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Kapitel 9 - Der Ruf der Königin
Crewmitglied der Sphinx
für 0 Gold gesucht
dabei seit Feb 2016
Immer wieder versuchte Liam, sich einen Überblick zu verschaffen, was spätestens dann zu einem gefährlichen Unterfangen wurde, als er dem Händler direkt vor sich mit seinem Degen gegenüberstand. Aber er vertraute seinen Crewkameraden – und auch Cassy, die sich hoffentlich im richtigen Moment in Sicherheit bringen konnte, sollte es nötig werden – und konzentrierte sich dementsprechend auf seinen direkten Gegenüber. Das nächste, was er hörte, war ein Ächzen, das leider viel zu sehr nach Rayon klang, als dieser, wohl abgelenkt durch das Treiben rund um Per, aufgesehen hatte und eine Sekunde später den Pistolenlauf einer versteckten Waffe des Anführers im Nacken spürte und benommen zur Seite kippte. Shit.. Noch ehe der Lockenkopf das Treiben realisiert hatte, hatte der Anführer Rayon unsanft von sich runter geschoben und die Waffe in die Richtung Pers gerichtet.
 
„Per, vorsicht!“, rief er gerade noch, doch der Seemann hatte gerade das Mädchen zurückergattert und schien auf anderes konzentriert zu sein.
 
Ein Knall ertönte, doch die Kugel schlug irgendwo in den Boden ein. Etwas, das Liam erst feststellte, als er den Mann vor sich kräftig mit der Schulter gegen die Kutsche gerammt hatte, ehe er alarmiert aufsah. Doch Per bewegte sich, die Kinder flohen und das kleine Mädchen rannte schluchzend in die Richtung ihres Bruders, um sich in seinen Armen zu vergraben. Den Anführer hatte der Lockenkopf als Gefahr vorerst ausgeblendet, immerhin konnte er ihnen zumindest aus der Entfernung nicht mehr gefährlich werden, nachdem er seine Waffe abgefeuert und den Schuss versemmelt hatte. Dieser allerdings hatte längst im Eifer des Gefechts die Waffe mit der geladenen am Boden ausgetauscht, ohne dass es einem der Piraten aufgefallen war. Vielleicht war es auch Liams Überzeugung, dass die Pistole in der Hand seines Gegenübers nicht geladen war, die ihn innehalten ließ, kaum dass ihm auffiel, dass man den Lauf auf ihn gerichtet hatte. Sein Kopf brauchte einen Moment, um hinterherzukommen. Einen Moment zu lange, denn der nächste Knall machte deutlich, dass es kein Bluff gewesen war.
 
Liam kam unsanft auf dem Boden auf und rutschte einige Zentimeter mit der Schulter über den feinen Schotter. Aus Erfahrung wusste er, dass sich eine Schussverletzung anders anfühlte und einen vor allem nicht zur Seite, sondern wenn nach hinten stieß. Der Blick des Anführers war finster, als er zu ihm aufsah, doch dieser hatte etwas ganz anderes ins Auge gefasst und Liam folgte seinem Blick – Per. Per, der - Verdammt. Sein Kopf zählte eins und eins zusammen und ohne groß zu zögern stürzte er sich nach vorne auf eine der Waffen, die am Boden lagen. Liam wusste nicht, ob sie noch geladen war oder nicht aber er hoffte es schwer. Sonst hätten sie nun ein wirkliches Problem. Der Knall, der sich löste, kaum dass er die Pistole gen Anführer gerichtet hatte, enttäuschte ihn nicht. Der Mann ließ den Dolch fallen, den er gerade gezückt hatte, um sich um Per zu kümmern und sackte zu Boden. Liam atmete auf. Rayon bewegte sich und Per lag noch benommen am Boden. Hastig kämpfte er sich auf die Beine, um seinem Kameraden die Hand zu reichen, doch da fiel ihm auf, dass sich das Hemd seines Freundes allmählich blutrot gefärbt hatte. Nein. Nein, nein, nein.
 
„Scheiße, Per.“, entwich es ihm, als er nach vorne stürzte, um die Hände auf die Brust des Seemannes zu drücken. Die Kugel hatte ihn doch erwischt. Die Kugel, die eigentlich für ihn bestimmt gewesen war. „Du musst wach bleiben, hörst du? Wach bleiben. Wir sind hier.“
 
Als würde das etwas ändern, ging es ihm durch den Kopf, doch eine bessere Idee hatte er in diesem Moment auch nicht. Seine Gedanken überschlugen sich. Als Cassy bei ihm eintraf, übergab er ihr die Aufgabe, auf die Wunde zu drücken und riss sich geistesabwesend sein eigenes Hemd über den Kopf, um es dem Älteren mit Müh und Not eng um die Brust zu binden. Auch Rayon schien sich wieder gesammelt zu haben. Liam wusste nicht, ab wann er plötzlich neben ihm gestanden hatte, doch es tat gut, zu wissen, dass sie nicht alleine waren.
 
„Wir müssen ihn zur Sphinx bringen. So schnell wie möglich.“, wies er seinen Freund an und sah zu ihm auf.
 
Die beiden Kinder waren vergessen, ebenso wie die Sklavenhändler, die noch immer verstreut, aber wenigstens reglos am Boden lagen. Rayon und er warfen sich je einen Arm Pers über die Schulter und hievten ihn mehr schlecht als recht auf die Beine.
 
„Bleib bei uns, wir bringen dich in Sicherheit.“, presste Liam angespannt zwischen den Zähnen hindurch.
 
Die Umgebung blendete er vollkommen aus, ebenso wie die fragenden Blicke der Passanten, an denen vorbei sie sich gen Sphinx bewegten. Cassy folgte ihnen und verdeckte immer wieder die Sicht der Menschen auf den verwundeten Seemann. Auch, wenn Liam gerade keine Worte für sie hatte, war er dankbar. Seine Brust fühlte sich schwer an und sein Herz zog sich mit jedem Kilo weiter schmerzhaft zusammen, den Rayon und er auf ihrer Schulter spürten. Er hoffte, dass Pers Atmung einfach nur zu flach war, um sie zu hören. Alles andere wollte er nicht wahrhaben. Doch der Körper, den sie zur Sphinx brachten, wurde mit jedem Schritt schwerer und schlaffer. Liams Atmung zitterte, doch er behielt das Ziel fest im Blick. Gregory und Elias würden etwas tun können. Sie mussten nur bei ihnen ankommen. So schnell wie möglich.


{ Plotende für Cassy, Rayon, Per und Liam | Per wird zunehmend schwächer zur Sphinx gebracht }
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Crewmitglied der Sphinx
für Gold gesucht
dabei seit Oct 2019
Er hätte keinen Einwand erhoben, selbst wenn er nicht durch ihren plötzlichen Griff in den Trosssack überrascht gewesen wäre. Nicht in diesem Moment und unter diesen Umständen. Sie hatten schmutziges Handwerk zu erledigen und abgesehen davon, dass ihm klar war, dass die Soldaten verschwinden mussten – endgültig –, bot der Keller die beste Option. Sein Plan, wie sie das anstellen sollten, ohne selbst massakriert zu werden, war jedoch reichlich dünn. Und sie wusste das ebenso – also würde er ihr nicht verwehren, ihre Chancen zu erhöhen, wenn sie doch diejenige war, von der er das größte Risiko verlangte.
Er hatte an Feuer gedacht – riskant, aber immer noch sicherer als ein Kampf in dem beengten Raum des Kellers gegen eine Truppe, die in deutlicher Überzahl war, selbst wenn man die riesige Frau doppelt zählte. Aber das war nahezu ausgeschlossen, wenn die Weißhaarige die Soldaten hereinlocken sollte – es sei denn, Tarón würde sie in vollem Bewusstsein opfern. Früher hätte er das vielleicht getan, geprägt von einer anderen Crew und anderen Männern als denen, mit denen er nun segelte. Und ohne den Blick seiner Cousine im Rücken. Doch dieser Falke war er nicht mehr und selbst wenn ihn dieses Zögern, über Leichen von Verbündeten zu gehen, vielleicht das Genick brechen würde, war er doch froh darüber.
Ihr verschlagenes Grinsen zeigte ihm zumindest, dass er es bei ihr mit einer Frau zu tun hatte, die diese Gedanken verstanden hätte. Taróns Brauen furchten sich fragend, als er beobachtete, was sie da trieb. Zwischenzeitlich glitt sein Blick zu den sich entfernenden Stimmen der Soldaten. Was auch immer sie da tat: sie sollte sich besser beeilen!
Doch da drückte sie ihm auch schon das Gefäß in die Hand, in das sie das eben zerstoßene Pulver gefüllt hatte. Einen Moment starrte er sie an, bis ihm selbst auffiel, wie dusselig er dreinsehen musste. Seine Gesichtsmuskeln spannten sich, als er seine Miene unter Kontrolle brachte.

„Na schön – ich hoffe für uns alle, dass das funktioniert…“

Sie vergasen... keine schöne Vorstellung. Doch mochte seine neu gefundene Zimperlichkeit auch Menschen schützen, die sich als Verbündete darstellten und die er ansonsten hinterrücks opfern müsste, so weitete sie sich nicht auf jene aus, die ein ernsthaftes Problem für ihn und die Seinen darstellten. Natürlich wusste er, dass die Soldaten ebenso Menschen waren – Menschen mit Familien und Freunden. Dieses Wissen würde ihn nicht davon abhalten, sie in einen Haufen leblosen Fleisches zu verwandeln.
Und auch Isalas flehende Stimme würde ihn nicht davon abbringen. Er hatte sie weitgehend ausgeblendet, während sein Geist auf der Suche nach einer Lösung war, doch dieser Ton schnitt mit einer Vehemenz in seinen Geist, die er nicht ignorieren konnte.
Vor seinem inneren Auge sah er ein Mädchen, das in der Ferne immer kleiner wurde, während die schreienden Möwen die Hangman auf das Meer hinausbegleiteten.

„Isa – geh in den Innenhof, in dem wir Beiros getroffen haben!“

 Geh außer Sicht – tu dir das hier nicht an!

 War das, was er eigentlich damit sagen wollte. Und dass es keinen anderen Weg gab. Die Welt war grausam, und in ihr war auch er grausam geworden. Für ihn war es zu spät – doch vielleicht konnte er Isala davor bewahren, zu dem zu werden, was er auch in der dunkelhäutigen Frau neben sich erkannte.

„Geh, Isa!“

Und denk an etwas anderes, obwohl du weißt, was wir hier machen. Halt dir die Ohren zu und sing ein Lied… Und denk nicht zu sehr darüber nach, zu was für einem Mann die Welt deinen Cousin gemacht hat.

Isa einen letzten Blick zuwerfend, der im letzten Moment erst von gefestigtem Befehl zu etwas anderem wechselte, als sich seine Kontrolle für eine Sekunde aufhob und etwas von dem Bedauern darunter hervorblitzen ließ – nicht gegenüber diesen armen Teufeln, die sie töten würden, sondern Isala gegenüber – wandte sich Tarón gerade noch rechtzeitig der Riesin zu, als sie ihren Blick auf Harald heftete.
Erneut lief ein Schauder seinen Rücken hinab, als sie einen Vogelschädel hervorzauberte und diesen zerbiss.
Es gibt keine Zauberei!
 Doch warum wurde ihm dann so kalt, als Rúnars Vogel losflog – durch das Fenster des Kellers und in die Dunkelheit hinein. Und nur wenig später ertönte von drinnen die Stimme der Frau. Laut und deutlich genug, dass sie weithin zu hören war.

„Wie…?“

Doch als sich die Schritte der Soldaten näherten, war das vorerst belanglos. Tarón suchte Deckung, beobachtete, wie die Männer kurz irritiert vor dem Keller stehen blieben, von den spöttisch irren Worten einer Frau, die keine Frau war, jedoch dazu angestachelt wurden, den Keller schließlich zu betreten. Ein bunter Blitz flog auf dem Fenster, tirilierte nun wieder im Vogelton, und Tarón starrte auf das gähnende schwarze Maul des Kellers, während er seinen Schwanz hervorfummelte und mit zusammengebissenen Zähnen tat, was die Dunkle ihm zuvor aufgetragen hatte.

Irrsinn… das alles war Irrsinn!

Doch als er den zischenden und Gas ausströmenden Behälter in das Todesloch warf, sprang er dennoch selbst hinterher, um die Tür zuzuhalten. Die Dunkle gleich neben ihm. Er hoffte inständig, dass Isa auf ihn gehört hatte. Die Männer hinter der Tür begannen zu schreien – nicht lange jedoch, denn nur allzu bald gingen ihre Schreie in Würgen und Röcheln über, während sie immer verzweifelter versuchten, die Tür aufzudrücken. Taróns Rücken lehnte fest gegen das Holz, das ihn immer wieder ins Kreuz rammt, bis nur noch ein Kratzen an den Brettern zu hören war und dieses schließlich ebenso erstarb.


[vor dem Innenhof zwischen Marktplatz und Hafen | Tali und Isala  ]
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