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Kapitel 8 - Schleichende Wasser
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
Jón wusste im Moment nicht genau, ob das -- selbst unter dem Tuch offensichtliche -- Lächeln des Grünäugigen ihn beunruhigte oder ob es ihm sympathisch war.

Ceallagh und Trevor. Mussten wohl die beiden Männer sein, die unter Deck gegangen waren. Und Talin war die Frau mit den blonden Locken, die so aufmerksam die Reling entlang gegangen war.

Der Grünäugige gab Jón ein Nicken und ein weiteres Lächeln und Jón erwiderte beides.

Ihn nahmen sie mit. Jón fiel ein Stein vom Herzen -- aber ein weiterer rückte sofort nach. Er würde hier gerade unschuldige Männer zurücklassen, um seinen eigenen Arsch zu retten.

Aber es war ja nach wie vor so: Nicht sein Zirkus, nicht seine Affen. Die anderen Männer mussten selbst wissen, welche Entscheidungen sie treffen würden.

Jón sah zu Tarón. Immernoch hatte er das Gefühl, dass keiner der Piraten extrem unleidig war, doch dieser Tarón wirkte auf Jón fast unangenehm wachsam. Es half nicht, dass dank dem Tuch über dessen Nase nur die wachsamen Augen zu sehen waren. Dann schien er über Jón zu lächeln -- aber Jón konnte nicht feststellen, ob er sich über ihn lustig machte oder ob Jóns Denke ihm einfach gefiel.

"Aye Käpt’n", sagte Tarón. Jóns Herz begann schneller zu schlagen, doch er versuchte, seine Nervosität nicht nach außen zu tragen. Piraten. Er begab sich jetzt auf ein Piratenschiff. Mit Piraten. Die, vor denen sie vorhin noch geflüchtet waren und weswegen sie in den Nebel und das Revier der Epogryphen gekommen waren.

Tarón machte Jón den Weg frei, verbeugte sich -- kurz war Jón verwirrt, aber die Haltung des anderen Mannes machten deutlich, dass er es als Spaß meinte und Jón fühlte sich gleich etwas besser. Obwohl er dieselbe Wachsamkeit auch in Taróns Stimme wahrnahm verbeugte er sich ebenfalls -- auch ein klein wenig übertrieben. "Vielen Dank, der Herr." Er legte eine humorvolle, jedoch keine zynische Stimme auf. Das Schiff, das noch seetüchtig ist. Jón lächelte belustigt über die Bemerkung.

Tarón wandte sich noch an den Grünäugigen, aber Jón verstand nicht, was er ihm sagte. Dann spazierten sie über die Planke die die beiden Schiffe miteinander verband. Jón ließ also das Wrack hinter sich -- ein symbolischer, aber deutlicher Mittelfinger dafür, wie er überhaupt erst hier gelandet war.

Auf dem Weg hinüber blieb Tarón stehen und sah ins Wasser. Ihn dabei zu beobachten fühlte sich für Jón seltsam an. Wie jemand, der auf dem Weg zur Anderswelt mitten auf dem Weg stehen blieb.

"Salamander", murmelte der andere.

Es dauerte einen Moment, bis Jón verstand, dass das der Name des Wracks war, auf das sie aufgelaufen waren. Das Handelsschiff würde sich diesem nun also hinzugesellen. Und Jón hoffte wieder, dass man seine Sachen finden und mitnehmen würde -- überlegte kurz, ob er Tarón fragen sollte -- oder ob das nicht zu vermessen war. War es vermutlich. Er würde fragen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Und wenn sie das nicht tat, dann ... war es eben leider so.

Belesen aussehen hin oder her, generell sehen konnte er ohne dieses Ding eben nicht -- zumindest nicht das was direkt vor ihm war -- aber er nahm es als Kompliment. Taróns Frage nach den Epogryphen löste in Jón den Drang aus, ihn mit einem Schwall an Informationen zu überschütten. Eine weiße Feder mit roter Markierung lag vor ihm auf dem Deck des Piratenschiffs. Er hob sie auf. "Jap, Epogryphen." Zeigte Tarón demonstrativ die Feder und sprach weiter, während er kurz sein Hemd von seiner Nase nahm und sich die Feder in den Ausschnitt steckte. Damit konnte er viel Kohle machen. Oder sie seiner Schatzsammlung hinzufügen -- oder eine neue damit starten. "Wenn wir sind wo ich denke dass wir sind, sind das heimische Tiere -- und die haben wahrscheinlich irgendwo hier ihre Brutstätte. Die Weibchen werden unglaublich aggressiv, wenn man zu nah an den inneren Schutzring ihres Reviers rankommt -- aber ich könnte es euch nicht genau sagen, dafür ist die Spezies ein zu großes Mysterium. Es hat wohl bisher noch nie jemand eine Brutstätte gesehen, deswegen kennt man die Brutzeiten auch nicht genau und--" Jón rückte kurz seine Brille zurecht, als würde ihm das besser helfen zu hören. "Entschuldige -- kenne ich wen?" Er starrte Tarón kurz an.

Rúnar.

Dann huschten seine Augen umher, scannten seine Umgebung.

Das Schiff mit den roten Segeln.

Wie war ihm das entgangen? Der Nebel -- die Aufregung -- egal?

Der blonde Mann, den er vorhin aus der Ferne gesehen hatte.

Er hatte nicht gewusst, dass die Piraten und das Schiff mit den roten Segeln zusammengehörten. Oder dass sie oder eines von beiden zu Rúnar gehörten. Fest zu ihm gehörte. Man schrieb seiner Familie nicht in einem Brief, dass man ein Pirat war. Aber vielleicht war er auch keiner. Aber was hatte Jón sich sonst dabei gedacht, als er Rúnar hinterher gegangen war.*

*Nichts hatte er sich gedacht. Gar nichts. Er dachte über sowas nicht nach. War Rúnar ein Pirat? War er von Piraten entführt worden? Schlimmer noch vielleicht? Er hatte das Schiff mit den roten Segeln als Wegmarke wahrgenommen und war dann selbst losgesegelt.

Sein Gehirn übernahm nun diese eine unterbewusste Frage für ihn und er erwiderte: "Was habt ihr mit ihm gemacht?" Seine Stimme ruhig, fast nonchalant -- so wie die des anderen -- während er sich so fühlte, als würde sich ihm die Furcht persönlich durch die Brust bohren.

{ erst auf dem Handelsschiff mit Lucien, Talin und Tarón | dann auf der Sphinx mit Tarón }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
Während er mit Jón gemeinsam über das Deck der Sphinx schritt, steifte Taróns Blick Alex, der mit Soula und unweit von Zarym auf dem Achterdeck stand – und ihn ebenfalls bemerkt hatte.

„Alex, Zarym – drüben werden noch ein paar Hände gebraucht!“ bellte er ihnen durch den Nebel zu.

Sein Blick glitt mit derselben Aufforderung, mit der er Alex bedachte, weiter zu dem letztgenannten. Soula würde er lieber weiterhin auf der Sphinx wissen, aber das würde Alex wahrscheinlich genauso sehen.

Er selbst musste sich vorerst um diesen Jón kümmern.

Diesen beobachtete er nun wieder genau. Wie er die Feder aufhob und diese verstaute (-möglicherweise wertvoll, der Gedanke war ihm tatsächlich noch garnicht gekommen in all der Hektik. Wahrscheinlich aber würden sie noch ein paar der Dinger auf der Sphinx finden… Die garstigen Viecher flatterten immerhin weiter hier herum.), redselig, wenn man ihm eine Vorlage gab.

Doch dann stolperte Jón über Taróns Fallstrick und jetzt analysierte der Falke dessen Reaktion noch etwas intensiver als zuvor.

Seine Augen antworteten ihm bereits. Oh ja – er kannte ihn. Und wie er ihn kannte! Und er war ihm lieb und teuer. Auch er suchte nun nach ihm – Tarón hatte den Drachenzähmer bereits am Hauptmast ausgemacht und ja, er würde Jón dort hin bringen…jedoch nicht gleich. Stattdessen positionierte er sich unauffällig so, dass Jón seinen – was auch immer sie füreinander waren – vorerst nicht erspähen würde.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“
…und Tarón konnte nicht anders als auf dieses Schiff aufspringen.

Der Blick seiner blauen Augen legte sich mit kalkulierter Kälte auf die des anderen. Gleichzeitig richtete er seine Gestalt etwas auf – eine bedrohliche Geste, die auch Calwah nicht entging, der nun ebenfalls auf Jón blickte und passend zu Taróns Inszenierung fauchte. Brave Handtasche…manchmal hatte er einen guten Tag.

Das leise Lachen, das aus Taróns Kehle rumpelte, hätte alles bedeuten können…

„Nun, Jón, was denkst du? Was denkst du machen Piraten mit jemandem, der in verdammt teuren Gewändern auf ihrem Schiff auftaucht, blass, die Züge viel zu fein für solch niedere Gesellschaft?“

Seine ohnehin tiefe Stimme war bei diesen Worten noch tiefer und durchzogen von dem herablassenden Spott, der auch schon in diesem seltsamen Lachen zu hören gewesen war.

Einen Moment ließ er ihn hängen, den Kopf fragend ein wenig geneigt und ihn aus seinen Falkenaugen durchbohrend – falls er sich so provoziert fühlen würde, dass er mit Gewalt reagierte war Tarón bereit.

Bevor Jón jedoch gänzlich im Strudel seiner Gedanken versinken konnte, ging Tarón einen Schritt zur Seite und drehte sich dann plötzlich in Richtung Hauptmast – Jón mit einer sehr deutlichen Zuschaustellung von Selbstbewusstsein den Rücken zukehrend – um auf diesen zuzugehen.
Und auch seine Stimme schwang schlagartig in einen beinah fröhlichen Ton um.

„Vielleicht fragst du ihn am besten selbst. Hey, Rúnar! Ich hab dir was mitgebracht!“

Was in aller Winde trieben die dort überhaupt am Mast? Isala, Greo und Liam standen ebenfalls dort herum…hatten sie etwas wegen den Vögeln vor? Das würde er sich kurz ansehen, auch wenn er danach zu Lucien zurück sollte. Und er hatte auch noch nicht entschieden, ob er Rúnar dabei nicht besser mitnahm – die beiden Bekannten hier zusammen zu lassen barg Risiken. Denn auch wenn Rúnar ihm bisher durchweg sympathisch war, gab es in Taróns Puzzle zu ihm noch zu viele weiße Teile, um ihm vollends zu vertrauen – vor allem nicht wenn er nun einen Verbündeten frei Haus geliefert bekam, den er ebenfalls noch nicht einschätzen konnte. Während er auf die Truppe zuging, musterte er Greo, wog bereits Optionen ab. Greo war sowohl vertrauenswürdig als auch in der Lage die Situation im Zweifel im Auge behalten zu können.

‚Später…‘ gemahnte er sich selbst. ‚Erstmal sehen wir wie Rúnar reagiert…und was sie da überhaupt machen.‘

[Mit Jón auf Deck| Spricht Alex und Rym am Achterdeck an | auf dem Weg zum Hauptmast (Rúnar, Isala, Grea, Liam)]
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
Kehrblech und Schaufel verschwanden an die Seite. Dann winkte Gregory Shanaya zu sich, wartete, bis sie auf dem Schemel neben sich Platz genommen hatte und stellte eine Frage, auf die Skadi keine wirkliche Antwort wusste. Das Schiff war in Schieflage geraten – etwas, dass ihm sehr wohl nicht entgangen war. Der Rest entzog sich ihrem Wissen. Ließ die Nordskov mit einem Achselzucken zurück, während die Dunkelhaarige selbst das Wort ergriff und etwas von weggerutscht erzählte. Ohnehin war es letztlich Elian, der aus den Schatten auftauchte und sich mit ziemlichem Nachdruck um ihre eigenen Schnittwunden kümmern  wollte. Und Skadi war nicht in der Lage ihn von sich zu weisen. Nicht nachdem seine Laune ohnehin seit der Kopfgeldinsel unterirdische Ausmaße angenommen hatte.

“Einer von der Besatzung des Handelsschiffes, das wir verfolgt haben.“ Ihr Blick glitt automatisch zu Per hinüber, den sie an Ort und Stelle hatte stehen lassen. Bedachte ihn, mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, weil es sie irgendwie amüsierte, dass er vollkommen planlos in Mitten des Raumes stand und sich der neugierigen und absolut misstrauischen Blick der Männer aussetzen musste.

“Grim richtig?“ Das waren die Worte, die sie noch verstanden hatte, als sie zu Talin aufs Achterdeck gelaufen war. Und sie mutmaßte, dass es sich dabei um seinen Namen handelte. Wenn nicht konnte sie ja immer noch Greo um einen interessanten Spitznamen bitten. Sie wusste ja, wie kreativ er diesbezüglich sein konnte.
Elian hob den Kopf. Musterte erst Skadi, dann den Fremden, dessen neckische Worte sauer in seiner Kehle aufstiegen. Etwas, dass er definitiv nicht verschleierte, eher im Gegenteil. Man konnte ihm förmlich ansehen, dass es ihm mehr als nur missfiel.
“Wolltest du dich nicht nützlich machen?“, entgegnete er spöttisch und träufelte Desinfektionsmittel auf ein Tuch, um damit vorsichtig über Skadis Schnitte zu tupfen.

Diese schnaubte nur. Warf einen Blick auf das hellbraune Haupt neben sich und schüttelte nur den Kopf. Niemand hatte sich diese Situation freiwillig ausgesucht und wenn, dann konnten die anderen wohl weitaus misstrauischer sein, als sie selbst. Immerhin hatte man nicht SIE, sondern die Sphinx das Handelsschiff verfolgt und mit Kanonenkugeln beschossen.

“Das wird er, wenn du dich etwas beeilst und ich ihn endlich übers Schiff scheuchen kann. Dafür brauche ich aber beide Arme.“ Sie musste zu ihrem Bogen. Zu den Pfeilen und zu den Stoffen, mit denen sie im Härtefall ein wenig… Feuer in die Angelegenheit bringen konnte. Vielleicht konnten sie sogar ein Glas auftreiben und mit Schießpulver befüllen. Für den Fall der Fälle. Wenn Licht, Kanonen und Gewehrkugeln nichts mehr ausrichten konnten.

“Dann zappel weniger.“, brummte Elian und warf einen letzten tadelnden Blick auf die Jägerin.

[mit Per und Shanaya unten im Lazarett (bei Elian und Gregory)]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
Rúnar nickte Liam ebenso bestimmt zu, wie dieser in die Hände klatschte. Er hörte Liams Plan zu. Musste einen tiefen Atemzug nehmen, als das Wort 'springen' fiel. Sein Blick folgte Liams, hoch in die Takelage. Allein von hier unten nach dort oben zu sehen gab ihm ein leichtes Schwindelgefühl. Dabei wäre es nicht das erste Mal, dass er in dieser Höhe herumgeklettert wäre. Verdammt, er hatte sein halbes Leben auf Schiffen verbracht. Er hatte in der Takelage herumklettern müssen; er war auf sich windende, wild im Sterben liegende Wale gesprungen; er hatte die Schwerelosigkeit zu spüren bekommen, die einen für einen kurzen Moment ergriff, wenn eine riesige Schwanzflosse ein kleines Boot durch die Luft schleuderte. Er war von Stürmen und Wellen umhergerissen worden, so sehr, dass ihm am Ende gerade noch eine Harpune und die Kleidung am Leib übrig geblieben war.

Was war passiert?

Wann war er an den Punkt gekommen, an dem jede kleine Sache zu viel war -- jede Sache, die er früher, als er jünger, unerfahrener war, einfach weggesteckt hatte, hob ihn jetzt aus den Angeln seines Verstands. Offen gestanden hatte diese Tür für ihn wohl schon immer, aber sie war in letzter Zeit wohl einmal zu oft gewalttätig eingetreten worden.

Wie würde er jemals wieder klar kommen? Irgendwann würde er nicht mehr fähig sein, allein die Tür zuzumachen.

Zeit schinden. Er schämte sich dafür, dass er die Notwendigkeit nach Sicherung suchen zu müssen als das sah -- und dass ihn das erleichterte. Sie hatten keine Zeit zu verlieren und Liams Vorschlag war sinnvoll.

Auch, wenn er sich dagegen sträubte, blickte Rúnar nach oben, nach den Vögeln. Er glaubte, einen sich bewegenden Schatten durch den dichten Nebel sehen zu können ...

Vielleicht war Zeit schinden doch nicht so gut. Sonst würde er es sich wirklich noch anders überlegen.

Sein Blick schweifte wieder hinab, zu Greo. Rúnar nickte, um zu bedeuten, dass er zuhörte. Sagte dann: "Ich kann nachsehen gehen." Er musste etwas tun -- je länger er herumstand, desto verlockender war es, einfach stehen zu bleiben.

"Hey, Rúnar! Ich hab dir was mitgebracht!"

Sein Kopf zuckte herum, zu der Richtung aus der Taróns Stimme gekommen war. Kurz verwirrt von der Aussage, dass Tarón ihm etwas mitgebracht hätte, machte Rúnar schnell die Verbindung. So wie Tarón sonst immer sprach war dieses Etwas der anderer Mensch, den er im Schlepptau hatte. (Die einzige andere Möglichkeit wäre irgendwas von dem anderen Schiff, auf dem er gerade eben noch gewesen war.)

Der andere Mann kam ihm mindestens genau so bekannt vor wie Tarón, auch, wenn es durch seine eigene Verwirrung und durch die Tücher über den Gesichtern der anderen für den Bruchteil einer Sekunde schwieriger war, irgendwen zu erkennen, egal ob es ein Gesicht war, das er jeden Tag sah, oder nicht.

Er sah den anderen Mann neben Tarón an. Seine Gedanken und Erinnerungen rannten wie aufgescheuchte Pferde durch seinen Kopf und es dauerte ein paar Momente, bis sein Verstand einen Hütehund dazusetzte, der begann, sie zusammenzutreiben. Nach und nach. Der Name, den er vorhin geglaubt hatte zu hören. Die ungewohnt langen Haare, des anderen. Wie das Gesicht des Kerls aussah, als er das Hemd, das er sich über die Nase gehalten hatte, fallen ließ. Seine Augen ... dazu stand Rúnar zu weit weg. Das wäre das Erkennungsmerkmal gewesen. Aber er braucht es noch nicht einmal. Die Herde war zusammengetrieben -- und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, fühlte Rúnar sich, als würde sie gerade über ihn drüber trampeln.

Er fühlte sich, als bekam er einen Schwächeanfall und einen Adrenalinstoß zugleich. Ihm wurde heiß und kalt. Ein Wasserfall krachte auf ihn ein und eine Kabbelung riss ihn von den Beinen.

Wie aus Reflex zog er selbst sein Tuch von seinem Gesicht, obwohl der andere ihn allein daran hätte erkennen können: dem Halstuch, das in ihrer Familie seit Generationen weitergereicht wurde.

"Jón ...", sagte er und seine Stimme brach schon. Eine Hand schlug er vor seinen Mund, die andere suchte Halt an der nächstbesten Möglichkeit -- die im Moment Greos Schulter war.

Er wusste nicht, ob er gerade überhaupt fähig gewesen wäre, sich noch zu bewegen, also übernahm Jón für ihn und schritt auf ihn zu und im nächsten Moment hielten sie sich in den Armen.

Und für einen perfekt angenehmen Moment war Rúnars Kopf komplett leer und das einzige was er wahrnahm, war ihre Umarmung. Er konnte ein lautes Schluchzen nicht zurückhalten -- seine Tränen schon gleich gar nicht.

Nach ein paar Momenten blinzelte er den Tränenschleier weg und obwohl Tarón vermutlich recht wenig damit zu tun hatte, dass Jón hier war, kam er nicht umhin zu assoziieren, dass Tarón ihn zu Rúnar gebracht hatte und er lächelte Tarón über Jóns Schulter hinweg an.

{ Hauptmast | erst mit Liam, Greo, Isala | dann kommen Jón und Tarón hinzu }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Mar 2020
Wenn es einen Moment gegeben hätte, seine Entscheidungen zu überdenken, wäre der hier fast wie gerufen gekommen. Vielleicht schneller als erwartet. Ganz so, als hätte dieses Schiff den neuen Crewmitgliedern zeigen wollen, dass Gefahr hier keine Ausnahme war. Alex hatte nur wenig in seinem Leben zu verlieren. Außerdem war sein Empfinden für Gefahr und eigene Selbstüberschätzung schon seit Kindheitstagen eher verschoben. Weil ihn seine Kindheit dazu gedrängt hatte, ihn einer stetigen Gefahr ausgesetzt hatte, die zur Normalität geworden war. Sicherheit war nichts mehr, mit dem er etwas anfangen konnte. Soula hingegen schätzte er anders ein, auch wenn sie eher spärlich mit Informationen umging. Trotzdem versuchte sie gar nicht, jemandem etwas vorzumachen. Angst war okay. Angst trieb einen voran. Man durfte sich nur nicht von ihr übermannen lassen. Der Lockenkopf schmunzelte ob ihrer Entschlossenheit, ließ es aber unkommentiert.
 
Mit ihrer Furcht musste sie ohnehin allein fertig werden. Mit der Zeit würde sie sich daran gewöhnen – vorausgesetzt, sie suchte nicht bereits im nächsten Hafen das Weite. Mehr, als sie mit knappen Witzen ein bisschen abzulenken, konnte er nicht tun. Wobei auch das mehr seine eigene Anspannung abschwächen sollte als ihre. Ein bisschen halten sie sich also gegenseitig, als die Dunkelhaarige auf das Spielchen einstieg und sich zumindest zu einem Schmunzeln überreden konnte. Alex erwiderte es, warf ihr einen flüchtigen Seitenblick zu und konzentrierte sich wieder auf die beiden Gestalten, die das Schiff betreten hatten.
 
„Unser Ruf eilt uns eben voraus. Vielleicht ist’s für sie die bessere Alternative, hier am Meeresgrund zu enden, als auf irgendeinem Sklavenmarkt verkauft zu werden. Noch sind wir hier, vielleicht entscheiden sich noch ein paar von ihnen um. Ihr Schicksal liegt nicht in unseren Händen.“
 
Alex meinte weniger den Ruf der Sphinx an sich als den Ruf von allgemeinen Piraten. In manchen Fällen hatten sie mit dieser Ansicht vielleicht sogar Recht. Er selbst hätte einen Tod hier draußen wohl auch dem elendigen Krepieren in Ketten im Bauch eines Schiffes vorgezogen. Piraten waren in der Regel nämlich nicht ‚eigentlich ganz nett‘. Sie waren die Ausnahme.
Er hob den Kopf, als Tarón seinen Namen rief. Im ersten Moment verfinsterte sich seine Miene skeptisch und ein Funke Unmut keimte in seiner Brust auf, verflog dank der Umstände allerdings recht bald. Trotzdem wirkte Alex nicht zwingend zufrieden mit der Bitte, die ihm der Älter hinaufgeworfen hatte. Zuerst wanderte sein Blick zurück zum Deck des Handelsschiffes, dann über Tarón und den Fremden hinüber zu Liam, den er eigentlich gern im Blick behalten hätte. Dann tauschte er einen Blick mit Zayrim und löste sich aus seiner Starre, um der Bitte nachzukommen. Warum auch immer Tarón den zweiten Händler nicht ebenso in ihre Obhut gab und wieder nach drüben verschwand.
 
„Der Mast.“, wiederholte er, während er sich zu Soula drehte und ihr ins Gesicht sah. „Aber bisher sieht’s so aus, als hätten sie alles im Griff.“
 
Ihm war nicht wohl dabei, Soula nun einfach alleine hier stehen zu lassen. Menschen neigten zu Übersprungshandlungen, wenn sie sich fürchteten. Ganz egal, ob nun Händler oder Pirat in Kinderschuhen. Trotzdem ließ er den Riemen seines Gewehrs langsam von seiner Schulter rutschen und hielt es der Jüngeren entgegen. Es brachte nichts, es mit aufs andere Schiff zu nehmen. Der Nebel hatte den Lauf angegriffen, das Metall zum Rosten gebracht. Ohne das Gewehr auf Vordermann zu bringen, würde er sein Glück damit nicht auf die Probe stellen. Zayrim vertraute seinem besten Stück diesbezüglich offensichtlich mehr.
 
„Im jetzigen Zustand bringt’s mir eh nichts. Pass gut darauf auf, bis ich wieder da bin.“
 
Mit einer Hand suchte er nach dem Griff seines Degens, um sich zu vergewissern, dass er noch da war, wo er hingehörte, ehe er das Achterdeck verließ, an der Gruppe um den Hauptmast vorbei huschte und sich schließlich Lucien und Talin anschloss. Rayon und Josiah schienen die Matrosen soweit unter Kontrolle zu haben. Alex begnügte sich also damit, mit finsterem Blick zu den beiden Captains aufzuschließen und die Augen wachsam durch die Runde gleiten zu lassen.


{ erst Soula  | Achterdeck | dann bei Talin & Lucien auf dem Handelsschiff | unweit von Josiah und Rayon }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
Oh hey, das sah doch nach Schatzkiste aus! Trevor beugte sich zum dritten Mal während ihres kurzen Erkundungsgangs hinunter, um die Besitztümer der Mannschaft zu durchwühlen. Nein, deren ehemalige Besitztümer selbstverständlich – das alles gehörte jetzt der Sphinx. Aka Trevor persönlich. Immerhin, sein Schatzfieber bewahrte ihn davor, sich an der Lampe den Schädel einzuschlagen, mit der Ceallagh nun Bekanntschaft schloss. Leider war der Inhalt der Truhe nicht ganz so strahlend.

„Wenn du Brennmaterial brauchst, hier sind bloß Bücher drin“, murrte er.

Noch hatte er die Hoffnung auf einen Babydrachen nicht aufgegeben. Wenn das hier nichts wurde, vielleicht konnte er Talin überreden, einen kleinen Umweg einzuschlagen und das Nest der Nebelvögel zu plündern? Irgendwer musste sich ja um deren Nachwuchs kümmern, wenn sie die Viecher erst mal vom Himmel geholt hatten. Das war doch nur, wie nannte man das, moralisch richtig, oder?
Hinter ihm flammte erst ein Funke und dann eine Flamme auf, die Ceallagh sofort hinter die Scheiben der Lampe verbannte. Im schwachen Licht entdeckte Trevor zwischen den Büchern eine kleinere Kiste mit allerlei Krimskrams und machte sich emsig daran, alles auszuki– er hielt in der Bewegung inne, im selben Moment wie Ceall ihm zuflüsterte. Weder hatte er etwas gesehen noch gehört, aber er vertraute dem anderen auf der Stelle. Abwesend schob er die Spielfigur, die ihm in die Hände gefallen war, in die Hemdtasche, und nickte, als wäre ihm die Situation völlig klar.

„Den lassen wir besser nicht weiter hier herumgeistern.“

Er hatte die Stimme für seine Verhältnisse ungewöhnlich gesenkt. Vielleicht war es ja ein freundlicher Schiffsgeist und sie konnten ihn einfach höflich auffordern, rauszukommen – aber das wäre ja langweilig! Er sah sich kurz nach anderen heimlichen Beobachtern um, stand auf und machte ein paar Schritte zur Seite. Solange er nicht wusste, ob ihn von der anderen Seite der Tür nicht der Lauf einer geladenen Waffe entgegen starrte – oder gleich mehrere (oder das feuerspeiende Maul eines Babydrachen, der Gedanke war selbst jetzt zu gut, um ihn loszuwerden) – wollte er nicht unbedingt herausposaunen, wo er sich befand.
Am klügsten wäre es vermutlich, draußen vor der Tür Stellung zu beziehen, bis der Schiffsgeist von selbst hervorkam, und ihm dann freundlich das Entermesser an die Kehle zu halten. Trevor legte den Kopf schief, spielte die Szene in seinem Kopf durch und kam zu dem Schluss, dass er nicht für seine Klugheit bekannt war.
Vielleicht konnten sie die Tür irgendwie öffnen, ohne sich direkt in Schuss-/Stich-/Schlaglinie zu begeben? Wenn sie einen langen Stock oder so etwas hätten … er wusste, er hätte seinen treuen Wischmopp mitnehmen sollen! Aber immerhin hatte er etwas anderes dabei: Er zog das Gurkenglas aus seinem Gürtel.

„Ablenkung“, formte er mit den Lippen und grinste.

Wie dunkel war es wohl hinter der Tür? Falls das die Kapitänskajüte war – es gab schließlich nicht so viele Räume mit Türen auf einem Schiff, und das Blau war sogar im Frischgebackenes-Schiffswrack-Stil noch schick –, dann gab es vermutlich Fenster auf der anderen Seite. Aber selbst wenn der Schiffsgeist ganz eindeutig ein leeres Gurkenglas statt eines mystisch-gefährlichen Objektes durch die Gegend fliegen sah, war er vielleicht noch verdutzt genug, um ihn überrumpeln zu können. Eilig erklärte Trevor Ceall seinen Plan pantomimisch und hoffte, dass er entweder genug verstanden hatte, um ihn als genial zu befinden, oder zu wenig, um ihn aufzuhalten.

Beinahe geräuschlos bewegte er sich bis neben die Tür und bedeutete Ceall, sie auf sein Zeichen zu öffnen. Eigentlich hatte er demonstrativ an den Fingern bis drei runterzählen wollen, aber er hatte das Entermesser in der linken, das Glas in der rechten, verzählte sich und fing einfach an, aufgeregt zu winken. Kaum war der Türspalt groß genug, pfefferte er das Gurkenglas hindurch, wartete einen halben Herzschl–
und warf sich brüllend hinterher.
[mit Ceall unter Deck des Handelsschiffes | vor der Kapitänskajüte, in der Vasario ein Schiffsgeist spukt]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2020
Diesmal lief Jón ein kalter Schauer über den Rücken, als Tarón ihn so intensiv ansah. Für einen Augenblick fragte er sich, warum ihm das so unangenehm war.*

*Und die Erkenntnis streifte lediglich seinen Geist: Weil der Kerl ihn komplett durchschauen konnte. Und das konnte Jón noch nicht einmal bei sich selbst.

Vor dem würde er sich besser in Acht nehmen.

Jóns Blick zuckte kurz über Tarón, als der sich bewegte -- vermeintlich gezielt einen Schritt zu Seite tat. Seine Muskeln spannten sich an und dann fauchte die Echse, die auf Taróns Schulter saß, ihn an--

Jón zuckte zurück -- ärgerte sich über diese reflexartige Reaktion. Weniger, weil er nicht zeigen wollte, dass ihm diese ganze Situation arg war, sondern weil es ganz speziell Tarón in die Karten spielen würde, so wie Jón ihn in dieser kurzen Zeit bisher wahrgenommen hatte. Jemand der wusste wie andere Leute tickten und das auf deren Kosten nutzen konnte. Und wenn es im Moment auch nur scherzhaft war.

Und er ärgerte sich auch darüber, dass sein nächster Gedanke war, dass ihn interessierte, was das für eine Echse war. Er hatte noch nie etwas derartiges gesehen, auch nicht in irgendwelchen Büchern. Aber das war einfach unglaublich unwichtig, gerade.

Doch auch der Gedanke verfiel ebenfalls. Denn Jóns Hand ballte sich so schnell zu einer Faust, dass seine Aufmerksamkeit gar nicht schnell genug nachkam. Taróns Lachen; die Art, wie er seine Worte hervorbrachte, die Jón gar nicht wirklich registrieren wollte -- die er aber sehr wohl registrierte, denn seine andere Hand ließ den Stoff, den er sich vor die Nase hielt los und ballte sich ebenfalls und er machte einen festen Schritt auf Tarón zu -- und hätte sich dessen Haltung nun nicht schlagartig geändert, so hätte Jón den anderen beim Kragen gepackt, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was das für Konsequenzen gehabt hätte.

Und da waren sie auch schon gewesen: Witze auf Jóns Kosten. Zu denen er überhaupt nicht aufgelegt war.

Jóns Blick folgte dem von Tarón. Sein Hals begann zu kratzen und er musste einmal aufhusten, zog sich wieder sein Hemd vor die Nase -- nur um es dann sofort wieder fallen zu lassen.

Es ging ihm gut. Rúnar ging es gut.

Weniger die Überraschung darüber, dass sie sich sahen, sondern die Tatsache, dass sie sich seit einem Jahr nicht gesehen hatten, aber dass alles so war wie immer, brachte Jóns Blut zum Rauschen. Wie Rúnar ihn ansah, als er sich das Tuch vom Gesicht zog; wie Rúnars Stimme sich anhörte; die Art seiner Gestik, als er sich die Hand vor den Mund schlug und sich an dem Mann neben ihm festhalten musste. Dass es einfach Rúnar war -- einfach Rúnar, trotz längerer Haare und verdreckter Klamotten und neben komplett fremden Menschen und in einer Umgebung in der er niemals damit gerechnet hätte, dass sie sich jemals beide gleichzeitig dort befinden würden.

Jóns Beine setzten sich, ohne, dass er auch nur eine Sekunde darüber nachdachte, in Bewegung und im nächsten Moment schlang er seine Arme um Rúnar und hielt ihn fest.

Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich das letzte Mal umarmt hatten -- wahrscheinlich als sie Kinder waren** -- und er konnte sich im Moment nichts besseres vorstellen. Er fühlte sich, als hätte er nach einer Goldmünze gesucht und auf dem Weg dorthin einen Diamanten gefunden. "Götterverdammt", murmelte er. "Ich wusste, dass ich dich finde."

**Das stimmte nicht. Rúnar hatte Jón im Arm gehalten, als seine Frau und sein Kind gestorben waren. Viele Leute hatten ihn da im Arm gehalten. Selbst sein Vater. Doch das war eine Zeit in seinem Leben, die er tief, tief in seinem Gedächtnis vergraben hatte und nicht so einfach wieder ausgraben würde.

{ Hauptmast mit Rúnar, Tarón, Liam, Greo, James und Isala }
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
Bloß Bücher. Fast schon verzog sich etwas hinter seiner Brust bei diesen Worten. „Banause.“,dachte er sich und schmunzelte dennoch. Seine Liebe zu Schriftstücken teilten die wenigsten auf dem Schiff. Wenngleich er Trevor durchaus für jemanden hielt, der sich gern abenteuerliche Erzählungen vorlesen ließ. Solche, in denen genug passierte, um seine Neugierde auf Trapp zu halten, die ihn oft flatterhaft wie einen Schmetterling von einem Ort zum anderen lenkte. Jetzt jedoch schien der Verstand des anderen hellwach und fokussiert. Fixierte sich erst auf Ceallaghs Entdeckung, dann auf einen Plan.  Für einen Moment verharrte der Blick des Hayes auf Trevors Lippen. Dann nickte er. Ließ das Wort sacken, das sich durch seinen Schädel zog und konnte kaum das perfide Grinsen unterdrücken, das sein Gesicht beim Anblick des Glases überzog.
Die Idee war nicht schlecht. Noch besser vielleicht, wenn er dem Ganzen eine Krone aufsetzte, nicht wahr? Immerhin konnte es nicht schaden dem Fremden hinter der Tür  unmissverständlich klar zu machen, wie ausweglos seine Situation war, wenn Trevor das Glas mitten in den Raum warf, oder? Andernfalls wäre es nur zerschmettertes Glas. So jedoch konnte es alles werden… böse Geister, tödliche Tiere… ätzendes Gas.

“Wir wissen, dass du da drin bist. Komm schon raus… wir beißen nicht… aber auf ´nem sinkenden Schiff unterzugehen ist doch würdelos.“, bellte er in Richtung Tür, während er Trevor den Gang zur Kajüte folgte. Alles erschien ihm würdeloser als sich von Piraten retten zu lassen. Aber er selbst zählte wohl kaum als Maßstab dafür. Er rettete gern seine eigene Haut, wenn er musste. Und wahrscheinlich ließ er sich von seinem Feind lieber in einem ebenbürtigen Kampf erschießen, als sich einem Mäuschen gleich zu verstecken. Zumindest vermutete er, dass das die Angst des Fremden war – dass ihn die Piraten ohnehin an den Rand des Todes brachten. Wenn nicht jetzt, dann später, wenn er angekettet irgendwo im Frachtraum hing oder an Sklavenhändler oder zwielichtige Gestalten verkauft worden war. So zumindest kannte er den üblichen Umgang mit Opfern eines Raubzuges. Und ja, die Marine hatte nicht wesentlich moralischere Vorgehensweisen als jene, die sie so sehr verabscheuten.

Aufmerksam lauschte Ceallagh unter dem Knarzen ihrer Schuhe hinweg. Hörte außer zerschellenden Wellen am Körper des Schiffes nichts. Und seufzte schwer. Gut hörbar.
“Hey… mach’s dir nicht schwerer als es eh schon ist. Komm raus und dir passiert nichts. Wenn nicht… müssen wir dich dazu zwingen… und du weißt, was der Nebel bereits mit eurem Schiff angestellt hat.“ Nein. Das war weder einladend, noch besonders motivierend. Es suggerierte fast schon, dass SIE der Grund für all das hier waren. Der Nebel. Die Vögel. Da war es fast gleich, dass sich nichts davon mit irgendeiner Logik herleiten ließ – zumindest jetzt. Ceallagh sehnte sich schon nach der nächsten großen Stadt und einer Bibliothek, in der er versinken konnte, um sich all das hier zusammen zu reimen.
“Hat wohl kein Interesse daran.“, raunte er schwer ausatmend Trevor zu. Lehnte sich mit einer Schulter gegen die Wand dich neben dem Türrahmen und verfolgte den wortlosen Plan, den seine Hände in die Luft formten.
“Du lässt uns wohl keine Wahl.“ Mit der freien Hand rückte er den feuchten Fetzen Stoff auf seiner Nase zurecht. Dann nickte er. Streckte die Fingerspitzen in Richtung Türklinke aus… und drückte das Holz mit aller Kraft ins Rauminnere.

Glas zersplitterte. Deutlich vernehmbar. Einen Herzschlag später stürmte Trevor hinter. Ceallagh atmete tief durch. Warte einen Augenblick und zog sein Entermesser, ehe er dem Piraten folgte. Die Laterne erhoben und weit von sich gestreckt.

[bei Trevor | erst vor, dann in der Kapitänskajüte]
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Er nickte, obwohl das nicht wirklich sein Name war und vermutete, dass sie ihm ohnehin nicht glaubte, aber aktuell auch gänzlich andere Sorgen hatte als die restliche Besatzung über seine kleine Finte aufzuklären — nicht, dass es eine Rolle spielte. Und: Er hatte ja nicht wirklich gelogen, nur weil er nicht den Namen genannt hatte, den ihm vor etwas mehr als zwei Dekaden jemand gegeben hatte, der nicht er selbst war.

Als der Mann mit den Bandagen, den Skadi (oder war es Shanaya gewesen? Er war sich nicht mehr sicher) mit „Ehl-jan“ (oder ähl-jan?) angesprochen hatte, seine Aufmerksamkeit von dem merkwürdigen Neuling – Per selbst – wieder auf Skadi verlagerte, nicht ohne dummen Witz auf den Lippen, verfiel Per abermals in die inzwischen vertraute Rolle des stillen Beobachters. Ignorierte die Fragen von „Ehl-jan“, weil sie ohnehin bereits von Skadi beantwortet wurden, mehr oder weniger, schlecht als recht. Sollte ihm nur recht sein. Was anderes als warten blieb ihm ohnehin nicht übrig.

„Reizender Genosse.“, feixte Per, nachdem alle Bandagen gewickelt und sie bereits auf dem Weg zu den Hängematten waren. Sie verweilten nicht allzu lange dort und während Skadi alle benötigten Gegenstände zusammenscharrte, hatte Per zumindest ein wenig Zeit, sich einen Eindruck der Räumlichkeiten zu verschaffen, bevor die Schützin in die Hände klatschte und damit das Signal gab, um zur nächsten Station – der Waffenkammer –aufzubrechen.

Als sie wieder zurück an Deck stiegen – Skadi hatte ihren Schritt deutlich beschleunigt seit sie das Ende der obersten Treppe passiert hatte –, hatte sich dort bereits eine kleine Traube an Menschen gebildet und Per begann sich zu fragen, wie viele Besatzungsmitglieder des Handelsschiffes gefangen genommen worden waren, ob ä überhaupt noch jemandengefangen genommen worden war — bis er zumindest eine bekannte Silhouette an der Stelle erspähte, auf die sie geradewegs zuhielten.

Was er zu Jón sagen sollte? In aller mitunter durch Nebel und Vögel verursachten Aufregung hatte niemand mitbekommen, dass er über Bord gegangen war (auch wenn es auf einem Schiff wenig andere Fluchtmöglichkeiten gab, unfreiwillig oder freiwillig spielte keine Rolle). Jón dürfte wohl mindestens so überrascht sein Per zu sehen wie Per Jón, aber es tat gut ein bekanntes Gesicht in dem Gewusel aus fremden Visagen zu sehen, selbst Per, der eigentlich nicht viel von solchen Sentimentalitäten hielt.

Erst einmal sagte er nichts, aus dem einfachen Grund, weil er sich immer noch auf einem fremden Schiff befand und sich wohl auch noch nicht das Recht erkämpft hatte, frei Mund zu plaudern. Stattdessen nickte er Jón zu, dessen Gesicht über der Schulter des blonden Jungen, der mit ihm zusammen aus dem Wasser gefischt worden war, auf.

Jón sah gut aus, gesund, zumindest unter den gegebenen Umständen, nicht so, als ob ihm etwas fehlen würde. Auf den ersten Blick. Nicht so, als wäre er gegen seinen Willen an Bord gebracht worden. Die Tatsache, dass er den anderen Jungen in den Armen hielt, sprach wohl ebenfalls dafür.

[ mit Skadi unterwegs zu den Hängematten, danach in der Waffenkammer | wandern zurück an Deck zu Tarón, Jón, Runár, Liam, Greo, (James, Isala) ]
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Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gebraucht, bis Elian endlich von ihr abgelassen hatte und seine letzten Worte im Bauch des Schiffes verhallt waren. Die Launen des jungen Arztes waren seit Wochen unverändert schlecht. Manchmal wirkte es, als wäre DAS seine eigentliche Natur. Zumindest war sie ihm schier in Leib und Seele übergegangen. Skadi nahm es ihm nicht krumm. Sie verstand es sogar. Was sie jedoch nicht davon abhielt mit einem Zucken im Mundwinkel aufzusehen, als der Fremde seine Stimme erhob und entspannt neben ihrer Truhe stand.

“Manchmal hat er mehr Haare auf den Zähnen, als an seinem ganzen Körper.“, entgegnete die sie mit zurück gewandtem Blick spöttisch und schulterte den Bogen, den sie geradewegs aus einem Tuch gewickelt hatte.
“Aber nimm’s ihm nicht übel.“

Das leise Knarzten der Scharniere mischte sich unter das schwere Aufatmen, das Skadi verließ, als der Deckel zurück auf seinen Platz glitt und sich der schmale Körper der Nordskov erhob. Ein  hat ne harte Zeit hinter sich musste sie nicht einmal hinzufügen. Er könnte es spielend leicht an ihrer Miene ablesen, die sich zu ihm herum und mit wenigen Schritten an ihm vorbei manövrierte.

Bevor sie an Deck zurückgekehrt waren hatte sie Per einen Degen und eine Pistole in die Hand gedrückt. Für den Fall, dass die Vögel zurück kamen und er ihnen „gezielt zwischen Körper und Flügel“ schießen musste. Was jedoch in den kleinen Fläschchen abgefüllt war, die klimpernd in der Gürteltasche verschwanden und dessen Inhalt etliche Fragen aufwerfen konnte, verriet sie ihm nicht.
Stand stattdessen jetzt eine Hand breit vor ihm und starrte auf die kleine Gruppe um Liam und Rúnar, die sich mehr als deutlich vergrößert hatte. Immerhin – die Herrschaften waren noch nicht den Mast hinauf geklettert. Mit etwas Glück konnte sie einen der beiden überreden, unten zu bleiben, während sie den fehlenden Platz einnahm.

“Stimmt irgendetwas nicht?“

Ihre Stimme hallte über die Köpfe hinweg. Erfasste Greos Miene. Dann die Isalas, der sie ein sanftes Lächeln schenkte. Letztlich blieb sie bei der kleinen Traube neben Liam stehen und… blinzelte verdutzt. Tarón und James hatte sie bereits vollkommen ausgeblendet. Sogar Rúnar, an dessen Seite und Schulter vorbei sie auf das seltsam bekannte Gesicht Jóns starrte.
Ein trockenes Auflachen entfloh ihrer Kehle. Das Schicksal war so manches Mal schon ein mieser Verräter.

“Huh... heute ganz ohne Pferd?“

Der Anflug eines Grinsens verfing sich in ihrem Mundwinkel. Den jungen Mann nach all den Jahren noch einmal zu begegnen und sich kaum mehr an seinen Namen zu erinnern, war schon ein seltsam lustiger Zufall.

[ mit Per unterwegs zu den Hängematten, danach in der Waffenkammer | dann zurück an Deck zu Tarón, Jón, Runár, Liam, Greo, (James, Isala) ]
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