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Kapitel 7 - Purpurrote Vergeltung
Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Feb 2018
#31
Elian sparte es sich, den Kommentar, der ihm auf Liams Frage hin auf der Zunge brannte, laut auszusprechen. Scham und Höflichkeit waren in seinen Augen nicht dasselbe, aber es war der Reaktion seiner beiden Gegenüber sehr deutlich zu entnehmen, dass sie auf einen Hinweis dahingehend höchstens in Gelächter ausgebrochen wären. Und im Grunde war es ihm viel zu gleichgültig, um deswegen in ein Wortgefecht zu verfallen.

„Guten Morgen, Liam. Und Shanaya, natürlich,“ antwortete er also lediglich auf den – war es überhaupt ein Gruß gewesen? – des anderen Mannes. Dem Spott zum Trotz behielt Elian seinen Blick, fürs erste, oben.

Als Liam dann aber Shanayas Körper hochtrabend als „Kunst“ bezeichnete, Shanaya ihm zustimmte und sich schließlich umdrehte, um einen weiteren bösen Spruch über Aspen zu verlieren, senkte Montrose pointiert seine Augen und ließ sie einmal, ruhig und gezielt, über die entblößten Frauenkörperteile wandern. Der Nachteil daran, regelmäßig als Arzt in einem Bordell gearbeitet zu haben war, dass nackte Körper irgendwann alle gleich aussahen. Das Verbotene, Exotische daran, das andere Menschen erregte, wurde ziemlich schal, wenn man dieselben Körperteile oft genug mit Warzen, Geschwüren, Pusteln und ähnlichen Schönheitsfehlern gesehen hatte. So betrachtet, sicher, war Shanaya ein attraktives Exemplar. Vergleichsweise.

Wir werden nie erfahren, ob Aspen stolz auf mich wäre. Er ist tot. Gestorben in einer Scheißsituation die, nach allem was ich weiß, sogar du verzapft haben könntest. Da war eine Hitze in seinem Bauch, die vorher nicht da gewesen war. Das erste Gefühl in Tagen. Wochen, vielleicht. Er hatte den plötzlichen Impuls, Shanaya eine Ohrfeige zu verpassen. Seine gute Erziehung und die Disziplin eines Marineoffiziers kamen dazwischen. Ganz im Griff hatte er sich aber doch nicht. In seinem Kopf sang etwas, vielleicht auch nur der Zorn, vielleicht aber auch Taranis‘ Geist, der diese Sorte Spott nicht auf sich hätte sitzen lassen. Was würde Taranis tun? Was würde er sagen?
Elian schloss seine Betrachtung ab, ließ seinen Blick aber auf Shanayas Haut verweilen. Seine Stimme war sehr viel kühler als normal, aber die Hitze in seinem Bauch breitete sich dafür stetig aus.

„Äußerlich nicht völlig Abstoßendes ist nicht zwangsweise gleichbedeutend mit ‚Kunst‘. Aber sicher, es gibt Stimmen dazu, dass alles was bei Kunst zählt, die äußere Ästhetik ist. In diesem Fall hätten wir hier im weitesten Sinne eine künstlerische Expression. Ich persönlich gehöre zu den Betrachtern, für die das Äußere lediglich ein Spiegel für die Seele eines Kunstwerks ist. Das hier ist ein wenig wie eine Pastete aufgezwungen zu bekommen und dann festzustellen, dass sie keine Füllung hat.“

Er hob die Augen, sah Shanaya wieder ins Gesicht. „Ich wollte lediglich nachsehen kommen, wie es dir geht. Mir war nicht klar, dass ich störe.“ Er nickte ihr zu, dann Liam. „Keine Sorge. Es kommt nicht wieder vor.“

Er drehte sich um, öffnete die Tür und war bereits halb hindurch, als er sich doch noch einmal umdrehte und hinzufügte:

„Falls die Wunde aufgeht: Bei starker Blutung Gürtel um den Oberschenkel, bei schwacher Blutung reicht ein starker Verband. So oder so, sieh zu dass du sie wieder herbringst. Das mit dem Holzbein war kein vollkommener Witz.“


[Shannys Zimmer im Bordell | Liam und Shanny]
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
#32
Elian klang seltsam kontrolliert. Seit dem Vorfall mit den Kopfgeldjägern war auch der jüngere Montrose ziemlich in sich gekehrt. Wer konnte es ihm verübeln? Er hatte weitaus mehr Opfer gelassen als der Rest der Crew und dennoch – früher oder später würde auch er einsehen müssen, dass das Leben für die einen weiterging, während andere in den Wellen der achten Welt untergingen. Innerlich seufzte Liam. Denn er ahnte, dass dem Mann mit Sicherheit nicht nach einer Priese Humor war. Allerdings auch nicht nach einem spöttischen Kommentar über seinen toten Bruder, wobei er ihn erstaunlich stoisch herunterschluckte. Liam konnte nicht verhindern, dass seine Gesichtszüge eindeutig zeigten, dass das vielleicht ein wenig viel gewesen war. Nicht, dass er geglaubt hätte, Shanaya damit Einhalt zu gebieten – er wusste, dass es sie kein bisschen kümmerte, was er dachte. Ohnehin hielt sich Liam aus diesem Thema heraus. Er glaubte immer noch – irgendwo tief in ihm drin – dass sie doch mehr für Aspen übriggehabt hatte als bloße Gleichgültigkeit. Vielleicht war ihre bissige Art ihre Weise, mit seinem Verlust umzugehen? Während der kurzen Pause, die eintrat, hörte Liam förmlich das Blut in seinen Ohren pulsieren. Obwohl er Elian noch immer den Rücken zugekehrt hatte, konnte er sich das Gesicht des Jüngeren gut vorstellen. Und er bezweifelte dass der Montrose den Wortwechsel so gelassen hinnehmen würde, wie es gerade den Anschein machte. Wie Recht er damit hatte, eröffnete sich ihm bereits im nächsten Moment, als Elian zu einer Antwort ansetzte, Shanaya dabei allerdings erstaunlicher Weise einfach überging (vermutlich das Schlauste, was er tun konnte).

Der Lockenkopf verzog das Gesicht, den Blick noch immer in Shanayas Richtung gewendet und Elian somit den Rücken zudrehend. Nicht, weil er eine Grimasse vor ihm verstecken wollte, sondern weil es umständlich gewesen wäre, zu frühstücken und gleichzeitig über seine Schulter zu spähen. Was Elian sagte, weckte in ihm hauptsächlich Bedauern. Bedauern darüber, dass die Pasteten, die er bislang zu kosten bekommen hatte, offenbar nicht sonderlich verführend gewesen waren. Anscheinend hatte Elian also entweder nicht das Talent darin, sich eine fähige Liebhaberin zu suchen oder die Marine spendierte ihren Schachfiguren nicht einmal genügend Gehalt, um sich mehr leisten zu können als eine Hure, die nicht mit Leidenschaft bei der Sache war. Liebe war etwas so Erfüllendes. Die Körperliche jedenfalls. Bei allem anderen konnte Liam ebenso wenig mitreden. Den Kommentar, ihm bei Zeiten mal eine richtige Pastete zu suchen, schluckte er allerdings. Irgendetwas in ihm sagte ihm, dass Elian auch das nicht mit Humor nehmen würde. Schlaues Kerlchen. Vielleicht sollte er dem jüngeren Montrose eines der Portraits schenken, welches er von Shanaya angefertigt hatte – Die spiegelten ihre bloßen Vorzüge zur Genüge.

Jetzt erst wandte sich Liam gänzlich herum und blickte dem blassen Mann ins Gesicht. Sein Kommentar ließ er stehen -  alles weitere hätte sie definitiv nicht voran gebracht. Eigentlich war seine Sorge ehrenvoll. Aber Elian ließ außer Acht, dass es schlauer war, Shanaya bereitwillig nach draußen zu begleiten, als sie dazu zu zwingen, sich alleine rausschleichen zu müssen. Und ein bisschen Sonne und Frischluft hatten auch noch niemandem geschadet – weder krank noch gesund.

„Natürlich bringe ich sie wieder her.“, sprach er die Selbstverständlichkeit aus, die Elian offenbar in Frage stellte. „Aber du kannst uns auch gerne begleiten und dich selbst davon überzeugen. Klingt nämlich, als hättest du einen Tapetenwechsel nötiger als unser eingesperrter Singvogel hier.“

Mit der Hand wies er über seine Schulter hinweg in Shanayas Richtung, deren unbegeisterten Ausdruck er ziemlich gut vor Augen hatte. Doch sein Angebot war ernst gemeint. Ob er annahm oder nicht lag bei ihm.

„Du klingt nämlich schon fast fachmännischer als Greg.“

{ Bordell | Elian und Shanaya }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Aug 2017
#33
"Noch keinen Hunger?"

Er war ein wenig überrascht und die Frage nach dem Warum stand durchaus in sein Gesicht geschrieben. Weiter nachhaken tat er aber nicht, da ihm bisher nicht aufgefallen war, dass Rúnar allgemein zu wenig aß.

"Und lach ruhig wenn dir danach ist. Es ist schon komisch, wie der Körper manchmal eine eigene Meinung zu haben scheint."

Bei dem Andalónianer war er sich ziemlich sicher, dass er auch spontan wüsste, wie es gemeint war. Zumal er ihn bisher weder spöttisch noch grausam erlebt hatte.
Seine Frage vertrieb dann allerdings einen guten Teil seiner guten Laune. Schon seit einer Weile grübelte er darüber nach, warum sie hier waren. Wie er es auch drehte und wendete, er kam zu keinem anderen Ergebnis, und das wiederum bedeutete Grund zur Sorge. Denn wenn dem so war, dann wären sie derzeit in irgendetwas heikles verstrickt.

"Ich nehme an, dass sie etwas für die Tarlenn erledigen. Falls dem tatsächlich so ist, weiß ich allerdings auch nicht wo und was."

Seine Finger trommelten auf dem Holz des Tresens. Sie würden schon auf Trevor und sich selbst aufpassen.
Bevor er zu tief ins Grübeln abrutschen konnten, riss ihn Mickalas Frage in die Gegenwart zurück und war für ihn eine willkommene Unterbrechung. Das Lächeln kehrte auf seine Züge zurück, während er sich ihr zuwandte.

"Iría hat mir zwar versprochen mir ein Glas Milch aus der Küche mitzubringen, aber ich nehmen gerne noch einen Tee dazu Mickie."

"Mit oder ohne Extra?"

"Das hängt davon ab, was das Extra wäre."

Die Bardame hielt mitten in der Bewegung inne, musterte ihn dann von oben bis unten, so gut das ging, wo die Theke sie trennte. Dann beugte sie sich aufreizend vor.

"Das hatte ich jetzt eigentlich nicht gemeint Doc, aber wie Schneemann gerade so treffend meinte:
"Die Freuden der Welt kennen keine Uhren."


"Mir reicht derzeit Zucker und ein paar Antworten", lachte er.
"Ich habe da ein paar Gerüchte über die 'Medici für Jedermann' gehört. Was ist da dran? Und weißt du zufällig, wo man sie finden kann?"

Dann warf er Rúnar einen fragenden Blick zu.
Schneemann?
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Crewmitglied der Sphinx
für 6.000 Gold gesucht
dabei seit Nov 2016
#34
Es war so die Eigenart von Bordellen, dass sie schier nie zur Ruhe zu kamen. Die teureren Preise, den diese Frauen hier erhielten, schien daran nichts zu ändern: denn auch die Menschen, die sich dies leisten konnten, schienen sich von den späten Uhrzeiten kaum beeindrucken zu lassen: immer wieder waren Nachts Türen gegangen, Menschen den Gang entlang gelaufen – manche lauter, manche leiser -, und auch die typischen Geräusche, den Menschen beim Beischlaf so von sich gaben, hatten die Wände nicht ganz verschlucken können.
Wäre es nur der Beischlaf gewesen, hätte Josiah das ganze kaum als „störend“ betrachtet. Die Geräusche konnte er gut ignorieren. Auch die Lautstärke war egal – wann hatte man in den jetzigen Zeiten schon den Luxus, tatsächlich in Ruhe und Stille einzuschlafen?
Aber die Schritte. Die Schritte, die ständig an seiner Tür vorbei gingen. So harmlos - soweit man einen Besuch in einem Bordell als harmlos betrachten konnte – und ungefährlich.
Und doch schafften sie es, Josiah jedesmal aus seinem ohnehin schon leichten Schlaf zu reißen, kaum war er eingenickt.
In der Nacht des zweiten Tages hatte er schließlich aufgegeben und war am Mittag in die Stadt gezogen um mit einem Buch zurück zu kommen. Die Angestellten des Bordells waren zwar etwas verwundert über seine Nachfrage nach mehr Öl für die Lampe gewesen, hatten es dann aber doch bereitwillig herausgegeben. Zu dem Buch hatte sich schnell eine Pfeife gesellt und seitdem machte es sich Josiah jeden Abend, wenn der Schlaf nicht kommen wollte in einen Stuhl am Fenster bequem und las, bis ihm die Augen von selber zufielen. Als ihn ein unruhiger Schlaf diese Nacht endlich übermannt hatte war die Sonne schon kurz davor gewesen, über den Horizont zu treten.
Jetzt stand Josiah am Fenster, genoss den noch frischen Wind und rieb sich seinen schmerzenden Nacken – die Kosten für seine aktuellen Schlafgewohnheiten. Obwohl sein Schlaf so kurz gewesen war, fühlte er sich wach und ausgeruht. Bereit, für einen aktiven Tag.
Nur, dass der Tag – so wie auch die anderen zuvor – nicht versprach, Arbeit oder Abwechslung zu bieten. Josiah seufzte innerlich als er sich abwandte, das Fenster schloss und auf den Weg nach draußen seine Messer einsammelte. Er war selber überrascht, wie wenig er sich hier tatsächlich entspannen konnte. Wie er einerseits gelangweilt war, und sein routiniertes Aufmerksamsein in dieser doch sehr friedlichen Umgebung anfing, nach Gespenstern zu suchen. Nicht, dass die anderen davon etwas mitbekamen: nach außen hin war er ruhig wie eh und je. Ruhig, entspannt und gefasst. Mit kurzen Griffen versicherte er sich noch, dass sein Zimmer verriegelt war, ehe er sich abwandte und seine Reise antrat.
Obwohl es so früh war, waren aus dem ein oder anderen Raum, den er passierte, Stimmen zu hören. Josiah legte einen Schritt zu, während er sie ausblendete. Und dann, weil er ja ohnehin schon zügig unterwegs war, legte er noch etwas mehr an Tempo drauf, bis er, wenn er noch schneller gehen wollte, unweigerlich hätte anfangen müssen, zu laufen.
Das aber war sein Ziel für draußen. Laufen gehen, wie jeden morgen. Seine Ausdauer weiterhin auf Trab halten. Das war einer der Vorzüge vom Landgang: ein gezieltes Training war bedeutend einfacher zu bewerkstelligen, wenn man nicht auf den Raum eines Bootes begrenzt war. Wäre da nicht…
Die Tür, die plötzlich vor Josiah auftauchte, machte seinen Gedanken ein jähes Ende. Noch versuchte er, ihr auszuweichen, doch sein eigener Schwung machte ihm ein Strich durch die Rechnung: mit einem deutlich hörbaren Wumms machte sein Körper Bekanntschaft mit der Tür. Josiah fluchte auf. Intuitiv war seine Hand zur Seite geschossen, um die Tür daran zu hindern, in das Gesicht des anderen zu fliegen, der ja dahinter stehen musste, hatte dabei aber vor allem unsanft Bekanntschaft mit der Unterseite des Griffes gemacht. Für einen kurzen Moment war sich Josiah nicht sicher, ob ihn sein Kopf oder seine Hand mehr schmerzte.
Erneut fluchte er, sich gedanklich selber verspottend: Soviel zum ‚routinierten Aufmerksamsein‘, Trottel.
{ Bordell | hinter der Tür bei Elian, Liam und Shanaya }
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Crewmitglied der Sphinx
für 250 Gold gesucht
dabei seit Apr 2016
#35
Irgendjemand von ihnen musste doch das Pech wie Schmeißfliegen an sich ziehen. Allmählich konnte ihr doch niemand erzählen, dass DAS schon wieder ein Zufall war. Offensichtlich brauchte es nicht einmal einen Trevor, um den Hauch von Chaos in der Luft zu versprühen, der sich vor ihnen wie ein roter Samtteppich ausbreitete. Am liebsten wäre die Nordskov einfach wieder gegangen. Der Tote war nicht ihr Problem. Die kreischende Frau noch weniger, die ihr allmählich Kopfschmerzen bereitete, wenn sie nicht bald den Mund hielt. Noch schlimmer war allerdings der dunkelhaarige Samariter, der an ihnen vorbei preschte und sich geschmeidig vor das Frauenzimmer postierte. Wie ein Aufpasser, der sicherstellte, dass sie nicht noch länger auf den mit Blut übersäten Tatort starrte. Ernsthaft? Hast du keine eigenen Problem, um die du dich kümmern solltest? Liebend gern hätte Skadi ihm genau das in den ignoranten Dickkopf gepresst und ihn am Kragen aus der Halle gezerrt. Mit Gewalt und gefesselt und geknebelt, wenn es sein musste. Doch was der Ältere dann von sich gab, pustete ihr für einen Moment jeglichen Gedanken aus dem Kopf. Fast schon irritiert schnippte eine ihrer dunklen Augenbraue nach oben. Wir kümmern uns darum Wer waren sie denn? Die Wohlfahrt? Und was sollten sie hier bitteschön ausrichten können, `ne Totenbeschwörung? Bei den Göttern. Da hatte wohl jemand ziemlich schnell vergessen, dass sie weder zur Marine noch zur ehrbaren Schicht der Gesellschaft gehörten. Ein Seufzen hing schwer an Skadis Lippen, als ihr Blick aus dunklen Augen von Enrique, zu Talin am Boden und dann auf Greo schräg hinter sich huschte. Wenigstens einer hielt sich wie sie aus dieser Angelegenheit heraus und schien genauso wenig erpicht darauf, mit hineingezogen zu werden, wie sie selbst. Fast hätte ihm ein sanftes Schmunzeln gegolten. Doch das kippte bereits wieder als er sich dem Werftinhaber zuwandte. Scheiße, sollten die sich doch mit dem Zeug hier herum schlagen.

Mit einem tiefen Seufzen wandte sich Skadi herum, heftete die dunklen Augen auf Talin, der sie mit einem Kopfnicken zur Seite zu verstehen gab, dass sie sich hier  mal umsehen würde. Wenn der Werftinhaber Recht behielt und vor 15 Minuten noch nicht Zeuge dieses Massakers gewesen war, dann blieb noch eine verschwindend geringe Chance, dass sich der Täter hier irgendwo in den Schiffsrümpfen oder dunklen Ecken der Halle versteckt hielt.

[dicht bei Greo und in Sicht und Hörweite von Talin, Enrique und
ferner Jonah und Alex | wendet sich dann herum in Richtung Sphinx und anderer Schiffskörper]
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Crewmitglied der Sphinx
für 60 Gold gesucht
dabei seit Nov 2015
#36
Es war Shanaya egal, was irgendwer dazu zu sagen hatte, dass sie sich bewegen wollte, dass sie diesem Ort wenigstens für einen Moment entfliehen wollte. Sie kannte ihren Körper, und auch wenn es sie schon etwas ermüdet hatte, zu ihrer Kleidung hinüber zu gehen, ließ sie sich davon gewiss nicht noch weiter ans Bett fesseln. Sie musste nicht über die ganze Insel laufen... ein wenig Bewegung würde ihr reichen. Da konnte jemand mit einem Koffer um die Ecke kommen und herum mosern wie er wollte. Und wer ihr so gegenüber trat, musste mit einer Reaktion wie ihrer rechnen. Zumal sie um diesen schwachen Punkt des Mannes wusste.
Wohl von Liams und ihren Worten dazu angetrieben, musterte der Montrose nun doch ihren Körper, blickte bewusst an ihr hinauf und hinab. Ihm schien das Gesagte auf das Ego zu gehen, hm? Shanaya amüsierte diese Gedanke noch mehr, was er dann jedoch sagte, entlockte der jungen Frau ein noch amüsierteres Auflachen. Seine Reaktion auf ihre Worte war nahezu langweilig gewesen, sodass sie, nachdem sie ihm ihren Körper noch einmal präsentiert hatte, die Bluse über den Kopf zog. Dabei lauschte sie den melodramatischen Worten des Mannes und erst als er geendet hatte, wandte sie den blauen Blick zu Liam herum, der zuerst antwortete. Er brachte sie also wieder hierher? Ein vielsagender Blick galt dem Lockenkopf, ehe sie eine theatralische Miene aufsetzte. Gespielt getroffen und verletzt.

Auch eine Pastete ohne Füllung kann enorm lecker sein, wenn man sich darauf einlässt.“

Sie nickte, untermalte ihre Worte damit. Sie hatte nun schon etwas gegessen, ansonsten hätte sie nur darauf gewartet, dass ihr Magen dieser Tatsache zustimmte. Aber sie brauchte keine Wertschätzung von einem Montrose, in ihren Augen wäre es nicht schlimm gewesen, wenn der zweite von Bord gegangen wäre, um seinem Bruder zu helfen. Im Tod vereint. Das hätte Aspen sicher gefallen. Ein amüsiertes Schnauben über diese Gedanken kam über ihre Lippen, ehe sie sich doch noch einmal an Elian wandte.

Ich habe schon schlimmeres ohne irgendwelchen altklugen Ratschläge durchgemacht.“

Mehr sagte sie dazu nicht, wandte nur leicht den Kopf zu Liam herum, als dieser weiter sprach und Elian einlud, sie zu begleiten. Ihr sollte es Recht sein, sie war nicht die mit dem schwachen Punkt, in den man jederzeit einen Dolch stecken konnte. Hauptsache sie kamen hier endlich weg. Also griff die Schwarzhaarige nach ihrer Krücke, richtete sich auf und bewegte sich, ohne noch einen Moment zu zögern, auf Elian zu, der in der Tür stand. Nur kurz warf sie Liam einen abwartenden Blick zu. Erst ein lautes Knallen ließ sie noch einmal inne halten, leicht eine Augenbraue heben, ehe sie sich, auf den Stock gestützt, an Elian vorbei bewegte, so auf den Flur trat, dass sie sehen konnte, was dort passiert war. Mit unveränderter Miene musterte sie Josiah, der scheinbar Bekanntschaft mit der Tür gemacht hatte. Shanayas Kopf neigte sich ein wenig zur Seite. Noch so jemand, um dessen Gesellschaft sie sich nicht prügeln würde. Ein kurzes Zucken mit der freien Schulter, ehe sie sich einfach auf machte, den Flur entlang zu hinken. Dieses verdammte Bein würde sie nicht noch einen Tag an dieses Zimmer fesseln. Und sie wollte aufbrechen, bevor sie zu müde wurde, um es bis zum Ende des Flures zu schaffen.

[Bordell | Flur vor ihrem Zimmer | Elian, Josiah & Liam]
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Crewmitglied der Sphinx
für 545 Gold gesucht
dabei seit May 2019
#37
Luciens Laune kroch einem wie lange, knochige Hexenfinger über den Nacken. Für Ceallagh kein ungewohnter Anblick, der weniger auf den jungen Kapitän, als allgemein auf junge Männer bezogen war. Er bettete sich in das typische Bild derer ein, die einfach chronisch das Leben und sich selbst verabscheuten oder mit derart düsteren Dämonen zu kämpfen hatten, dass sie ihren Frust kaum bei sich behalten konnten. Der Hayes für seinen Teil wartete. Geduldig, wie er nun einmal war. Mitnichten war ihm der Beweggrund seines Freundes, das was ihn so arg beschäftigte und ihn in den weniger passenden Anzug eines alten, griesgrämigen Seemannes zwängte, egal. Er machte sich stillschweigend seine Gedanken dazu, wenn er mit einem Buch zwischen den Fingern im Aufenthaltsraum saß, sich zu dem kleinen, verletzten Frauenzimmer gesellte oder irgendwo mit irgendwem in der Stadt unterwegs war. Seitdem er auf das Schiff gekommen war, umspülte ihn in seichten Wellen diese ungewohnte Distanz zwischen ihnen, die er nicht von früher kannte. Verwundern tat es ihn nicht. Lucien war erwachsen geworden und definitiv nicht mehr dieses weinerliche Häufchen von damals. Was gut für ihn war. Wer wäre er dann, eine Begrüßung und alte Gewohnheiten sondergleichen zu verlangen? Zumal ihn die unbeantworteten Briefe, die akute Funkstille bestens darauf vorbereitet hatte, sich seinen Atem für andere Dinge aufzubewahren.
Kurz verzogen sich die bärtigen Mundwinkel, als das Ziehen in seine Schulter zurückkehrte und er seine Augen von Trevor abwenden musste. Wieso Lucien ihn mitnahm, war ihm einerseits ein Rätsel. Es war kaum zu übersehen, wie dick die Luft zwischen ihnen wurde, sobald sich der verrückte Knallkopf in seine Nähe begab. Anderseits war er vielleicht auch eine gewisse Absicherung, sollte sich der Plan (höchst wahrscheinlich seinetwegen) in Wohlgefallen auflösen. Dem Hayes war das Tattoo nicht entgangen, das auf Trevors Unterarm prangte und er konnte nur mutmaßen, was es über die Vergangenheit des Jüngeren verriet. Zumindest über den Teil, den er nicht gerade heraus von ihm selbst erfahren hatte. Noch während er sich auf die Präsenz seines Nachbarn konzentrierte, beschleunigte der Söldner vor ihnen seine Schritte. Und auch, wenn Ceallagh seinen Worten nur halbherzig folgte, spitzten sich seine Ohren merklich, während er seine Schlinge zu Recht rückte und zu Trevor aufsah. Meine Hübsche. Es entlockte ihm ein merkliches Schmunzeln. Dieses Wort schien Zairym sehr oft zu gebrauchen, wie ihm bei ihrer Überfahrt aufgefallen war. Wohl ein Versuch charmant zu klingen, zwischen all dem ganzen Rest, der an Untertönen und Worten mitschwang. Ein paar Schritte machte der Blonde auf die beiden Männer zu, während Lucien ihnen einen kläglichen Happen ihres heutigen Vorhabens vor die Füße schmiss. Blieb dann dicht genug, um noch halbwegs unauffällig zu sein, hinter ihnen stehen und verfolgte aus grünblauen Augen die Pflastersteine weiter die Straße hinauf. Er bezweifelte zwar, dass er sich im Fall der Fälle effektiv darum kümmern konnte, Mitwisser aus dem Weg zu räumen, doch vielleicht war DAS auch weniger seine spezifische Aufgabe. Blieb abzuwarten, was der düstere Dravean in seinem Kopf zusammenspann und ob er wirklich mehr als Kurier fungierte, wie er annahm.
 
“Na Lust auf eine Geheimmission, Trevor?“
 
Mit einem amüsierten Zug auf der braun gebrannten Miene, wandte sich der helle Schopf zu seinem Kumpan herum. Ganz sicher war ihm die Eindringlichkeit und der unterschwellige Nachdruck in den Worten Luciens entgangen. Es hätte Ceallagh verwundert, wen er sich mit voller Ernsthaftigkeit auf diese Sache einließ und ihnen gleich einem Zinnsoldaten hinterherlief.

[hinter Lucien und Zairym, direkt neben Trevor]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jun 2019
#38
"Kommt noch", sagte Rúnar, in einem Ton der Gregory versicherte, dass es ihm gut ging und dass das immer so war.

Jetzt musste er tatsächlich laut auflachen. "Ist notiert. Aber es ist hart sich sowas abzutrainieren. In meiner Familie lernt man schnell, gewisse Verhaltensweisen sorgfältig zu dosieren."

Das Lachen schwand jedoch aus seinem Gesicht, als Gregorys Mine düster wurde. Rúnar nickte. "Tarlenn, hm? Klingt immerhin nach einem soliden Job." Eine Pause. "Hoffen wir nur, dass es nicht so wie der vorletzte Aufenthalt endet." Und selbst bei dem darauffolgenden, kurzen Stop waren sie nicht ohne Zwischenfall davongekommen. Kurz erwischte er sich dabei zu denken: Wenn nochmal was passiert, dann bin ich weg. Aber das ging nicht mehr. Er hatte die Carta unterschrieben. Er war einer von ihnen. Und er stand zu seinem Wort.

Auf Mickalas Kommentar hin nickte Rúnar, nach dem Motto: Eben. Sag ich doch. Auch, wenn es immer noch nicht das war, was er mit 'Freuden' gemeint hatte. Na, ja. Jedem das seine, nicht wahr? Es wäre ja langweilig, wenn sich jeder an denselben Dingen erfreuen würde. Obwohl sich herausstellte, dass Gregory sich auch etwas anderes darunter vorgestellt hatte.

Als Mickala dazu überging Gregorys Tee zuzubereiten, sah der Rúnar mit einem fragenden Blick an. Rúnar hob mit einem leidenden Blick die Schultern. "Ich komme aus Andalónia."

{ an der Bar | mit Gregory (und der Bardame, Mickala) }
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Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Jul 2016
#39
„Es sei denn natürlich, man schaut in einen Spiegel, dann wäre sie nach rechts gebogen, oder auch nach links, aber von der anderen Seite? Spiegelverkehrt halt. Aber wann schaut man schon mal in den Spiegel? Oh! Oh, man könnte natürlich ins spiegelglattes Wasser schauen, eignet sich hervorragend zum Grimassen ziehen, weißt du, aber an dem Abend war gar kein Wasser da, glaube ich, nur sehr, sehr viel Rum …“

Trevor unterbrach seine Überlegungen einen Moment, um konzentriert an Ceall vorbei in die Luft zu starren – fast als würde er sich an irgendetwas erinnern wollen. Das hatte er in letzter Zeit oft gemacht, denn der größte Teil der Ereignisse auf der Kopfgeldjägerinsel lag in schummrigen Alkoholnebel. An einige Sachen erinnerte er sich aber glasklar. Da war zum Beispiel das große, um sich schießende Schildkrötending, Scortias' Tod oder die Tatsache(!), dass er sich lange genug mit den Kopfgeldjägern unterhalten hatte, dass die sich doch eigentlich sein Gesicht hätten merken müssen!

„Immerhin hab ich keine Schweinchennase, so wie Shanny“, gluckste er schließlich fröhlich und legte seinen Steckbrief fein säuberlich unter den chaotischen Papierstapel, den er in der anderen Hand hielt. Er hatte jeden Steckbrief abgerupft, an dem sie vorbeigekommen waren. Bald hatte er so viele zusammen, er könnte die Wände der Sphinx damit tapezieren! Zumindest, sobald das Schiff aus dem Trockendock raus war und sie endlich wieder auf See durften. Immerhin: heute hatten sie zur Abwechslung mal etwas außerhalb des Bordells zu tun. Was auch immer das war. Trevor hatte versucht, Lucien darüber auszuquetschen, musste das Unterfangen aber eilig abblasen, bevor sein Captain ihn erwürgte oder – schlimmer noch – zurückschickte. Also gut. War ja auch mal ganz nett, nichts zu wissen … nicht wahr? Trevor war eine Weile lang vor der Gruppe hergelaufen, bis sie in den Teil der Stadt kamen, den er weniger kannte – den reichen, langweiligen, wo die Leute Gärten hatten –, dann hatte er ein bisschen mit Zairym um die Wette so schief wie möglich gepfiffen und sich nach seinem eindeutigen Sieg schließlich zu Ceall zurückfallen lassen, damit der ihm alle Namen auf den Steckbriefen zwei, drei oder besser vier Mal vorlesen konnte. Wirklich, die sahen alle gleich aus!

Er rätselte gerade halblaut vor sich hin, ob der nächste auf dem Stapel wohl eher Liam oder Talin darstellen sollte, als er aus dem Augenwinkel eine Veränderung vor sich wahrnahm. Gerade noch rechtzeitig bremste er ab, um nicht in alle anderen hineinzurennen. Hach! Hundert Dinge gleichzeitig machen war so viel einfacher, wenn man nüchtern war! Vielleicht sollte er sich das mit dem Rum doch noch mal überle– nein, nein, dumme Idee. Langweilige Idee. Apropos Ideen, Lucien schien ihnen jetzt seine unterbreiten zu wollen. Endlich! Trevor unterdrückte das Verlangen, einen Trommelwirbel zu simulieren, schob seine freie Hand in die Hosentasche und zwei Finger durch das Loch darin wieder hinaus und wippte auf den Füßen vor und zurück.

Oh. Oh, sie wollten also eine Kleinigkeit für die Tarlenn erledigen. Bei der Erwähnung seiner zweiten Familie zuckten Trevors Mundwinkel unwillkürlich in die Höhe und seine Hand zu der Sanduhr-Tätowierung auf seinem Unterarm. Na, das erklärte so einiges. Oder immerhin einen Teil. Ein kleines bisschen. Unbekümmert hielt er den Blick seines Captains stand, faltete die Steckbriefe zusammen, stecke sie in die Hosentasche ohne Loch und sagte:

„Kein Problem.“

Er brauchte fast all seine Selbstbeherrschung, um das Grinsen im Zaum zu halten, und den ganzen Rest, um Lucien nicht mit einem Berg an weiteren Fragen zu überrollen. Zum Glück sprach Ceall seine Gedanken aus.

„Natürlich! Aber jetzt ist nur noch eine halbe Geheimmission“, strahlte er. „Meinst du, wir brechen in eins der Häuser ein? Wir brechen bestimmt in eins ein, ich wüsste nicht, was man sonst in solchen Häusern machen sollte, bei dem man still und unauffällig sein muss und, beziehungsweise oder, alle umbringen soll. Außer Teepartys vielleicht.“

Trevor tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger an die Lippen und musterte die Villen, die sich links und rechts entlang der Straße auftürmten. Doch aus dem Augenwinkel behielt er Lucien im Blick – obwohl er offenkundig mit Ceall sprach, wollte er natürlich eigentlich eine Antwort von seinem Captain. Manchmal war er schon ein taktisches Genie.

[Villenviertel von Silvestre | hinter Lucien & Zairym, neben Ceallagh]
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Jul 2017
#40
Er hatte versucht das Bild loszuwerden. Ungläubig hatte er an Deck gestanden und hilflos, nahezu versteinert zusehen müssen, wie sein Jugendfreund den feigen Kopfgeldjägern und ihren Kugeln zum Opfer gefallen war. Farley hatte nichts tun können – ebenso wie Elian oder irgendjemand sonst aus der Crew, die sich an Bord der Sphinx befanden. Und dennoch fühlte er tief im Inneren eine Schuld, die er nicht loswurde. Er hatte geistesgegenwärtig Elian gepackt, der zu seinem Bruder stürzen wollte. Doch es war zu spät gewesen und noch einen Freund hatte der Braunhaarige an diesem Tag nicht verloren wollen. Er fühlte sich schlecht, weil er Elian die Möglichkeit nahm, zu seinem Bruder zu gelangen. Doch es war notwendig und er bereute es im Nachhinein keineswegs, dass er den jungen Burschen gepackt und ihn mit aller Kraft davon abgehalten hatte, sich vom Schiff zu stürzen. Das Schuldgefühl aber wollte nicht verschwinden. Nicht, als sie alle davongekommen waren und ihre Wunden versorgt hatten. Auch nicht, als sie nach Shanayas Verwundung im Hafen von Silvestre Halt machten. Farley fragte nicht, welche Angelegenheiten Talin mit den Tarlenns verband. Er hatte aufgehört sich zu wundern und gestand ohnehin jedem der anderen sein eigenes kleines Geheimnis zu – und die hatten sie jeder für sich, ganz ohne Zweifel. Nein, der junge Dieb hielt es auch hier, wie er es zu anderen Gelegenheit zu tun pflegte: Er nahm die Dinge, wie sie kamen und arbeitete mit dem, was er hatte. Auch sonst half es ihm wenig zu hinterfragen, warum ein Geschäft schief gelaufen war oder warum ihn womöglich doch einmal jemand in einer ungünstigen Situation beobachtet hatte. Farley half es grundsätzlich nur,einfach das Beste aus seinem Schicksal zu machen und sich Gedanken über das Kommende zu machen. In der Vergangenheit hängten nur Träumer fest – und die konnten selten ihren Kopf aus der Schlinge ziehen oder lange überleben.

Da waren sie also nun – in einem Bordell untergebracht und warteten darauf, dass man sie entweder wieder aufspürte oder ihr Schiff für die Weiterfahrt repariert war. Farley hätte sich gerne denen angeschlossen, die sich in die Werft aufgemacht hatten. Doch er verstand zwar Einiges von Holz, aber weniger von Schiffen und so war er wenig verwundert darüber, dass Talin ihn nicht gebeten hatte mitzukommen. Da auch Lucien ihn nicht mitgenommen hatte, blieb er also mit sich und den anderen im Bordell zurück und war sich selbst und seinem Tun überlassen – was ihm nicht wirklich gefiel, wenn er ehrlich war. Für ein wenig Ablenkung wäre er durchaus dankbar gewesen. Die Gedanken an Aspen hatten ihn wie immer seit dem Tod des Freundes geweckt, noch bevor die Sonne aufgegangen war. Als sie ihre ersten Strahlen durch das kleine Zimmer schickte, schälte Farley sich schließlich aus dem Bett und kleidete sich an. Nur die langsam immer dunkler werdenden Ringe unter seinen Augen verrieten, dass er in letzter Zeit nicht wirklich gut schlief – was nicht an ihrer Schlafumgebung lag, die nachts doch sehr viel lauter war als mancher der Crew es gewohnt sein durfte. Farley hatte gelernt störenden Geräusche zu ignorieren. Der junge Dieb gab sich dennoch alle Mühe, sich das Schlafdefizit nicht anmerken zu lassen. Als er die Zimmertür schließlich hinter sich schloss und auf den Flur trat, hatte er kein wirkliches Ziel. Das jedenfalls bildete er sich ein, als seine Füße schon die ersten Schritte machten und sich auf den knarzenden Holzdielen auf die Suche nach Elian begaben. Farley war sicher nicht der fürsorgliche Typ, meist waren ihm seine Mitmenschen so lange wichtig, wie sie ihm von Nutzen waren. Aber dieser Fall lag anders. Er hatte versucht sich um den verbliebenen Bruder zu kümmern, hatte ihm immer wieder Essen und Wasser gebracht und mit Sorge angesehen, wie lustlos dieser sich auf den Beinen hielt. Und irgendwie fühlte der Braunhaarige sich, als ob er dem jungen Mann gerade jetzt eine Freundschaft schuldete, die seit Jahren brach gelegen hatte.

Allerdings war es nicht Elian, den er erblickte, als er in diesem Augenblick um die Ecke bog. Es war Shanaya, die – irritierender Weise – auf ihre Krücke gestützt in den Flur wankte - und Josiah die Tür gegen den Kopf rammte. Farley hob eine Augenbraue, verkniff sich aber Josiah eine hämische Bemerkung zuzuwerfen und Shanaya zu sagen, dass sie überhaupt nicht nach Ausflug aussah und lieber das Bett hüten sollte, bevor sie sich wieder ins Getümmel stürzte. Ratschläge brachten bei der Schwarzhaarigen nicht fiel, ihr Kopf war viel zu dick und starrsinnig, als dass sie sich von irgendjemandem sagen ließ, wo es langging. Nun, abgesehen von Luc und Talin vielleicht. Farley enthielt sich also ärztlicher Tipps – es waren ja ihr Bein und ihr Leben. Stattdessen ging er den Gang einfach entlang, bis er auf Höhe ihres Zimmers war – wo er schließlich Liam und Elian entdeckte, denen er grüßend zunickte und die ebenso aufbruchsbereit aussahen wie die junge Frau. Auch Josiah nickte er kurz zu, immer noch ohne auf das Missgeschick des Mannes einzugehen.

„Wo solls denn hingehen mit dem Hinkebeinchen?“


fragte er schließlich in die Runde, was ihm einfallslos und dumpf vorkam, sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten. Aber viel mehr hatte er nicht zu erzählen und viel mehr gab es auch nicht zu wissen. Im Prinzip war es ihm auch egal. Eigentlich wollte er nur drei Dinge: Ein Auge auf Elian haben, ein wenig Gesellschaft und aus diesem Bordell heraus, um sich die Beine zu vertreten. Immerhin im letzten Punkt hatten er und Shanaya, glaubte Farley, ein gemeinsames Anliegen.

[Bordell | Bei Shanaya, Liam, Josiah und Elian]
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