er will.“

Diese Art Frauen hatte sie schon immer endlos abstoßend gefunden – und leider gehörte der Großteil des weiblichen Geschlechts dazu. Sie würde sich ihm sicher nicht einfach so um den Hals schmeißen, um seine Aufmerksamkeit betteln. Beinahe hätte die Schwarzhaarige sich vor Schaudern geschüttelt – wurde aber von den Bewegungen des Mannes abgelenkt. Vielleicht war es ein Fluch, vielleicht ein Segen, dass sie in diesem Moment nicht nach hinten ausweichen konnte, ohne einen unsanften Abgang zu machen. Er kam viel zu nahe, der Reflex doch einen Schritt zurück zu tun war viel zu verlockend. Stattdessen umfasste sie das Geländer nur ein bisschen fester, ließ den Blick aufmerksam auf dem Dunkelhaarigen ruhen. Gerade, wenn er so nah war, wollte sie lieber genau aufpassen, was er als nächstes tat.
Und bei seinen Worten – damit hatte sie wirklich nicht gerechnet – verengte sie die Augen leicht, warf dem Mann einen finsteren Blick zu. Das war Nichts, was sie einfach so hatte überhören können. Und hätten sie am Platz des jeweils anderen gestanden... vielleicht hatte er eine unsanfte Landung gemacht. So schnaufte sie nur über diese furchtbare Bezeichnung, war jedoch noch immer zu sehr darauf konzentriert, was er nun vorhatte.

Nicht ganz. Verdienen musst du dir es, indem du...“

Mitten im Satz hielt die Schwarzhaarige inne, spürte mit den Fingern, die über ihre Haut strichen, ein Ziehen im Magen, von dem sie genau wusste, woher es kam. Sie wollte zurück weichen, ließ den hellen Blick jedoch weiter auf den Mann gerichtet. Es dauere einen Moment, bevor sie sich wieder gefangen hatte, das Lächeln wieder auf ihre Lippen schlich. Verdammt, da hatte er es wirklich geschafft, sie einen Moment zu überrumpeln. Was für eine miese Tour. Und damit griff sie nach seinem Handgelenk, zog es weg von ihrem Kinn. Der Blick, den sie ihm nun zu warf, sagte alles. Auch wenn sie selbst sich noch einen Hauch vor lehnte, Lucien zu zwinkerte und einen tiefen Atemzug nahm. Die junge Frau biss sich auf die Lippe, pustete ihm die Luft auf Höhe seiner Lippen entgegen. Vielleicht, weil sie hoffte, dass er dadurch von ihr ablassen würde? Es mochte ja sein, dass er sich davon abschrecken ließ. Viel Zeit ließ sie ihm jedenfalls nicht, wandte sich kaum wenige Herzschläge später wieder um, nicht ohne ihm noch einen vielsagenden Blick zu zuwerfen. Nun wieder richtig rum trat sie eine weitere Stufe nach unten.

Das hast du dir jedenfalls noch nicht verdient. Oh, und mit mir zu verhandeln ist keine gute Idee, wenn ich Hunger habe.“

[Treppe zum Mannschaftsdeck | Lucien]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#77
Während Enrique Aspen seine Sichtweise unterbreitete, war er sich nicht mal sicher, ob dieser seinen Ausführungen folgte oder folgen konnte. Die Haltung des Zimmerers jedenfalls war nach dem Anflug von Wut abweisend und gleichgültig.
Als der Blonde die Waffe als Option geboten bekam verengte er die Augen, sein Körper schien zurückweichen zu wollen und sein Blick fixierte die Pistole misstrauisch.
de Guzmán musterte sein Gegenüber darauf hin kurz und versuchte seine Irritation zu verbergen, doch es gelang ihm nur teilweise. Hatte es sein Gegenüber etwa überrascht, als er die Schusswaffe zog? War der davon ausgegangen, dass seine Begleiter keine dabei hätte? Nur weil es hieß, die Insel sei unbewohnt? War der wirklich so naiv? Oder war der etwa selber ohne eine unterwegs? Das würde ihn bei einem Piraten wirklich wundern. Oder hatte er dem Handwerker Angst eingeflöst? Wenn ja, dann wahrscheinlich nicht viel oder er zeigte es nur kurz, denn der Blonde fing an ruhig zu antworten.
Der ehemalige Offizier hatte sich ebenfalls schnell wieder gefangen, nach außen hin neutral und aufmerksam hörte er dem Mann zu und dachte sich seinen Teil, während der Zimmerer ihm verstimmt vorhielt, er sei jetzt Pirat und er müsse jeden als seinen Feind betrachten. Sogar Ryan Black.
Beinahe hätte er seine Emotionen dann aber doch nicht mehr kontrollieren können. War ihm eigentlich klar, was er damit sagte? Über sich selbst? Oder wie er den Einäugigen sah? Oder was er damit über das Verhältnis zwischen ihm und Enrique andeutete? Doch wahrte Enrique eisern seine neutrale Maske. Lediglich seine Brauen zogen sich zusammen und verfinsterten seinen Blick. Er schnaubte. So dachte dieser Mann also über seine Gefährten. Und dann ging er möglicherweise nahezu unbewaffnet vom Schiff? Oder war überrascht, wenn andere das nicht taten?!? Dieser Mann brauchte sich nicht wundern, wenn man ihn in solchen Belangen nicht ernst nahm, wo er selbst deutlich machte, dass er jedem misstraute, aber seine eigenen Regeln nicht konsequent bis zum Schluss durchdachte.

Einen Moment lang hatte Enrique dabei das Gefühl die Morgenwind nicht verlassen zu haben und vor ihm stünde die Nummer Eins. Dieser Mann hatte seine Befehle und die würde er ausführen. Wortgetreu. Punkt. Gleichgültig, was mit seinen Schutzbefohlenen geschah. Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, vorausschauendes Denken oder auch nur ein Funke taktisches Verständnis Fehlanzeige.
Oder vielleicht auch Harper selbst mit seiner abgestumpft-gleichgültigen Einstellung, der bewusst einen Keil in die Mannschaft trieb.

Dann war es vorbei und vor ihm stand wieder der ihm kaum bekannte Mann, der in diesem Punkt Enriques alten Vorgesetzten so ähnlich schien. Gleichgültig seinen Begleitern und Schutzbefohlenen gegenüber. Sofern der Handwerker ihn und Ryan überhaupt so sah. Halt, nein, tat er ja nicht. El Señor Black war ja ein Feind. Kurz war er versucht ihm ins Gesicht zu schreien. Doch sein Verstand gewann. Seine Lippen bildeten einen dünnen Strich und blieben versiegelt.
Dann wechselte Aspen das Thema:
Sachlich legte der Blonde nochmals dar, was und warum sie es taten. Dessen hätte es nicht bedurft. Aber gut, wenn er es sagen wollte, sollte er. Er hatte ihm ja auch einiges an offensichtlichen Details an den Kopf geworfen.
Aspens hand wischte den Knauf bei Seite, während er anfing über ihren Fund zu sprechen. Enrique schob die Pistole beiläufig zurück in den Hosenbund.
'So? Dich interessieren die Ruinen also auch?', dachte der Offizier überrascht, nickte dann, als jener über die Konsequenzen schlussfolgerte. Dabei wurde ihm klar, wo sie aneinander vorbeiredeten, welchen Punkt der Mann entweder übersah, ignorierte, oder einfach nicht klar ausdrückte und wo dieser Mann übertrieben reagierte. Außerdem war der nur ein simpler Holzwurm, was musste sich so jemand mit Taktik auskennen? Abermals nickte er, nur um kurz darauf den Kopf zu schütteln. Aber diesen Punkt müsste wohl der Capitán klären.

"Aye. Gehen wir zurück und sehen dann weiter", brummte er also vernehmlich und nur ein bisschen verstimmt.

Seine Gedanken behielt er weiterhin für sich:
'Wenn dir el señor Black so gleichgültig ist, habe ich nichts mehr zu sagen...'
Er hatte Aspen nur zu gut verstanden. Als der Blonde sich abwandte lauerte ein bitterböses Auflachen in seiner Kehle, das er nicht herausließ. Wann hatte er eigentlich angefangen, sich verantwortlich zu fühlen? Oder davon auszugehen, dass es hier anders sein könnte? Jeder für sich war auch hier die Regel. Zusammen tat man nur etwas, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Wer beschloss, nicht mitmachen zu wollen war der Feind. Also Alles beim Alten. Es war beinahe zum Verzweifeln. Welch ein Glück, dass er nicht für diesen Sauhaufen verantwortlich war.

"Präge dir unseren Weg gut ein. Wir wollen uns nachher nicht verlaufen", fügte er schließlich spöttisch an.

Zurückkehren würde er. Und dafür sorgen, dass Wachen auf den Klippen aufgestellt würden. Auf jeden Fall.
'Auch wenn ich dafür sorgen werde, dass die Erkundung vor den Reparaturen stattfinden wird. Ich habe keine Lust mich unangenehm überraschen zu lassen...'
Dann schob er seinen Säbel in die Scheide, hob das Bündel wieder auf und schnürte es am Gürtel fest. So hatte er beide Hände frei und glitt dann leise zwischen den Blättern und Zweigen hindurch, so dass seine Geräusche von denen des Dschungels sehr schnell geschluckt wurden und Aspen sich fragen mochte, ob der Schwarzhaarige ihm überhaupt folgte. Auch hielt er sicherheitshalber genau so viel Abstand, dass er den Zimmerer gerade noch sehen oder hören konnte, damit eventuelle Außenstehende möglichst nur einen entdecken würden. Leider war dies nicht ganz so weit, wie er es gerne hätte, aber da er sich angestrengt auf Dinge seiner Kindheit und Jugend konzentrieren musste und den Blonden nicht aus den Augen verlieren wollte musste er eben Abstriche machen.

Weit kamen sie nicht, mochte es daran liegen, dass sie einen anderen Weg nahmen oder es Aspen nach dem Fund einfach ins Auge sprang:
Ein kleines Stück rechtes voraus erspähte der eine große, eckige, überwucherte Form, mit einem von Pflanzen ziemlich verhangenen Loch oder Eingang, über eine etwas lichtere Stelle des Dschungels hinweg. Und irgendwas darin hatte die Blätter in Bewegung versetzt...

{ Bei den Ruinen im Dschungel | bei Aspen }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
#78
Trevor nahm sich einen Moment Zeit, um ernst auf seine Schuhe im Sand zu blicken. Dann kam er zu dem Schluss, dass der Junge absolut vertrauenswürdig war und ihn garantiert daran erinnern würde, sie mitzunehmen, und überhaupt gehörten Schuhe ja wohl auf den Boden und nicht in den Arm, so viel Ordnung musste sein. – Uh, das war gut, das musste er Greg erzählen! Er strahlte bereits wieder über das ganze Gesicht, als Rayon von der Sphinx erzählte.

„Es ist das mit den roten Segeln!“, ergänzte er aufgeregt, schon wieder auf einem Bein hüpfend.

Nicht, dass es noch ein anderes Schiff gegeben hätte, aber konnte man ja mal erwähnen, so nebenbei. Und eigentlich könnten inzwischen ja noch andere gekommen sein, oder? Die von der Marine zum Beispiel! Die Idee ließ sein Herz höher hüpfen. Fast hätte er das Gleichgewicht verloren und er war gezwungen, ein bisschen übertrieben heftig mit den Armen zu rudern – und den Fuß schließlich doch abzusetzen. So ein Jammer. Gerade hatte das Leben als Einbeiniger angefangen, Spaß zu machen! Und er war soo kurz vor der ultimativen Entdeckung gewesen!

„Hirschfleisch? Bist du dir sicher? Bobo hat gesagt: ‚Man ist, was man isst!‘ Deshalb sah er immer ein bisschen wie ein Fisch aus, weißt du, er hat auch behauptet, er könne unter Wasser atmen. Konnte er dann aber doch nicht. Vielleicht ist es ein Zehenfresser, der ganz viele Hirschzehen gefressen hat! Haben Hirsche Zehen?“

Er hielt einen Moment inne. Vielleicht um nachzudenken, aber vermutlich eher, um Luft zu holen.

„Nee, oder? Die haben Hufe. Ja, ich glaub, die haben Hufe, oder Rayon? Dann war es vielleicht ein Huffresser! Jedenfalls – hallo Scortias, freut mich dich kennenzulernen!“

Irgendwann war dann doch zu ihm durchgedrungen, dass sich der Junge gerade vorgestellt hatte. Er strahlte Scortias an und biss in sein Fleischstück. Wenn er jetzt ganz viel davon aß, würde er dann zu einem Hirsch oder zu einem Huffresser werden? Er stellte sich beide Möglichkeiten ausgiebig vor, bis der daueraufmerksame Teil von ihm meldete, dass Scortias mit seiner Geschichte fertig war und er wieder reden durfte. Er vertilgte hastig den Rest seines Essens, um beide Hände empört in die Hüften stemmen zu können.

„Die haben dich einfach beschuldigt?! Obwohl du gar nicht schuld warst?!“

Manchmal wusste er gar nicht so richtig, wo die Infos in seinem Kopf herkamen, deshalb wiederholte er sie lieber noch mal. Außerdem musste ja jemand auf die Dramatik aufmerksam machen.

„Das ist ja … gemein! Wie hieß denn das Schiff?“ Beim letzten Satz wechselte sein Ton abrupt von wütend zu neugierig. „War da vielleicht eine Aranne Scovell in der Crew? Oder ein Daniel Scovell?“

Er legte den Kopf schief und sah Scortias, der sich inzwischen gesetzt hatte, mit großen Augen an. Nach ein paar Griffen ins Leere schaffte er es, sich dabei gleichzeitig ein drittes Huffresserstück zu angeln.

„Sie sehen eigentlich genauso aus wie ich, bloß anders halt! Also auch nicht wie Marinesoldaten, genau.“

Er grinste glücklich ob des Kompliments, kaute auf seinem Essen herum und stellte sich vor, wie die beiden in Uniform aussehen würden. Er schauderte. Hastig schüttelte er den Gedanken ab. Wo war er noch gleich, was war die Frage? Fragen waren toll! Außerdem konnte er bei dieser wieder so schön entrüstet gucken.

„Händler natürlich!“

Er nickte bestätigend und verschränkte demonstrativ die Arme, ohne sich am Huffresserstück zu stören. Man konnte ihm den exakten Moment ansehen, in dem er sich erinnerte, dass er nicht mehr auf der Sirène war und das ja eigentlich gar nicht mehr behaupten musste. So offiziell und so. Er hörte auf zu nicken.

„Aaalso“, begann er gedehnt und suchte Rayons Blick. „Im weitesten Sinne. Meistens. Halbtags, gewissermaßen. Hin und wieder. Ab und zu. …“

Er würde das einfach so lange weiterführen, bis Rayon etwas nach ihm warf, genau. Am besten ein Huffresserstück. Er musste noch ganz schön viel davon essen, wenn er ein huffressender Hirsch werden wollte.

[westlicher Strand | bei Rayon, Skadi (vermutlich), Scortias und Cesarea, in Sichtweite zu Cornelis]
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Crewmitglied der Sphinx
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#79
Kaum, dass er seine zwei Sätzchen von sich gegeben hatte, beschlich ihn das Gefühl, dass der Zeitpunkt seines Auftauchens nicht unbedingt günstig gewählt war. Der Schiffsarzt ging vom stammelndem Herumdrucksen plötzlich in einen sehr geschäftigen Tonfall über. DIe Worte kamen Farley uninteressant vor - irgendwas über den Gesundheitszustand von irgendeinem Crewmitglieder, nichts worüber sich der junge Dieb Gedanken machen wollte. Und auf die Rückgabe der Nähutensilien reagierte er ebenso einfach höflich, wobei Farley recht froh war, dass ihn niemand fragte, wofür er als gestandener Mann eigentlich Nadel und Zwirn benötigte. Ganz anders verhielt es sich mit der Blonden, der er nur einen flüchtigen Blick zuwarf während er einen Schritt zurücktrat. In diesem kurzen Augenblick aber trafen ihn - gefühlt - Blitz, Donner, Zorn und Mordio. Sie schien keineswegs begeistert zu sein über sein Auftauchen und Farley begann sich zu fragen, ob die Unterhaltung der beiden doch spannender gewesen war, als das der erste Eindruck vermuten ließ. Wenn er mit Menschen auskommen musste, konnte er gut zurückstecken. Und so hob er im Hinblick darauf, dass er ja irgendwie mit einem halben Kapitän dieses Schiffes sprach und diese Mannschaft ihn ja mitgenommen hatte, unter Talins Blick entschuldigend die Hände und setzte seine beste Unschuldsmiene auf. Er hoffte, dass diese Kriecherei würde schnellstmöglich aufhören können. Aber momentan würde er sich wohl noch fügen müssen.

“Es war nicht meine Absicht eure Unterhaltung zu stören. Geborgtes gibt man nur lieber gleich zurück. Sonst verfällt man noch der Versuchung es zu behalten.”

Es war ein unbeabsichtigter Hinweis auf seinen “Beruf” (wenn man das, was er tat, denn so nennen wollte) und kaum hatte er die Worte gesprochen, musste er sich ein Schmunzeln verkneifen. Das hätte ihn am Ende noch verraten. Farley hatte eigentlich keine große Lust seine Langfingrigkeit an die große Glocke zu hängen. Das brachte nur Probleme und würde im Zweifelsfall sicher zu vorschnellen Verdächtigungen führen. Stattdessen konzentrierte er sich wieder auf die Blonde, deren Miene immerhin ein wenig weicher geworden war und die ihn nun eher interessiert musterte. Oder vermochte sie es einfach nur ihren Unmut gut hinter ihrem hübschen jungen Gesicht zu verstecken?

“Farley”, sagte er schließlich und da die Frau ihn so ansah, als ob sie ihn noch nie gesehen hatte, entschied sich der Braunhaarige lieber alles in einem Rutsch zu erklären. “Farley Dunbar, der nach eurer… ähm… nennen wir es Rettungsaktion wohl in eurer Schuld steht.”

Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen - wie immer, wenn er das ansprach, was sie “ihren Captain befreien” nannten. Er nannte es ein Schiff in die Luft jagen und ja, ein bisschen nannte er es auch verrückt, aber im Gegensatz zu anderen Menschen auf diesem Kahn hatte er keinerlei Probleme mit der Aktion. Farley blickte kurz zu Gregory, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Blondine richtete - und gespannt darauf wartete, ob sie ein Angebot machen würde, wie er seine Schuld bei der Crew abtragen konnte.

[Kanonendeck | Talin und Gregory]
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Crewmitglied der Sphinx
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#80
Lucien erlaubte sich ein kleines, amüsiertes Grinsen. Sah ganz so aus, als hätte ihr da irgendetwas überhaupt nicht gefallen. Sei es nun das, was er gesagt hatte, das, was er andeutete, oder die plötzliche Berührung an ihrer Wange – jedenfalls versteifte sich die Schwarzhaarige und die aus dieser Nähe noch ein Stückchen schöneren Augen verengten sich ein wenig. Das kurze, kaum merkliche Zögern zwischen dem unvermittelt abgebrochenen Satz und ihrer endgültigen Reaktion jedenfalls sagte ihm mehr als deutlich, dass dieses Mal er sie überrascht hatte.
Natürlich rechnete er aus genau diesem Grund mit Gegenwehr. Von einer saftigen Ohrfeige bis hin zu einem Schlag gegen die Weichteile hatte er in solchen Situationen schon alles erlebt. Umso günstiger war da seine Position am oberen Treppenabsatz. Er hätte nur schnell genug das Gewicht nach hinten verlagern müssen, um dem zu entgehen, was ihn vielleicht erwartete.
Doch letzten Endes brauchte er nichts davon. Sie hob lediglich die Hand, griff nach seinem Handgelenk und schob es von sich. In den tiefgrünen Augen blitzte herausfordernd der Schalk auf, als er ihren Blick erwiderte, immer noch mit einem Konter rechnete – der auch kam. Die grüne Iris schien einen Hauch dunkler zu werden, als ihr sanfter Atem auf seinen Lippen und ihre Nähe das brennende Verlangen nach den Berührungen einer Frau in ihm wach riefen. Dieses erwartungsvolle Lodern, kurz bevor man mit ihr das Bett teilte.
Bis Shanaya zurück wich und sich umwandte, um die Treppe nach unten zu nehmen.
Lucien lachte leise in sich hinein, schüttelte kurz den Kopf und folgte ihr sichtlich gut gelaunt mit den Augen. Und da sie ihm nun wieder ihre Rückseite präsentierte, wertete er dieses kleine Duell gnädig als Unentschieden. Immerhin erlaubte sie ihm jetzt ja doch einen Blick auf ihren Zuckerarsch.

"Was du nicht sagst."

Die leisen Worte richteten sich mehr an ihn selbst, als an sie. Dennoch stimmte er ihr damit zu. Sie war nicht wie die gewöhnlichen Mädchen. Die, die ihm die ganze Zeit so schöne Augen machten. Mädchen, die man leicht ins Bett bekam, aber an denen er eben auch nie weiter interessiert war. Sie hingegen hatte alles, was es brauchte, um einen Mann wirklich zu fesseln – sie war nur noch nie besonders tief gefallen.
Aber ihr Trick war gut gewesen. Noch immer kribbelten seine Lippen von dem Echo einer Berührung. Von dem Gedanken, was man hätte haben können, ohne es tatsächlich zu bekommen. Verdammt schade. Es fühlte sich an, als wäre das letzte Mal eine Ewigkeit her...

"Tja, dann sollten wir hoffen, dass noch etwas vom Frühstück da ist."

Schmunzelnd setzte sich der Dunkelhaarige wieder in Bewegung, folgte seiner widerspenstigen Begleitung die Stufen hinunter und duckte sich am Ende unter dem Deckensturz hindurch, der für einen Mann seiner Größe ein gutes Stück zu niedrig war. Er musste den Kopf einziehen, um unter Deck einigermaßen laufen zu können. Doch die Art, wie er sich intuitiv darauf umstellte, verriet, dass er diesen Umstand gewöhnt war.
Nach wenigen Herzschlägen hatten sich seine Augen auf die schwachen Lichtverhältnisse eingestellt und die Konturen nahmen deutlichere Gestalt an. Nicht weit hinter ihnen hörte er Stimmen, Crewmitglieder, die sich unterhielten. Doch Lucien achtete nicht weiter darauf, sondern richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Shanaya.

"Ist der Smutje eigentlich noch an Bord? Er macht verdammt gutes Essen." Kurz hielt er inne, konnte das Grinsen nicht aus seiner Stimme verbergen, als er weiter sprach. "Oder muss ich mir die Antwort auch erst verdienen?"

[Mannschaftsdeck | bei Shanaya | hört Talin, Farley und Gregory reden]
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