09.03.2020, 23:46
Schlaues Mädchen. Sie vertraute ihm genau so wenig, wie er es erwartet hatte. Und womöglich hasste sie gerade den Umstand, dass sie viel zu sehr in der Zwickmühle steckte, um sich noch lange mit einer Entscheidung aufzuhalten. Ceallagh wäre beinahe ein Grinsen über die Lippen gehuscht, hätte sie nicht dieses hasserfüllte Funkeln in den Augen gehabt. Ihre Patsituation amüsierte ihn auf eine Weise, die sie nur noch mehr dazu anstachelte das Falsche zu tun und ihm vielleicht doch noch ein schönes Loch in den Magen zu schießen. Apropo. Das Ziehen in seiner Schulter wurde mit jeder weiteren Minute, die Madame damit zubrachte ihn, statt den anderen Kerl mit Blicken zu malträtieren, zu einem ausgewachsenen Schmerz, der Schweißperlen auf seine Stirn trieb.
“Bereits in Hafennähe und womöglich binnen weniger Minuten hier.“
Den Fremden ignorierte er dabei gekonnt, der sich noch im selben Moment für ihn verbürgen wollte. Was auch immer ihm das jetzt noch brachte. Der Rauschebart schien wohl seine Lage schnell begriffen zu haben, wenn er jetzt auf die Seite der Piraten umschwenkte und sich offensichtlich nicht dazu hinreißen ließ seine lockeren Fesseln für eine Flucht zu nutzen. Und dass er dazu in der Lage war, wussten sowohl sie beide, als auch dieses dunkelhaarige Frauenzimmer, das nun unermüdlich versuchte sowohl ihn, als auch Mister Karamel nicht aus den Augen zu lassen. Gott, sie verrenkte sich noch den Hals! Erst als Schritte in seinem Rücken laut wurden, wandte Ceallagh den Kopf halb über seine Schulter und überbrückte die letzten fehlenden Meter mit seinen leuchtend grünblauen Augen. DIESES Gesicht hatte er vorhin nicht in der Gasse gesehen. Zumindest nicht aus dieser Perspektive. War wohl der Kerl, der hinter Luciens Schwester in Richtung Erdboden gesprungen war. Noch so ein lebensmüder Bekloppter.
Abwartend wandte sich der Hüne nun zu der Dunkelhaarigen herum. Und er gab ihr nur wenige Sekunden, ehe er die Hände herunter nahm und sich in Bewegung setzte. Das Thema war nach dieser kurzen Unterhaltung gegessen. Er würde keine Zeit damit verschwenden untätig auf die Gnade der holden Maid zu warten, sondern zusehen, dass er seinen Freund aus Kindertagen lebend und weit weg von dieser Insel brachte.
“Ich würd‘s mir zweimal überlegen, den mitzunehmen.“, raunte er Shanaya im Vorbeigehen zu und sah mit einem vielsagenden Schmunzeln zu Zairym hinunter. “Oder ihm zumindest keinen Grund geben, seine Schuld jetzt schon zu begleichen.“
Denn DAS würde wohl oder übel irgendwann zur Sprache kommen, wenn es hieß „Planke“ oder „keine Planke“. Und auch wenn das ebenso auf ihn selbst zutraf… nein… das war ihm gerade und für alle Zeit so ziemlich egal.
Bereits jetzt malte er sich ihren finsteren Blick aus, der ihm wohl sagen würde, dass er die Klappe zu halten hatte, weil sie sich von IHM mal gar nichts sagen ließ. Wie von Zauberhand wandelte Ceallagh das leicht diabolische Zucken seines Mundwinkels in einen neutralen, freundlichen Ausdruck, kaum dass er die hellen Augen in ihr Gesicht hob. Dann war der Hüne auch bereits verschwunden. Winkte Farley, den anderen Lockenkopf, zu sich, um das Schiff binnen weniger Augenblicke fahrtüchtig zu machen.
[auf der Sphinx | in der Nähe von Shanya und Zairym, direkt vor Farley | danach mit Farley auf der Sphinx unterwegs, um alles zum Auslaufen vorzubereiten]