05.05.2019, 10:32
So langsam lebte er sich an Bord ein - verrückt, denn er hätte niemals auch nur im Traum darauf gewettet dass er einmal unter einer schwarzen Flagge segeln würde, geschweige denn, dort Freunde finden würde. Die letzten Tage waren ruhiger gewesen, eine willkommene Abwechslung nach der Katastrophe, die Mîlui gewesen war. Seine Wunde heilte überraschend gut, bedachte man das, was Elian von den Fähigkeiten des so genannten "Schiffsarztes" gesehen hatte. Studiert hatte der Mann unter Garantie nicht, aber immerhin hielt er seine Hände und Instrumente sauber und auch wenn eine Narbe zurückbleiben würde, hatte er die Kugel aus Elians Rücken gepuhlt, ohne ein größeres Blutgefäß oder gar Organ zu verletzen. Das war... das war doch ein guter Anfang. Jedenfalls hatte er beschlossen, es positiv zu werten und zu versuchen, der Zukunft wieder etwas optimistischer entgegen zu blicken.
Er stand an der Reling, noch zu vorsichtig um sich in die Takelage zu trauen (wer wusste schon, ob Gregory mit einer aufgerissenen Wundnaht klarkommen würde) und ließ sich den Abendwind um die Nase wehen. Es war friedlich, fast schon still, wenn man das stete Rauschen der Wellen nicht einrechnete. Göttin, ich liebe die See...
Was ihn am Seefahren hingegen schon immer etwas gestört hatte, war die Tatsache, dass man nie vollkommen alleine war. So auch jetzt nicht: Gelächter und Stimmen rissen ihn aus seiner Naturbetrachtung. Er wandte den Kopf und sah die Navigatorin, zusammen mit einem der Seeleute, bei einem Würfelspiel sitzen. Sie sahen fröhlich aus.
Vielleicht sollte ich mal aufhören, den Eigenbrötler zu spielen. Wenn ich Seite an Seite mit diesen Leuten leben will, muss ich sie besser kennen lernen. Er gab sich einen Ruck und wanderte hinüber, nickte Shanaya zu, als diese sich zu ihm umdrehte, und setzte sich dann unweit entfernt auf den Boden, den Rücken an eines der Fässer gelehnt, um zuzusehen.