26.06.2019, 18:05
Die Straßen und Wege waren wie ausgestorben. Wenige Lichter erhellten die Dämmerung in der die ersten Sterne bereits zu sehen waren und Geräusche machte nur der Wind, der die Blätter der Bäume leise streichelte. Hin und wieder raschelte es im Unterholz, wenn sich dort eine Maus bewegte, oder ein anderes Tier, das auf Nahrungssuche war. Von weiter weg dieser Stille, erhob sich ein Gemurmel von Leuten die sich unterhielten und auf diesen noch so ruhigen Ort zuhielten. Das Gemurmel wurde zu einem Sprechen, um so näher die drei Menschen diesem Ort kamen. Aus dem Sprechen wurde lautes Geplapper, Gelächter und teilweise Johlen. Zwei Männer, der eine den anderen beim Gehen stützend und ein Junge im Teenageralter störten die Abendruhe dieses friedlichen Plätzchens.
„BOOOOMM!“
meinte Trrevor, als Scortias vorschlug, die Kanonen auf die Insel auszurichten, um jeden Mann und jede Frau aus dem Weg zu schießen, die sich der Sphinx näherten. Schließlich sollten sie, Aspen, Trevor und Scortias, nun auf ihr Schiff acht geben. Befehl vom Captain höchst persönlich. Mit etwas weniger Alkohol im Blut wäre Scortias diese Idee wohl nicht gekommen, genau so, wie Trevor wohl ohne Alkohol im Blut von dieser Idee begeistert gewesen wäre. Obwohl man das bei dem Blonden nicht genau sagen konnte. Scortias fand eigentlich nicht, dass sich Trevor seltsamer verhielt als sonst auch. Naja, bis auf die Tatsache, dass auch der großgewachsene Bruder von Gregory, dem Schiffsarzt, das selbe Problem mit der Balance hatte, wie Scortias. Nur war es bei dem Jungen nicht ganz so stark, wie bei Trevor, der kaum ohne Unterstützung auf den Beinen bleiben konnte.
Scortias lachte kichernd, als er zu Trevor sah, der den Jungen wohl dabei unterstützen würde die Kanonen abzufeuern, wenn es denn nötig werden sollte. Er nickte breit grinsend über den Vorschlag, dass sie die Rumfässer treffen sollten, da diese eine schöne Explosion zur Folge haben würden.
“Ich habe schon oft Rum getrunken.“ sagte der fast Dreizehnjährige zu Aspen, denn teilweise hatte er damals nichts anderes zu trinken. Die Zeiten als Straßenjunge waren hart und er musste das zu sich nehmen, was er sich ergaunern konnte. Es war nicht selten gewesen, dass Scortias mit rosigen Wangen, angetrunken in einer Straßenecke eingeschlafen war. Der Rum hatte ihn immer so müde gemacht und ihm war so schwindelig geworden. Genau so wie heute auch wieder. Immer wieder schwankte der Junge auf seinen Beinen und hatte ein wolliges Grinsen auf dem Gesicht.
Das Kichern brach nicht ab, vor allem, als Trevor Aspen widersprach, was die Aussage über seine Standhaftigkeit betraf. Trevor „Standhaft“ Scovell. Der Rückweg gefiel dem Jüngling bisher viel besser, als diese doofe Party. Mit einer Partnerschaft hatte Scortias bisher noch nie etwas am Hut gehabt. Klar war da dieses hübsche Mädchen auf dem Markt gewesen, die ihn immer so niedlich angelächelt hatte. Aber niemals hätte er darüber nachgedacht, in irgendeiner Form mit dem Mädchen zusammen zu sein. Er mochte es bei ihr zu sein und vielleicht hätte er sie auch geküsst. Aber mehr war ihm damals nicht in den Sinn gekommen. Das wäre heute vielleicht schon anders, denn er steckte nun mitten in der Pubertät. Gewisse Triebe hatten eingesetzt und gewisse Bedürfnisse.
Natürlich konnte es sich der Schiffsjunge nicht nehmen lassen, diesen Zungenbrechersatz von Trevor zu wiederholen … oder zumindest es zu versuchen ihn zu wiederholen.
„Fischers Fritsche fitscht fischge frische ... Wäsche?.“ sagte Scortias mit vollster Konzentartion, die er in seinem Zustand aufbringen konnte. Und schließlich lachte er wieder laut los, da er das einfach nicht schaffte. Sein Arm auf Trevor zeigend und mit dem Finger auf den Scorvell ausgerichtet, knickte der Junge erneut an seinem Bauch ein und lachte so laut, dass einige Vögel aus ihrem Schaf gerissen wurden und aus den Bäumen hetzten. Gut, es könnten auch Fledermäuse gewesen sein. Das war in der Dämmerung nicht zu erkennen.
Kaum hatte der Junge wieder Luft in seinen Lungen gesogen, sah er in das Gesicht des lustigen Mannes, der gerade von einem Fisch namens Fritz erzählte, der recht große Augen gehabt haben soll. Das Gesicht von Trevor und dabei noch die Finger an den Augen um die Größe zu demonstrieren, diese aufgerissenen Augen, die einem auch Angst einjagen könnten, brachten den Jungen erneut zu einem lauten Gelächter. Er spürte, wie seine Bauchmuskeln schon weh taten und wie seine Wangen sich allmählich verkrampften. Schon lange hatte Scortias nicht mehr so ausgiebig aus dem Herz gelacht wie heute.
Er sah zu Trevor und schnappte nach Luft, als dieser gegen ein Fass stolperte und sich beinahe auf die Nase legte. Der Scovell legte noch einen drauf, als er das Fass auch noch schlug und sich wohl dabei selber weh tat. Das Jungenlachen hallte von den Hausmauern zu ihren Ohren zurück. Sicher waren neugierige Augen bereits an den Fenstern erschienen, sofern dessen Besitzer nicht auf der Party eingeladen waren.
Mit einem Lächeln rannte Scortias schließlich auf die Fässer zu, denn er hatte die Herausforderung des Scorvell angenommen, um die Wette auf die Fässer zu klettern. Der Junge drückte sich mit den Händen Ab und stellte seinen Fuß auf das Fass, dann drückte er sich in den Stand. Kurz schwankte er, konnte sich aber dann wieder abfangen.
„Wenn Du verlierst, musst Du meinen Küchendienst für eine Woche übernehmen.“
[Zusammen mit Aspen und trevor auf dem Weg zurück zur Sphinx]